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Ich bin eine Narzisstin - man muß sich dem stellen

S
Liebe Pferdediebin,

mir sind Deine Worte gestern noch lange nachgegangen. Danke nochmal dafür.
Die Kehrseite von all dieser Kacke von früher ist - jetzt bin ich anhaltend gerührt über so eine Hand, wie Du sie mir hingehalten hast. Kein Witz.

Ja, vielleicht kann man unsere zwei Pole wirklich etwas damit vergleichen, wie Du es von Dir und Deinem Bruder beschreibst, wenn auch natürlich von den prägenden Bedingungen her auch anders. Ähnlich wie Dein Bruder habe ich mich auch extrem unselbständig, abhängig gefühlt als junge hübsche Frau, jeder Schritt hat mir Angst gemacht. Heute werde ich bei den Gedanken immer ganz traurig. Aber es war auch der Weg, durch diese 1 Mio. Ängste durchzugehen und nur das - hat das Selbstwertgefühl peu a peu etwas aufgebaut.

Ich war irgendwie das Kind, was nochmal für meine Mutter als Spätnachzügler geboren wurde. Damit die Mutter nochmal eine Beschäftigung hat und dem Mann nicht so sehr auf den Keks geht/die Pelle rückt. Heute weiß ich, um mich ging es auch hier nicht, wenn meine Mutter dennoch viel und ständig an mir dran war. Aber es/sie hat mich eher abhängig von ihr sein lassen, mich gehindert meine Stärken zu finden und entwickeln.

Meine Mutter war eine sehr schöne Frau, aber die klassische abhängig-depressive Hausfrau, wie es sie eben in den damaligen Generationen scheinbar oft gegeben hat. Als mein Vater starb, dachte ich immer - sie stirbt gleich hinterher. Sie wird niemals klar kommen. Pustekuchen. Sie blühte dann erst richtig auf.

Sie liess sich ständig von meinem Vater, besonders auch zu Tisch!, wenn sie da gerade alles fertiggezaubert hatte, runtermachen, abwerten, es war für mich als Kind, was sich mit ihr identifizierte gruselig mitanzuerleben - bis sie schließlich regelmäßig weinend aufstand und sich ins Bett legte. Dort tröstete ich sie dann danz oft als Kind. Heute kann sie sich nicht mehr erinnern und beteuert mir, sie habe die schönste und glücklichste Ehe mit meinem Vater geführt. Daran bin ich schier wahnsinnig geworden später.

Erst letztes Jahr habe ich es endlich mal in vollem Ausmass! geschafft, ihr mitzuteilen, was das alles mit mir gemacht hat und dass ich zumindest den Wunsch noch ausgesprechen wollte, bevor auch sie den Erdball verlässt, dass sie sich für Einiges mir gegenüber entschuldigt, mir sagen kann, dass auch sie nicht alles richtig gemacht hat und dass sie mich v.a. nie geschützt hat vor den Demütigungen v.a. meines Vaters und älteren Bruders, sondern im Gegenteil - ihn/beide immer noch als einen leuchtenden Helden wahrnimmt, alles verleugnet.

Zunächst dachte ich, ich bräuchte eine Entschuldigung, aber das hat sich dann in der Folge irgendwie relativiert. Es ging v.a. darum, meinem Hass (viele kleine und größere Kränkungen schüren in meinen Augen Hassgefühle in einem) in mir auf das alles mal einen Raum zu geben. Meine Stimme hat gezittert, gebebt, mir sind immer weiter die Tränen gelaufen, während ich so vor ihr stand, ich habe immer wieder schwer Luft holen müssen.. aber ich habe es auf den Punkt und ohne sie anzugreifen formulieren können. Das war ein total gutes Gefühl!

Früher ist mein Hass, meine Wut etc. in manchen Situationen eben eher so ungezügelt aus mir rausgebrochen Ich weiß nicht, wieviele Türen ich in der Pubertät geknallt habe, ich konnte dann meist nicht denken, war total durch den Wind, bin sicherlich auch oft sehr verletzend geworden an Stellen, wo es gar nicht hingehört hat..

