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Ich bin eine Narzisstin - man muß sich dem stellen

Y
@whynot

ich verstehe Deine Gedankengänge sehr gut, teile sie auch, denke aber, dass es mit diesen von Dir beschriebenen Einsichten z.B. über die Eltern nicht getan ist.

Zitat:
Deine Mutter hat offensichtlich alles einfach hingenommen, weil..... Wenn man dies seinerseits versteht, halbwegs zumindest, dann verbindet sich damit gleichsam auch automatisch das Verzeihen, und das wiederum befreit einen auch von diesen negativen Emotionen. Beharrt man hingegen darauf, daß man mies, ungerecht, falsch, lieblos, unterdrückend usw. behandelt worden ist, wertet man es als bewußte Übergriffe gegen sich, nimmt man es persönlich und leitet daraus ab, daß man ja gar nicht anders kann, als wütend und hassend zu sein, daß man alles verständliche Recht hat dazu, so kommt man niemals zu einer grundlegenden Befreiung von dieser ganzen Last....


meine Gedanken sind jetzt natürlich sehr subjektiv, ich habe keine wissenschaftlichen Forschungen betrieben aber ich habe früher genau wie Pferdediebin viele Bücher gelesen, so z.B. auch über Destruktivität, Interviews mit Mördern usw. Und mir ist aufgefallen- wohl auch angesteckt durch Alice Millers Literatur- dass insbesondere schwer destruktive Menschen ihren eigenen Eltern gegenüber oftmals, nicht immer, ein sehr mildes Urteil haben. Entweder leben sie in der kompletten Verleugnung Meine Kindheit war schön!, oder sie haben angeblich verziehen, oder es wird gesagt Sie haben ihr Bestes gegeben..., Sie konnten nicht anders....
Offenbar scheint eine milde Haltung gegenüber den Eltern also nicht zwangsläufig zum inneren Frieden zu führen

Mein eigener Bruder hat die größte Gewalt durch meinen Vater erlebt. Ich selbst erinnere es und mir schaudert. Mein Bruder aber, der des Leidens und Klagens nicht müde wird, hat ausgerechnet gegenüber seinem Vater diese milde Haltung. Seine Aggressionen bekommen andere zu spüren.

Ich selbst bin in meine erste Therapie mit dieser Haltung gegangen: ja, es ist viel Mist passiert, aber ich bin niemandem böse, sie hatten es selbst so schwer und konnten daher nicht anders, ich habe allen verziehen...
Dennoch war ich krank und schwer depressiv.

Zudem habe ich viele Menschen kennengelernt, die in irgend einer Weise psychisch krank sind. Kann auch eine Dro.genabhängigkeit etc. sein. Fast alle klagten nicht ihre Eltern an.

Auf meiner jahrelangen Odyssee nach Heilung habe ich mit vielen Psychologen gesprochen, tonnenweise Bücher gelesen. Fast überall wurde ich ganz schnell mit dem Thema des Verzeihens, um des inneren Friedens Willen konfrontiert. Ich hatte ja schon damals das Gefühl, niemandem verzeihen zu müssen, dennoch fühlte ich nichts als Widerstand, wenn ich davon hörte oder las. Es fühlte sich immer wie eine Ausbremsung der Gefühle des Leidenden an: Stopp! Bitte verzeihen!

Und dann traf ich irgendwann auf Alice Millers Literatur. Da las ich nun etwas ganz anderes. Das Verzeihen kommt aus dem inneren heraus und zwar von ganz alleine. Es ist aber völlig widernatürlich, es sich ohne emotionalen Entwicklungsprozess über zu stülpen, denn im Inneren sieht es oftmals ganz anders aus. Und diese Gefühle lassen sich auch nicht durch die Einsicht, dass Kindheitsverletzungen ja eigentlich nicht gegen einen selbst gerichtet waren, wegdrücken.
Denn das ist reine Theorie, die mMn allein keineswegs von seelischen Schmerzen erlöst.

