ysabell
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ysabell
Zitat:Ich habe seit Tagen die Dosis meiner Antidepressiva verringert, und spüre kaum die Entzugserscheinungen, wie sonst. Denn grade bei meinen AD ist es so, daß Ärzte lieber erst umsteigen und dann ausschleichen, weil die nicht nur den Serotoninspiegel hochhalten, sondern auch Dopamin und Noradrenalin beeinflussen.
whynot60
ysabell
Zitat:Denn das eigentliche Unglück ist nicht, unglückliche Erfahrungen zu machen, sondern das eigentliche Unglück ist, sich dann mit nichts anderem mehr zu beschäftigen und nur noch zu analysieren, an was allem negative Erfahrungen schuld sind. Das kann einem das Leben tatsächlich gehörig verderben und verbauen.
Zitat:Ich glaube, ich weiß was du meinst, und es geht für mich nicht darum alles wegzutherapieren, es geht darum , es überhaupt als existent wahrzunehmen.
Zitat:Ich war so blind, es war so offensichtlich, aber solange man es mir nicht so unter die Nase reibt, wie die Wardetzki, kann ich es nicht sehen.
Zitat:Und ich denke, ich hätte in einer Therapie sehr lange gebraucht, um zu kapieren, was der Therapeut mir eigentlich sagen will.
Zitat:Ich hätte meine Fassade bis aufs Blut verteidigt. Ich brauch das anscheinend so, fertige Diagnose, Wham!
Zitat:Und das Buch Ohrfeige für die Seele zeigt mir, daß ich gar nicht hätte anders handeln können, mit all dem was ich herumtrage. Es ist schon ein Glück, daß ich wenigstens meinen schwarzen Humor nicht verloren habe.
Zitat:Ich verstehe, warum ich unter Stress die Nerven verliere, nicht weil ich so gestresst bin, sondern, weil ich tief gekränkt bin, ich projiziere meine Ansprüche auf meine Umwelt, und fühle mich abgelehnt, wenn ich nicht entsprechen kann.
Man hat mich schon als Kind mißachtet und ausgebeutet, und in Beziehungen und Arbeitsverhältnissen hat sich das nahtlos fortgesetzt, ich kenne nicht viel anderes, deshalb kenne ich hier keine Grenzen. Und mit einer fetten Versager-Botschaft im Rücken potenziert sich das. Ich habe den Kränkungen nie etwas anderes entgegenhalten können als meine Fassade.
Dagegen anleisten. Gut sein. Anständig sein.
Zitat:JETZT weiß ich WARUM! Es ändert nichts an meiner Geschichte, nichts an den Kränkungen, aber durch das Anerkennen passiert etwas. Wenn ich weiß, was mich reitet, kann ich mich selbst besser beurteilen, ich sehe die Mechanismen.
Zitat:Es ist wie vor einer Uhr zu stehen, ja, die macht halt ihren Job. Aber was treibt sie an? Wie greift jedes Rädchen ins Andere, und was passiert dann?
Wenn du in das Innere der Uhr gesehen hast, ist ihre Funktion kein Geheimnis und kein Mirakel.
Und so ungefähr fühle ich mich: enrätselt. Durch das Wissen verändert sich mein Handeln, ohne zutun. Meine ganze Welt hat sich verändert, nur durch das Erkennen. Es ändert nichts an der Vergangenheit, aber ich weiß jetzt WIE SEHR sie mich beeinflußt hat. Ich kann jetzt in das Geschehen eingreifen, kann Gefühle identifizieren, kann mir mit Vernunft klarmachen, warum ich so empfinde. Und das befreit mich davon, dem ausgeliefert zu sein, ohnmächtig zu sein.
Die Kränkungen treffen jetzt nicht mehr das kleine Kind, sondern eine erwachsene, fast 50jährige Frau. Und die kann ganz anders damit umgehen. Die wird sich nicht zurückziehen und traurig und alleine sein, sondern in Kontakt treten und Lösungen suchen. Sie wird im Stress nicht auf die Umwelt projizieren, wie sehr sie sich von ihr verlassen und gekränkt fühlt, und wütend und traurig werden, sondern die Hilfe annehmen, die ihr eh schon geboten wird, ohne sich wie eine Versagerin zu fühlen.
