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Loslassen klappt nicht, finde keinen Abschluss

MsDashwood
Ich dachte, ich bin über das Schlimmste hinweg. Jetzt geht es mir wieder elend. Hier meine Geschichte.
Ich hatte 10 Monate eine wunderschöne Beziehung (beide 45 und seit mehreren Jahren geschieden und danach nicht funktionierende Beziehung/-en) und beide so unsere übereinstimmende Meinung endlich den Mann/die Frau fürs Leben gefunden. Es war eine schöne Harmonie, er hat einen feinen Humor und alle Eigenschaften eines Mannes, die frau sich wünschen kann. Auch seine Familie fand es toll, dass er endlich jemanden gefunden hatte, der ihn/die er wirklich liebt, sich mit seinen Kindern gut versteht und und und
Obwohl kein großer Romantiker, hat er sich vor allem in den ersten drei, vier Monaten besonders um mich bemüht, war schnell beim Thema zusammenziehen dabei (wobei wir beide wussten, dass sich dass noch ein paar Monate bis zu über einem Jahr hinziehen wird, da ich einen 18jährigen Sohn zu Hause habe, der nun nach der Schule erst einmal wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen muss aber das war absehbar), und er hat mir permanent seine Liebe gezeigt: Kuscheln auf der Couch, mir liebevolle Stullendosen für die Arbeit gemacht, einfach mal liebevoll über die Wange streicheln er hat von Anfang an alles richtig gemacht. Die extreme Verliebtheit ließ bei ihm nach ca. 4 bis 5 Monaten nach, was ich als normal empfand, weil die erste euphorische Verliebtheitsphase ja nun irgendwann auch einmal aufhört. Dennoch war es weiterhin eine schöne, liebevolle Beziehung mit all den schönen, liebevollen Kleinigkeiten, die eine gute Beziehung ausmachen. Ich war immer so möglich mittwochs und am Wochenende von Freitagabend bis Montagmorgen dort. Auf Grund seiner Kinder spielte sich alles bei ihm ab, was für mich in Ordnung war. Er räumte mir schon frühzeitig einen Schrank im Schlafzimmer und im Bad leer und integrierte mich voll in seinen Alltag. Wenn ich nicht dort war, sondern bei mir zu Hause, kamen stets liebevolle Whatsapp-Guten-Morgen-Nachrichten und abends rief er immer an.
Der Familienurlaub wird traditionell an der Ostsee verbracht; er plante mich recht zeitig mit ein, obwohl ich verstanden hätte, wenn er den mit seinen Kindern allein hätte verbringen wollen. Aber seiner Ansicht nach gehörte ich nun zur Familie und er fand es schön, dass ich mitfahren wollte. Wir waren nun eine Woche lang an der Ostsee und die restlichen beiden Urlaubswochen zu Hause. Auf Grund der extremen Hitze konnten wir nun nicht viel unternehmen. Ab und zu fuhr ich mal zu mir nach Hause, um nach dem Rechten zu sehen, ansonsten haben wir die gesamte Urlaubszeit zusammen verbracht. In diesen letzten beiden Urlaubswochen fing er an, sich zu verändern: Küsschen von mir ließ er sich nur noch gefallen, von ihm aus kam nichts mehr. Er wünschte sich kein Kopfkraulen beim TV auf der Couch mehr, er legte seinen Kopf nicht mehr auf meinen Schoß, er unterhielt sich kaum noch mit mir. Mit seiner Tochter sprach er in der Zeit sehr viel, die beiden planten und unternahmen Einkäufe plötzlich allein, ich blieb daheim oder lief nur noch mit. Auf Nachfrage von mir, was los sei, meinte er, es sei nichts, die Hitze würde ihn fertigmachen. Obwohl sein Mädchen (12) immer wieder mal zum Kuscheln oder Quasseln zu mir kam, fühlte ich mich insgesamt in den letzten Tagen des Urlaubs nur noch wie das fünfte Rad am Wagen. Daher habe ich ihm vorgeschlagen, in der ersten Arbeitswoche am nächsten sonst gemeinsamen Mittwoch nicht zu ihm zu kommen, sondern ihn etwas in Ruhe zu lassen, und Freitag zu telefonieren, ob er das Wochenende mit mir verbringen möchte. Bisher haben wir in den vergangenen zehn Monaten jedes Wochenende miteinander verbracht. Nun konnte ich aber vorstellen, dass er nach drei Wochen Aufeinanderhocken im Urlaub mit viel Nichtstun bei den Temperaturen einfach genervt war. Am 2. August nun der Schock: Abend kam per Whatsapp die Nachricht, dass er schon länger am Überlegen ist, ob wir eine Zukunft haben. Er wüsste nicht, ob es jetzt überraschend kommt oder nicht. Er wüsste nicht warum, aber seine Gefühle wären nicht so stark wie er dachte. Er hoffe, mir damit nicht allzu weh zu tun. Er würde jetzt erst einmal zu einem Kumpel fahren, einfach