Was soll man Dir schon raten?
Er ist eben ein reichlich unreifer und instabiler Mann, der es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt. Dahinter verstecken sich wahrscheinlich Ängste, klar Position zu beziehen und mit der Partnerin ehrlich und offen umzugehen. Dann greift man eben gerne zu Lügen, von denen man hofft, dass sie nicht aufkommen werden.
Diese verschwurbelten Äußerungen wie die, dass die Gefühle weg seien, er aber hofft, dass sie wieder aufblühen werden, sagen ja schon aus, dass er auf dem Absprung ist. Und oft genug steckt eine neue Frau dahinter, von der man nichts erzählt. Denn man will der Partnerin ja nicht noch weher tun, aber vor allem will man es bequem haben und Vorwürfen aus dem Weg gehen.
Gefühle lassen sich nicht verhandeln, dagegen kann die Partnerin nichts sagen. Aber wenn er erzählen würde, dass er eine Neue im Visier hat, kann er sich auf Heulattacken oder Wutanfälle einstellen und so verschweigt er das lieber.
Die Beziehung war wohl insgesamt nicht so toll, auch wenn Du sie als eher harmonisch schilderst. Mir gibt eine Äußerung von Dir zu denken. Nämlich, dass Du in eine Art Depression gerutscht bist, weil er mit der Band verreiste. Das spricht für psychisch-emotionale Abhängigkeit vom Partner.
Ich vermute, Ihr hattet in der Beziehung ein Nähe-Distanz-Problem, das vielleicht durch die coronabedingten Einschränkungen zeitweise überdeckt war.
Du hast ihm ja auch schon recht bald zu verstehen gegeben, dass Du für die Zukunft Familienpläne hast, die er auf Dauer wohl nicht mit Dir umsetzen wollte. Vielleicht fühlte er sich dadurch gegängelt, eingeschränkt und so etwas führt dann oft dazu, dass man die Beziehung in Frage stellt und sich gleich mal anderweitig umsieht.
Du hast Dich offenbar mit Bindungsängsten befasst. Ich hatte auch einen mit dieser Krankheit und er erfüllte zielsicher alle Kriterien eines aktiven Bindungsvermeiders. Das sind die, die Bindungen aktiv kaputt machen,z.B. durch unklare Aussagen, Lügen, abwertende Äußerungen und oft auch zweitaufwändige Hobbies, die nicht mit der Partnerin geteilt werden.
Freiheitsliebend, unabhängigkeitsliebend, Einschränkungen ablehnend gehen sie durchs Leben und oft auch gefühlt über Leichen.
Was braucht solch ein Mann als Partnerin? Ein passendes Gegenstück und da kommst Du ins Spiel. Du strebst nach Nähe, nach Vereinigung, betonst Gemeinsamkeiten, die vielleicht von ihm gar nicht so als gemeinsam empfunden werden und möchtest den Partner gerne festnageln.
Du bist innerlich ebenso unsicher wie er, aber eigentlich komplizierter, denn der passive Part tut das eine, leidet aber ebenfalls unter der Zeiterscheinung Bindungsängste.
Denn er will ja unbedingt einen Partner, den er am liebsten gleich einweben will und mit Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung überschüttet. Aber warum um alles in der Welt sucht und findet sie einen Partner, mit dem so etwas gar nicht möglich ist? Weil das Unterbewusstsein sie zielsicher zu so einem Mann führt, der für eine feste Beziehung gar nicht geeignet ist. Sie sucht sich also unbewusst und von inneren Mechanismen geleitet einen Mann, den sie vordergründig abgöttisch liebt und an dem sie sich abarbeitet, während das Unterbewusstsein sich bequem zurück lehnt und sich sagt: Ach, soll sie sich ruhig quälen und mühen, mir egal, ich seh das ganze entspannt, denn das wird sowieso nichts.
Normalerweise finden zwei bindungsschwache Menschen zusammen. Der eine boykottiert meist aktiv und hat die Obermacht in der Beziehung und der passive spielt den leidenden Part, der doch nichts lieber will als was Festes, unbewusst aber doch dagegen vorgeht.
