Hallo,
ich bin noch ein Dino - Facebook interessiert mich nicht sonderlich.
Und selbst wenn mir jemand, den ich sonst mag, dauernd irgendwelche SMS schreibt, fühle ich mich eher genervt, weil ich mich verpflichtet fühle, gleich zu antworten. Dieses immer und überall erreichbar sein. Das sagte ich einemal einem Bekannten, der sonst nett ist, und mir immer mal nette Sprüche per SMS sandte. Sagte mir dann, dass ich doch nicht gleich antworten müsse, er würde solche Sprüche sammeln und dann Leuten schicken, die er mag. Irgdwie bin ich mir da nicht so sicher, ob es nicht eine Illusion ist, die wir gegenseitig aufbauen - uns da persönlich angesprochen fühlen - was nur so ein allgemeines blabla ist.
Ich hatte einmal einen Tanzpartner (über 10 Jahre jünger - also nicht mehr) - bin nicht sicher, ob er selbst so etwas wie facebook inititiieren wollte und das so eine Art Werbung war, jedenfalls schickte er mir mails mit Fotos wie er seinen neuen Schrank aufbaut. Meine das ist ja ganz nett, dass er mir das zeigen möchte. Nur unsere neuen Medien ermöglichen einer einzelnen Person, mit wenig Aufwand beliebig viele andere - unabhängig von ihrer speziellen Wichtigkeit auf Trab zu halten. Wenn jemand ein Erlebnis mit mir teilen möchte, indem er mit mir telefoniert und ich höre im Tonfall seine Beteiligung, was ihm wichtig daran ist, seine persönlichen Gefühle bin ich gerne bereit Kontakte zu pflegen. Dann ist es jedoch so, dass derjenige genauso viel Zeit investiert, wie ich beim zuhören. Möchte ich wirklich - gleichzeitig mit 20 anderen über facebook oder sonst noch was wissen, wer alles einen neuen Schrank hat? Wenn es wichtig war, wird mir mein Gegenüber das doch bei der nächsten Begegnung erzählen.
Ein bisschen frage ich mich, was man sich dann noch bei einem persönlichen Treffen erzählt?
Sicher hatte ich es auch schon, in Verliebtheitsphasen besonders oft mit jemanden zu telefonieren. Das war vor Zeiten von Flatrates auch noch einfacher. Da blieb so ein Gespräch immer auch in einem ganz anderen zeitlichen Rahmen und danach freute man sich einfach auf das nächste Treffen.
Jedoch konnte man früher, als dies alles noch nicht so üblich war, das auch nicht so sehr vermissen, wenn es dann weniger wurde.
Sicher ist es normal, wenn ich jemanden kennenlerne, möchte ich wissen, wie wichtig ich ihm bin, so bestätigt man sich gegenseitig, durch abwechselndes sich melden hallo, ich bin an Dir interessiert.
Weil das heute viel einfacher geht, ist es natürlich auch viel schlimmer, wenn mein Gegenüber das nicht tut.
Ich frage mich, ob wir alle in der Kennenlernphase eine Art Sucht aufbauen - nach dauerndem Kontakt - ohne jede Pause. Dann dies notwendig bleibt, fortzusetzten, damit das Gegenüber nicht das Gefühl hat, etwas stimmt nicht. Und wenn wir uns dann eines Tages trennen, vermissen wir natürlich auch diesen andauernden (Pseudo)-Kontakt.
Wobei das ja schon früher so war, dass man in einer Kennenlern- oder Trennungsphase jedesmal wenn das Telefon klingelte, hoffte ...
Das scheint wohl in der Zeit zu passieren, wenn wir uns der Gefühle des anderen noch nicht sicher sind oder wenn wir hoffen, dass da doch wieder Gefühle entstehen.
Es ist fast wie eine Sucht - warum ist es so schwer, etwas einfach so sein zu lassen wie es ist.
Sich zu freuen in dem Moment, in dem man mit dem anderen Zeit verbringt und es gut sein lassen wenn nicht. Also im Moment zu leben ohne dauernd in der Zukunft zu sein - also dass doch hoffentlich im nächsten Moment das Telefon klingelt (oder was auch immer).
Wobei das sich ja sogar darauf beziehen kann, wie oft man sich sieht. Wie oft versuchen wir an dem Zeitabstand zur nächsten Verabredung - also den nächsten etwas gemeinsam machen - das Interesse und die Gefühle für uns von unserem Gegenüber abzulesen.
Das möchte ich hier mal zur Diskussion stellen.
15.02.2014 20:59 •
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