mal raus und mit jemandem reden. (Letzteres wahrscheinlich, damit ich bloß nicht anrufe). Ich habe zwei Stunden gebraucht, um wieder in der Lage zu sein, zurück zu schreiben: Dass es mich nicht sehr überrascht hätte, da er sich ja in den letzten Tagen sehr verändert hatte. Dass ich es aber sehr schade finde, so per Whatsapp entsorgt zu werden. Und ja, es würde natürlich weh tun, aber er solle sich keine Sorgen machen. Ich wünschte ihm alles Glück der Welt und dass er finden möge, was er sucht (Anmerkung: Nach seiner Scheidung hatte er viele kürzere Beziehungen aus einem Online-Portal, die meistens an unterschiedlichen Lebensvorstellungen und an seinen Kindern gescheitert sind), dass er ein wunderbarer Mensch sei, der sich Glück verdient hätte, und dass er und die Kinder in meinem Herzen seien. Einfacher Lächel-Smiley. Das war meine Antwort, ich bin kein Mensch für viel Gezeter, vor allem nicht per Whatsapp. Danach hatte ich zwei Wochen lang keinen Kontakt, was ich selbst auch brauchte, denn ich war voller Emotionen, mein Herz schmerzte, ich bekam kaum Luft, weinte viel und hätte gar keine vernünftige Kommunikation mit ihm führen können.
Ich hatte noch seinen Schlüssel und von mir noch einige Klamotten und Haushaltsgegenstände, die ich natürlich irgendwann einmal abholen musste.
Zweieinhalb Wochen nach der Trennung und absoluter Funkstille schrieb ich ihm eine liebe, freundliche Nachricht bezüglich eines Termins zur Übergabe der Sachen. Er antwortete ebenso freundlich und wir vereinbarten einen Termin. Als ich dort ankam, machte mir seine Tochter auf, da er gerade am Telefonieren war. Ich packte schnell alles zusammen. Er kam hinzu, wir begrüßten uns kurz und neutral, nervös lächelnd. Er war hochrot im Gesicht, das Unangenehme der Situation stand ihm ins Gesicht geschrieben. Beide - Vater und Tochter - hatten wohl befürchtet, das ich ihn zur Rede stellen wollte. Ich verabschiedete mich nett und brachte meine Sachen nach Hause.
Diese Begegnung hatte mich sehr zurück geworfen.
Um mich abzulenken und vielleicht aus Gründen des eigenen Egos meldete ich mich wieder bei der Singlebörse an, in der wir uns kennengelernt hatten (und von der er sich - im Gegensatz zu mir - nie abgemeldet hatte).
Das war vor drei Tagen. Das hat er jetzt wahrscheinlich mitbekommen. Heute habe ich - mehr zufällig - gesehen, dass er mich bei Whatsapp blockiert hat. Auch das hat mein sorgsam aufgebautes Es geht mir besser total umgeworfen. Wir hatten eine friedliche Trennung, es gab keinen Streit, und wenn er sowieso keine Gefühle mehr für mich hat, warum stört es ihn, das ich wieder auf dieser Plattform bin? Er hat sich doch getrennt! Und er kennt mich, er weiß, dass ich so schnell nichts wieder anfangen könnte.
Ich hegte noch die leise Hoffnung, dass er nach der ersten euphorischen Verliebtheitsphase dachte, dass die Liebe nicht mehr ausreicht, und wollte ihm nun die Zeit geben, darüber nachzudenken, ob er nicht einen Fehler gemacht habe (das wird er sich wohl von Freunden und Familie anhören müssen) und mich zu vermissen. Das ist nun wohl dahin. Er hat meinen Nummern nicht einfach gelöscht - nein, gleich so etwas Drastisches wie Blockieren. damit ich auch ja mitbekomme. Was habe ich ihm getan?
Er hat mich so geliebt. Ich frage mich, wann was schiefgelaufen ist und ob ich überhaupt noch eine Chance habe. Ich arbeite nun daran, irgendwie am Leben zu bleiben, habe angefangen, mich neu zu sortieren: Sport, Freunde, Familie, Wohnung - alles, was ich in den letzten Monaten vernachlässigt hatte. Dennoch denke ich permanent an ihn. Mir kommen immer wieder die Tränen, und darüber sprechen, ohnen zu weinen, kann ich erst recht nicht. Ich weiß, dass ich ihn loslassen muss, dass es kein Zurück mehr gibt, aber der Schmerz wird einfach nicht weniger, auch nach inzwischen dreieinhalb Wochen nicht. Meine Gefühle reichen vom erwähnten unerträglichen Schmerz über Trotzreaktionen (er ist es nicht wert. ) bis hin zu nanu, heute geht es ja richtig gut- um dann wieder abzustürzen: Da genügt ein Lied im Radio oder ein anderer Trigger.
Was soll ich nur tun? Kontaktieren werde ich ihn weiterhin keinesfalls, auch Freunde und seine Familie nicht. Ich will ihn einfach nur vergessen.
Danke fürs Lesen - das Schreiben hat gut getan.
Traurige Grüße von mir