Beliebt sind Verbindungen mit Partnern, die aus diversen Gründen oft gar nicht in Frage kommen. Der geliebte Mann ist zu alt oder viel zu jung, der Bildungsgrad zu unterschiedlich, gerade erst frisch getrennt oder gar vergeben oder auch ein verkrachter Junggeselle, dessen Biografie meist schon so aussieht, dass man hätte darauf kommen können, dass es problematisch wird.
Man sucht also unbewusst Partner, mit denen eine stabile Beziehung nicht durchführbar ist. Und dann leidet man, sieht den unwilligen Partner als unreifes Jüngelchen an, mit dem man Mitleid haben könnte oder als gemeinen Paarvermeider, der lieber sein Ding macht.
Und wenn er dann weg ist, leidet man noch mehr und tut sich selbst leid. Berechtigterweise.
Du hast jetzt genug Zeit, in den nächsten Monaten die Beziehung ein wenig zu überdenken und zu analysieren und auch Deinen Part anzusehen. Der passive Partner ermöglicht dem aktiven, so zu sein und umgekehrt. Bloß auf Dauer wird keiner glücklich damit. Und meist geht der aktive Teil, weil der gefühlsmäßig viel weniger tangiert ist und sowieso die Machtposition in der Beziehung inne hat.
Gefühle und aktive Bindungsvermeider? Oft gehen sie nicht über die Verliebtheit hinaus und wenn der Lack dann allmählich abblättert und die Partnerin als quengelnd, fordernd, launisch oder eben viel zu anhänglich empfunden wird, sterben auch die Gefühle ab. Das kann man oft auch in Verhaltensweisen erkennen. Er ist noch mehr unterwegs als früher, will die Partnerin nicht dabei haben, ist lieber mit Freunden (wahlweise Bandmitgliedern) zusammen, weil die ihm wenig abverlangen. Vor allem aber kommt es allmählich zur Abwertung der Parternin. Die ist auf einmal zu dünn oder zu dick oder zu anhänglich oder zu penetrant oder oder. Er findet schon was, was ihm nicht (mehr) gefällt. Erst warst Du die Göttin und dann wirst Du zum nervigen Klammeräffchen, das zur Last wird. Und schließlich musst Du weg. Vor allem weil sich sein Interesse schon einer Anderen zugewandt hat.
Du überlegst wegen Freundschaft. Unmöglich, völlig unmöglich! Du wolltest ihn als Partner, hängst emotional noch tief drin und er v...t der weil anderweitig rum. D.h. Du bist doch längst schon abgemeldet und diese ach so großzügig ausgesprochenen Freundschaftsangebote haben nur den Zweck, der verlassenen Frau die Trennung leichter zu machen.
Für eine Beziehung reicht es nicht mehr, aber Du bist menschlich ja so wertvoll., dass es ihm leid täte, wenn das jetzt ganz auseinander geht.
Diese Worte kannst Du in die Tonne werfen, sie sind meistens gelogen. Sie haben nur den Zweck, Dir nicht noch mehr weh zu tun und ihn letztendlich doch als edlen Menschen dastehen zu lassen, bei Dir aber auch ihm selbst gegenüber.
Ich muss mich zwar trennen, aber als eine Freundin, die keinerlei Ansprüche mehr zu erheben braucht und der es egal sein muss, was ich jetzt tue (z.B. mit der neuen Partnerin), wäre sie ja ganz passabel.
Er hat aber daran eigentlich kein großes Interesse mehr, denn sein Interesse hat sich wo anders hin verlagert. Bleibst Du, die glaubt und hofft, diesen einzigartigen Mann nicht ganz verlieren zu müssen. Und so kommt die Idee mit der Freundschaft zustande. Statt den Cut durchzuziehen, geht man wieder mal durch ein Hintertürchen und belügt sich selbst.
Solange Du emotional nicht abgeschlossen hast und das kann gut und gerne ein bis zwei Jahre dauern, kannst Du keine lockere Freundschaft mit ihm führen, denn Dir täte doch nur alles weh. Seine Unternehmungen, die Dinge, die er verschweigt (die Neue z.B.) und dass er wohl so locker und flockig ohne Dich jetzt weiterlebt, zieht Dich doch nur noch weiter runter.
