Hallo ihr Lieben,
wir sind seit 24 Jahren befreundet, mehr als befreundet, zusammen gewohnt, eheähnlich gelebt, jedoch immer wieder mit Krisen, in denen S. nichts lief, auch mit Phasen, in denen ich mich trennte, weil mein Partner mich immer wieder anlog. Wir hatten zwischendrin (eher noch im frühen 20er Alter) auch mal andere Beziehungen.
Die größte Lüge war, dass er vor vielen Jahren monatelang parallel zu mir eine Partnerin hatte, mir davon nichts sagte, obwohl wir Ehrlichkeit und Offenheit vereinbart hatten. Wir haben das nie aufarbeiten können, er hat bei diesem Thema dicht gemacht und ich habe nur Floskeln zu hören bekommen (tut mir leid, hätte ich nicht tun sollen, kommt nie wieder vor).
Ich erfuhr davon, als sie schon ein paar Monate getrennt waren, weil die Frau Kontakt zu mir aufnahm. Er sagte zu diesem Zeitpunkt, dass er sie hasse, sie nie geliebt hat und lauter solche Sachen.
Einige Zeit später (ca. 2Jahre) nahm er hinter meinem Rücken wieder Kontakt zu ihr auf. Sie wurden wieder ein Paar, sie bestand darauf, dass er es mir sagt. Er hat es dann gesagt (sie sei seine große Liebe), allerdings in einer gelogenen Version.
Wir trennten uns also.
Als die Beziehung der beiden auseinander ging, kontaktierte mich mein Ex wieder, wir kamen uns wieder näher.
Ich hatte Schwierigkeiten, ihm zu vertrauen und sprach das mehrfach an. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass er diese Lügereien bereut und ein ehrlicher Mensch sein will, was es mir zusätzlich schwer machte. Ich bekam auch in seinem Umfeld mit, dass er recht leicht lügt.
Ich habe ihn in den letzten Jahren immer mal gefragt, ob es zwischendrin noch andere Frauen gab/gibt, er verneinte stets und sagte, dass er mir das sagen würde, da er mich nicht mehr hintergehen will. Ich solle ihm wieder vertrauen. Teilweise hat er mir ein schlechtes Gewissen gemacht und gesagt: es ist unfair, wenn Du mir nicht mehr vertraust, denn ich verheimliche Dir nichts.
Heute hatte ich einen bestimmten Verdacht und sprach ihn darauf an. Er spielte es runter, hätte nur mal die Blumen gegossen, sonst nichts.
Als ich sagte, dass ich letzt diese Frau getroffen und das Gefühl hatte, dass sie mir was sagen will und ob wirklich gar nichts zwischen ihnen je war, da sagte er mir, dass sie rumgeknutscht hätten. Das Ganze sei zehn Jahre her.
Was die Sache für mich zusätzlich schlimm macht: ich habe eine Eigenbedarfskündigung bekommen und er sagte, ich könne/solle zu ihm ins Haus ziehen. Nun lebe ich fast ein Jahr bei ihm im Haus (in der Wohnung unter ihm) und erfahre das. Die Frau ist unsere Nachbarin in einem Mehrparteienhaus.
Was vielleicht auch eine Rolle spielt, er hat zwischenmenschliche Probleme, es ist noch nicht klar, was genau dahinter steckt, es geht in die Richtung einer Asberger oder narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Er tut sich sehr schwer, Emotionen zu zeigen, er sagt, er spürt sehr wenig Emotionen. Empathie zeigt er nicht, das sagt er selbst, er kann sich nicht in andere reinversetzen und Gefühle spürt er auch so gut wie keine, er ist immer monoton, Freude oder Leid spürt man nicht bei ihm.
Das Schlimme ist, ich bin emotional total abhängig von ihm, ein Teil vonn mir will schon lange weg und schaffe es nicht. Er hat mich sehr dominiert, mir immer das Gefühl gegeben, ich mache alles falsch, er weiß alles besser und er ist total arrogant. Er hat mich oft kritisiert, wenn ich mal meckerte, fühlte er sich extrem angegriffen und wurde richtig fies.