Nein. Hier war jetzt alles total auf den Punkt, ich habe von mir gesprochen, Niemanden angegriffen UND die Gefühle waren auch sicht- und spürbar, was ich auch immer so wichtig finde. DAS war das, was mich eigentlich hat an dieser Stelle jetzt wirklich hat mehr in Frieden kommen lassen mit mir und v.a. diesen ganzen früheren Themen, auch mit dieser Mutter.

Sie schaute mich nur mit ganz großen Augen an. Es arbeitete so richtig in ihrem Kopf. Das konnte man sehen Dann strich sie mir über den Kopf und es kam wochenlang nichts. Über meine Schwester vernahm ich immer, dass sie nicht wisse, nicht könnees sie total beschäftige. Dann kam eines Tages ein Brief. In dem machte sie einen guten ersten Schritt. Seither habe ich mit ihr mehr Frieden und nähere mich mit dieser über 90jährigen Frau langsam in Minischrittchen an. Ich habe den Eindruck, dass es auch ihr gut tut. Sie hört mehr zu, fragt nach.. auch bei ihr fließt mal die ein oder andere ehrliche Träne, nichts depressives, schuldhaftes. Berichtet auch das ein- oder andere aus ihrer Kindheit, von einem eigenen schrecklichen Vater, den ich nie kennengelernt habe. Ich bin ganz Ohr und sehr aufmerksam für jedes Wort, was sie da von sich gibt.

Vieles kann sie auch nicht wirklich nachvollziehen, was ich ihr von mir erzähle. Besonders, was ich mit Männern später erlebte... da sagt sie oft... hmmm, das war halt so.. Gott sei Dank sagt sie nicht mehr - wie früher öfter... Du musst den eben heiraten... nachdem ich ihr von einem total demütigenden Erlebnis berichtet hatte... Aber ich begreife immer mehr, wie sehr diese Generation sich wirklich mit dieser Verleugnung auch selbst das Überleben gesichert hat.

Vom Kopf her wusste ich das alles - ja. Habe schon schon früher viele Bücher darüber gelesen. Aber EMOTIONAL kann ich es jetzt erst auch ein bisschen besser verstehen und ein bisschen mehr so stehen lassen.

Das ist schön und macht mich ruhiger. Ich spüre diesen Hass nicht mehr in mir..der ist übrigens nach der letzten schlimmen Männerbeziehung, wegen der ich hier überhaupt gelandet bin... immer mehr in mir hochgekocht.

Ich mache hier lieber mal Schluss. Ist schon wieder so viel. Ach, Du liebe Pferdediebin. Zu Dir möchte ich auch noch soviel sagen, fragen. Aber lieber - eins nach dem anderen. Sonst - Achtung - das böse Wort könnte es wieder nerven.

Aber eins hatte ich schon das letzte Mal vergessen. Bist Du eigentlich immer noch wütend im Moment? Du schriebst in einer Deiner letzten Mails, Du seist damit etwas mehr in Kontakt gekommen?

Ich wünsche Dir alle Klimaanlagen dieser Welt. Ich kann diese übermäßige Hitze auch nicht ab - und wenn man dann auch noch arbeiten oder sich viel bewegen muss Da hast Du wirklich mein Mitgefühl

Liebe Grüße..

04.08.2017 07:43 • x 5 #1006


K
Zitat von pferdediebin:
Aber Inkognito und Tarnkappe? Nein, so soll das nicht sein. So viele Feinde können da draussen doch nicht sein?



der größte Feind lauert nicht selten in einem selbst

GlG

04.08.2017 08:10 • x 2 #1007


A


Ich bin eine Narzisstin - man muß sich dem stellen

x 3


J
Moin moin die D(r)amen!

04.08.2017 08:51 • x 1 #1008


pferdediebin
Meine Schnuckiputzis!