Gerade merke ich, dass wir einen ähnlichen Dialog hier schon einmal hatten. Naja, weiter im Text
Ich bekomme nur einfach einen Ganzkörperausschlag wenn ich vom Verzeihen lese. Ein Verzeihen kann man nicht erdenken, es ergibt sich aus einem emotionalen Prozess. Meiner Erfahrung nach jedenfalls.

Bei mir persönlich war es also so, dass ich durch A. Miller erstmals in meinem Leben die Berechtigung fühlte, all meine Kindergefühle auch erleben zu dürfen. Eine der größten Erleichterungen meines Lebens! Erstmals in meinem Leben durfte ich meinen Kinderschmerz fühlen und monatelang weinte ich. Es war sowas von wohltuend.
Als Kind durfte man sie nicht ausdrücken, sonst wäre man ja nicht so krank gewesen. Man passte sich halt an, um emotional zu überleben.
Danach kämpft man sich dann krank durchs Leben.
Und bestenfalls merkt man irgendwann dass man ein verwundetes Menschenkind ist.
Sodann geht`s auf die Suche nach Heilung. Und dabei wird man nur zu oft mit Kommentaren wie diesen konfrontiert Jetzt bist du aber erwachsen, klage nicht über deine Kindheit, verzeihe deinen Eltern...
Es ist also an keinem Punkt im Leben einmal möglich gewesen, seine Gefühle von Schmerz, Wut usw. wirklich zu artikulieren. Und das ist es, was meiner Erfahrung nach krank macht.
Darf man sich einmal wirklich ausdrücken mit all seinen Gefühlen, dann kehrt irgendwann von ganz alleine der innere Frieden ein und auch das Verzeihen stellt sich ein.
Jemanden aber dazu aufzufordern, ist mMn eine kleine Vergewaltigung der Gefühle.

Zudem ist es nicht allein die Vergangenheit, die einen krank macht, oftmals verletzt man sich als erwachsener kontinuierlich selbst, indem man sich genau wie zu Kinderzeiten weiter selbst verleugnet: man konfrontiert z.B. die Eltern aus etlichen rationalen Erwägungen nicht mit der Wahrheit. Man weiß z.B.- ja, sie lebten ihr Leben lang in der Verleugnung und es wäre zu schmerzhaft wenn sie im Alter ein verpfuschstes Leben zurück blicken müssten. Also schweigt man eifrig weiter.
Mir geht es hier keineswegs darum, in ewiger Anklage gegenüber den Eltern zu leben, ich selbst fühle heute nicht mehr die geringste Anklage gegenüber meinen Eltern in mir.
Was aber krank macht, emotional gefangen hält ist, die weitere Selbstverleugung in Gegenwart der Eltern. Ich habe nach hundertjährigem Nachdenken und Nachfühlen gemerkt, dass es nichtmal meine Kindheit ist, die mich so krank macht, nein, es war die fortgeführte gegenwärtige Selbstverleugnung in vielen kleinen Alltagssituationen.
Eingebrannt in mein Gehirn und Herz hat sich z.B. verliebtverliebts unendliches Schreien. Das ging mir durch Mark und Bein. Ebenso Kontras Verzweiflung bei der Autofahrt mit ihrem Vater. Ich kenne solche Gefühle. Sie hörten auf, als ich begann, mich auch im Kleinen nicht mehr vor meinen Eltern zu verleugnen. Dazu bedarf es nichtmal unbedingt eines Hinweises auf die Kindheit, nein, im Hier und Jetzt zu sich selbst zu stehen und alles abzubrechen, was einem emotional nicht gut tut, das ist heilsam. Und man merkt es sofort, wenn man für sich eingestanden ist: die tiefen Gefühle der Verzweiflung, der innere Krieg stellen sich sofort ein.

05.08.2017 09:22 • x 6 #1021


pferdediebin
@ysabell
Ich verteile lieber Ohrfeigen und entreisse dem Narzissmus damit jede Seele, die er schon sicher zu haben glaubte!