Also vergiss die Freundschaft, funktioniert eh nicht, denn Du wirst immer spüren, dass Du schlichtweg überflüssig geworden bist. Das tut ihm nicht weh, aber Dir. Akzeptiere die Trennung und kappe alle Verbindungen. Glaub mir, alles andere macht es nur schwerer.
Ein Abschied auf Raten verlängert das Leiden nur.
Stell Dein Leben neu auf, hänge Dich in Deinen Job rein, was viel wichtiger ist als er und lenke Dich auch mal ab. Triff Dich mit Freundinnen, gehe ein wenig aus, das wird Dir gut tun und den Schmerz zeitweise vertreiben. Du kannst ja nicht nur weinen und leiden und hadern. Das ist er nämlich auch nicht wert, dass er Dein Leben kaputt macht.
Such Dir was, was Dir was gibt. Vielleicht magst Du Theater, Filme oder wirst Mitglied in einer Handarbeitsrunde. Oder Du malst gerne, machst viel Sport oder fängst an, Klarinette zu lernen.
Gib Dir immer wieder selbst einen Tritt, wenn Du leidend rum hängst und sag Dir, ich lass mir von Dir mein Leben nicht ganz kaputt machen.
Und dazwischen kannst Du mal ein wenig Rückschau halten. Dann siehst Du vielleicht, dass ihr eine Choreografie aufgeführt habt und das Verhalten des einen Parts das des anderen bedingte und umgekehrt. In solchen Beziehungen drehen sich die Protagonisten meist ständig im Kreis und merken es nicht mal. Aber bestimmte Verhaltensweisen werden immer wieder abgespult. Schau Dir doch an, wie er mit Dir umgesprungen ist. Eine Trennung oder vielleicht doch nicht und Du das heulende Elend! Und gewappnet mit unendlich viel Nachsicht und Geduld mit dem Mann, der nicht so spurt wie man ihn haben will.
Also belohne ihn nicht noch mit einer Freundschaft, sondern fange an, dies als Schritt in einen neuen Lebensabschnitt zu sehen.
Und hinterfrage Dich mal, woher es kommt, dass Du so klammerig wirkst, so wenig eigenständig. Oft hat so was die Ursachen schon in der Kindheit. Es sind oft erlernte und abgeschaute Verhaltensweisen, die man unbewusst übernimmt. Kommen dann noch Schicksalsschläge wie Trennung der Eltern, wechselnde Bezugspersonen oder lieblose Eltern dazu, so sind die auch ein guter Nährboden für verkleidete Bindungsängste. Man täte ja wollen, aber dann kommt man wiederholt zu Männern, die sowieso ausscheren.
Steck den Kopf nicht in den Sand, sondern bewerte ihn möglichst nicht. Er ist halt ein instabiler Hallodri, Typ lonesome Cowboy, der durch die Prärie reitet und irgendwas sucht. Und dann kommt er zu einer Ranche, wo eine einsame Frau wartet, die ihn zu einem sesshaften und zuverlässigen Viehhüter machen will. Erst gefällt es ihm, wie er umsorgt und betüdelt und bestätigt wird, ehe es ihm wieder lästig wird. Dann zieht er weiter denn hinter dem nächsten Hügel könnte das warten, wo er endlich ankommt. Leider war auch diese Frau nicht so, dass er zu einer inneren Stabilität hätte finden können. Aber es liegt sicher nur an der Frau.
Richte den Fokus auf Dich. Auf Dich wartet Trauerarbeit,das ist normal, aber eben auch die Aufforderung des Lebens, die kaputte Beziehung und Dich selbst anzuschauen.
Du bist wahrscheinlich Deiner selbst nicht sicher und Du hältst nicht viel von Dir. Dann läufst Du Gefahr, einen Retter zu suchen, der Dir das gibt, was bei Dir zu wenig vorhanden ist. Eigenliebe, Selbstbewusstsein und Zuversicht. Dinge, die Deine Baustellen sind, aber auch seine wären.
Während er es sich einfach macht und jetzt die Next glorifizierst, hast Du die Chance, Dich selbst zu hinterfragen. Mach was draus, denn nur aus Krisen und Scheitern lernen wir auch was.
29.10.2021 14:13 •
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