Ich werde heute Cousinen-Therapeutin spielen, das Spiel spiel ich auch schon ca. 10 Jahre, aber ich hab's letztens durchbrochen.
Heute kriegt sie Ohrfeigen für die Seele Und ich meine das BUCH!
Und sie hat einen Pool auf dem Dach, da bleib ich sicher ganz cool, sie bringt mich irgendwie immer entweder ins Wachkoma oder zum kochen, aber ich geb sie nicht auf, ich kenne sie, seit sie ein Baby war. Und sie hat sich auch nur einen anderen Weg gewählt...
Deshalb Ausführlicheres am Abend, ich tauch heut unter Es ist heut bewölkt, also besteht die Chance, daß ich nicht verglühe auf dem Weg dorthin. Dem Benni hab ich ein harmloseres Wasser-Kühlgerät hingestellt, damit mir nicht die Bude abbrennt, ich hab noch die Elektrik aus den 50ern? Fetzenleitungen in der Decke....

@JungeRoemer

04.08.2017 09:14 • x 1 #1009


J
Zitat von pferdediebin:
Heute kriegt sie Ohrfeigen für die Seele Und ich meine das BUCH!

Das Buch habe ich letztens schon ganz unabsichtlich bei jemandem liegenlassen. Ich mag nicht so in die Tiefe gehen, dann raucht mir nur wieder der Schädel und ich bekomme schlechte Laune.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und ganz viel Spaß miteinander.
Liebe Grüße einer stolzen Ängstlich-Vermeidenden.
(Wann bekomme ich eigentlich den versprochenen Orden von Dir?)

04.08.2017 09:24 • x 2 #1010


J

04.08.2017 16:04 • x 2 #1011


pferdediebin
@JungeRoemer
3 x darfst du raten? Wenn du das Buch ausgelesen hast
Schädelrauchen und schlechte Laune würde ich gerne eintauschen, wenn ich dafür durchschauen darf, was mich reitet
Aber, jedem sein Tempo und seine Bereitschaft...ich bin halt ein ungeduldiger Bluthund, wenn es um Wissen geht. Sowas ist für mich wie ein 3mx3m Weihnachtsgeschenk unterm Christbaum, und ich könnt gar nicht schnell genug lesen. Ich will wissen was drin ist
Ich wünsche einfach jedem, dieses Glück zu erleben, Himmelarschundzwirn, ich wollte, ich hätte es vor 20 Jahren gelesen. ich wollte, sie hätten mich vor 35 in ein Heim für Schwererziehbare gesteckt, mit einem kränkungserfahrenen Kinderpsychologen, WAS hätte ich mir alles erspart?
Aber bei meiner Cousine hatte ich mehr Glück . Die schlägt sich, seit sie 5 ist, mit der Scheidung ihrer Eltern herum, und ist enorm kränkbar. Deshalb wird sie von allen gemieden, die keine Lust auf Eiertanz haben. Ich hab wohl gespürt, daß unsere Probleme denselben Ursprung haben, sie ist ein leidenschaftliches Wesen mit viel Humor. Ich hab halt immer kleinweise versucht, sie von bestimmten Dingen zu befreien, wie Fremdenhass, Angst vor Krankeiten, und dem Wahn vom Dünnsein, mit dem bissl Wissen, daß ich hab. Hab ihr größere Zuammenhänge erklärt, wenn ich mal zum reden kam. Und, ich hab zugehört.
Und letztens hatten wir diesen blöden Streit, weil ich auch keine Lust mehr auf Eiertanz hatte.
Aber, alle Götter waren mit uns , wir hatten das beste Gespräch, das heute wohl auf diesem Erdball geführt wurde Ich schau zwar aus, als hätten sie mich kurz in heisses Wasser getaucht, Pool auf dem Dach ist super, aber leider sind Schornsteine die einzigen Schattenspender, umrandet von einem Glasplatten-Geländer, und der Grill ist bereit. JUHU!
Ich hab mich um einen Schornstein gewickelt, aber das einzig nicht Rote ist das Gesicht. Aber, ein toller Ausblick, und schön kühles Wasser. Ein Super-Tag! Dieses Leben ist echt großartig.
Weißt, ich vergesse leider immer wieder, und das nicht nur bei dir so, allgemeine Entschuldigung!, daß du eine traurige Trennung hinter dir hast. Ich hab auch immer sehr lange gebraucht, um sowas wegzustecken und zu verarbeiten.
Und in meinem Überschwang darüber, daß es diesmal nicht so ist, und allem was seitdem passiert ist, habe ich die Erinnerung an diese Extrem-Schmerzen anscheinend überblendet. Ihr habt Ausnahmezustand, und ich bin auf Mission als Wardetzki-Jünger.
Und das tut mir leid, weil ich die, die noch sehr darunter leiden, wahrscheinlich ein bissl? überfordere. Kleine Watschen-Erleuchtung...
Sorry @verliebtverliebt, @Ema und vor allem @Kontra und dich natürlich auch Und alle, die ich jetzt vergessen hab.
Ich bin das erste Mal in meinem Leben so gut wie seelenschmerzfrei, bitte seht mir meine euphorische Blindheit nach.