05.08.2017 12:21 • x 2 #1022


A


Ich bin eine Narzisstin - man muß sich dem stellen

x 3


S
@ysabell.. schon wieder denke ich: jaaaaa... ge-nau-so... nahezu jedes Wort hätte in meinem Hirn entsprungen sein können. Das wird mir langsam etwas unheimlich
Ich bin echt froh, dass ich kein Mann bin... mein Herz würde Dir in jeder Hinsicht zufliegen... ich gestehen, das tut es aber auch als Frau.
Und wenn das hier im Forum mehr zu schreiben auch für Dich anfangs mal eine Mutprobe dargestellt hat.. boah, dann macht mir das wirklich auch MUT. Du bist echt eine Person, die mich tief beeindruckt, aber nicht im narzisstischen oder stark idealisierenden Sinne... bitte nicht missverstehen.. sondern, weil es einfach so ist.
So - das musste mal gesagt werden!

05.08.2017 14:53 • x 3 #1023


J
Zitat von pferdediebin:
Ich verteile lieber Ohrfeigen
Ich auch!
Vorhin gerade wieder im Garten an der Warnow. Hund 10 Meter zu früh von der Leine gelöst. Links und rechts Gezeter. Da kommt von mir ein lautes: Mund halten!
Morgen früh werde ich dem nächsten alten Miesepeter genauso schnaufend entgegentreten. Man darf sich einfach nichts gefallen lassen, dann erntet man auch Respekt.

05.08.2017 16:32 • x 3 #1024


S
Zitat von JungeRoemer:
Gestern hatte ich ein kleines Tief..


Da bist Du ja wieder, liebe Rostockerin? Geht es Dir wieder etwas besser heute?

05.08.2017 16:45 • x 4 #1025


J
Alles tippitoppi, liebe Sonne. Gestern Nachmittag schwermütig und ein paar Krokodilstränen verdrückt. Hat ja keiner gesehen.

Ziehst Du einen Rock, ein Kleid oder Hosen an, nachher? Beine NICHT rasieren . . . hätte ich Dir empfohlen. Aber manche wünschen sich sogar das. Also, viel Freude und lass Dich von mir nicht aushorchen. Du weißt doch: Schweigen und genießen. Auch mit . . .

05.08.2017 16:54 • x 3 #1026


S
Zitat von JungeRoemer:
Alles tippitoppi, liebe Sonne. Gestern Nachmittag schwermütig und ein paar Krokodilstränen verdrückt. Hat ja keiner gesehen.

Ziehst Du einen Rock, ein Kleid oder Hosen an, nachher? Beine NICHT rasieren . . . hätte ich Dir empfohlen. Aber manche wünschen sich sogar das. Also, viel Freude und lass Dich von mir nicht aushorchen. Du weißt doch: Schweigen und genießen. Auch mit . . .



Ich lach mich gerade echt kaputt... Wo hast Du denn DEN Smilie her? Der ist Meiner.

Danke Dir.

05.08.2017 17:02 • x 2 #1027


J
Ich habe gerade noch mehr für Dich gefunden.

Das hatte ich mir gestern Abend angesehen. Ich finde es nicht in der Mediathek.

DEIN Smilie kostet 5 Eus (Spende) und vorher schreibst Du einen Doppelpunkt kruecken und noch einen Doppelpunkt. Ich finde den auch süß und könnte eigentlich auch mal wieder spenden, als Großmaul.

Schönen Abend. Bin wieder unterwegs, Brötchen verdienen. . .

05.08.2017 17:06 • x 2 #1028


J
Für Whynöttchen. . . ein Pralinchen zur Nacht.

05.08.2017 21:32 • #1029


J
. . . und Pferdeflüsterin soll auch nicht zu kurz kommen. Eines meiner Lieblingslieder von ihnen. Damit ziehe ich mich immer ganz leicht aus dem Gedankensumpf.

