Hallo liebes Forum,
ich habe bisher noch nie so etwas gemacht und hoffe, ihr entschuldigt meinen langen Text. Aber ich muss diese Geschichte irgendwo loswerden. Wer ohne die gleichen Probleme will schon hören, dass ich jemanden zurückwill, der mich hat fallen lassen, weil es so wohl leichter ist?!
Also es ist nun fast genau 2 Jahre her, dass S. und ich uns über gemeinsame Freunde kennenlernten. Ich fand ihn optisch direkt toll, dachte aber, er wäre nicht interessiert. Wir feierten Silvester zusammen, immer wieder trafen wir uns zufällig, waren gemeinsam feiern oder auf Geburtstagen. Erst gut ein halbes Jahr später wollte er eine Verabredung, ich dachte mir noch nicht viel dabei..bis wir einige Wochen später nach ein paar schönen Tagen zu zweit in seiner Heimat (300 km weg) zusammenkamen. Alles perfekt. Wir hatten uns gesucht und gefunden. Für mich kann ich sagen, dass er meiner Vorstellung des perfekten Freundes entsprach, mein Traummann. Natürlich ist niemand perfekt, aber er für mich schon. Wir waren von Beginn an, bis auf einige Ausnahmen jeden Tag und jede Nacht zusammen. Wir planten zusammenzuziehen, er redete von Heirat und Kindern, wir planten einen längeren Urlaub. Dann kam das Ende seines Studiums und wir erfuhren, dass er zum Arbeiten (Referendariat) wieder in seine Heimat muss. Urlaub fiel flach. Nach einem Jahr mussten wir also in eine Fernbeziehung. Ab da war ich scheinbar nicht mehr so unbeschwert.
Nach 2 Monaten auf Distanz, wir sahen uns trotzdem jedes WE, stand unser neu gebuchter Urlaub bevor, er kam die Woche zuvor zu mir, ich merkte manchmal, dass S. sich anders verhält.. mich nicht mehr so häufig küsst wie sonst. Einen Tag vor Abflug kam es zu einem größeren Streit, indem er sagte, er hätte das Gefühl, mir nicht genügen zu können, mich nicht glücklich zu machen, ich hätte meine Leichtigkeit, meinen Optimismus verloren. Es tut ihm leid, dass er mir das nun sagen müsse. Warum hat er mir das nicht alles früher gesagt. Wir versprachen, wieder mehr darauf zu achten. Dann sagte er, er liebt mich und wir flogen weg. Im Urlaub merkte ich dann, dass S. sich immer wieder distanzierte. Er nicht mehr so viel Rücksicht nahm. Wir sprachen darüber. Alles in allem war der Urlaub aber toll. Nur ich beobachtete, dass er erstaunlich oft mit diesem Mädel schrieb, sein Handy wegdrehte, wenn wir denn mal Internet hatten.. er schickte ihr Fotos, schrieb aber immer nur von sich, nicht von uns. Wieder zurück waren wir in seiner Wohnung und ich konfrontierte ihn damit. Nein, da würde nichts laufen. Es wäre halt eine Bezugsperson für ihn, sie würden sich gegenseitig an der Arbeit unterstützen. Er bot mir auch an, mir den Verlauf zu zeigen und zu erklären, was ich zunächst verneinte, später im Gespräch aber doch wollte. Und er würde auch nicht Schluss machen wollen, was ich nämlich befürchtet hatte (selbsterfüllende Prophezeiung lässt grüßen -.-). Er hätte mit mir doch längst seine Traumfrau gefunden und würde es wieder gut machen, wüsste nur noch nicht wie. Später meinte er, er wäre froh, dass ich geblieben und nicht zu mir heimgefahren bin. Das ging ein paar Tage von meiner Seite aus gut, bis mich diese Lüge einholte, als Vertrauensbruch. Ich wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Intuition. Während er also zur Arbeit ging, hatte ich Zeit nachzudenken, zu viel Zeit. Schaffte es nur schwer, mich auf meinen Unikram zu konzentrieren, den ich mir mitgenommen hatte.