@Katalina
Habe ich heute geschickt bekommen, war wohl für dich bestimmt

It's hard to get rid of the demons inside you. Because they were holding you, when nobody else did.



@sonne-5273
Whow! Wunderschöne, sehr berührende Geschichte.
Und vergiss dieses blöde nervig, was soll ICH da sagen? Ich weiß selbst, wie es mich beim Schreiben in andere Zeiten beamt, da will etwas erzählt werden, es macht sich fast selbständig...
Und ich habe schon mal beschrieben, wie ein ähnlicher Versuch bei mir ausgesehen hat, ich muß so Mitte 20 gewesen sein, und hab vor lauter unterdrücktem Weinen kaum die Worte raus gebracht. Ich klang wohl wie ein kleines Kind, dabei war ich wütend gewesen, als ich anfing, aber es endete nur in einer weinerlichen Anklage, und so kann man auch nix klären.
Schuld löst in Menschen sofort Verteidigung aus. Schuld ist die heiße Kartoffel des Lebens.
Aber ich weiß, daß ich mich überhaupt mit Frauenrollen auseinandergesetzt habe, weil ich auch nie verstanden hab, warum sich meine Mutter immer so klein gemacht hat, in Gegenwart anderer. Und andere Frauen natürlich auch. Da war immer so ein seltsam angespanntes Angepasst-sein. Die Meinung der anderen, die als ständiges Damokles-Schwert über ihren Köpfen hing.
Irgendwie mußte alles unter Berücksichtigung der öffentlichen Meinung geschehen.
Und ich habe auch schon viele ältere glückliche Witwen kennengelernt, die einem nur den Vogel zeigen, wenn man sie fragt, ob sie denn manchmal einsam wären. Der Großteil hat die Ehe als Gefängnis erlebt, und sie erfreuen sich an dem Stückchen Freiheit und Glück, daß sie noch erleben.
Doch es gab auch eine Nachbarin, deren Mann war wirklich 100, als er starb, sie war vielleicht Mitte 60, und noch sehr fit. Sie hat diesen Mann so rührend gepflegt, dabei hab ich ihn durch die Mauer meines ehemaligen Kinderzimmer immer nur keppeln gehört. Und als er starb, hab ich mir gedacht, so, jetzt hat sie auch noch ein paar schöne Jahre für sich, sie wollte zu ihren Enkeln nach Deutschland. Und dann starb sie innerhalb einer Woche an einer rätselhaften Darmverschlingung.

