Liebe Sonne,
hast oder hattest Du ein schönes Wochenende am Meer?
Lieber Whynot,
Zitat:Wie soll ich sagen? Um jemanden schwach werden zu lassen, bedarf es des richtigen Blicks - und das ist kein aggressiver, den dieser würde ja nur auch bei dem anderen Aggression hervorrufen. Es geht mehr um Selbstsicherheit, Gewißheit, die gar keine Zweifel läßt. Und zudem kann man - in diesem Fall - seine gesamte Kraft in den Arm fließen lassen und sie dort konzentrieren. Das ist letztlich eine Frage der Vorstellung, des Bewußtseins. Man kann ja viel mehr, als man selber glaubt, wenn man sich wirklich mobilisiert. In Notfällen z. B. geht das bisweilen ganz automatisch. Wenn etwa ein Kind unter ein Auto gerät und die Mutter kann das Auto anheben, was sie im Normalzustand niemals könnte. Man darf nur nicht zu viel nachdenken, sonst kommt man zumeist unweigerlich oft zu dem Schluß: Ich kann das nicht, schaffe es nicht .
okay, verstehe. Beim Seilziehen fehlte mir aber dieser Ernst, weil alles in mir kichert und gluckst
Ich ufere aus weil ich euch 2 unglaubliche Geschichten erzählen möchte.
Ich habe obrigens aber tatsächlich mal erlebt als sehr junge Frau. Das war so unglaublich, dass ich es selbst kaum glauben konnte. Ich war so blöd, Abends oder Nachts etwas abgelegen in einem Park herum zu spazieren und war mit einem Mal umgeben von einigen Männern, die sich über die Beute freuten und sich bedrohlich näherten. Ich dachte blitzschnell nach, was ich tun könnte, sah keine Option, als mich in Szene zu setzen. Im Wegrennen war ich immer unschlagbar, aber diese Typen waren schon zu nah an mir dran. Mein erster Impuls war große Scham zu schauspielern, aber ich sah in diesem Augenblick keine andere Möglichkeit und hatte große Angst. Also gab ich mich als- keine Ahnung- wie so ein Kampfsportprofi. Ich habe alles um mich herum ausgebendet und die verrücktesten Möchtegernkampfsportbewegungen gemacht, alles sehr langsam, es sollte aber natürlich verunsichernd oder wenigstens irritierend wirken. Muss wie so eine Mischung aus Tanz und Kampfsport ausgesehen haben. Total peinlich, aber ich gab alles, weil mir kein anderer Ausweg einfiel. Das meiste war völlig frei erfunden, einiges aber auch bereits gelernt weil ich zu jener Zeit sehr viel körperlich getan hatte, auch 2 Kampfsportkurse begonnen, aber eigentlich noch nichts gelernt. Naja, und es funktionierte seltsamerweise. Diese Kerle erstarrten, schauten irritiert, schwiegen alle und zogen sich wie Geister im Nebel zurück. Ich war wirklich mehr als fassungslos und dann rannte ich Heim.
Kann auch einfach sein, dass meine Verrenkungen diesen Kerlen jede Jagdlust verdorben haben, ich weiß es nicht. Jedenfalls klappte es.
Ich habe als Mädchen und junge Frau einige solcher Erlebnisse gehabt und mich immer mit Geschick befreien können. Einmal half auch einfach nur etwas sehr körperliches- ein deftiger Tritt zwischen die Beine Aber das geht nur, wenns nur ein Mann ist und er noch auf Distanz ist.
Mein letztes schreckliches Erlebnis dieser Art hatte ich mit Anfang 2O. Ich war so blöd, Nachts nach dem Discobesuch eine dunkle Abkürzung im Grünen zu wählen. Und schon sprang ein riesiger hochagressiver Mann aus dem Busch, packte mich, hielt mir den Mund zu, die Arme fest usw. Ich konnte mich in dieser Umklammerung nicht mehr regen.
