@whynot60
Menschenskinder, bin ich froh, daß ich morgen frei habe, denn ich bin anscheinend in Schreibwut heute.
Ich weiß jetzt nicht genau, ob du das wirklich ernst meinst Wahrscheinlich ist ein kleiner Teil ernst zu nehmen.
Trotz meiner Lesbenshow am Sonntag Morgen, kann ich natürlich nicht nachvollziehen, wie sich das anfühlt. aber, ich hätte gedacht, daß das zu den Männerträumen gehört? Ich bin fast entäuscht.
Und was für Frauen waren das?
Ich bin grad total nervös, in meiner Wohnung riecht es so komisch gut, als wäre ein Maiglöckchenparfum ausgelaufen, und ich finde den Ursprung nicht.
Weißt, die Zeiten haben sich einfach geändert, und ich vermute stark, daß das schon da beginnt, daß sich die Menschen einander nicht mehr so widmen, vor allem, die Eltern den Kindern nicht so widmen, wie sie es sollten.
Natürlich haben die zwei Weltkriege vieles ins Wanken gebracht, und auch die Dekadenz unserer Zeit. Frauenrollen ändern sich auch an den äußeren Gegebenheiten, ich kann mich noch an feministische Literatur erinnern, die z.B. Erziehungsstile auseinandernahm. In Zeiten, wo es nicht genug Männer gibt, sollen Frauen ihren Mann stehen, und wenn die Männer wieder da sind, sollen sie zurück an den Herd. Und genauso wird uns eingeredet, wie wir unsere Kinder erziehen sollen. Mal ist die ständige Fürsorge der Mutter das Non-plus-ultra, dann heißt es wieder, so würden die Kinder verzärtelt und beschränkt, es bräuchte ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Es passt sich immer dem an, was gerade gebraucht wird. In unserer narzisstischen Zeit, denn das hat sich daraus entwickelt, sollen Frauen, laut dem Bild, daß uns z.B. Politik oder Werbung vermittelt, einfach immer gut funktionieren und dabei noch möglichst gut aussehen.
Früher mag es gereicht haben, eine warmherzige, mütterliche Person zu sein, und das auch auszuleben, aber das ist ein Luxus, den man sich heute kaum mehr leisten kann. Früher waren die Rollen klar verteilt, man heiratete möglichst, und hatte einen Mann und Ernährer, mit dem man die gemeinsamen Kinder großzog. Unverheiratete Frauen waren fragwürdig, kinderlose erbarmungswürdig. Aber unverheiratet und ein Kind, war die absolute Schande.
Und die Ehe, egal, wie sie war, man zog sie durch, möglichst bis zur platinenen Hochzeit.
Die Dekadenz unserer Zeit ist die, daß wir genug Muße haben, um über uns nachzudenken, und anscheinend funktionieren die Menschen in diesem rasanten, ausbeuterischen System nicht mehr so gut, sodaß wir auch gezwungen sind, über uns nachzudenken. Eigentlich sind wir von der Natur aus so angelegt, daß auf Anspannung Entspannung folgt, und wir sind der Dauer-Anspannung einfach nicht gewachsen. Sie stört unsere uralten Überlebenssysteme, und das was folgt sind natürliche Reaktionen, aber in einer Gesellschaft, wo du immer gut funktionieren sollst, stört das den Ablauf und du wirst zum Kranken erklärt. Und wenn es immer mehr werden, fängt das Katalogisieren an.
Die Wardetzki hat sich usprünglich mit Essstörungen auseinandergesetzt, und dabei den weiblichen Narzissmus gefunden. Und sie sagt selbst, daß es schwierig ist, ungesunden Narzissmus in einer Gesellschaft zu erkennen, die diesen fördert.
Denn auch weiblicher Narzissmus ist selbstzerstörerisch, und ist nichts, was man mit einer normalen Frauenrolle in Verbindung bringt. Die Rolle der Frau unserer Zeit ist ungefähr so angelegt: Möglichst hohe Ausbildung, möglichst gut aussehen, wennmöglichst schlank zu sein. Einen adäquaten Partner finden, im Beruf aufsteigen, Familie möglichst so planen, daß deine Berufsaussichten dadurch nicht geschmälert werden. Unabhängig aber bindungsfähig, Gute Mutter und gute Arbeitskraft+gute Haus- und Ehefrau. Ahja, und man soll sich ganz nebenbei ein tolles soziales Netz aufbauen. Und da soll man nicht verrückt werden, wenn man das nicht mal ansatzweise hinbekommt? Man müßte sich dreiteilen, aber es wird als Norm verkauft.
Essgestörte Narzisstinnen z.B. kontrollieren jede Kopfwehtablette auf Kalorien, oder können sich nur entspannen, wenn sie sich vollgefressen haben, und dann wieder alles auskotzen. Sie haben ein falsches Körperbild, das aber in den Medien als extrem erstrebenswert propagiert wird. Beziehungsgestörte Narzisstinnen, wie ich z.B., haben keine funktionierenden inneren Grenzen, die einen vor destruktiven Beziehungen schützen.
Egal, welche Form, sie macht krank, und vielleicht sind auch schon die Frauen in früheren Zeiten insgeheim an ihren undankbaren Rollen verzweifelt, aber sie hatten kaum Möglichkeiten, sich dagegen aufzulehnen. Und es gab immer genug zu tun, um nicht nachdenken zu müssen/können. Und wer weiß, wieviele seltsame Krankheiten darin ihren Ursprung hatten, die diese Frauen dann zerstört haben.
Und, ist es gesund und normal, eigentlich nicht am Leben teilzunehmen, sondern sich mit Leistung immer wieder ans Limit zu treiben? 8 Jahre lang nur vorm Fernseher und mit Beruhigungsmitteln einschlafen zu können? Um bis zum nächsten Zusammenbruch durchzuhalten?
Tja, und ich nenn es definitiv eine Fassade und ein abgespaltenes Selbst, wenn man das gar nicht wahrnimmt, was man da mit sich tut. Wenn es normal ist, kein Leben zu haben, und man nur noch auf den Tod wartet, der einen erlöst.
Und wenn man dann das zum ersten Mal wahrnimmt, weil es Wort für Wort wo steht, und es einem den Boden unter den Füssen wegzieht, vor lauter Erkenntnis, dann fragt man nicht mehr viel, ob man sich eventuell pathologisiert oder überdiagnostiziert. Es ist endlich klar, WARUM man das tut.
Wenn man schließlich weitergräbt, um herauszufinden, was einen in den Narzissmus getrieben hat, und man findet man ein Kaleidoskop an Kränkungen,. Was soll ich da noch hinterfragen? Ich habe nichts, was ich dagegen halten kann. Narzissmus ist für mich nur der Name eines Gesamtbildes, ich habe einfach keinen anderen. Das war der erste, den ich gefunden habe. Und ich bin froh, daß das Kind nun endlich einen Namen hat.
Und ich finde auch kein besseres Wort für Kränkungen. Zerstörendes Verhalten der Umwelt? Ergebnis von Lieblosigkeit?
Es fühlt sich richtig an, es fühlt sich heilsam an, eine Diagnose für mein selbstzerstörerisches Verhalten zu haben, und mir die zerstörenden Elemente anzuschauen. Und darauf verlasse ich mich.
Denn ansonsten könnte ich mir die freigewordenen positiven Energien nicht erklären, und mit jeder Kränkung, die ich aufdecke, verstehe ich mich besser. Es ist einfach alles besser geworden. Es lebe die Diagnose