Stärke zeigen - das ist m.E. sehr situationsabhängig.
Wenn ich als Mann z.B. weiß, dass ich körperlich stark bin, brauche ich das i.d.R. nicht zu zeigen. Entweder sieht man das am Körperbau oder man führt es halt vor, wenn gewünscht, gewollt und erforderlich (z.B. bei der Arbeit, beim Sport im Gym o.ä.). Das ist mal die physische körperliche Stärke, die dann auch in Gefühlen zeitweilig vermittelt wird:
Der Mann steht wie der Fels in der Brandung, Den kann nichts umwerfen etc. sind da ja gerne genutzte Floskeln.
Das andere Stärkekriterium ist die emotionale Stärke:
Wie reagiere ich in Situationen, in denen das Herz und die Einfühlsamkeit des Mannes gebraucht werden. Kann er das zeigen, geben und verdeutlichen? Wie setzt ihm dieses ggf. zu, ist er dabei kalt wie Stahl oder heiß wie Schmelztiegel?
Ich denke, eine gute Mischung aus beidem, ohne jeweils zu übertreiben, macht´s aus und gibt den Frauen ein sicheres Gefühl, ein wohliges Beisammensein und ein vertrautes Feeling. Vermutlich ist das zumeist bei den Männern das Problem, hier die Mischung zu finden, dass man auch als gefühlvoller Mensch wahrgenommen wird.
Natürlich sind Männer auch emotional gepolt, aber oft wird von ihnen erwartet, dass sie etwas anderes ausstrahlen sollen. Gerade im Beruf, in der öffentlichen Wahrnehmung ist beispielsweise ein weinender Mann oft als Weichei bezeichnet. Männer werde schon von Kindheit an gedrillt, nicht rumzuheulen wie eine Memme o.ä. Kenne ich noch aus meiner Erziehung. Wenn ich sehe, für was es heute alles Psychologen gibt, sollte man sich mal fragen, was da schon in der Kindheit schiefging.
Im Erwachsenenleben wird es dann entsprechend schwer, auch mal Gefühle zu zeigen - wenn es Dir als Kind regelrecht schlecht geredet wurde. Da muss man sich dann auch mal umstellen können - was nicht jedem Mann leicht fällt.
Frauen/Mädchen, die tendenziell eh eher emotional leben, denken und agieren/reagieren, haben´s da i.d.R. leichter, auch wenn ich da auch schon Eisblöcke kennenlernen durfte. Bei ihnen ist es eher umgekehrt: Sie sollen mehr Stärke zeigen, wollen dieses auch sehr oft. Und fühlen sich dann zeitweilig missverstanden, weil sie dann z.B. überheblich, arrogant o.ä. rüberkommen. Auch sie müssen sich in die Rolle eines Stärke signalisierenden Menschen erst einmal reinfuchsen.
Ergo: Wir haben letztlich auf beiden Geschlechterseiten unsere Problemchen. Gehen wir damit verständnisvoller miteinander um, wird es für uns alle insgesamt leichter.
L.G.
16.09.2018 11:15 •
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