Ich weiß noch, dass mein erster Gedanke war: verdammte Sche.iße! Eine dumme kurze Entscheidung getroffen- eben die Abkürzung zu wählen- und das bedeutet jetzt eine Vergewaltigung oder schlimmeres? Ich konnte es nicht fassen.
Dann ging er schon zur Sache, küsste mich brutal und fasste mich an. Ich war mit einem Mal ganz ruhig, hellwach und konnte ganz klar nachdenken. Wunderbares Notfallprogramm in uns. Der tp war sowas von von Sinnen und dazu riesig und kräftig, dass ich körperlich absolut keine Chance gehabt hätte. Ich wusste also, dass es mir irgendwie gelingen müsse, meinen Mund zum Sprechen frei zu bekommen und ihn wenigstens so sehr auf Distanz zu bringen, dass ich ihm in die Augen schauen könne. Das schien unmöglich, denn ich war für ihn nur ein Objekt, das man reißt. Also habe ich in meiner Not seine Küsse erwidert und zwar eher ruhig und liebevoll. Das irritierte ihn, machte ihn etwas ruhiger, die Umklammerung wurde minimal lockerer. Die folgenden Details erinnere ich kaum bnoch, weiß nur, dass es mir gelang, dass er kurz vor mir abließ und das nutzte ich, um ihn möglichst eindringlich anzusehen und sanft zu ihm zu sprechen. Was ich sagte, weiß ich nicht mehr, aber ich glaube, es hatte nur mit ihm zu tun, so als würde ich auf ein verletztes Kind eingehen. Und das Wunder geschah- er vergaß schlagartig seine Aggressionen, sackte in sich zusammen, weinte wie ein Kind und begann wie bekloppt von all seinen Verletzungen zu erzählen. Ich ließ ihn reden und mimte die Verständnisvolle, nickte viel und versuchte ihn mütterlich gütig anzuschauen. Derweil hielt ich Ausschau nach einem Fluchtweg, schätzte ab usw. Schwierig in dieser Umgebung. Dann fragte er nach mir und ich wusste einfach, was er für ein Frauenbild sucht und genau das spiegelte ich ihm auf gut Glück- die Heilige. Ich erzählte ihm, dass ich verheiratet sei, gläubig usw. und derweil drehte ich den einen Ring, den ich gerade am Ringfinger hatte mit dem Stein in die Innenhandfläche. Er begann zu starhlen, sagte wieder und wieder was für eine gute Frau ich sei, switchte in den Verbrüderungsmodus um und wollte mich mit einem Mal schützen. Und nicht nur das- er wollte mich unbedingt heiraten Ich erzählte ihm von tiefer Scham erfüllt, dass ich auch ihn ganz einmalig fände und ihn sofort heiraten würde, wenn ich meinen Mann nicht so lieben würde usw. Oh mein Go.tt. Das bestätigte ihn in seinem Traumbild einer treuen Frau und er mochte mich nur noch mehr. Schließlich erzählte er mir, wie gefährlich es sei, Nachts allein als Frau herum zu laufen, viele schräge Männer seien unterwegs und er wollte mich geschützt nach Hause geleiten Ich nahm das Angebot an, um aus diesem Versteck heraus zu kommen, und als wir wieder in Menschennähe waren, sagte ich ihm, dass ich den restlichen Weg allein gehen müsse weil mein ach so guter Mann ja austicken würde wenn er mich mit einem anderen Mann sähe, wofür dieser Typ natürlich absolutes Verständnis hatte. Er sagte mir, wie schwer es ihm falle, mich gehen zu lassen, rief mir nach, Go.tt möge mich auf allen meinen Wegen beschützen usw.
Mein lieber Schwan! Kaum war ich um die Ecke gebogen, begann ich zu zitternund zusammen zu klappen. Aber ich hatte es geschafft Was wohl aus dem geworden ist. Vielleicht hat ja die Idee einer Frau, wie ich sie spielte, seine Mordlust geschwächt? Oder auch nicht.
Ist das nicht eine unglaubliche Geschichte?
