Hallo zusammen,
als stille Leserin in den letzten Wochen habe ich unendlich viele Blickwinkel und Erfahrungen durch eure vielen Beiträge erfahren. Einiges schien mir einleuchtend, anderes habe ich angewendet und etliches war dabei was ich mir so gar nicht vorstellen konnte und wollte, gerade in Hinblick auf die Zukunft.
Ich hatte eine Art Freundschaft-Plus. Was zu Anfang aufregend und für mich eine tolle Erfahrung war, mündete in einem Katzengejammer als ich erkannte, dass ich mehr Gefühle entwickelte und ich das nicht zurück bekam was ich erhofft hatte. Ja, ich war eine Zeit verliebt und hatte mich verguckt. Es „relativierte“ sich aber mit der Zeit, weil ich mich durch ihn verletzen lassen habe und ich erkannt habe, dass er Eigenschaften mitbringt, die ich als Freundin akzeptiere, als Frau aber nicht gut heiße. Er war teilweise auch nicht ganz unschuldig daran: Liebeserklärungen wurden wieder zurück genommen, Gefühle konnte/wollte er immer mal wieder nicht definieren, verlieren wollte er mich aber auch nicht, wenn ich jünger wäre (großer Altersunterschied) wäre ich seine Traumfrau, ect. Ich beendete das Ganze Anfang September, weil ich spürte, dass mir das Ganze seit Monaten absolut nicht mehr gut getan hat. Das Loch kam aber mit einer derart großen Wucht, dass es mir buchstäblich alles unter den Füßen wegzog. Ich habe das Essen aufgegeben, nahm extrem ab, igelte mich ein, hatte null Kontakt zur Außenwelt, weinte so viel wie in meinem ganzen Leben nicht (ich bin 40), mein Haushalt wurde vernachlässigt, meine Gedanken drehten sich ausschließlich darum was ich nicht hatte…ihn, seine Nähe, die Verbundenheit, das Besondere, den sensationellen S. ….Irgendwann find ich an mich zu fragen, WAS ich denn WIRKLICH vermisse und ob ER es wirklich ist, was ich will oder ob es die emotionalen Dinge sind die ich vermisse. Ich stolperte in diesen vielen Beiträgen häufig über das Wort Abhängigkeit und beschäftigte mich damit. Nach 7 Wochen der Höllenqualen, weil ich mich selbst verlor, sah ich endlich wieder einen Lichtblick und fing an aufzuräumen. Damit meine ich nicht die materiellen Dinge die mich an ihn erinnerten…die schmiss ich vor einigen Wochen schon weg. Ich meine Dinge wie Themen der emotionalen Abhängigkeit, Einsamkeit, Verlustangst und Scham. Und ich musste feststellen, dass es Dinge waren, die mich mein Leben lang schon begleitet haben. Immer wieder wurde ich damit konfrontiert, hatte aber immer einen Plan B parat mich abzulenken (mein Ex-Mann, die Kinder, mein Hobby)…also irgendwas, Hauptsache das Thema „verschwand“. Funktionierte super…bis jetzt! Nun überholt es mich mit brutaler Gewalt ein und kein Plan B funktionierte… Ich musste erkennen, dass ich nicht wegrennen konnte, sondern mich dem stellen musste. Hart, bitter, unüberwindbar, Horror….ich dachte, dass packe ich nicht! Dieses Forum hat mir geholfen, andere Blickwinkel einzunehmen und es hat mir geholfen, nicht vor meinen Gefühlen wegzurennen, sondern diese auch einfach mal zu akzeptieren. Das war mein Schritt 0
Der Schritt 1 war, dass ich dem „Ex“ um ein Gespräch gebeten habe, in dem ICH mich leer machte. Ich habe ihm keine Vorwürfe gemacht oder ähnliches. Nein, ich habe ihm schlicht weg erzählt, dass ich mich schäme mich ihm gegenüber in einer Form geöffnet zu haben, wie es diese „Beziehung“ nicht verdient hatte. Das ich Schwierigkeiten habe mich von den Bildern zu lösen, viele Deja-Vus habe und das ich bereits Anfang des Jahres spürte, dass ich nicht glücklich war und ich es über ihn kompensieren wollte (altes Muster von mir). Das er sich keine Vorwürfe machen soll, denn er hätte eh tun können, was er will, es hätte mir einfach nicht gereicht. Und das ich ihn glücklich machen wollte, damit es mir besser geht. Ja, sicherlich…für ihn war es bestimmt nicht leicht. Ehrlich gesagt war es mir bei diesem Gespräch egal, denn es ging ausschließlich um mich. Ich wollte das aussprechen, was in meinem Kopf rum geisterte und ich wollte es demjenigen erzählen, der irgendwie der Auslöser war. Das hat mir geholfen, denn nach dem Gespräch war ich mir endgültig sicher, dass ich gar nicht so auf einer „falschen Fährte“ war.