Nach einer nächtlichen Diskussion, fragte S. morgens, ob alles gut sei wegen der Nacht, wir frühstückten noch, ich machte ihm Mut für den Arbeitstag und er ging. Später erklärte ich ihm, dass wir für diesen Tag nicht mehr reden, sondern uns einen schönen Abend bei seinem Kollegentreffen machen würden. Ich lernte dort dann dieses Mädchen kennen, mit dem er geschrieben hatte. Sie schaffte es den ganzen Abend nicht, mir in die Augen zu sehen, außer beim Vorstellen. Sie hatte also definitiv Interesse an ihm! Am nächsten Abend fragte ich, was ich für ihn wäre. „Eigentlich“ seine Freundin. Ich erklärte, dass ich das Gefühl hätte, dass er mir irgendwie den Boden unter den Füßen weggezogen hätte (ein Fehler, das so zu sagen..), Vertrauen und Ehrlichkeit wären uns immer so wichtig gewesen, erst recht bei den 300 km Distanz seit 2 Monaten. Er dachte, es wäre doch wieder besser geworden, er würde dann Abstand vorschlagen. Er hätte das Gefühl, ich würde ihm die Schuld geben, dass er dort ist und dass ich mich ja eh nicht wohl fühlen würde in der neuen Wohnung. Ich musste kurz alleine sein, ging raus, er brach dabei hinter mir weinend zusammen und kam kurz darauf hinterher. Ich wäre der wichtigste Mensch in seinem Leben. Er wäre immer der Idiot, der alles verlieren würde und davor hätte er Angst. Er hätte doch das vor sich sitzen, was er immer wollte, aber er wüsste gerade nicht weiter, wie es nur so weit kommen konnte. Ich habe ihn noch nie zuvor so verzweifelt gesehen! Ich war aufgelöst, zwischendurch aber sehr ruhig und gefasst, erklärte ihm, dass unsere Beziehung vorher ein Selbstläufer war und man irgendwann halt daran arbeiten muss. Ich wollte ihm dann Zeit geben, aber er verbot mir dann, die Wohnung zu verlassen, das wäre nicht sicher (nachts in einer nahezu fremden Stadt..). Nachdem wir dann in der Nacht noch zu seiner Mutter sind, was aber nichts brachte, fuhr er mich am nächsten Tag zum Bahnhof, wir redeten nicht mehr, wir waren beide sehr gefasst, er sagte noch mehrmals „Schatz“ und verabschiedete mich mit „tut mir leid“. Im Zug weinte ich natürlich doch erstmal…
Wir hatten dann nur zwischendurch Kontakt von meiner Seite aus, ihm würde kein Kontakt auch schwer fallen, aber er bräuchte nun Zeit für sich. Ich würde ihm keinen Raum geben. Ich versuchte, das zu verstehen, sprach mit einem Freund, der mir sagte, dass er mit S. telefoniert hat. Er würde mich vermissen, mein Lachen, meine Art, scheinbar aber schon länger. Aber ich würde ihn und seine Situation einfach nicht verstehen. Dann verfasste ich einen langen Brief, in dem ich auch seine Worte und Metaphern aus früheren Liebesbriefen von ihm aufgriff und erklärte, dass ich trotz Zweifel meinerseits mich nun für ihn, für uns entschieden hätte. Ich einen Weg finden möchte. Daraufhin meinte er, dass ihn das noch mehr zum Nachdenken bringen würde.