Das alles ist viele Jahre her und ich hatte immer das Gefühl, dass es keine Spuren in mir hinterlassen hat, im Gegensatz zu anderen Erlebnissen, die sich richtig prägend anfühlen, auch wenn sie nicht so lebensbedrohlich waren.
Und ich vermute, dass das daran liegt, dass meine Erstprägungen mit Männern sehr positive waren. Für mich waren Männer innerlich ganz selbstverständlich gut, beschützend usw. Und solche Unholde waren einfach nur Einzelne kranke Typen, das Männerbild an sich blieb in mir aber unberührt. Nie zuckte ich danach vor Männern zusammen oder dergleichen.
Und das ist das Thema, das wir hier schon mehrmals ansprachen. Ich nehme an, dass die Erstprägungen wesentlicher sind, als allen möglichen Sche.iß, den man später im Leben erlebt. Habe diesbezüglich mal bei Leuten nachgeforscht, die einen Krieg oder das KZ ohne komplette seelische Zerstörung überlebten erforscht. Diese Interview bestätigten meine Theorie. Im inneren hatten diese Menschen ein gutes Menschenbild, aufgrund ihrer frühen Erfahrungen.
So zurück zur Sonnenseite des Lebens
Zitat:Jedenfalls - wenn es auch Betten zum Falten gibt, vielleicht sollten wir uns dann zu einer Firma zusammenschließen und auch Faltmöbel, Faltfernseher, Faltschaukelstühle, ja ganze Faltwohnzimmer, Faltküchen, Faltschlafzimmer, Falttoiletten, Faltabstellräume herstellen. Das müßte doch einschlagen wie eine Faltbombe!
großartige Idee! Ich bin begeistert! Darf ich mit Boss sein?
Übrigens habe ich- bezüglich der narzisstischen Kränkung im Trennungs- oder Abweisungsfall etwas andere Erfahrungen gemacht und bezweifle, ob die emotionale Katastrophe, die man dann erlebt, immer eine Frage des Egos ist. Denn ich klappte einmal nach einer Trennung komplett zusammen, verlor jeden Halt, fühlte aber kein gekränktes Ego, sondern fühlte mich verlassen und liebte ja auch noch. Ich denke, dass es zum einen so ist, wie von Dir erwähnt: wir haben oftmals nur ein zwei innige Bindungen und nimmt man sie uns, klappen wir zusammen. Diese Ein-Zweimann-Fixierung halte ich für ungesund.
Zum anderen weiß ich z.B. noch ganz genau, dass ich damals, als es geschah, wenig Eifersucht oder dergleichen auf die andere Frau spürte. Ich hatte einfachnur Angst, meinen Süßen ganz zu verlieren. Ich hätte mich damals auch mit beiden zusammen treffen wollen, ganz ruhig und fernab der moralischen Entrüstung. Ich dachte halt, bzw. empfand es so, dass wir drei durch die Liebe verbunden sind, wollte nicht ausgegrennt werden. Irgendwie so empfand ich.
Auch hier mag es wieder an meiner kindlichen Prägung liegen. Ich erinnere eine für mich wunderschöne Szene in meiner Jugend, die ich nie vergessen werde. Ich war vielleicht zwölf oder vierzehn Jahre jung. Meine Mutter hatte sich gerade von einem Mann getrennt, den ich auch sehr lieb gewonnen hatte, lag mit ihrem neuen Mann, meinem zukünftigen Stiefvater im Bett und schaute TV. Es klingelte an der Haustür, mein Stiefdad machte auf und sein Vorgänger stand in einem emotional desolatem Zustand vor der Tür. Mein Stiefdad bat ihn herein, sein Vorgänger weinte sich die Augen aus, war ganz außer sich und fragte, ob ihn jemand umschmusen könne. Mein Stiefdad nahm ihn mit ins Bett und hielt ihn im Arm Da lagen nun die drei zusammen wie eine Familie, ganz ohne Drama. Das war echt schön.