05.08.2017 21:56 • x 1 #1030


J
Für @verliebtverliebt


Gute Nacht, Mädels.

05.08.2017 22:10 • x 1 #1031


pferdediebin
JUHUUU, ich bin heut im Regen heimgegangen!

@JungeRoemer

Ja, Halt's Maul, das ist eine ganz typische Aussage einer stolzen ängstlich Vermeidenden.
Ich bin ja so stolz auf dich , kriegst gleich amal den virtuellen Frechheitsorden 3.Klasse

@sonne-5273

Wünsch dir ein tolles Date!
Das mit dem Nicht-schlafen bin ich auch gewöhnt, das ist meist die Zeit, wo ich putze. Als ich letztes Jahr wieder ein Zimmer renovierte war ich tatsächlich 3 Tage nicht fähig zu schlafen, ich hab Tag und Nacht organisiert und gearbeitet. Ich werde immer munterer, wenn ich übertauche, und es geht mir dreckig dabei. Wie total verkatert, ich drifte weg, bin gar nicht richtig da.

@whynot60
Heut habe ich wieder ein bissl mehr Hirn hoff ich.
Jetzt hab ich's, glaub ich. Du bist einfach normal. Zu normal um nachvollziehen zu können, wie die Schutzmechanismen einer sehr, sehr gekränkten Seele funktionieren.
Das, was du beschreibst ist selbstverständlich für einen nicht sehr, sehr gekränkten Menschen. Der kann in sich gehen, an sich arbeiten, wertet Situationen rational, und zieht wenn nötig Konsequenzen.
Das kann ein sehr, sehr gekränkter Mensch nicht, er kann Ewigkeiten in sich gehen, und findet nicht zum Punkt, 100 Jahre an sich arbeiten, und wird damit nur die normale Fassade verstärken, er kann Situationen nie nur rational einschätzen, das ist alles gekoppelt mit den emotionalen Schutzmechanismen, und wahrscheinlich ist seine einzige Konsequenz der Rückzug in sich selbst, um den Kränkungen zu entgehen.
Hätte man mir nicht vor Augen gehalten, oder besser gesagt, mich nicht eingetaucht, ich hätte nie und nimmer begriffen, wie gekränkt ich schon in der Basis bin, und sich alles darauf aufbaut, und daß das nicht einfach ein Charakterzug von mir ist, sondern Ausdruck eines sehr alten Schmerzes.
Und DER veranlasst mich, Kränkungen nicht richtig, oder zu viele wahrzunehmen, weil ein ebenso alter Schutzmechanismus wirksam ist. DAS insgesamt führt zu einer ständigen Selbst- oder Umweltkontrolle, was aber wiederum durch die Kränkungsbrille passiert.
Das verlässliche, seelische Sensorium arbeitet nicht richtig. Ist behindert von zuviel oder fehlenden Wahrnehmungen, oder falschen. Die Wahrnehmung selbst ist immer so verwirrend, daß man nicht weiß, ob man ihr trauen kann. Man bräuchte viel Bestätigung, aber man will auch nicht immer wie der Volldillo dastehen, und immer fragen: Seh/Mach ich das jetzt richtig?
Ich bin nicht ich selbst, wenn ich so lebe, ich bin beherrscht von meinen alten, inneren Dämonen. Die wollen eigentlich raus, und durch ihre Anwesenheit zeigen sie das an. Nur, weil es für mich vollkommen normal ist, so zu denken und zu leben, kann ich sie nicht als Dämonen erkennen, sondern akzeptiere sie als meine Natur.
Und da kommt das unbewusste Beziehungsangebot ins Spiel, ich finde mit Garantie den, der mich in meinen Grundfesten erschüttert, und die alten Schmerzen kommen wieder hervor, ABER! weil man sie ja nicht als das erkennt, was sie sind, leidet man halt noch mehr, und kann sich das noch weniger erklären. Noch mehr Verwirrung.
Man leidet wegen eines anderen, oder wegen der Enttäuschung, wegen der Zurückweisung, oder was auch immer.
Man würde aber um's verrecken nicht draufkommen, daß da ein z.B. 6-Monate altes Baby in einem steckt, das eben diese Gefühle nicht aushalten und nicht rational abhandeln kann, und man halb wahnsinnig wird vor innerem Schmerz.
Ich hätte meine Schutzmechanismen niemals identifiziert, wenn man sie mir nicht klar aufgezeigt hätte. Ich bin nicht normal, das ist der Knackpunkt! Meine Kränkungen haben mich durch ein hartes Leben getrieben, und das hätte nicht sein müssen, ich hab unnötig gelitten, weil ich eben innerlich krank war. Und ich habe das nicht gesehen, nicht gespürt und nicht verstanden, was ich mir antue, weil meine Wahrnehmung auch in Bezug auf mich selbst gestört ist.
Es hat sich sogar physisch manifestiert, und hat mich nicht sehend gemacht, nein, nur noch kränker und gekränkter.
Wie sollst du auch merken, was du fühlst, wenn die Grundbotschaft in deinem Inneren ist, das böseste Introjekt : Es hat noch nie gezählt, was ich fühle.? Und wenn du diese Botschaft gar nicht kennst, nur mitträgst.
Wie gesagt, für mich war es eine Erlösung zu wissen, daß ich eine Verrückte bin, und noch dazu, was für eine Verrückte genau.
Denn dann erst kann ich etwas machen, oder es macht sich quasi von selbst.
Jetzt stimmt meine Wahrnehmung wieder, jetzt seh ich, was ich tue, und warum ich es tue, jetzt brauche ich meine Schutzmechanismen nicht mehr, weil es wieder zählt, was ich fühle. Ich bin nicht mehr ver-rückt von meinem Selbst, der Teil, den ich zum Schutz weggesperrt habe, darf wieder raus und leben.
Das Kind, das in den Brunnen gefallen ist, hat sich lange mit seiner Lage abgefunden, weil es normal war, im Brunnen zu leben, und erst durch Benennung und Erkenntnis hat es herausgefunden. Und hat unheimlich viel damit gewonnen.
Es spielt sogar eine sehr große Rolle, woher destruktives Verhalten kommt, und wie man es benennt.
Für die Verrückten.