Ich weiß auch nicht, wieso das so einfach geht, ich bin so an Schwierigkeiten gewöhnt, daß ich schon mißtraurisch werde.
Zitat:Alles geht in Richtung Gesundung, vorher war mir meine Selbstzerstörung egal. Ich habe meinen Wert gefunden?
Elerya
Zitat von ysabell:Ich bin schreiend weggerannt und habe aufgeatmet, als ich bei meiner Psychologin landete, die mir nämlich gar nichts nahelegte und nix steuerte, sondern mir Raum für meine Gefühle gab.
ysabell
Zitat:Raum für Gefühle ist, wie ich finde, das Besonderste, was einem ein anderer Mensch (Therapeut, Freundin, Partner) geben kann. Es erscheint mir sehr schwer zu sein, die Verzweiflung eines anderen Menschen auszuhalten. Ich habe immer das Gefühl, das Problem lösen zu müssen, die Gefühle wegmachen zu müssen. Aber ich merke bei mir selber, dass ich es nicht mag, wenn mir jemand Ratschläge erteilt, lieber möchte ich erzählen, weinen usw.
Zitat:Meine Kunsttherapeutin-Freundin kann das einfach ganz besonders gut. Sie ist ja viel älter als ich, lebt ihr ganzes Leben lang (von kürzeren Beziehungen unterbrochen) alleine und ist, wenn man sich ihren Lebenslauf ansieht, einfach nur stark, beeindruckend, empathisch, intelligent. Und sie hat absolut diese Fähigkeit wie ich sie bei keinem anderen erlebt habe zuvor.
Nach dem Scheitern meines letzten Beziehungsversuchs wusste ich innerlich, jetzt ist es für lange, lange Zeit vorbei mit Männern. An dieser Stelle geht es nicht mehr weiter, du kannst dich diesen Erfahrungen nicht mehr aussetzen. Du musst dich beschützen.
Dementsprechend war ich richtig verzweifelt. Ich rief sie an, ob ich zum Spaziergang vorbeikommen könne. Sie wusste noch von nichts. Wir liefen von ihr los, sie erzählte viel von sich und plötzlich fragt sie Und wie geht es dir?. In dem Moment konnte ich die Tränen und alles, was sich aufgestaut hatte, nicht mehr zurückhalten. Ich bin richtig doll angefangen zu weinen. Sie hat nur gefragt Möchtest du, dass ich dich in den Arm nehme?. Ich meinte Nein. und dann sind wir weitergelaufen. Drei Stunden. Ich habe die ganze Zeit über geweint, erzählt. Uns kamen viele Menschen entgegen. Einige guckten peinlich berührt, andere hielten mich bestimmt für gestört, so doll in der Öffentlichkeit zu weinen und verzweifelt zu sein, schwarze Augen vom verwischten Maskara, zig Taschentücher in der Hand. Sie hat nicht einen Versuch unternommen, da irgendwas zu stoppen an Gefühlsausbrüchen. Sie hat dem ganzen eben Raum gegeben. Das hat mir so gut getan. Und es hat auch viel in mir bewirkt.
Zitat:Zwei Spaziergänge mit ihr, ein Besuch bei einer Kinesiologin und einer bei der Kartenlegerin haben in mir einen so großen Entwicklungsschub bewirkt, wie ich ihn vorher nicht hatte. Trotzdem hänge auch ich immer noch in einer gewissen Antriebslosigkeit und Trauer fest. Es hört sich gegensätzlich an, ich weiß. Aber es ist beides gerade da, die Zuversicht, das Glück und die Trauer. Ich weiß nicht, ob ihr so etwas kennt. Ich habe mit etwas aufgehört, was lange Zeit mein Lebensinhalt war (Suche nach Partner, Ersatz vom Ex).
Zitat:Für mich war im Kontakt mit der Kinesiologin und der Kartenlegerin wesentlich, dass ich mich von ihnen seit langer Zeit richtig gesehen gefühlt habe.
