@whynot
Zitat:Das stimmt wohl, daß bisweilen auch ein an sich gefestigter Mensch durch sein Umfeld verunsichert werden oder sogar in eine Identitätskrise geraten kann.
Mir z. B. ergeht es so, wenn mich jemand über den grünen Klee lobt, was glücklicherweise bislang aber ohnehin nur einige Male vorgekommen ist in meinem versteckten Leben. Aber so etwas hat mir jedenfalls auch immer eine Identitätskrise verursacht, und ich habe dann immer eilig eine Adhäsionssohle auf die Pantoffeln genagelt, um in keinen Flugzustand zu kommen und davongeweht zu werden von den allzuheißen Winden .
Aha
Ich frage mich gerade, was in unserem Leben wesentlich ist, wenn nicht auch die Beziehungen, die man führt.
Wer sich nur über seine Beziehungen definiert, ist wohl sehr abhängig und angreifbar. Aber ein noch so erfülltes Leben, z.B. durch einen Beruf oder Interessen, ohne Beziehungen oder intensive Bezogenheiten erscheint mir persönlich recht leer.
Ich glaube auch nicht, dass so etwas wie ein Selbstbild oder eine Identität so völlig unabhängig von anderen Menschen entstehen kann. Es gibt sicherlich eine Art Wesenskern, aber das Erleben- auch der eigenen Person-, entsteht mMn immer auch in Interaktion mit anderen Menschen.
@prisma
Zitat:Deine Gedankengänge sind äußerst interessant, aber ich fürchte wir schlagen unterschiedliche Wege ein.
Den Eindruck habe ich gar nicht mal. Glaube, wir beleuchten nur unterschiedliche Aspekte.
Zitat:Mit meinem Beitrag wollte ich eigentlich mitteilen, dass Narzissmus eine Illusion ist, vom Menschen erschaffen, weil er den Drang hat zu kategorisieren, damit Ordnung herrscht.
Hm, das empfinde ich als etwas abstrakt, bzw. verkopft. Oder ich verstehe es nicht. Denn ganz gleich, wie man Dinge benennt, so existieren sie doch. Wobei das natürlich auch philosophisch angefochten werden kann z.B. von Whynot
Ich denke auch nicht, dass z.B. die Narzissmuskategorisierung nur der Ordnung willen erschaffen wird, sondern um zu verstehen.
Zudem ordnen oder kategorisieren wir am laufenden Band, nicht nur in Beziehungen. Sonst wäre eine Orientierung in der Welt ja gar nicht möglich und wir würden wie Säuglinge auf alles zukrabbeln und erstmal in den Mund stecken
In Bezug auf den Narzissmus kann man sagen, dass die Dynamiken zwischen zwischen dem Narzissten und Nichtnarzissten, oder was auch immer, auch dann bestehen, wenn wir nicht kategorisieren.
Zudem ist ja auch die Beschreibung der Partner der Narze mit ihren Unzulänglichkeiten eine Kategorisierung. Abhängig, kein gefestigtes Selbst usw. Da könnte man ja dann auch sagen: quark, der Nichtnarz besitzt diese Eigenschaften gar nicht. Sie sind nur vom Narz evoziert.
Aber wie gesagt, dieses Thema finde ich recht abtrakt und philosophisch. Und auch grenzenlos. Da verliere ich die Orentierung und mir kommt jede Ordnung abhanden Das überlasse ich Whynot. Ich bin da echt untalentiert.
Zitat:Das stimmt, sobald man eine Bindung mit einem Menschen eingeht, macht man sich unter anderem verletzbar. Allerdings muss ich sagen, dass Bindung in meinen Augen keine Abhängigkeit darstellt, viel mehr ein ausgewogenes Nebeneinandergehen. Sobald man abhängig wird, hat man verloren, das Gleichgewicht stimmt dann nicht mehr.