Er sagt, dass das Geknutsche ihm unangenehm war und er es deshalb mir nicht gebeichtet hätte. Ich habe noch nie etwas von angenehmen Seitensprung-Beichten gehört. Klar ist das unangenehm und auch nicht leicht. Aber mich zig Mal anlügen und unsere gemeinsame Zukunft mindestens sehr zu beschädigen, wenn ich ihn frage, ob es noch andere Frauen gab. Er sagte stets: nein, Du weißt von allen, mehr gab/gibt es nicht. Ich könnte Dir auch nie mehr so weh tun wie damals, außerdem legst Du Wert auf Ehrlichkeit, ich bin ehrlich. Ich hatte ihm zu Beginn unseres Kennenlernens gesagt, dass für mich Ehrlichkeit sehr wichtig ist, dass ich nach einem Vertrauensbruch wahrscheinlich nie mehr richtig vertrauen kann. Er wusste, dass er damit (und weniger wegen der Knutscherei) alles restlos zerstört. Das tut mir sehr weh. Ich spüre es so körperlich, wie er mich manchmal fest an sich drückte und sagte: ich will nur Dich, es gab/gibt nie mehr eine andere, wie ich mich fallen gelassen habe.
Gerade die letzten Monate lief es besser zwischen uns und wir waren uns wieder näher. Ich dachte, wir sind auf einem guten Weg. Er sagt nun: bitte verzeih mir noch ein letztes Mal (wie oft habe ich das schon von ihm zu hören bekommen?!), nun ist alles gesagt, wir schaffen das.
Er hat mir aber zehn Jahre lang immer wieder mit Überzeugungskraft gesagt: es gab sonst keine anderen Frauen, sonst würde ich Dir das auch sagen, aber es war gar nichts.
Letztlich hat er 20 Jahre erlebt, dass er mit mir machen kann, was er will, ich schaffe es nicht, mich von ihm zu lösen, er sieht das auch jetzt so und tut das alles total ab: es war ja nur ein Nachmittag/Abend und wir haben ja nur rumgeknutscht.
Mich stört weniger das Knutschen (natürlich tut es weh und ich bin mir nicht sicher, ob nicht mehr gelaufen ist), sondern dieses krasse Mich-Anlügen und mir teilweise noch ein schlechtes Gewissen machen, dass ich nicht sofort wieder total vertraut habe, gerade weil er ja erlebt hat, dass sein Verheimlichen der damaligen Parallelpartnerin bei mir/uns langfristig viel zerstört hat, er mir aber immer wieder sagte, er wolle um mein Vertrauen kämpfen und mir beweisen, dass er mir nie wieder etwas verheimlicht.
Mir tut es weh, dass er mich zu sich ins Haus geholt hat, ich meine Wohnung aufgegeben habe und er mir das nicht vorher mit der Nachbarin gesagt hat. Ich hätte erwartet, dass er mir das zumindest vor meinem Einzug erzählt: Du, Du kannst gerne bei mir einziehen, aber Du sollst wissen, dass ich vor zehn Jahren mit der Nachbarin rumgeknutscht habe, entscheide selbst, ob das so für Dich passt.
Finde es mehr als mies mir gegenüber. Ich muss sie nun ständig sehen, es ist schmerzhaft für mich, v.a. weil sie ein Jahr lang was von meinem Ex wusste, was ich nicht wusste, auch das finde ich von ihm mir gegenüber ziemlich schäbig.
Er sprach die Jahre immer mal wieder davon, dass wir eine Paartherapie machen könnten, damit ich meine Vertrauensproblematik in den Griff bekomme. Was eine Verarschung, letztlich lag ich mit meiner Einschätzung richtig, dass er nicht aufrichtig ist. Er hätte beim Paartherapeuten dumm rumgeredet: ja, ich habe sie mal hintergangen, aber seit dem niiiiiieeee mehr, ich bin immer ehrlich, aber sie vertraut mir trotz-dem nicht. Von wegen.
Dass er das gleiche Verhalten wieder macht, von dem er weiß, dass es zwischen uns schon mal viel zerstört hat. Wir wollten eigentlich eine Familie zusammen gründen, nach seinem Betrug tat ich mir schwer damit und somit nahmen wir viele Jahre Abstand davon, es war erst die letzten Wochen wieder eher Thema und nun das.
Er tut so, als ob das nicht so schlimm ist und wir einfach so weitermachen können.
Kurz nachdem ich bei ihm eingezogen bin, ist eine noch recht junge Frau ins Haus eingezogen. Mein Ex hat ziemlich viel mit ihr geflirtet, sie schien ihn auch gut zu finden. Er stritt mir gegenüber ab, dass er was von ihr wolle, doch so wie mit ihr habe ich ihn noch nie erlebt. Mir sagte er: sie ist immer so gutgelaunt, sie steckt mich mit ihrer guten Laune an und ich freue mich immer, wenn ich sie sehe, mehr aber nicht. Mittlerweile denke ich, dass er sehr wohl mehr von ihr wollte/will.
Ich habe mittlerweile generell das Gefühl, dass er generell recht schnell was von Frauen in seiner Umgebung will.
Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll versuchen, mich endgültig zu lösen (ich frage mich, wieviel Prozent Liebe, wieviel Abhängigkeit ist, es fehlt mich an Selbstwert, frage mich, warum ich mich so behandeln lasse, egal was er tut, ich halte es nicht ohne ihn aus, bin sehr stark süchtig nach ihm) oder einen Weg mit ihm suchen? Ich habe teilweise schon ein schlechtes Gewissen, da er nun 1x ehrlich war und ich ihn letztlich mit dem Rückzug bestrafe. Er hätte es mir ja nicht sagen müssen, allerdings vermute ich, dass er es nur gesagt hat, nachdem ich ihm sagte, dass ich das Gefühl hatte, diese Nachbarin wolle mir etwas sagen. Er war immer so sehr Teil meines Lebens, wir waren fast nur zu zweit anzutreffen. An sich macht er auf bestimmten Ebenen viel für mich, er steht mir bei, wenn ich krank bin, weniger emotional, eher auf der praktischen Seite, er schließt eine Lebensversicherung für mich ab u.ä. Von außen sagen viele Menschen: Mensch, was der alles für Dich macht. manchmal denke ich aber, er macht das, um mich lebensunfähig zu machen und mich noch mehr an sich zu binden, er nimmt mir teilweise zu viel ab. Seit Jahren wehre ich mich vermehrt dagegen und sage ihm, dass ich mehr auf eigene Füße kommen muss, was ihm sehr schwer fällt.
Ich habe ein für mich sehr gutes Buch über Liebe und Abhängigkeit gelesen, in dem beschrieben wird, dass man sich in emotional abhängige Beziehungen begibt, wenn man einen sehr starken Zuneingungshunger aus der Kindheit mit sich herum trägt. Ich spüre, dass ich einen sehr großen Zuneigungshunger habe, auch auf körperlicher Ebene. Ich könnte stundenlang in seinen Armen liegen, dann fühle ich mich gut. Er ist für mich wie lebensnotwendige Medizin. Ich suche ihn ihm starke Sicherheit, weil ich sie selbst in mir nicht habe (habe eine Traumastörung und Panikattacken und jahrzehntelange Therapieerfahrung).
Durch die lange Zeit sind wir uns natürlich auch sehr vertraut, etwas Einzigartiges.
Deshalb habe ich mich viele Jahre sehr schlecht behandeln lassen (er hat mich oft kritisiert, wollte immer besser sein als ich, meine Ideen immer noch toppen, hat mich oft korrigiert und mittlerweile bin ich seinem übergriffigen Verhalten sehr empfindlich gegenüber geworden).
Was mir auch sehr weh tut, ist, dass er sein Verhalten verharmlosen will. Das ist eine generelle Eigenschaft von ihm, er ist nie an etwas schuld (ob er viel zu spät zu einer Verabredung kommt, ob er etwas kaputt gemacht hat), er erfindet immer Ausreden bzw. ist sich sofort am Rechtfertigen. Bezüglich der beiden Fremdgehereien sagt er: es lief bei uns nicht so gut, wir waren in einer Krise, es war nicht klar, wie es mit uns weitergeht.
Ich habe gefragt, ob das Unehrlichkeit rechtfertige, ob man nicht erst die Beziehung klären sollte bzw. sie dann eben konsequenterweise beenden sollte, bevor man was mit anderen anfängt. Ja stimmt, tut mir leid, ist dann seine Antwort.
Teilweise hatte er auch was mit Frauen, wenn wir kurze Zeit getrennt waren. Wenn wir wieder zusammen kamen und ich ihn fragte, ob er in der Zwischenzeit etwas mit anderen hatte, verneinte er stets. Manches habe ich dann eben über Bekannte erzählt bekommen und mich schlecht gefühlt, dass er mich angelogen hat.
Auch frage ich mich, was er sonst noch nebenbei laufen hatte, damals hat er ja auch monatelang ein Doppelleben geführt, mittlerweile habe ich das Gefühl, da könnte alles mögliche sein, von jahrelangen Puffbesuchen, über jahrelange Geliebte, über Zweit-freundin am Arbeitsort. ich weiß gar nichts mehr und es tut mir sehr weh, dass er mir gegenüber nicht offen und ehrlich war. Wie letztlich nie ein Herz und eine Seele waren, weil er hinter meinem Rücken noch anderes hatte, mir mit dann aber auf vertraut machte.
Tut mir leid, es ist alles sehr lang geworden, ich musste mir das mal alles von der Seele schreiben.
Viele Grüße
13.09.2019 19:01 •
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