@ysabell
Warum ein Vehikel zur Heilung, ist recht einfach zu verstehen.
Es geht hier um zwei Systeme in uns, wenn man so sagen will, die zwar in Beziehung stehen und auch rege wechselwirken, aber doch ganz anders funktionieren und auch ein Eigenleben haben. Wenn man etwas lediglich denkt, passiert im Unbewußten noch gar nichts, weil das Unbewußte nicht in Sprache, sondern in Bildern und Symbolen denkt. Wenn also jemand lediglich denkt: Ich kann mich selber heilen, und ich glaube auch daran, dann bleibt das ohne Wirkung, weil das Unbewußte sozusagen nichts damit anfangen kann, es ist nicht mehr als Schall und Rauch. Heilung wiederum kann aber nur über und durch das Unbewußte geschehen, nicht durch einen bloßen Gedanken.
Aus diesem Grund braucht es eben dieser Vehikel, ob das nun starke, klare bildliche Vorstellungen sind, rituelle Handlungen, die Einnahme eines (Schein)Medikaments, ein magischer Tanz oder was auch immer. Es muß etwas sein, daß das Unbewußte auch versteht. Im Schamanismus etwa werden zur Krankenheilung richtige kleine Theaterstücke inszeniert, die Krankheit wird beispielsweise gefangengenommen, auf einen Gegenstand übertragen, aus der Hütte geschafft und begraben. Nicht anders ist es, wenn man etwas seinen Kummer auf ein Blatt Papier schreibt, das Papier verbrennt und die Asche in einen Bach streut (vielleicht noch bei Vollmond und zu einer bestimmten Uhrzeit, je eindrücklicher das Ritual, um so wirksamer).
Bei allen diesen Dingen geht es immer um Verbildlichung, denn nur dann wird das Unbewußte angesprochen und kann etwas auch tatsächlich wirksam sein. Und je positiver die Einstellung dazu, um so besser und aussichtsreicher.
Wenn man etwa nur mit der Vorstellung arbeitet, so darf man eben nicht einfach nur wünschen oder bitten, sollte auch nicht über die Wege nachdenken, sondern sollte sich den Wunsch als bereits erfüllt vorstellen, möglichst intensiv und detailreich, und sollte dabei auch bereits von der Seligkeit ergriffen sein, die einen dann erwartet.
Das ganze Geheimnis liegt im Wesentlichen in nichts anderem als in der Verbildlichung (ob dargestellt oder imaginiert) und der Fähigkeit, sich in die erwarteten Gefühlszustände hineinzusteigern. (Nebenbei gesagt: Aus diesem Grund klappt bei Optimisten auch vieles weitaus besser als bei Pessimisten, weil ein Pessimist sich ja kaum in erwartete Glückszustände und -gefühle hineinsteigern kann.)
Vielleicht starte ich nachher noch einen Selbstversuch, der Einfachheit und Bescheidenheit halber mit P.p.en . Mal sehen, was passiert . Bei dem mir eigenen radikalen Pessimismus kann es allerdings sein, daß mir nicht eine Frau ins Bett fällt, sondern das Hausdach. Macht aber auch nichts. Hauptsache, es tut sich etwas .
Ich hoffe, das Schmusen hat Deine Fliegenflügelchen belebt!
@prisma
Das hatte ich ja geschrieben: Du solltest bei der Meditation einmal versuchen, gerade das zu erwarten, was üblicherweise bei Dir eintritt, also diese Unruhe, das Zittern usw.
Ja, wenn Du selber keine Probleme mit Dir und Deinem Leben hast und zu Dir stehen kannst, wie Du bist, dann gibt es ja nicht einmal einen Grund, etwas verändern zu wollen.
In Deinen früheren Beiträgen hat es für mich allerdings so geklungen, als seist Du eben nicht zufrieden damit.
Wenn dem aber nicht so ist, so reicht es sicher, wenn Du verstärkt und selbstbewußter zu Dir stehst und die Strategien beibehältst. Wie immer man auch geartet ist: wenn man damit in Einklang lebt, gibt es auch keine Dissonanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Schein und Sein, Tagseite und Nachtseite.
@verliebtverliebt
Das Fliegenparadoxon werde ich nun nicht selber interpretieren, denn das wäre dann selber paradox und ich würde zu der Fliege werden, die auch tut, was sie kann .
Aber als kleiner Hinweis: Es geht um können auf der einen und tun auf der anderen Seite.
Du könntest etwa fünf Männer haben oder zehn; oder vielleicht könntest Du auch malen oder musizieren; vielleicht könntest Du auch um die Welt segeln oder zu Fuß nach Ulan Bator gehen, usw.
Zugegeben: Die Fliege tut sich leichter, weil sie weniger Wahl hat.
Zu der zweiten Frage möchte ich sagen: Nach meiner Erfahrung ist es so, daß die allermeisten Menschen, die haltlos ausufern, so ganz hilf- und orientierungslos sind, oft auch dem Alk. oder Dr.gen verfallen oder in schwersten Depressionen untergehen, nicht entpuppt sind, zumeist auch gar nicht die Möglichkeit hatten, sich zu entpuppen. Sie sind, könnte man sagen, in die falsche Welt gefallen oder zumindest auf den falschen Boden.
Bleiben wir beim Künstler, welcher Art immer: Wenn das jemand seiner Natur nach ist, aber nie dazu wird, vielleicht, weil ihm nicht die Stärke dazu gegeben ist oder er keine Möglichkeiten vorzufinden meint, so wird er unglücklich sein, vielleicht auch völlig untergehen. Nun gibt es aber mitleidige Menschen oder auch staatliche Bestrebungen, auch solche Haltlose oder Abgestürzte irgendwie zu integrieren und gewissermaßen zu resozialisieren. Man versucht, vielleicht sogar aus einem guten Willen heraus, sie zu etwas zu machen, das sie nicht sind, ihnen einen Sinn zu vermitteln in Dingen (etwa einer Tätigkeit), in denen sie eben nie Sinn finden werden. Die Absicht ist zu respektieren, der Erfolg ist, von Ausnahmen abgesehen, allerdings selbst bei gelungener Resozialisierung zumeist ein ziemlicher hohler, der den eigentlich Betroffenen wenig Erfüllung bringen wird. Auch eine Wohnung und ein paar Moneten in der Tasche zu haben ist noch nichts Sinnstiftendes. Und selbst Antideprssiva können die Leere höchstens verschleiern und erträglicher machen.
Ich wage sogar vorherzusagen, daß eine ganze Welle solcher Haltloser auf uns zurollt. Denn fortwährend gegen das eigene und eigentliche Leben zu leben, kann nur die völlige Erschöpfung zur Folge haben. Und das ist heute kein Problem Einzelner mehr, sondern es wird zunehmend zum Menschheitsproblem schlechthin.
28.10.2017 04:17 •
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