Da wir uns mindestens einmal die Woche sehen müssen (lässt sich absolut wirklich nicht vermeiden) ist eine Kontaktsperre keine Möglichkeit. Ergo haben wir seit diesem Gespräch (und denen davor) noch mehrmals miteinander gesprochen: offen und ehrlich, was wir uns wünschen. Er möchte die Freundschaft nicht aufgeben, wobei ich kaum noch Vertrauen habe ihm das zu glauben. Was wiederum zu meinem geringen Selbstwertgefühl passt, da ich Verlustängste habe. Alles Konfus…bitte entschuldigt…ich bin damit noch nicht durch mit diesen Themen und hopse immer noch hin und her in meiner Gedankenwelt. Ich weiß, dass er mich nie glücklich machen könnte als Frau. Es passt für eine Beziehung nicht. Andererseits sind wir eine Seele in zwei Körpern gewesen. Er hat mich einige Jahre in schweren Phasen begleitet und anders herum ebenso. Es war ein Geben und Nehmen wie man es sich in einer Freundschaft so verstellt. Ich trauere dieser Zeit unheimlich hinterher, denn sie wurde zur Vergangenheit als wir anfingen miteinander ins Bett zu gehen. Es wurde kompliziert und ging daneben. Er hat sich auch schnell getröstet…vorhin kam die Nachricht, dass er jetzt mit seiner neuen Mitbewohnerin zusammen ist, zu der er Anfang September in einer WG gezogen ist. Sie kann ihn haben…es schmerzt…ja…aber ich will ihn als Mann nicht zurück. Ich habe Schwierigkeiten mit der Distanz aus freundschaftlicher Sicht. Zumindest erahne ich das. Ich glaube nicht, dass ich ihn liebe, hinterfrage mich aber in der Tat warum es mir so unendlich schwer fällt ihn als Mensch loszulassen. Ich habe ihn gerne um mich, spreche gerne mit ihm, blödel gerne mit ihm rum…normalerweise, denn von einem entspannten Umgang kann im Augenblick nicht immer die Rede sein. Er sieht wie schlecht es mir geht, sagt, dass er Angst um mich hat, dass er für mich da ist und er mir helfen möchte und jede Neue an seiner Seite nicht dafür sorgen kann, dass er sich von mir lösen wird. Ich glaube, dass mich emotional abhängig gemacht habe von ihm. Er kann dafür sorgen, dass es mir gut geht. Was für ein Blödsinn… kann er nicht. Ich jammer einer Zeit hinterher, die mich nicht glücklich gemacht hat. Was soll das also? Ebenso glaube ich…würde ich jemanden anderen an mich heran lassen, würde ich in die gleiche Falle wieder tappen. Was mich wieder dazu bewegt zu denken, dass es nicht um IHN geht, sondern einfach um eine Person, die sich um mich sorgt und kümmert und die ich glücklich machen kann, um mich selbst besser zu fühlen. Auch Blödsinn Aber so denke ich gerade. Ebenso habe ich Angst ihn endgültig zu verlieren (als Freund)… Ja, ich gebe zu, als ich von seiner Neuen hörte, tat es für ein paar Minuten richtig weh…aber dann wurde mir bewusst, dass es meine Lage nicht schlimmer macht und meine Situation sich dadurch auch nicht ändert/verschlechtert und das das, was wir miteinander erlebt haben, uns niemand nehmen kann. Er hat aber eh schon wenig Zeit und durch die Neue, werde ich sicherlich weiter nach „hinten“ rücken und davor habe ich Angst. Seit 20 Jahren habe ich keinen Menschen so nah an mich herangelassen…als Mensch möchte ich ihn nicht verlieren. Der S. war toll…ja…manchmal kann ich mittlerweile mit einem Schmunzeln daran zurück denken, wichtiger ist mir die „Verbundenheit“ die wir davor hatten und die ich sehr gerne wieder wachsen lassen möchte. Wenn wir uns sehen, schaffen wir es manchmal sogar ganz entspannt wie früher miteinander umzugehen. Ein „Band“ existiert zwischen uns noch und das würde ich gerne wieder straffen. Versteht mich nicht falsch…so wie früher wird es nie wieder sein. Das ist OK! Ich würde dieser Freundschaft aber gerne die Chance geben wieder neu aufzuleben. Aber…ich bin eifersüchtig…nicht darauf, dass sie seine Neue ist...nein, darauf, dass es überhaupt jemanden gibt in seinem Leben, der mir meinen Platz streitig machen könnte. Versteht ihr was ich meine?
