Zitat von Ysabell:Und @verliebtverliebt Helloooo! Erzähle mir mehr von der Schleiereule
Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich hatte sie leider nur ganz kurz am Schluss des Tages kennengelernt (bei einem Tag unter Eulen und *beep*), und Schleiereule Melli kam am Schluss, als sehr viele Menschen da waren bei der Vorführung. Wir waren nicht unter vier Augen sozusagen, an eine 'Unterhaltung' war nicht zu denken. Aber der kurze Moment mit ihr ist mir im Gedächtnis geblieben, als sie anflog und auf meinem Arm ein Weilchen saß, obwohl es schon fast zehn Jahre her ist. Vielmehr ist mir das Gefühl im Gedächtnis geblieben, das sie in mir ausgelöst hatte und wovon ich sehr überrascht war, ist mir bei den ganzen anderen *beep* (-- süß die Zensur, ich lasse sie mal so stehen ) nicht so passiert. Diese Anmut, die Federleichtigkeit, das weiche helle Gefieder, diese Größe des kleinen zarten Geschöpfs - diese AUSSTRAHLUNG! Faszinierend. Ob sie noch lebt? Ich könnte sie ja mal besuchen.
Irgendwann in der Zeit war ich auch aktiv und habe Schleiereulennistkastenkontrollen mitgemacht. An einem schönen Sommertag haben wir eine Rundtour zu Höfen und Gebäuden gemacht, wo die Kästen registriert waren und haben die Bruten kontrolliert. Leider war ein sehr harter Winter vorausgegangen, und da Schleiereulen keine Fettdepots anlegen, sind viele verhungert, wir haben keine einzige Schleiereulenbrut vorgefunden. Dafür jede Menge anderes, z.B. Enten- und Turmfalkengelege.
Es macht wirklich Freude, in diesem Thread mitzulesen und die Veränderungen zu spüren bei dir @pferdediebin
Dass das Forum derartig Menschen verändert, ihnen quasi therapeutische Hilfe sein kann und Menschen zusammenbringt, auch im realen Leben, hätte ich am Anfang nie gedacht, als ich 2016 hier einstieg und erstmal ziellos herumgelesen habe. Jetzt ist es so: morgens / nachts / tags mal reinschauen und schon hängt man drin und liest sich fest und erstmal neue Anregungen zum Grübeln. Dann kreisen die Gedanken um das Gelesene, der Rechner ist rund um die Uhr an, er müsste eigentlich auch mal verschnaufen.
Mutter
Als ich 14 war, hat sich ein Großonkel Ü80 an mir vergreifen wollen. Ich habe für den alten Mann gelegentlich Einkäufe getätigt. An jenem Tag umfasste er mich, hielt mich fest und wollte mich küssen und sagte etwas von ich solle keine Angst haben, ich müsste nicht gleich an GV denken, nur küssen. Das fand ich nicht schicklich, sondern unerhört. Ich ging (nicht einkaufen) nach Hause und erzählte es meinen Eltern. Mein Vater wollte sofort hin zu ihm und ihm die Leviten lesen. Meine Mutter hat ihn zurückgehalten, ich war dabei. Kein Streit in der Familie! Einige Tage später saßen wir dann alle brav beim Onkel am Kaffeetisch, aßen lecker Kuchen, als wäre alles in Ordnung. Alle Mann, ich auch.
Für mich war das Ereignis kein Trauma, aber der Verrat meiner Mutter ist mir bis heute bezeichnend für ihr ganzes Verhalten. So wie dieses eine Ereignis zieht sich ihre eigene Selbstverleugnung, das Ertragen von Unerhörtheiten, das Anderes-Alles-Recht-Machen-Wollen, Bloß-Niemandem-Die-Stirn-Bieten, lieber lieb sein und schweigen, durch ihr ganzes Leben. Scheinbar ohne irgendeine Grenze. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich mal gerade gemacht hat, selbst da, wo es für sie selbst oder für ihre Familie notwendig gewesen wäre. Sie hat allerschwerstes Rheuma und läuft verkrüppelt und mit Schmerzen überall hin, wo man es von ihr verlangt. Das mit anzusehen, tut echt weh.
Es hat wirklich ziemlich lange gedauert, bis ich mich innerlich von ihrem Einfluss freigemacht habe. Wie lange ist man Kind, bis man begreift, dass man sich von den Eltern befreien kann? Ich habe irgenwann erstaunt festgestellt, dass es auch gesunde, selbstbewusste und tolle Mütter gibt.
Jetzt könnte man ja sagen: Dann bring das doch mal auf den Tisch, ansonsten verhälst du dich ja genauso wie sie, bloß keinen Streit vom Zaun brechen um des lieben Friedens willen.
Das hatte ich schon. Es war um vieles schrecklicher als das Schweigen. Zwei-drei mal habe ich versucht, darüber zu reden. Es folgten körperliche Handgreiflichkeiten und Psychohorror, der nicht auszuhalten war. Mein armer Vater, der das dann mit ihr aushalten muss! Allein schon ihm zuliebe belasse ich es so. Denn er ist ein durch und durch treuer Familienmensch, er versteht das ganze Theater nicht. Ich frage mich, wie er es eigentlich aushält und verarbeitet.
Jetzt spreche ich mit meiner Mutter über dies und das und tralala, und wir haben nach außen hin ein harmonisches Familienleben, aber das Zerwürfnis, das ich empfinde, kann ich nicht thematisieren. Sie würde es erstens nicht verstehen, und zweitens würde es sie zerbrechen. Mit ihrer schlimmen Vorgeschichte.