06.08.2017 01:57 • x 6 #1032


W
@JungeRoemer

Danke für das Nachtpralinchen . Damit hast Du meinen Geschmack in jeder Hinsicht genau nicht getroffen! Somit kann ich dann später in Ruhe schlafen gehen, ohne in irgendwelche Erregungen zu geraten.

Um Deine Frage zu beantworten: Ich bin tatsächlich so alt, wie angegeben, ob man das nun glauben mag oder nicht (warum eigentlich?, sollte ich nach Deinem werten Geschmack jünger oder älter sein?).
Allerdings könnte es auch sein, daß ich eine alte Seele bin und wöglich schon 500.000 Jahre auf der Zirbeldrüse habe .
Und woher ich das alles weiß: Weil ich des öfteren etwas eingehender mit verschiedenen Menschentypen und Leidenden zu tun habe, bis hin zu solchen, die meinen, der Partner sei von Dämonen besessen und die daraufhin eine Mauer quer durch das ganze Haus ziehen, die eigenen Wände mit Heiligenbildern und Rosenkränzen behängt.

Wie es aussieht, scheint Dich manchmal die Konzentration etwas zu verlassen. Vielleicht würden ein paar Zen-Übungen helfen, damit Dir nicht dauernd Leute mit Geldscheinen und Schlüsselbunden und Handtaschen hinterherlaufen .

Du bist auf Krücken unterwegs? Und kannst dennoch nach wie vor heiß küssen? Dann mußt Du ja sehr multitaskingfähig sein! Aber nicht, daß Du vor lauter Hitze dann auch noch Deine Krücken vergißt. Denn dann könntest Du nicht einmal davonlaufen, wenn Dir damit jemand hinterher läuft .