Ob ich noch wütend bin? Selten, eigentlich. Ich versuche ja viele Dinge zu verstehen, und da harpert's dann mit der Wut
Denn ich weiß, wenn sie mal da ist, dann kümmert mich NICHTS. Ich lege eine Brandbombe, in vollem Bewusstsein, daß dann nix mehr bleibt. Und das ist mir wurscht.
Die Stress-Aggression sehe ich nicht richtig als Wut. Und es braucht mittlerweile auch einiges, um mich wütend zu machen, blöder Mars in der Waage, ich wäge ab, ob meine Wut das einzige Mittel zur Bewältigung ist, oder ob sie überhaupt dafür steht.
Nur wenn sie überfallsartig über mich kommt, dann weiß ich, ich hab mich irgendwo nicht genug beschützt, und dann nutze ich sie.
Und ich muß immer genug essen, Unterzuckerung macht mich sehr instabil.
Und genug schlafen, jetzt habe ich in 48 Std. nur 2 Std. schlafen können, heute bleib ich neben meinem Lover

Noch eine nette Geschichte zum Abschluß, die mir ein Pfleger erzählt hat:

Einer seiner Schützlinge war eine 103-jährige putzmuntere Dame, die jeden Morgen Zorres machte, wenn sie nicht pünktlich ihre Zeitungen bekam, die war unterwegs wie ein Wiesel. Irgendwann hat er sie gefragt, wie es denn so sei, mit 103, soviel Geschichte erlebt,...
Sie meinte nur trocken: Wissen'S die erschtn 100 Johr worn orsch, oba donn wird's besser!

05.08.2017 00:50 • x 4 #1012


W
@pferdediebin

Ich muß das erst einmal etwas sortieren.
Wenn ich es nun richtig verstanden habe: Du hast lange Zeit unter einem chronischen Erschöpfungssyndrom gelitten, das von einer unerkannten Borreliose verursacht worden ist. Und nun bist Du sehr froh, endlich die richtige Diagnose gefunden zu haben, wodurch Du auch von Deinem Schuldgefühl wegen des CFS befreit worden bist. Es ist mehr als verständlich, daß Du dadurch von einer großen Last befreit worden bist. Ich kenne aus meinem Umfeld auch einige Fälle, die jahrelang schwer gelitten haben, ohne daß die Borreliose erkannt worden wäre.
Nur sehe ich den Zusammenhang mit Narzissmus nicht. Das eine hat mit dem anderen ja nichts zu tun. Und meine Kritik an allen diesen Diagnosen bezog sich auf psychologische/psychiatrische Diagnosen, nicht auf etwas wie Borreliose.

Du führst den Narzissmus Deines ersten entsprechenden Exemplars darauf zurück, daß er vaterlos als rundum verwöhntes Kind im Kreise von lauter Frauen aufgewachsen ist. Klar kann auch das zu dem führen, was man Narzissmus nennt.
Allerdings kenne ich einen Fall von echt schwerem Narzissmus, bei dem war es sozusagen gerade umgekehrt. Da spielte der Vater eine übermächtige, geradezu militärische Rolle in der Familie, was offenbar beim Sohn durch Identifikation dazu geführt hat, daß er gewissermaßen in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist und bis heute meint, Frauen seien generell minderwertig, unfähig, dumm, für nichts anderes als zum Kochen und Haushüten und fürs Bett zu gebrauchen, und das, obwohl er selber ein vollkommener Versager ist und die Frau, mit der zuletzt zusammen war, eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist (er wollte natürlich dann auch gleich die Geschäftsführung übernehmen, weil eine Frau dazu ja gar nicht in der Lage ist, auch wenn es zuvor 20 Jahre ohne männliche Geschäftsführung problemlos geklappt hat).
Mir kommt das sehr ähnlich vor wie das, was @sonne-5273 so eindrücklich berichtet hat.