26.08.2018 19:57 • x 8 #1


Sabine
Hallo und herzlich Willkommen bei uns

Was sollst du tun? Was würdest du tun, wenn du nur noch eine Wochen zu Leben hast.

Ich weiß, dass ist jetzt gerade nicht die Frage, die du erwartet hast.

Du brauchst dir keine Mühe geben ihn zu vergessen, es wird dir nicht gelingen. Für mich liest sich das alles so, als wenn du alles was du vor der Beziehung für dich gemacht hast, aufgebaut hast, verloren hast, und ihn zu deinem Lebensinhalt gemacht hast. Das kann nur so enden, MEINER Meinung nach. Vielleicht fühlt er sich erdrückt? Und auch das ist nur eine Mutmaßung.

Mein Tip, bleibe hier bei uns. Fange an zu helfen, und du wirst dabei viel erkennen lernen. Es geht meist erst vorbei, wenn du gelernt hast, was du lernen solltest. Weglaufen vor dem Leben, geht leider nicht.

Dir bald eine bessere Zeit.

26.08.2018 21:26 • #2


A


Loslassen klappt nicht, finde keinen Abschluss

x 3


W
Danke für deine Geschichte.
Du scheinst schon sehr klar und weißt, wo es jetzt lang geht.
Auch wenn es viel Kraft kostet und der Schmerz noch sehr stark ist, halte einfach durch und mach weiter so, es wird irgendwann besser. Und lass deine Gefühle einfach zu, vorallem Trotz und Wut haben mir geholfen, meine Situation etwas zu sortieren und einen gewissen Abstand zu finden. Und weine, wenn du weinen willst, auch der Schmerz will gesehen werden, sonst geht er nicht weg. Und das wird er.
Mach, was du vernachlässigt hast und was du gerne tust. Gönn dir auch was, wenn es dir gut geht, das gibt Kraft.
Wünsche dir alles Gute