Mein zweiter Schritt war, dass ich mich um einen Therapeuten gekümmert habe, denn durch vielen Beiträge hier, habe ich erkannt, dass ich handeln muss und das es Sinn macht, sich dafür professionelle Hilfe zu holen. Und…ich habe durch das Lesen bei Euch mich schneller dazu entschlossen, wie es wahrscheinlich ohne dieses Forum getan hätte. Ich möchte mir helfen lassen und meine Themen einmal aktiv angehen. Sonst stehe ich in 5 Monaten oder 4 Jahren oder 10 Jahren bei einem Schlußstrich bei irgendeiner Form einer Beziehung wieder vor denselben Themen und es reicht mir jetzt. Tief in mir drinne glaube ich nämlich, dass es wirklich nicht um ihn als Mann geht, sondern um meinen wunden Punkte des Vertrauens, der Verlustangst und damit verbunden um meine Emotionen die ich investiere und nicht zurückbekomme in einer Form mit der ich zurecht komme. Meine Emotionen entwickeln sich irgendwie krankhaft wenn es darum geht einer Person Liebe oder Zuneigung entgegen zu bringen, wenn man mal meine Schale geknackt hat. Und dann erwarte ich anscheinend das Gleiche von meinem Gegenüber und bin gekränkt, wenn ich es nicht auf einem Silbertablett serviert bekomme: dauerhaft und wiederkehrend. Im Übrigen ist das bei meiner Familie und meinen Kindern nicht so. Familie ist heilig, da würde ich nie zweifeln. Da kann ich auch zum Beispiel etwas Geben ohne dafür etwas zu erwarten…bekloppt oder?
Mein dritter Schritt war also selbst bei mir anzukommen. Nicht die Fehler zu suchen warum es jetzt nach hinten losgegangen ist und ich einen Menschen verloren habe, der es schaffte mich nach vielen, vielen Jahren wieder einmal in eine Freundschaft zu holen, die ich bis dahin abgewehrt habe. Sondern in mir zu gucken, warum ich eigentlich so massiv Schwierigkeiten mit dieser Situation habe, dass sie mich so gänzlich aus der Bahn geworfen hat. Warum leide ich? Warum tickt mein Kopf realistisch, menschlich und logisch? Aber warum sagt mein Herz etwas völlig anderes und quält sich so unsagbar stark? Warum fange ich zu klammern, wenn ich einen Menschen einmal an mich heran gelassen habe und warum leide ich dann unter Verlustangst? Warum mache ich mich emotional abhängig und bleibe nicht bei mir?
Irgendwas in mir drin, sagt mir: ich habe nie gelernt allein zu sein. Ich war nie allein ohne Freund/Partner an meiner Seite (also Beziehung)…mit meinen 40 Jahren muss ich nun erkennen, dass ich das lernen muss …uff
Fast 9 Wochen liegen nun hinter mir. Seit drei Tagen esse ich wieder regelmäßiger, seit 4 Nächten wache ich nur einmal in der Nacht auf und seit zwei Tagen habe ich begriffen, dass meine negativen Emotionen von meinen negativen Gedanken kommen. Ich bleib dran und sage DANKESCHÖN an alle aus diesem Forum deren Beiträge ich lesen durfte und die mich irgendwie teilhaben lassen haben und mir damit die Möglichkeit gegeben haben einmal einen anderen Blickwinkel zu sehen.
Ich würde mich freuen, wenn es Menschen gibt, die sich meinen langen Text durchlesen und mir den einen oder anderen Stupser geben könnten um mein wirres Denken noch etwas entflechten zu können. Viele von Euch sind so unsagbar wichtig für Menschen wie mich, die sich auf diesem Pfad befinden, den Ihr teilweise hinter euch habt. DANKE!
Liebe Grüße
Kerstin
11.11.2016 20:21 •
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