Es spielt aber meiner Ansicht nach auch keine Rolle, woher ein destruktives Verhalten kommt und wie man es benennt. Das Entscheidende - für einen Partner oder auch bloßen Bekannten oder auch Angestellten - kann ja nur sein: Komme ich mit jemandem aus oder nicht. Und genau aus diesem Grund ist es sehr wohl auch heutzutage noch richtungsweisend, ob mich etwas glücklich oder unglücklich macht. Das ist nämlich das verläßlichste seelische Sensorium, das wir haben, um zu erkennen, ob einem etwas oder jemand guttut oder nicht. Und falls man über längere Zeit hinweg leidet, an einer Beziehung, im Beruf, was auch immer, dann sollte man auch die Konsequenzen ziehen. Es stimmt zwar oft, daß wir genau die Menschen suchen (unbewußt), die Wunden wieder aufreißen. Aber das allein ist durchaus nicht der Endzweck. Sondern im Grunde geht es darum, eine schmerzliche Inszenierung zu wiederholen und zu einer Lösung, einem heilsamen Ausgang zu kommen. Es geht hier nicht allein um Erkenntnis, sondern gleichsam auch um Therapie. Einen besseren Therapeuten als das eigene Leben wird man auch weit und breit nicht finden. Nur muß man oft erst lernen, achtsam mit sich und seinen Intuitionen umzugehen, und dann auch den Mut haben, konsequent weiterzugehen und nicht in einer schädlichen und zerstörerischen Situation auszuharren, also quasi wieder dort steckenzubleiben, wo man bereits einmal steckengeblieben ist (damals, in der Kindheit, konnte man aber auch gar nichts anderes als steckenbleiben, weil man in dieser Phase ja noch nicht die Macht hat, selbst weitreichende Entscheidungen zu treffen, dann bleibt nichts, als auszuharren und vielleicht in diesem Zustand zu erstarren). Denn wenn man die Erfahrung macht, daß es auch ganz anders geht, daß man eine zerstörerische Lebenssituation nicht einfach aushalten muß, sondern sich daraus befreien kann wie ein junger, nun flügge gewordener Vogel, der dieser ganzen deprimierenden und destruktiven Schlamasselexistenz davonfliegt, dann heilen zugleich auch diese Wunden aus früheren Zeiten. Das Wesentliche an aller Psychologie ist, aus der analytischen Situation auch einmal herauszukommen und in die konstruktive Lebensneugestaltung überzugehen. Allein mit Erkenntnis und Bennnungen ist noch nichts gewonnen.

Das allerbeste Beispiel dafür ist das, was @sonne-5273 geschrieben hat. Ich finde das äußerst klar und eindrücklich dargestellt! Und besonders wichtig ist auch noch, was Du, @sonne-5273 , geschrieben hast hinsichtlich Deines Verstehens Deiner Mutter. Auch das ist ganz wesentlich, um all das hinter sich lassen zu können, weil man ansonsten durch negative Emotionen daran haften bleibt wie an einem Fliegenfänger. Deine Mutter hat offensichtlich alles einfach hingenommen, weil das zu den damaligen Zeiten auch so üblich und oft anders gar nicht möglich war (und auch das Verdrängen und Beschönigen ist etwas ganz Typisches, aber auch Verständliches, weil es einem ja allen Boden unter den Füßen wegreißen würde, würde man im höheren Alter die Erkenntnis zulassen, daß man eigentlich ein besch. Leben geführt und sein eigenes Leben letztlich hingeopfert hat). Wenn man dies seinerseits versteht, halbwegs zumindest, dann verbindet sich damit gleichsam auch automatisch das Verzeihen, und das wiederum befreit einen auch von diesen negativen Emotionen. Beharrt man hingegen darauf, daß man mies, ungerecht, falsch, lieblos, unterdrückend usw. behandelt worden ist, wertet man es als bewußte Übergriffe gegen sich, nimmt man es persönlich und leitet daraus ab, daß man ja gar nicht anders kann, als wütend und hassend zu sein, daß man alles verständliche Recht hat dazu, so kommt man niemals zu einer grundlegenden Befreiung von dieser ganzen Last. Dem Kind, das in den Brunnen gefallen ist, hilft es nichts, am Grund des Brunnens zu schreien und zu toben. Sondern das Einzige, was ihm hilft, ist, aus dem Brunnen wieder herausklettern. Das mag mühsam sein, das mag viel an Verständnis erfordern, vielleicht auch fremde Hilfe - aber es kann durchaus gelingen. Wenn man eben auch die Hintergründe, die bei jenen, die einem das alles angetan haben, vorgelegen sind, durchschaut und akzeptiert. Was immer das auch gewesen sein mag: man sollte es nicht als bewußte Bösartigkeit gegen sich sehen, sondern als Folge von Prägungen, die diese Menschen selber abbekommen haben. Nur so kann man sich von all dem auch erlösen - und vielleicht ein Stück weit sogar jene Menschen, wenn sie nicht vollkommen verstockt sind und zumindest eine gewisse Einsichtsfähigkeit erhalten geblieben ist.