26.08.2018 21:30 • x 1 #3


MsDashwood
Vielen Dank für die Antworten, Ihr Lieben. Und ja, es stimmt. Ich habe mich viel zu sehr auf ihn fixiert, ihn zu meinem Lebensmittelpunkt gemacht. Ich habe angefangen, mich wieder um mich selbst zu kümmern, mir meine Ziele neu gesetzt. DIE Lektion zumindest habe ich gelernt. Ich habe hier Abschiedsbriefe gesehen - vielleicht schreibe ich auch mal einen. Und vielleicht auch mal einen wütenden
Liebe Grüße!

27.08.2018 04:23 • x 1 #4


tesa
Wenn du während der Beziehung so vernünftig warst, wie du jetzt grade klingst, dann war nichts verkehrt!

Ich verstehe auch nicht ganz, warum der Partner nicht der Lebensmittelpunkt sein sollte, wenn das für beide gut ist (und es kein starkes Gefälle in der Beziehung gibt).

Bewerte das Blockieren nicht über! Du willst dich Ja sowieso nicht melden. Also ist es egal. Ich wüsste nicht mal, woran man merkt, dass man blockiert wurde? Was sagt es aus, ob jemand deine Nummer löscht oder dich blockiert. Da sehe ich keinen großen Unterschied.

Konzentriere dich wieder auf dich, ich bewundere dich, wie es anscheinend funktioniert!

27.08.2018 05:46 • x 3 #5


J
Ich finde es toll, dass du die Trennung so rational über die Bühne gebracht hast. Auch wenn man manchmal gerne schreien und eine Szene machen möchte, sagt es sehr viel über dich aus, den Menschen der einen verletzt hat trotzdem noch mit Anstand zu behandeln.

Das er dich auf WhatsApp blockiert hat ist das beste was passieren kann, so kannst du in einem schwachen Moment nicht Rückfällig werden.

Eigentlich hast du alles richtig gemacht, so dass man die nur raten kann die Gefühle auszuhalten und anzunehmen im Vertrauen darauf, dass es besser wird. Jeder hat seine eigene Art damit fertig zu werden. Einige lesen oder schreiben hier im Forum, andere lenken sich mit Sport oder sonstigen Hobbies ab. Mir hilft es meine Gedanken morgens in einem Tagebuch aufzuschreiben, einfach fließen lassen ohne sie zu bewerten. Dann sind sie raus aus meinem Kopf und ich muss sie erstmal einige Zeit nicht hin und her wälzen. Ich glaube das heißt Braindumping.

Ich wünsche dir, dass es schnell wieder bergauf geht.

27.08.2018 11:51 • x 3 #6


Sabine
Zitat von tesa:
Ich verstehe auch nicht ganz, warum der Partner nicht der Lebensmittelpunkt sein sollte, wenn das für beide gut ist (und es kein starkes Gefälle in der Beziehung gibt).


Macht man andere Personen zu seinem Lebensmittelpunkt verliert man sich. Jeder hat ein Leben und JEDER lebt SEIN Leben.
Man gibt sich selbst schnell auf, wenn man für jemanden lebt. Zudem erdrückt es den Partner. Er selbst hat ja bald keine Luft mehr zum Leben. Muss vielleicht bald über jeden Schritt Rechenschaft ablegen.

27.08.2018 12:04 • #7


A
Zitat von tesa:
Ich verstehe auch nicht ganz, warum der Partner nicht der Lebensmittelpunkt sein sollte, wenn das für beide gut ist (und es kein starkes Gefälle in der Beziehung gibt).


Tja, das ist halt hier die Frage. Wir kennen nur die Seite der TE. Vll. hat der Ex die Sache ja ganz anders empfunden. Zudm bleibe ich dabei: Eine Beziehung soll für mich eine Bereicherung zu meinem Leben sein. Also ein zusätzliches Add on und nicht mein neur Lebensmittelpunkt.

