Hallo, heute mit einem etwas komplizierterem Thema. weiß gar nicht wo ich anfangen soll. vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir seinen Umgang damit erzählen
Habe vor ca. 8 Jahren in meinem Studium einen Mann (nennen wir ihn Paul) kennengelernt, mit welchem ich mich (zunächst freundschaftlich) gut verstanden habe und den ich auch regelmäßig in der Uni gesehen habe (waren eine ziemlich überschaubare Studentengruppe, die sich untereinander kannten).
Zu diesem Zeitpunkt datete ich einen anderen Studenten, den er auch kannte, und von dem er auch wusste, dass ich ihn datete. Es stellte sich dann heraus, dass der Typ ein ziemlicher Idiot war (gleichzeitig andere Frauen etc.) und ich schoss ihn in den Wind. Ab da kam Paul ins Spiel. Ich mochte ihn seit Beginn, aber eben nur auf die freundschaftliche Art, bis ich ihn näher kennenlernte und merkte, dass wir uns ziemlich ähnlich waren und ähnliche Hobbys, Ansichten, Charaktereigenschaften und Ziele im Leben haben. Wir sahen uns immer wieder mal in Unikursen oder im Club, aber nie alleine, sondern immer in Gruppen. Ab und zu schrieben wir auch miteinander, aber nicht oft, da er ein sehr schlechter Zurückschreiber war. Irgendwann fing er allerdings dann an, mir Komplimente zu machen und benahm sich sehr, als hätte er Interesse an meiner Person - zu einem geplanten (alleinigen) Treffen kam es aber nie, weil er zu dieser Zeit sehr beschäftigt mit Uni, Arbeit etc. war. Ich dachte, er würde sich vermutlich nicht mit mir treffen wollen, weil er sich auch mit dem anderen Studenten, der mich verarscht hatte, verstand und ihm gegenüber loyal sein wollte.
Gut, also wie gesagt kam es nie zu einem alleinigen Treffen, aber es gab Momente, in denen wir z.B. in der Uni alleine den Gang entlanggingen und miteinander redeten. Diese Momente waren auf irgendeine Art und Weise sehr besonders bzw. magisch für mich. Irgendwann sahen wir uns jedoch kaum mehr in der Uni, er schrieb mir tagelang nicht zurück etc. - aber wenn zwischenzeitlich der Kontakt da war, zeigte er deutlich Interesse und war sehr nett zu mir (zumindest erschien es mir so). Ich hatte das Gefühl, dass da irgendwas zwischen uns ist, habe aber nie mit ihm darüber gesprochen, weil es sich nicht richtig für mich anfühlte. Mit meinen Studienkolleginnen sprach ich darüber, da sie ihn ja auch ein bisschen kannten und mir vielleicht beim Einschätzen der Situation helfen konnten, aber auch für sie war er ein Rätsel bzw. verstanden sie sowieso nicht ganz, was ich an ihm so besonders fand. Da ich ja sehr wohl anderen Leuten von meinem Gefühl in Hinblick auf die Situation mit ihm erzählte, weiß ich bis heute auch nicht, ob irgendwann das ein oder andere bis zu ihm durchgesickert ist, aber ich vermute es.
Der Kontakt zu ihm war irgendwann kaum mehr da (ich wollte auch nicht aufdringlich sein), und ich beschloss, loszulassen und ging wieder auf Dates mit anderen Männern, was ich zwischenzeitlich nicht tat, weil ich keine Lust/ kein Verlangen danach hatte. Ich datete Männer mit verschiedensten Charaktereigenschaften und auch wenn es letztendlich nicht klappte, konnte ich mit jedem einzelnen von ihnen abschließen. Und das konnte ich mit Paul aus irgendeinem Grund nicht, obwohl wir uns vielleicht nur noch 2-3 mal im Jahr wo sahen. Selbst das jährliche zum Geburtstag gratulieren + updaten reichte aus, um mich gedanklich wieder zu verlieren. Ich weiß, dass vieles nur eine ausgemalte Illusion ist, weil ich ihn zu wenig kenne, um seine schlechten Charaktereigenschaften zu kennen und wenn es das richtige gewesen wäre, es sicherlich geklappt hätte.
Mittlerweile sind wir beide in (glücklichen) Beziehungen, aber es gibt immer noch vereinzelt Situationen, wo ich alles hinterfrage. Ich lernte vor drei Jahren meinen tollen Mann (wir sind noch nicht verlobt/verheiratet) kennen, der mich nett behandelte, aufrichtiges Interesse an meiner Person hatte, sich mit mir treffen wollte, mich nicht ewig auf eine Antwort warten ließ etc. und den ich sehr schätze, mit dem ich vieles gemeinsam habe und für den ich tiefe Liebe entwickelte. Dennoch habe ich manchmal das toxische Gefühl, es würde etwas fehlen. Etwas was mir nur Paul geben kann bzw. ich selbst nur Paul geben könnte. Vor allem wenn ich mich in einer Streitsituation mit meinen Mann befinde, und mir klar wird, wie sehr mich so manche Charaktereigenschaft von ihm aufregt und mir wünsche, er wäre da nur ein bisschen mehr wie ich (oder Paul - wo ich mir einbilde, dass er da so wäre).
Als ich beispielsweise vor zwei Jahren von Pauls neuer Beziehung erfahren habe, hat es mir einen Stich ins Herz versetzt und mich irgendwie beschäftigt, wenn nicht sogar traurig gemacht, obwohl ich zu dieser Zeit selbst auf Wolke sieben war. Ich schäme mich für dieses Gefühl und diese Gedanken, und verstehe nicht, wieso ich nicht einfach abschließen kann, so wie bei allen anderen Männern auch. Wieso ich ihn nicht einfach zufällig auf der Straße treffen kann, mich kurz mit ihm unterhalten kann und danach nicht noch tagelang ein komisches Gefühl in mir tragen muss. Vor allem weil ich eigentlich in einer glücklichen Beziehung bin und es Monate gibt, wo ich keinen einzigen Tag an ihn denken muss.
Es kommt mir einfach vor wie in einem schlechten Film. Mein Mann kennt Paul auch, da sein Freundeskreis und der Freundeskreis von Paul sich in einigen Personen überschneiden (wenn man das so sagen kann) und sie haben schon öfters miteinander gesprochen, wenn sie sich zufällig im Club etc. getroffen haben. Da sprachen sie unter anderem über mich, weil Paul wissen wollte, wie es mir geht etc. Es kommen immer wieder solche Situationen vor. Auch einer Arbeitskollegin von mir sagte Paul einmal, sie soll mir schöne Grüße ausrichten . Versteht mich nicht falsch, dass kann man natürlich einfach als nett interpretieren und so meint er es vermutlich auch, aber er war damals schon mehr als nur nett zu mir, wenn wir Kontakt hatten - dennoch triggert es mich. Ich möchte einfach abschließen damit. Habe auch daran gedacht, ob eine Art klärendes Gespräch mit Paul mir helfen würde, aber das finde ich auch nicht angemessen meinem Mann bzw. Pauls Freundin gegenüber, vor allem weil ja nie wirklich was zwischen uns lief. Vermutlich gibt es deshalb aus Paul Sichts auch gar nichts zu klären und er hat das damals alles ganz anders aufgefasst als ich.
War jemand von euch schon einmal in so einer ähnlichen Situation? Wie habt ihr es geschafft, mit solch einer Person bzw. Illusion abzuschließen?
01.03.2023 13:45 •
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