@pferdediebin

Ok, verstehe - auch die Diagnose Komplementärnarzisstin hat Dir eine Last abgenommen.

@sonne-5273 und @ysabell

Es ist leider nicht immer so einfach, die Dinge wirklich treffend auszudrücken, und für das, was ich mit verzeihen benannt habe, gibt es eigentlich keinen wirklich exakten Begriff. Dieses gnädige Verzeihen, sozusagen von oben herab, halte auch ich für etwas Absonderliches, und ebenso ist mir klar, daß verzeihen nicht durch eine bewußte Entscheidung eintreten kann.
Bewußt verzeihen kann man ebensowenig wie man meinetwegen bewußt, aufgrund einer Entscheidung, nicht plötzlich tiefgläubig werden kann oder politisch oder verliebt oder haßerfüllt oder kriegerisch oder was auch immer. Sondern hier geht es natürlich immer um viel tiefere Prozesse und nicht einfach um getroffene Entscheidungen. Nur zu sagen: Ich verzeihe dir, beruhigt vielleicht jenen, zu dem es gesagt wird, aber bringt ansonsten gar nichts, wenn es unter der Oberfläche weiterbrodelt, ja es könnte sogar schädlich werden.

Jedenfalls meine ich es anders.
Ich nehme einmal an, es ist jedem halbwegs bewußt, daß er so, wie er ist, aufgrund seiner ganzen Biografie, seiner Erfahrungen, seiner Anlagen (auch seiner genetischen), sicher auch mancher Zufälle (z. B., wo man geboren worden ist), dadurch, was er so alles erlebt und aufgenommen hat im Lauf der Zeit, durch Affinitäten und Abneigungen usw. - daß er durch alles dieses Zusammenspielen und Zusammenwirken sehr vieler ganz unterschiedlicher Faktoren so geworden ist, wie er ist, und nicht dadurch, daß er sich so entschieden hat. Die Spielräume sind hier sehr eng, und wenn es tatsächlich zu relativ plötzlichen größeren Veränderungen des Verhaltens, des Fühlens, des Glaubens und auch des Wesens kommt, beruht das immer auf Schicksalsfügungen und nicht auf freien Entscheidungen.
Nimmt man das einmal als richtig an, so bedeutet dies, daß man jedes So-Sein als etwas akzeptieren muß, das nicht anders sein kann und konnte. Man muß deshalb weder etwas beschönigen noch verleugnen, noch verdrehen. Sondern es geht lediglich darum, aus diesem Bann der Bezogenheit auf sich selber loszukommen. Also nicht an der Annahme haften zu bleiben, der Vater, die Mutter, die Geschwister usw. haben mir dieses und jenes aufgrund einer bewußt gegen mich gerichteten Bösartigkeit angetan (auch wenn man es so erlebt hat). Denn gerade das hindert ja daran, darüber hinwegzukommen. Diese Überzeugung der bewußten bösen Absicht hält die Emotionen am Kochen, und das wiederum bannt einen fest wie ein böser Zauber.
Wenn man meint, die Eltern usw. hätten ja auch ganz anders können (wenn sie nur gewollt hätten), so, wie man es sich gewünscht hätte, dann müßte man ja auch an sich selber denselben Maßstab anlegen und seinerseits sagen, ich muß ja nicht leiden an diesem und jenem, was mir einmal widerfahren ist, kann mich den Eltern, dem Partner, den Kindern gegenüber auch völlig anderes verhalten, kann alles locker hinnehmen, hinter mich lassen und brauche nicht mein ganzes Leben dadurch beeinflussen zu lassen. Nur geht es eben nicht so einfach, bei niemandem, auch nicht bei jenen, von denen man sich beeinträchtig oder gar um das ganze Leben betrogen fühlt. Wurde man, um es extrem zu sagen, zum seelischen Krüppel geschlagen, so kann man mit absoluter Gewißheit davon ausgehen, daß jene, die dies gemacht und bewirkt haben, selber seelische Krüppel waren.