Zitat:Allen anderen konnte ich etwas vormachen. In der Zeit, in der es mir richtig schlecht ging, hörte ich ständig Komplimente wie Du siehst blendend aus. (Dann denke und fühle ich immer inhaltlich ein Yes. Läuft bei mir. Ich hab alles im Griff. Niemand wird was merken. ) Und die beiden haben mir meine Tarnung sofort abgenommen und ich stand ganz schutzlos da. Ich dachte, ich könnte auch sie nur mit meiner Fassade konfrontieren. Das war in einigen Punkten sehr schmerzhaft, so in den Spiegel zu schauen, aber es hat was bewegt.
ysabell
Zitat:Naja, einen Nagel in die Wand zu hämmern, das schaffe ich gerade noch . Und wenn es meine Partnerin, so ich eine habe, tatsächlich nicht kann, einem tropfenden Wasserhahn beizukommen, dann gelingt mir zur Not auch das .
Früher haben mir ja nicht einmal Regen und Kälte etwas ausgemacht. Aber im Lauf der Zeit bin ich etwas bequem geworden und setze mich den Unbillen der Natur nur noch aus, wenn es sich nicht verhindern läßt.
Zitat:Zu Heldentaten neige ich allerdings gar nicht, weder zu geistigen noch zu praktischen. Es sei denn, man sähe es als Heldentat an, vor einer querenden Kröte mit dem Auto stehenzubleiben und ihr über die Straße zu helfen, während hinter einem die aufgebrachte Empörung wächst und wächst .
Zitat:Ja, womit sollte ich sonst kokettieren, wenn nicht mit meinen Unfähigkeiten? Dann müßte ich alles Kokettieren ja gleich sein lassen .
Zitat:Offenbar siehst Du die falschen P. ofilme. Wenn man diese ganz und gar abartigen Dinge mit einem gewissen Forscherblick betrachtet, dann offenbaren diese professionellen P. os ja nur die professionelle Lustlosigkeit der P. oindustrie, der jede ero. schon mehr als zum Hals heraushängt. Das erinnert dann ja mehr an einen Schrubb- und Pumpjob als an sonst etwas . Ansonsten gibt es aber auch so manches, das durchaus einer ernsthaften Verhaltensforschung gerecht werden kann! Etwa wenn die Frau entspannt Zeitung liest, während der angedockte Mann sich in eine solche Ekstase hineinrackert, daß er die Zeitung dann schon für eine ganzkörpertätowierte Mitspielerin hält, die der Frau dominant den Mund zuhält .
whynot60
Elerya
Zitat von ysabell:Das ist ein gutes Gefühl, nicht?
Und das möchte ich eben auch bei einem Mann fühlen. Auch das ist bei mir Orientierungspunkt beim Kennenlernen. Gesehen werden. Dazu braucht es gar nicht vieler Worte. Ein Mann, der einen wirklich wahrnimmt, ist so se,xy Klar bedeutet das auch, dass er auch alle Schwachstellen sieht aber ich mag das und kann mir keine Beziehung zu einem Blindfisch vorstellen.
Zitat von whynot60:Was etwa @Elerya sagt, die Geschichte mit der Kartenlegerin - ich finde so etwas wirklich wunderbar und echt hilfreich! Denn so etwas kann einen enorm motivieren und einen über Tiefen hinwegtragen. Daher finde ich es auch richtiggehend absurd, daß alle diese Dinge im Allgemeinen so naserümpfend und abwertend betrachtet und beurteilt werden. Denn in vielen Fällen kann ein Kartenleger mehr und viel rascher helfen (wenigstens im Sinne von motivieren) als etwa ein Psychologe.
ysabell
Zitat:Das Starksein ist mehr als ein Selbstschutz, es ist alles, was ich zum Überleben hatte.
Kannst du jetzt verstehen, was mir das alles bedeutet? Welchen Wert ich auf einmal erkenne?
Zitat:Du wählst deine Schwäche, du kannst dich entscheiden, ob du etwas tun willst oder nicht. Ich hatte keine Wahl als stark sein zu müssen, obwohl ich erbärmlich schwach war, und eigentlich nicht konnte. Du hast dir Hilfe geholt, du arbeitest schon länger dran. Mir hat nicht mal meine Mutter geglaubt. Und sonst auch niemand.
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