05.08.2017 02:23 • x 7 #1013


pferdediebin
@whynot60
Großartiger Beitrag Danke! Ich glaube besser zu verstehen, wie du das siehst. Bin nur grad im muß endlich schlafen-Modus, und ein bissl zu hirnlahm um was Gescheites zu antworten.
Der Zusammenhang mit CFS und Narzissmus war der : Die Diagnose Komplementärnarzisstin hat mich ähnlich erleichtert, hat mich von vielen Dingen erlöst, die ich mir vorher nicht erklären konnte.

Buenas Noches Compadres

05.08.2017 03:46 • x 2 #1014


S
Pferdediebin, oh man.... 2 Stunden Schlaf in 48 Std? Mir würden vor lauter Bematschtheit nur irgendwelche schrägen und semigefährlichen Sachen passieren.. wie Geld im Geldautomat vergessen, Schlüsselbund im Kühlschrank etc.
Schlaf hoffentlich erstmal gut und möglichst lange!
Ich melde mich später... habe heute mein erstes Date nach über einem Jahr.
Sehr ero.... mit bandagiertem Fuss.. na ja, wenn ich meine?!
GLG, auch an die ganzen anderen netten weiblichen und männlichen Wesen hier!

05.08.2017 06:19 • x 3 #1015


S
Zitat von whynot60:
...Und besonders wichtig ist auch noch, was Du, @sonne-5273 , geschrieben hast hinsichtlich Deines Verstehens Deiner Mutter. Auch das ist ganz wesentlich, um all das hinter sich lassen zu können, weil man ansonsten durch negative Emotionen daran haften bleibt wie an einem Fliegenfänger. Deine Mutter hat offensichtlich alles einfach hingenommen, weil..... Wenn man dies seinerseits versteht, halbwegs zumindest, dann verbindet sich damit gleichsam auch automatisch das Verzeihen, und das wiederum befreit einen auch von diesen negativen Emotionen. Beharrt man hingegen darauf, daß man mies, ungerecht, falsch, lieblos, unterdrückend usw. behandelt worden ist, wertet man es als bewußte Übergriffe gegen sich, nimmt man es persönlich und leitet daraus ab, daß man ja gar nicht anders kann, als wütend und hassend zu sein, daß man alles verständliche Recht hat dazu, so kommt man niemals zu einer grundlegenden Befreiung von dieser ganzen Last....