Tut mir leid, dass es dir schlecht geht, TE, denke aber, dass du auf einem guten Weg bist und du einfach sehr viel Zeit brauchst. Wünsche dir alles Liebe für deinen Weg!

27.08.2018 12:21 • x 4 #8


tesa
Zitat von Sabine:

Macht man andere Personen zu seinem Lebensmittelpunkt verliert man sich. Jeder hat ein Leben und JEDER lebt SEIN Leben.
Man gibt sich selbst schnell auf, wenn man für jemanden lebt. Zudem erdrückt es den Partner. Er selbst hat ja bald keine Luft mehr zum Leben. Muss vielleicht bald über jeden Schritt Rechenschaft ablegen.


Da haben wir ein Interpretationsgap!
Der Lebensmittelpunkt zu sein, bedeutet für mich nicht, mein Leben aufzugeben! Wenn ein Gleichgewicht besteht und es keine Über- und Unterlegenheitsgefälle gibt, dann finde ich es ganz normal, dass Partner(in), Kinder und insgesamt Familie der Mittelpunkt (m)eines Lebens ist!

Jeder hat doch irgendwie einen Mittelpunkt? Sei's der Job, ein Hobby, eine Leidenschaft! So mein ich das!

So wie du es beschreibst, ist es eher krank! Da bin ich ganz bei Dir!

27.08.2018 12:24 • x 3 #9


MsDashwood
Ihr Lieben, leider muss ich mir doch diesen Schuh anziehen: Ich habe mich selbst in dieser Beziehung verloren. Ohne dass er es irgendwie verlangt hätte. Im Gegenteil - möglicherweise war das der Grund. Ich hatte in den letzten drei Wochen genügend Zeit, die Beziehung, ihn und mich zu analysieren und im Nachhinein, mit etwas mehr Klarsicht, habe ich festgestellt, dass ich meine Hobbys (kaum noch etwas dafür getan), meine Wohnung (immer nur schnell-schnell das Nötigste) und - ganz schlimm - Freunde und Familie vernachlässigt hatte.
Ich bin in ein großes schwarzes Loch gefallen, mir graute vor dem Wochenende und den Wochenenden danach... was sollte ich nur ohne ihn die ganze Zeit tun? Wer kuschelt mit mir, wer unterhält sich mit mir, wer kaspert mit mir herum? - Ich habe meine Freizeit nach ihm gerichtet, war immer auf Abruf, kein Wochenende, an dem ich mal gesagt hatte: Ich fahre nach L. und besuche meine Familie, meine Freunde. - Er hätte es toll gefunden. Zudem hatte ich vor, im September MIT IHM ZUSAMMEN hinzufahren, ihn sozusagen vorzustellen.
Und, Ihr Lieben, ich bin mir relativ sicher, dass das alles die Ursache war. Wahrscheinlich bin ich für ihn grottenlangweilig geworden, war nicht mehr die taffe, beschäftigte, kreative Frau, die er kennengelernt hat. Zudem ist es durchaus möglich, dass er sich - wie Sabine schon vermutete - von meiner Liebe quasi erschlagen fühlte. Nun ja, über all das hätte man reden können, um daran zu arbeiten. Und nichts entschuldigt in meinen Augen, eine vormals so liebevolle Beziehung mit drei eiskalten Sätzen per Whatsapp zu beenden. Ist sicher auch eine Charakterfrage und wer weiß, wozu diese Lektion gut war.
Ich hatte ja erzählt, dass ich wieder mit Sport angefangen habe, dass ich meine Kontakte wieder pflege und mich wieder allein zu beschäftigen weiß. Ich werde nie wieder meine Prioritäten so verschieben. Ich werde meine Interessen und Leidenschaften verfolgen und eine Beziehung bzw. eine Liebe als Bereicherung meines irgendwann wieder glücklichen Lebens betrachten, jedoch nie wieder als alleinigen Lebensinhalt.
Er fehlt mir natürlich immer noch in jedem Augenblick und ich bin so traurig, aber Euer Zuspruch hilft mir sehr. Und seit ich mir sage Ich habe ja gar nicht bemerkt, dass er mich blockiert hat , geht es mir auch wieder besser. Kindergarten, sowohl von ihm als auch von mir, aber mir hilft es ungemein.
Ich habe am Mittwoch nach der Arbeit eine Verabredung mit einem Mann, er weiß, was mir passiert ist und dass ich nicht darüber sprechen will, er akzeptiert, dass er nur eine Ablenkung ist, und ich denke, dass ein, zwei entspannte Stunden in einem Café mit einem gutaussehenden Mann ohne große Erwartungen gut für´s Ego sein werden.
Wenn ich über die ganze Sache sprechen kann, ohne zu weinen, bin ich - denke ich - drüber weg. Ich bin gespannt, wann das sein wird. Ich hoffe, dass ich irgendwann an ihn denke und - nichts fühle, außer einer schönen Erinnerung.
Liebe Grüße,
Konstanze