Worum es also ginge, ist, sich nach Kräften und Möglichkeiten bisweilen aus all dem auch herauszuheben und die Dinge sozusagen von außen, wie aus der Ferne zu sehen. Dann würde man nicht nur sich selber als armes, fehlerbehaftetes, großteils hilfloses, defizitäres, emotional, seelisch und geistig da und dorthin gerissenes Menschlein sehen, das viel weniger Macht hat über sein eigenes Leben, als es glaubt, sondern natürlich auch alle anderen, einschließlich aller jener, die einen verletzt und dieses und jenes falsch gemacht haben. Das mag zwar nicht auf Anhieb etwas bringen, rückt die Dinge aber doch mehr ins rechte Licht und bewirkt auf längere Sicht das, was ich etwas fälschlich als verzeihen bezeichnet habe. Dieses Verzeihen ist keine bewußte Entscheidung, sondern ein Prozeß, in dem man aber zunächst einmal irgendwie einsteigen muß. Beharrt man einfach darauf, daß das alles widerliche oder unfähige Bösewichte waren, so ändert sich gar nichts. Das Elend bleibt, wie es ist.
Ich habe noch nie jemanden erlebt, der gehaßt hat, eine endlose Wut in sich hatte, Schuld um Schuld für dieses und jenes an allen möglichen Orten menschlicher Niedertracht und Unfähigkeit gesucht (und gefunden) hätte und der dadurch glücklicher, erleichteter, befreiter geworden wäre. Eher im Gegenteil: davon wird man nur zermürbt und zerfressen und schmeißt sein Leben auf diese Weise erst recht weg.

Man wird auch kaum verleugnen können, daß jedes Leben etwas Schicksalshaftes an sich hat und man nicht nach bloßem Gutdünken über die Lebensmeere schippern kann. Sondern vielmehr sind wir alle da und dorthin Getriebene, die vielleicht zwar das Steuerrad fest umklammert halten, aber nicht merken, daß das Steuerrad mit keinem Ruder verbunden ist. Zum Festhalten reicht es zwar, aber nicht zum Steuern.
Und wenn man dies auch nur ein wenig akzeptiert, dann wird man automatisch auch milder gestimmt gegen anderen und deren Unzulänglichkeiten und Fehler und Fehltritte, wie man es zumeist ja auch gegenüber sich selber ist, und kann gerade dadurch zu einem wesentlich besseren und vor allem von all diesen belastenden negativen Emotionen befreiten Leben kommen. Diese verständige Milde kommt in Wahrheit ja nicht einmal so sehr anderen zugute, jenen, gegenüber denen man sie empfindet, sondern in viel größerem Maß einem selber.
Wer in seinem Garten nur damit beschäftigt ist, alles Unkraut und alles Ungeziefer auszurotten, der wird für alles Schöne und Erfreuliche gar kein Auge und keine Wahrnehmungen haben. Wie anders ist es, auch allem Unkraut und Ungeziefer gegenüber milde gestimmt zu sein und fröhlich und in Ruhe in der Sonne liegen zu können!
Und das hat eben nichts mit schönreden und verleugnen zu tun, sondern vielmehr damit, seine Wahrnehmung und Aufmerksamkeit etwas zu verändern.
Am sinnvollsten ist es überhaupt, aus dem, was man hat, was einem geblieben ist, was man vorfindet in sich, was immer es sei, etwas zu machen, das dem eigenen Leben ein tiefes Sinngefühl verleiht. Dann kann gar nichts falsch gewesen sein.

06.08.2017 02:36 • x 9 #1033


pferdediebin

06.08.2017 03:50 • x 1 #1034


J
Guten Morgen, Ihr lieben Menschen!

06.08.2017 06:43 • x 2 #1035


A


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