Ich persönlich glaube nicht, dass es eine innge Bindung ganz ohne Abhängigkeiten gibt, aber natürlich kann man sich auch zu abhängig machen. Das zeigt sich dann u.a. darin, dass man sich selbst, seine Bedürfnisse, Grenzen usw. immer mehr verleugnet, um den anderen nicht zu verlieren, verstimmen. . .
Und ja, da lohnt es sich, dafür Verantwortung zu übernehmen, statt sie dem Partner zuzuschieben.
Und noch ein Gedanke am Rande: Den Forenbeiträgen zufolge scheinen sich ja viele Narze gerne an Menschen zu binden, die dazu neigen, sich zu abhängig vom Partner zu machen. Wenn der Narz diese Bindung oder Abhängigkeit nicht auch bräuchte, würde er sich einen autonomeren Partner suchen. Jedenfalls meinen gedanklichen Kategorisierungen zufolge
Zitat:Was ein gefestigter Mensch ist, sollte man vielleicht nicht definieren, sondern eher im tiefsten Innern spüren. Jemand, der mit sich nicht im Reinen ist, wird auch die Wahrnehmung eines Narzissten evozieren. Damit möchte ich sagen, dass wir Menschen mit anderen Augen sehen, wenn wir mit uns selbst zufrieden sind.
Das stimmt. Die Wahrnehmung, die Bedürfnisse usw. sind natürlich immer abhängig von unserem Befinden, unserer Zufriedenheit mit uns selbst usw.
Aber ich denke, dass gerade ein zufriedener, gefestigter, gesunder Mensch, einen Narz wahrnehmen und sich fernhalten wird. Nicht unbedingt aus Selbstschutz, sondern aus Desinteresse. Gibt mir nichts, tut mir nicht gut, statt: ich widerstehe weil ich weiß, dass ich nur leiden werde.
Zitat:Vielleicht erschafft die Umwelt nicht uns, sondern wir die Umwelt.
vermutlich beides. Aber bezogen auf eine Narzbeziehung erschaffen wir uns natürlich unser Unglück selbst, indem wir so einen Menschen in unser Leben lassen. Möglich wäre ja auch ein Partner, der uns glücklich macht.
Das ist mir mal selbst siedend heiß bewusst geworden, als ich meinem Tagebuch anvertraute, wie sche.iße ich gerade alle finde
Zitat:Am Ende einer Beziehung geht es gar nicht darum dem Anderen Schuld zuzuweisen oder bei sich selbst die Schuld zu suchen. Dies zeigt auch nur wieder, dass man keinen gesunden Selbstwert hat.
Die Suche nach Schuldigen bringt tatsächlich meistens kein Stück weiter, weil man nur auf sein Gegenüber schaut und so nicht verstehen kann, inwieweit man selbst mit ins Desaster hinein wirkte und somit auch ohnmächtig bleibt.
Aber auch bei sich selbst die Verantwortung, statt Schuld, zu suchen, halte ich für ein sehr gesundes Zeichen.
Zitat:Viel eher sollte man verstehen, dass man nicht zueinander gepasst hat. Gefühle sind etwas unkontrollierbares, sie können plötzlich weg sein und damit kommen nur die wenigsten wirklich klar.
najaaa, offenbar passte man ja in gewisser Weise hervorragend zueinander. Sonst würden derartige Konstellationen ja nicht so oft auf beiden Seiten wiederholt werden.
Ja, Gefühle mögen recht unkontrollierbar sein, aber eine Bindung ist es meiner Erfahrung nach weniger. Die löst sich nicht plötzlich in Luft auf weil Gefühle sich geändert haben.
Ich denke auch nicht, dass die verloren gegangenen Gefühle oder auch die verschwundene Verliebtheit das Drama für die Betroffenen in Narzbeziehungen ist, so schmerzhaft das auch tatsächlich ist. Denn viele Beziehungen enden ja wegen verschwundener Gefühle. Tut weh, aber Ex-Partner von Narzen leiden ja eher an der Art des Beziehungsabbruchs, an den Herabwürdigungen, Lügen, an der Beziehungslosigkeit der Narze, den daraus resultierenden Verwirrungen, Kränkungen usw.