27.08.2018 13:03 • x 3 #10


P
Liebe Konstanze,

nun zieh dir aber bitte nicht gleich JEDEN Schuh an. So wie ich deine Schilderungen lese, hat er sich ja auch sehr schnell sehr eng gebunden. Er wollte dich schließlich auch sofort mitnehmen in den Familienurlaub, oder warst du da die treibende Kraft? Wahrscheinlich habt ihr beide mit Macht versucht, einen auf Friede Freude Eierkuchen zu machen. Vielleicht weil ihr die Alternative fürchtet?

Das bringt dann natürlich sehr schnell viel Druck mit sich und Druck ist Gift für jede Liebe. Sie muss eben langsam wachsen, auch und gerade im fortgeschrittenen Alter. Ich finde es auch gewagt, schon nach wenigen Monaten vom Zusammenziehen zu reden. Was treibt euch denn so?

Also ich bin seit fast 2 Jahren Singel und genieße es total. Ich hatte zuvor eine sehr einengende Ehe mit einem sehr bedürftigen Mann und danach eine schlimme kurze Beziehung zu einem Alk.. Ich bin nun wieder bereit für eine neue Liebe aber meine Wohnung würde ich selbst für George Clooney persönlich nie wieder aufgeben. Ich bin auch sehr gerne allein, genieße es, meine Umgebung so gestalten zu können, wie ich es will und meine Freizeit so zu verbringen, wie ich es will.

Ich habe gute Freunde und dazu meine Hobbys und mein Ehrenamt im Altenheim. Letzteres hat mir auch die Angst vor dem alleine alt werden genommen. Ich werde nicht alleine alt. Wenn es soweit ist, gehe ich in eine solche Einrichtung und werde mich umsorgen lassen. Ich hoffe aber, dass ich vorher noch einige Jahre selbstbestimmt verbringen kann.

Wie gesagt, ich hätte nichts gegen einen neuen Freund. Ich werde aber nie wieder mein Leben auf einen Mann ausrichten. Vielleicht liegt das daran, dass ich einige Jahre älter bin als du. Ich habe viel Lehrgeld bezahlen müssen.

So und in Bezug auf deinen Liebeskummer, rate ich dir: Atme aus und ein. Das reicht vorerst! Mehr musst du nicht tun, einfach atmen und die Zeit abwarten. Wenn es dir hilft, verbringe einen netten Abend mit einem Blind Date. Aber bitte stürze dich nicht schon wieder in eine neue Liebesgeschichte. 3 Wochen sind viel zu wenig, um irgendwas ordentlich zu verarbeiten.

