Liebe Community,
schön hier sein zu dürfen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Alter mit knappp über 50 mit solchen Themen überhaupt noch zu kämpfen habe. Ich bin seit Jahren geschieden, meine beiden Töchter sind flügge, ich bin selbstständig, habe aber auch noch einen Job. Ich würde sagen, ich habe mein Leben im Griff mit gutem Freundeskreis und Hobbies.
Allerdings habe ich seit langen Jahren eine Angsterkrankung, die latent vorhanden ist. Ich bin therapeutisch begleitet und gehe offen damit um.
Vor 1,5, Jahren lernte ich einen Mann auf recht seltsame Art und Weise kennen. Ich war 2 Wochen in einem ero. angemeldet, habe jedoch recht kurzfristig gemerkt, dass ich diese Welt schräg und nicht für mich passend empfinde. Es war ein einmaliger Ausflug und dabei sollte es auch bleiben. Der einzige Mann, mit dem ich mich traf war er. Er war seit 4 Jahren getrennt, seine Frau hatte ihn betrogen. Sie wohnte in seiner Nähe. War für mich alles passend, ich verabscheue Rosenkriege zwischen ehemaligen Partnern.
Seine S. lebte er in den Jahren des Singledaseins über dieses ero. und in Partnerwechsler. Er traf sich wohl häufiger mit Paaren, die Begründung: dann bestehe keine Gefahr, dass sich die Frau verliebt. Ich bin also davon ausgegangen, dass wir uns bereits zu Beginn sehr offen begegnen konnten. Wir trafen uns jedoch nur zum Essen und hatten einfach einen netten Abend. An Beziehung dachte ich gar nicht, aber das Thema S. war irgendwie auch keines mehr. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits im Forum abgemeldet. Er zeigte sich sehr interessiert und meinte, dass er eigentlich eine Beziehung wollte, bisher sich aber auf nichts einlassen konnte.
Wir trafen uns öfter, es war locker und fühlte sich gut an. S. näherten wir uns erst nach einigen Wochen. Er war aufmerksam, ich mochte seine scheinbare Klarheit und Ruhe. Nach ca 3 Monaten merkte ich jedoch, dass wir uns nicht in der Häufigkeit trafen, die ich gerne gehabt hätte. 2-3 Mal Monatlich. Ein ganzes Wochenende nie. Die Geschwindigkeit bestimmte er. Ich kannte weder Freunde noch seine Kinder (14+19), ihn nahm ich selbstverständlich zu meinen Freunden mit. Als sich der Freund der Ehefrau auch noch umbrachte, führte er sich verantwortlich für sie und half ihr - auch wegen der Kinder, die hälftig bei beiden wohnten. Erstmals zog er sich zurück. Er beendete die Beziehung zweimal, weil er sich nicht auf Nähe einlassen könnte. Da verstärkte sich meine Angststörung, weil Trennung ein großer Trigger für mich war. Ich beschäftigte mich mit seiner (vermeintlichen) Bindungsangst, die ich diagnostizierte. Ich zeigte das typische Verhalten einer emotional Abhängigen. Er wollte eine Therapie machen, wir kamen immer wieder zusammen.
Nach 7 Monaten erzählte er mir beiläufig, dass seine Frau im Haus genau neben ihm wohnt. Ich war leicht geschockt, nicht wegen der Tatsache selbst, sondern weil er mir zu Beginn in der Nähe gesagt hatte. Ich empfand das als ein vollkommen unnötiges Geheimhalten, zumal es zu Beginn ja gar nicht um eine Beziehung zwischen uns ging.
Parallel lernte ich seine Freunde kenne, seine Kinder ebenfalls. Wir verbrachten 1 Woche zusammen mit Freundinn in Frankreich, es fühlte sich alles gut an. Ich verstand mich mit allen sehr gut. Ich sah ihn zwar immer noch nicht so oft, wie ich gerne gehabt hätte, redete mir aber immer wieder ein, ich müsse wohl an meiner Verlustangst arbeiten.
Beiläufig erzählte mir irgendwann ein Freund, dass er sich für uns freue und er es unmöglich findet, dass meine Freund seine Frau noch mit in Urlaub nehmen wollte nach dem Tod deren Lebensgefährten. Ich war ziemlich perplex, zumal ich ihn in der zweiten Woche des Urlaubs begleiten solle. Ich wusste, dass er sie ein Jahr zuvor mitgenommen hatte, da sie damals eine Krise mit ihrem Freund hatte und die Tochter bat, sich um die Mama zu kümmern. Er wollte dies nie mehr tun, das sie sich nicht gut verhalten hatte. Ich sprach ihn direkt darauf an, er verneinte es. Seine Tochter kam zufällig dazu und meinte: warum sagst du das, Mama geht doch mit?! Ich war geschockt und habe ihn wirklich ziemlich fertig gemacht. Vor allem wegen seines Neins zuvor. Er erklärte dies damit, dass seine Frau nun wieder einen neuen Freund habe und sowieso nicht mitgehe. Wenn doch würde er sich ein paar Tage zuvor ausladen. Dies alles verunsicherte mich so tief. Seine Bindungsangst, seine ständig präsente Frau. Sie hatten noch nicht einmal die Scheidung eingereicht.
