hallo sonnemond,
ja, an diese hoffnung hab ich mich auch wie ein verrückter geklammert. wieso? ich dachte echt, dass es mit ihr irgendwie anders werden würde.
meine kindheit verlief nicht furchtbar schlimm, es gibt auf jeden fall schlimmere geschichten. ich wurde von meinen eltern nie geschlagen oder sonstiges. trotzdem fühle ich mich durch einiges traumatisiert. meine eltern waren die meiste zeit meiner kindheit mit sich selbst beschäftigt, hatten sich auseinander gelebt, zeigten sich keine liebe, sondern oft nur hass und verachtung und gaben mir das gefühl, dass ich an allem schuld gewesen sei, denn sie waren ja nur wegen mir zusammen geblieben, weil ein kind eben vater und mutter bräuchte.
das hat bei mir dazu geführt, dass ich mich jahrelang nach liebe gesehnt habe. ich hab mich schon als kind oft in meine traumwelt zurückgezogen, in der irgendwann, eines tages, wenn die zeit dafür gekommen wäre, jemand kommen würde, der mir dann das geben würde, was ich brauchte. in meiner ganzen jugend hab ich ausschau nach der einen gehalten und sie nirgends gefunden. nette mädels gab es genug, aber manche waren unreif, bei anderen hat es gar nicht erst gefunkt. ich wollte auch nicht, dass es funkt, ich hab mich zurückgezogen und hab es den mädels unheimlich schwer gemacht. ich dachte mir damals, wenn die eine auftaucht, dann wird sie sich schon durch meine barrieren durchkämpfen und wird mühe und zeit investieren, um mich zu erobern.
tja, irgendwann kam sie dann, dachte ich. sie nahm sich jahre zeit und war für mich da, half mir, viele baustellen in meinem leben zu bearbeiten und ich fühlte das erste mal richtige liebe. noch schöner war es, als sie mich liebte. aber das ist jetzt ja geschichte.
im moment weiss ich nichtmal, ob ich für eine beziehung geeignet bin. ich wurde als kind so oft von meinen eltern alleine gelassen oder belogen, dass ich das urvertrauen verloren habe. ich kann einfach niemandem dauerhaft vertrauen, ich vertraue ja nichtmal mir selbst!
ich dachte wirklich, mit ihr würde es anders werden, ich hab es versucht, ich wollte mich ändern. doch dann passierten dinge, die mir wieder den boden unter den füssen rissen und sie nutzte das vertrauen, was ich ihr gab aus und ich war der doofe.
trotzdem hab ich mich nach der trennung extrem schwer damit getan, mich von ihr zu lösen. mit ihr war ein halbwegs normales leben für mich in greifbarer nähe. heiraten, kinder kriegen, zusammen alt werden, all das hätte ich mir mit ihr vorstellen können und da ich mich kenne, weiss ich, dass ich nicht so bald wieder jemandem so vertrauen werde wie ihr.
warum es mir mittlerweile trotzdem besser geht und ich loslassen konnte? weil ich mir bewusst gemacht habe, dass das keine liebe mehr war. liebe bedeutet doch, dass beide einfach so glücklich miteinander sind, doch das waren wir schon lange vor der trennung nicht mehr. es war ein täglicher kampf und liebe ist niemals kampf. es ging mir und ihr nur noch darum, etwas durchzusetzen oder durchzukämpfen, zu dem wir den bezug schon lange verloren hatten.
und ja, mir wurde bewusst, dass sie nicht für das verantwortlich ist, was in meiner kindheit schief lief. sie hat einen typen verdient, der normal ist und keinen, der an ihr zweifelt und der wegen seiner kindheit kein vertrauen entwickeln kann.
sie wird mir niemals das geben können, was meine eltern mir nicht gegeben haben, weil das einfach nicht ihr job ist! ich mache ja auch nicht meine eltern umgekehrt dafür verantwortlich, dass sie mir nicht das geben, was meine ex mir nicht geben wollte.
ich bin jetzt erwachsen und muss mit meiner vergangenheit leben lernen und ich muss auch damit abschliessen und mein leben führen und versuchen, glücklich zu sein, denn ich weiss, dass sie will, dass ich glücklich werde.
es ist schwierig, dauerhaft glücklich zu sein, wenn man sich über nichts wirklich freuen kann, weil man bei jedem schönen moment nur daran denken muss, dass er ja bald vorbei sein wird und sich selbst davon abhält, inne zu halten und zu geniessen.
das sind dinge, an denen ich im moment arbeite. ich will mehr für mich tun, ich will lernen, glücklich zu sein, ohne dauernd zu misstrauen.
an sie denke ich noch oft. ich denke daran, dass sie mich ausgenutzt hat, aber ich weiss auch, dass dazu immer zwei gehören und dass ich mich nur zu gerne ausnutzen liess. und auf meine art habe ich sie ja auch ausnutzen wollen.
aber wie gesagt, mir ist klar, dass sie für mich nicht die eine ist und dass es für mich vermutlich nichtmal die eine gibt. ich möchte einfach ein leben führen, das mich glücklich macht und ausfüllt und in dem ich mich nicht einsam fühle. daran arbeite ich im moment.