Zitat von Ned:Und eines würde mich bei dir interessieren, wie gehst du mit Spinnen um? Spinnen haben ja einen speziellen Erzfeind.
Ich hatte früher Angst vor Spinnen und habe sie erst von meinem Vater, dann von Freunden oder meinen Partnern lebendig nach draußen befördern lassen. Seit ich jetzt mehrere Jahre alleine auf einem stillgelegten Kotten wohne, schaffe ich es mit Einmachglas, die Spinnen nach draußen zu bringen. Das war erst eine ganz schöne Überwindung für mich, aber ich mag sie auch nicht töten. Die Angst verschwindet, je häufiger ich sie mit der Methode nach draußen befördere. Kleiner kann ich nun auch schon einfach anpacken und herausbringen.
Was ich so faszinierend finde und worüber ich momentan länger nachdenke, ist wie gut Tiere uns spiegeln können und wie sehr sie uns mit Aufgaben zur Persönlichkeitsweiterentwicklung konfrontieren können.
An einem verlängerten Wochenende hatte ich den Hund eines Ex-Freundes, weil er geheiratet hat. Auf der Nähe-Distanz-Skala liegt mein Ex zu 100Prozent in Richtung Nähe, würde ich jetzt einfach mal so behaupten. Er ist sehr lieb, kann gar keine Grenzen setzen. Das Wochenende mit seiner Hündin, die den bezeichnenden Namen Diva trägt, war eine Vollkatastrophe. Der Hund akzeptierte keine Grenze, suchte ständig meine Nähe auf äußerst respektlose Weise, hinterfragte jede Ansage, fand jede Lücke. Also auf Menschen übertragen würde ich sagen war dieses Tier die Dramaqueen der Dramaqueens. (z. B. habe ich sie sanktioniert, weil sie meinen Besuch angekläfft hat mit dem kurzen Ausschluss aus der sozialen Gruppe. Nachdem ich das ein paar Mal durchgezogen hatte, hat Madame verstanden, wer Lärm macht, muss gehen. Und als ich mich wieder meinem Besuch zuwendete, mich unterhielt, froh, dass das Gekläffe aufgehört hat, hat sie in der Zeit ganz still und leise hinter meinem Rücken meine Blumen vernichtet und in meine Wohnung gepinkelt . Sie musste nicht, sie macht das laut Aussage meines Ex häufiger, wenn ihr was nicht passt, und sie hatte auch vorher gemacht.
Dann brauch ja Madame, laut Aussage meines Ex, viel Bewegung und schwimmt gerne. Nachdem ich 25 km mit ihr unterwegs war auf Inlinern, hab ich gedacht, dass ich sie in dem See mal kurz schwimmen lasse. Diva freut sich riesig, springt rein und ihr Schwimmen sieht für mich so ungelenk aus, dass ich die ganze Zeit voll Angst hatte, dass sie mir ersäuft. Hab mir schon überlegt das Ex-Freundin ersäuft Hund am Tag der Hochzeit ihres Ex nicht so die Schlagzeile ist, auf die ich Lust hätte. Naja, ich habe versucht sie herauszulocken, aber sie paddelte immer in der Mitte im Kreis, ca. 40 Meter von mir entfernt und dann immer in eine andere Richtung nah ans Ufer. Da habe ich meine Inliner ausgezogen, mich durch die Brennnesseln gekämpft, ganz nah ans Ufer und versucht sie herauszufischen und sie guckt mich an und dreht im letzten Moment ab, bevor ich an sie herankomme, schwimmt an die andere Seite, ich wieder auf Socken um den See, Spiel von vorne. Und nachdem ich sie nach 30 Minuten immer noch nicht hatte, hab ich mich ausgezogen und bin in den Teich rein, hinter ihr hergeschwommen hab sie gefangen. Kommentar meines Ex zu dieser Story war übrigens Ja, ich bekomme die da gar nicht raus.. Ich war soooo wütend. Ich habe noch nie ein Tier erlebt, was so grenzüberschreitend, rotzfrech ist) .
Als er sie wieder abgeholt hat, hat er mir gesagt, dass das Leben für ihn schon ganz schlimm mit dieser Hündin sei und ob ich da Tipps hätte. Und dann habe ich versucht, ihm, ohne ihn zu verletzen, zu erklären, dass da ein Zusammenhang besteht zwischen seiner fehlenden Fähigkeit, Grenzen zu setzen und dem Verhalten des Hundes. Er hat die Zusammenhänge nicht verstanden und hat für den Weg, der dafür notwendig wäre, auch nicht die Kraft.
Und ich frage mich, ob seine Ehe halten wird, wenn er das nicht lernt, was ich versucht habe, ihm zu erklären. Die Voraussetzungen sind besser als bei uns, da sie sich wirtschaftlich von ihm abhängig gemacht hat, sehr eifersüchtig auf mich ist und in mir lächerlicherweise noch immer eine Gefahr sieht. Ich denke bezogen auf ihn Du bist so lieb. Wehr dich doch mal. Bitte wehr dich! Gegen deinen Hund, gegen andere Menschen. Und ich sehe mich auch so in dem Hund. Wäre ich bei ihm geblieben, wäre ich genauso geworden. Und so ein Mensch möchte ich nicht sein.
Und ich, die auf der Distanzskala sicher zu 100 % auf der Distanzseite liege, mir aber Nähe wünschte, habe einen Hund bekommen, der keinen Bock auf mich und auf Nähe hatte. Schon mit acht Wochen lief sie mir ständig weg oder versuchte es (das Kapitel über den Folgetrieb des Welpen/Junghundes hatte sie ausgelassen). Heute sind wir sehr eng, sie klebt mir am Bein, aber das hat Jahre gedauert. Meine Nachbarin und Freundin hat mir vor kurzem erzählt, als wir dich und deinen Hund gesehen haben, da haben wir gedacht, dass wird spannend. Ihr standet wie zwei Alphatiere voreinander. Du wolltest, dass sie mit ins Haus kommt, sie wollte das nicht. Du hast dich, vertrauend auf den Folgetrieb, umgedreht bist gegangen, sie hat sich auch umgedreht und ist in die andere Richtung gelaufen. Dann bist du aus dem Haus gekommen und ihr hinterhergelaufen, um sie einzufangen. Ich weiß, dass das ausbildungstechnisch nicht richtig war. Aber mein Hund war so autark, dass er wirklich einfach gegangen und gar nicht wiedergekommen ist. Oder er hat geglaubt, es zu sein. Ich musste sie drei Jahre an der Leine führen, trainieren, Beziehungsarbeit leisten usw. Da habe ich auch echt viel über mich gelernt. Sie war wie ich, bloß alles auf Distanz halten, ja keine Nähe, und jetzt haben wir uns angenähert, in der Mitte getroffen und gehen zusammen.
Und als ich die Diva hatte, war die Erkenntnis echt so krass für mich. Sie zeigt ihm genau seine Defizite, aber er sieht sie nicht, was auch ein Grund ist, warum ich gar nicht traurig bin, dass es nicht geklappt hat und warum ich ihn nicht lieben konnte. Und mein Hund hat mir meine Defizite gezeigt, meine Distanziertheit, mein ständiges Grenzen setzen, Nein-sagen.