Er klärte zumindest alles. Unterrichtete seine Kinder und seine Frau, dass sie nicht mitgehen könne. Buchte meine Zugfahrt. Ich hatte das Gefühl, es lenkt sich nach und nach alles in richtige Bahnen. Sie reichten sogar die Scheidung ein. Zu dem Zeitpunkt hatte ich die Beziehung auch schon zweimal beendet, weil er sich immer wieder zurückzog und eher Dates mit mir absagte, damit er zB seine Frau vom Bahnhof abholen könne. Immer wieder kam er an, bereute alles und wir kamen wieder zusammen.
Zwischenzeitlich sprach er über seinen Verdienst, obwohl nicht gefragt hatte. Er erklärte mir etwas zu seinen Finanzen, sprach von einem Safe in der Wohnung und von seinem Misstrauen zu Banken. Ich bin Bankerin, ich konnte seine Argumentation nicht ganz nachvollziehen, dachte aber ebenfalls, das ginge mich nichts an. Sein Verdienst schien immens hoch, was mich eigentlich nicht beeindruckt.
Gerade hatte ich wieder das Gefühl, es läuft alles in die richtige Richtung, gab er mir sein Handy, damit ich etwas googlen könne. Beim googlen entdeckte ich E. und Transenkontaktseiten in seinem Suchverlauf. Und das in Städten, in denen er im Außendienst unterwegs war. Er war fassungslos, meinte, dass Kollegen und Kunden sein Handy auch benutzen dürfen. Ich gab mich mir der Erklärung nicht mehr zufrieden und beendete es.
Wieder einmal kam er nach zwei Monaten an und wollte die ganze Wahrheit sage. Er war auf den Seiten aber nur, weil ihn die Bilder interessierten. Mit Bildern auf P. hätte ich leben können, aber es handelte sich um Kontaktseiten. Er stritt ab, jemals in Kontakt gewesen zu sein. Ich verstehe mich selbst nicht mehr, weshalb ich ihm nochmals glaubte. Wir wollten zusammen eine Therapie beginnen.
Im Zusammensein war er zugewandt, großzügig und liebevoll. Die Wochenenden verbrachten wir mittlerweile zusammen, unter der Woche sah ich ihn kaum.
Vor einigen Wochen fing ich an zu spionieren, weil ich wieder total verunsichert war aufgrund seiner Nichtverfügbarkeit. Ich konnte als Nichtmitglied von außen in diesem Forum sehen, dass er in den ersten Monaten unserer Beziehung zumindest zweimal in einem Singerclub war. Auch stimmte hier seine Aussage nicht, dass er auf seinen Geschäftsreisen nicht ausgehen könne, weil er seine teure Verkaufsware nicht unbewacht lassen dürfe. Ich fand Chats mit einer Frau, als wir 2 Wochen getrennt waren. Er bezeichnete sie als Liebes und brach dann aber einfach den Kontakt ab. Diesen Chat fand ich auf seinem Handy, das er mir mal wieder überliess. In dem Forum war er noch angemeldet, auch das hatte ich total ausgeblendet.
Ich habe einmal in seinen auf dem Schreibtisch liegenden Unterlagen rumgewühlt, fühlte mich dabei superschei. und fand einen Haftbefehl über eine 4 stellige Summe von letztem Jahr. Ich kannte mich selbst nicht mehr wieder, nie zuvor hatte ich so wenig Vertrauen zu einem Mann. Ich bin weder eifersüchtig noch würde ich irgendwo rumschnüffeln. Keiner meiner Expartner gab mir das Gefühl, das tun zu müssen.
Aufgrund dieser Schnüffelei in seinen Papieren wurde er sehr wütend und schmiss mich raus.
Aktuell bin ich so durcheinander. In meinem Kopf herrscht ein Chaos. Ich fühle mich schuldig, weil ich rumgesucht habe. Er schrieb mir nur noch einmal, dass ich ihn total falsch sehe. Aber alles was ich finde, spricht gegen diese Aussage. Das meiste davon habe ich ja nicht einmal gesucht, sondern wurde einfach damit konfrontiert.
Ich weiß, dass sich das alles wie ein schlechter RTL2 Beitrag anhört und ich fühle mich wie in einer Parallelwelt mit ihm. Ich traue meiner Wahrnehmung nicht mehr und vermisse ihn, die Beziehung (oder was ich dafür hielt) dennoch. Und ständig denke ich, dass ich alles komplett falsch sehe. Ich kann mir einfach nciht vorstellen, dass ein Mensch ständig lügen kann oder aber auch verdrängen.
Andererseits habe ich auf die ganzen Themen und die Unsicherheit keine Lust mehr, es macht mich verrückt, ihn ständig im Fokus zu haben und verunsichert zu werden. Wo kann ich ansetzen? Freue mich über Eure Eindrücke und darüber, meine Gedanken entknoten zu können.
Danke dafür, dass Ihr Euch den langen und verwirrenden Text antut.
iloveparis
02.03.2019 13:27 •
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