Liebe Grüße
Pauline

27.08.2018 13:35 • x 4 #11


MsDashwood
Es ist nun etwas über vier Wochen her und ich darf allen, die gerade (noch) durch die Hölle gehen, Mut machen: Es wird besser.
Vor zwei Tagen habe ich seine Nummern gelöscht sowie die seiner Kinder und Eltern, das war wie ein kleiner Schlussstrich. Heute habe ich eine Abschiedsmail an ihn abgesetzt. Und danach fühlte es sich in mir an, als ob ein großer, verklebter Klumpen gelöst wurde. Weil ich es losgeworden bin. Egal, ob er es liest oder nicht: Ich habe mir die Möglichkeit gegeben, ihm mitzuteilen, was in mir vorgeht und was die Trennung mit mir gemacht hat. Und mich bedankt.

Lieber S.,

Du musst das hier nicht lesen und ich erwarte erst recht keine Antwort, aber ich brauche diese Zeilen einfach als Abschied und um loszulassen.

Ich habe anfangs partout nicht verstanden, warum es so enden musste. Wir hatten eine so schöne Zeit... Für mich ist wirklich eine Welt zusammengebrochen und es hat eine Weile gebraucht, bis ich wieder einigermaßen funktioniert habe. Die Einzelheiten will ich Dir ersparen - nur soviel, dass ich den ersten richtigen tierischen Liebeskummer meines Lebens erleben durfte mit allem, was dazugehört...

Das Schlimmste war das Grübeln, was schiefgelaufen ist. Warum wir nicht miteinander reden konnten, als es vielleicht noch nicht zu spät war, obwohl wir uns das versprochen hatten. Was ich falsch gemacht habe.

Und bei allem Grübeln und dieser Leere und dem Schmerz wurde mir auf einmal klar, dass ich zum Schluss gar nicht mehr ich selbst war. Ich habe meine Wohnung (immer nur schnell-schnell), meine Freunde und Familie und meine eigenen Wünsche und Ziele vernachlässigt, nur um bei Dir zu sein. Ich habe mich viel zu sehr in irgendetwas verrannt, mich zu sehr auf Dich/Euch fixiert. Ich habe mich selbst irgendwo verloren.

Ich habe mich also wieder aufgerafft, mein Leben neu sortiert, meine Freunde und Familie reaktiviert, wieder ganz intensiv mit Sport angefangen und meine Ziele neu gesteckt. Und das tut alles wirklich gut. Ich bin wieder ich selbst und für diese Lektion bin ich wirklich dankbar. Ich habe meinen Frieden gemacht - mit Dir und der Trennung und mit mir selbst. Ich verstehe, dass Du - was immer nun der Grund war - aus Deiner Sicht keine Lösung hattest und dass Du - auf Gefühlsebene nicht unbedingt der Meister - keine andere Möglichkeit gesehen hast. 

Natürlich wird es noch eine Weile dauern, bis ich über Dich hinweg bin - es war eben eine besondere Zeit mit Dir, eine besondere Liebe. Ich darf wirklich behaupten, dass die zehn Monate mit Dir die glücklichste Zeit meines Lebens waren. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich übe mich nun also im Loslassen und hoffe, durch diese Zeilen meinen Abschluss zu finden.

Vielleicht hast Du diese Mail auch gleich ungelesen gelöscht. Dann sende ich sie halt einfach - nur für mich - ins Nichts:
Danke für diese Zeit, danke für diese Liebe, danke für diesen Menschen... und auf dass Du irgendwann nur noch eine nette Erinnerung bist... 

Adieu

Das war die Mail.

Und nun sitze ich auf meinem Balkon und spüre zwar noch leisen, gleichmäßigen Schmerz, aber dennoch eine lang nicht mehr erlebte Ruhe und ...ja, Frieden.
Die Zeit wird langsam mein bester Freund und ich bin guter Dinge, dass ich irgendwann nicht mehr so viel an ihn denken muss und dass er in mir irgendwann so gar nichts mehr auslöst.

Liebe Grüße,
Konstanze

04.09.2018 20:01 • #12


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