Letztendlich trafen wir uns auf mein Drängen auf halber Strecke. Er machte mir dort Vorwürfe, nicht mehr die Verzweiflung wie zuletzt, die Angst mich zu verlieren. Sondern, dass er das Gefühl hätte, die Verantwortung für mein Leben übernommen zu haben. Ich wäre nicht mehr so leicht und optimistisch, ich hätte nicht darauf gehört, als er mir Möglichkeiten aufzeigen wollte. Nannte mich während des Gesprächs wohl aus Gewohnheit trotzdem „Schatz“. Das hätte er sich aber verkneifen können! Es wäre eine Erleichterung gewesen, als er mich zum Zug gebracht hatte (für mich war es das ja auch nach dem Stress!), aber er hätte dann wieder zu viel nachgedacht und an der Arbeit was Wichtiges vermasselt.. Es wäre für ihn einfach was kaputt gegangen und er würde nicht wissen, wo wir anknüpfen können. Es wäre wahrscheinlich der größte Fehler seines Lebens, vielleicht würden wir uns ja in 2 Jahren nochmal begegnen. Bei allem versuchte ich, möglichst ruhig zu bleiben. Ich weinte auch nicht, ich konnte es nicht fassen und auch selbst gar nicht viel sagen, außer, dass ich uns Abstand vorgeschlagen hätte. Nur eben kein endgültiges Aus. Er wiederholte mehrmals diese fehlende Anknüpfmöglichkeit. Als er gehen musste, stand er dann etwas bedrückt neben mir, als ob er warten würde, dass ich ihn nochmal mit einer Umarmung verabschiede. Er würde mir das Geschirr meiner Mama zurückgeben und vielleicht könnten wir uns zum Austausch irgendwo auf halber Strecke treffen. Ich habe nämlich noch seine Sommerreifen im Keller. Das habe ich aber natürlich verneint, er kann schon ruhig selbst zu mir fahren!
Am nächsten Tag schrieb ich ihm eine lange Nachricht, dass ich irgendwie nicht viel dazu sagen konnte, das aber alles noch loswerden muss, dass ich mich so nicht entschieden hätte und dass ich mich in ihm scheinbar getäuscht hätte. Und dass er wohl zu stolz sein wird, wenn er mich vermisst und erkennt, dass er mich hat gehen lassen.
Seither halte ich eine komplette Kontaktsperre zu ihm. Seit 4 Wochen nun. Meiner Meinung nach war das keine Herzenssache, sondern eine Kopfentscheidung. Zu viel Druck seitens der Arbeit und auf emotionaler Ebene. Ich weiß auch, dass seine Mutter ihm da viel reingeredet hat. Zu mir meinte sie, auch wenn ihr euch liebt, könnt ihr momentan einfach nicht zusammen sein, du kannst ihn jetzt nicht unterstützen. Sie ist sehr auf die berufliche Sicherheit bedacht…
Meine eingeschlichenen Verhaltensweisen, die aus verschiedenen Gründen kamen, habe ich längst erkannt und wieder zu mir selbst gefunden. Auch mithilfe einer lieben Heilpraktikerin, die mir wieder zu meiner alten Ausgeglichenheit verholfen hat.. die KS hilft mir auch insofern, dass ich mich um vieles kümmern konnte und kann. Ich habe viel unternommen, alte Freundschaften aufgefrischt, mich um mein Wohlbefinden gekümmert, mache wieder regelmäßig Sport, habe ein paar Kilo abgenommen. Das alles ist toll und fühlt sich gut an Ich möchte es aber irgendwie wieder schaffen, dass wir zueinander finden!
Ich wüsste gerne, ob es ihm mit der Entscheidung gut oder schlecht geht! (Eine Freundin wies mich darauf hin, dass er auf einem neuen Foto wirklich fertig bzw. unglücklich aussieht, sowas hätte er vorher nie als Profilbild genutzt). Und was ich nun tun kann. Wenn sich jemand die Mühe macht, das durchzulesen, mir seine Einschätzung mitteilt, das würde mich wirklich sehr freuen! Bin dankbar für jede Rückmeldung
21.12.2015 16:30 •
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