Ganz kurz nur schon mal Whynot...
Danke Dir sehr für Deine Gedanken.. ich kann auch Einiges mitgehen, von dem, was Du beschreibst. Wo es bei mir allerdings vehement innerlich protestiert hat, verzeih mir, falls ich Dich da falsch verstanden haben sollte, war die Stelle mit dem Verstehen.. Vielleicht meinst Du aber auch genau das Gleiche wie ich.. weil Du von halbwegs zumindest verstehen gesprochen hast..
Das klingt für mich so, als müsste man es einfach nur mit dem Kopf erfassen, was es bei mir eben überhaupt nicht war. Ich musste es auf einer emotionalen Ebene nachvollziehen können. Und wie willst Du es emotional nachvollziehen, wenn diese Menschen so stark abspalten/verleugnen/verdrängen, aus welchen noch so verständlichen Grund auch immer? Das war für mich echt ein Problem. Und jetzt bin ich 50 J. geworden, bis ich dieser Frau etwas näher gekommen bin und sie scheinbar so immens gerüttelt habe... dass auch sie selbst etwas innerlich in Bewegung gekommen ist, und mir auch mal erzählt und zumindest einige Gefühle gezeigt hat... Und dafür musste ich mich erst mal trauen ihr mit 90 J. noch so ein geballtes Gefühl zuzutrauen... Meine Schwester z.B. hat mich zeitlebens ausgebremst.. das meinte sie nicht böse, aber sie wollte halt um jeden Preis Frieden, für sie waren diese Wutausbrüche meinerseits - die ich zwischendurch in der Familie immer mal hatte - stets das Schlimmste, sie hatte regelrecht Angst davor.. sie sagte mir immer, das wird meine Mutter nicht überleben, sie ist schon alt. Das kannst Du nicht machen. All diese Bedenken, die natürlich auch was mit mir gemacht haben, musste ich erstmal über Bord werfen in dem Moment.
Schon wieder lange Rede... ich wollte nur sagen, dass es extrem schwer für mich war, mit diesen kriegsgeschädigten Menschen überhaupt mal emotional in Kontakt zu kommen und dann erst - in einem nächsten Schritt etwas mehr zu verstehen. Nur z.B. ein Buch darüber lesen und etwas verstehen, hätte es bei mir im Leben nicht bewerkstelligt...dass ich mich von diesem starken Hassgefühl mehr befreit fühle...ich würde Dich ja mal zugern fragen, wie das so bei Dir war, aber ich will Dir nicht zu nahe treten... Liebe Grüße an Dich

05.08.2017 07:03 • x 4 #1016


E
Nein, @pferdediebin , diesmal möchte ich nicht darüber schreiben. Habe es nur meinem Tagebuch anvertraut. Es ist alles zusammen, die ganze Situation, aber auch eine Kleinigkeit und ich ärgere mich so, dass ich mich von so einer Kleinigkeit mal wieder so mitnehmen lasse, sie nicht aus meinen Gedanken verbannen kann. Ich dachte, ich wäre stärker inzwischen .

05.08.2017 07:22 • x 4 #1017


J
Woher weißt Du das alles, Whynot? Und wie alt bist Du eigentlich wirklich?

Pferdediebin und Whynöttchen, ich danke Euch für Eure schönen Beiträge. Da geht bei mir am Morgen die Sonne 2x auf. Ihr seid tolle Menschen.

Sonne, jo, Geld habe ich auch schon im Automaten vergessen und ein junger Mann eilte mir mit dem Bündel Scheinen hinterher. Ich hatte Hanwerker und musste Nachschub holen und war völlig durch den Wind. Hatte viel zu viel um die Ohren und extremen Strezzz, damals. 2007?

Gestern vergaß ich meine Sonnenbrille (mit Stärke) auf dem Autodach. Meine Nachbarin brachte sie mir lächelnd 2 Stunden später. Portjucheee und Tankdeckel vergaß ich auch schon auf dem Autodach.
Handtasche (meine schönste aus dem Westen) vergaß ich hochschwanger in der S-Bahn.
Und ich weiß nicht mehr, wie viele Schlüssel und wie viel Geld ich in meiner Kindheit verloren habe. . . Gab immer Riesenärger.

Sonne, habe es wieder nicht geschafft, hier 3 Tage zu pausieren. Ich bin eben doch zu neugierig auf Eure Beiträge. Gestern hatte ich ein kleines Tief. Ich lebte es hier in kleinem Rahmen aus.
Nochmals Sonne: Viel Vergnügen und heiße Küsse (auf Krücken)

2.Versuch! Schönes Wochenende Euch allen.

05.08.2017 07:51 • x 3 #1018


J
Handwerker

05.08.2017 08:06 • x 2 #1019


Y
@pferdediebin

welches Buch meinst Du? Das über weiblichen Narzissmus oder Ohrfeigen für die Seele?

05.08.2017 08:19 • x 1 #1020


A


x 4




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