Hallo zusammen,
kennt ihr das: im Kopf ist das Loslassen bereits vollzogen. Ihr wisst ganz genau, es wird kein Zurück geben. Das Leben, was nun auf einen wartet, wird in erster Linie alleine gestemmt werden müssen (Familie und Freunde stehen natürlich an der Seite), mit allen Risiken, Höhenflügen und auch Abstürzen.
Der Fels in der Brandung bzw. das Kieselchen, welches mal dafür gehalten wurde, ist erodiert.
Ich wurde in eine Ausfahrt gedrängt und mein Navi streikt gerade, ich weiß nicht, welcher Weg der Richtige sein mag.
Vielleicht kurz zu meiner Vorgeschichte: Nach zwei Jahren Beziehung wurde ich vor fünf Monaten (Ende November) verlassen. Für mich war es die große Liebe. Auch wenn einige meinen, zwei Jahren seien nicht viel, für mich kommt es aber auf die Intensität an. Es war die Person, mit der ich mein Leben teilen wollte.
Die Trennung erfolgte eigentlich mit keiner Begründung, die mich zufrieden stellte. Es hat sich eigentlich nichts geändert; ich hatte das Gefühl, nicht das machen zu können, was ich will. Das war's.
Natürlich gab es in der Beziehung immer ein auf und ab. Ich war jedoch der festen Überzeugung, dass ICH das regeln kann, wenn ich MICH ändere oder noch mehr (oder weniger) gebe.
Wie alles genau ablief in der Beziehung bzw. in der Trennung möchte ich jetzt nicht niederschreiben. Es ändert wenig am jetzigen Zustand.
Ich möchte euch aber mitteilen, wie ich diese Verarbeitungsphase bisher genutzt habe und euch fragen, warum ich das Gefühl habe stillzustehen? Ob es euch genauso geht oder wie ihr euren Neuanfang gestaltet?
Die ersten 2 Monate der Trennung waren extrem schlimm für mich.
Der Mensch, der mir am liebsten im Leben ist, schubst mich in ein sehr tiefes, dunkles Loch. Er hätte mir ein Kissen umbinden können, damit der Fall nicht zu schmerzhaft ist, aber meine bessere Hälfte tat das nicht. Gefühlt legte sie sogar noch Gewichte an meine Füße, damit der Aufprall richtig wehtut.
Ich konnte mich absolut nicht ablenken oder aufraffen.
Natürlich habe ich Rückholversuche gestartet, man hat sich nochmal getroffen, aber ich wurde abgewiesen. Meistens liebevoll sachlich, manchmal auch knallhart abweisend. Nach 10 Tage habe ich es aufgegeben und erst hier kam der Aufprall im dunklen Loch; die rabenschwarze Phase begann. Ständiges Weinen, keine Sekunde ohne einen Gedanken an Ex; es immer noch nicht wahrhaben wollen und die Gedanken, es muss an mir liegen, was muss ich ändern, damit alles wieder gut wird?
Ich hatte aber die Kraft Ex mitzuteilen, dass ich das uns nun verarbeiten muss, also ein quasi bitte melde dich nicht auszusprechen.
Ab hier begann die Phase der vielen Gespräche mit Familie und Freunden. Während dieser Gespräche fühlte ich mich aufgefangen, aber sobald ich allein war, brach das zusammen. Die Welt draußen war feindlich, trostlos und grau. Jede Sekunde dachte ich an uns, dass ich nie wieder glücklich werde, niemand mich mag, dass alles vorbei ist. Wie oben schon gesagt, ein Aufraffen war nicht möglich. So lebte ich vor mich hin: Nichtschlafenkönnen, Arbeit, Couch, Nichtschlafenkönnen, Arbeit, ....
Zugegeben, manchmal gab es Höhenflüge und ich sagte mir: Kopf hoch, alles wird gut und du bist ein toller Mensch! Dies hielt meistens 2 Minuten und irgend etwas holte mich wieder ein. Besonders dann, wenn ich mitbekam, dass Ex Spaß hat, feiern geht und einfach lebt; nämlich so, als ob es mich gar nicht gab.
Vieles erinnerte mich auch noch an die gemeinsame Zeit, weil wir unsere Sachen noch nicht ausgetauscht hatten.
Ich hatte das Gefühl es nun machen zu müssen, damit ich loskomme und weitergehen kann; diesen Anker endgültig versenken.
Ende Dezember, also einen Monat nach dem Aus war dieser Moment gekommen. Ich habe alles gefühlt: von Trauer über Erleichterung Ex zu sehen, Wehmut, Glücksgefühl - kurzum die komplette Bandbreite.
Gesprochen haben wir und ich habe meinen Mut zusammengenommen und gesagt, was ich dachte. Unsere Beziehung in diesem Gespräch analysiert, uns beide analysiert und die Hoffnung innerlich gehabt, dass sich etwas in meinem Gegenüber bewegt.
Hat es aber nicht; während des Gesprächs nicht und danach bekam ich lediglich die SMS ich hoffe, das Gespräch hat DIR etwas gebracht!?.
Ab hier begann für mich die zweite Phase. Ich merkte, ich kann auch mit einer Wand reden. In der Beziehung waren wir nicht auf Augenhöhe und jetzt erst Recht nicht. Ich stehe an einem anderen Punkt, verständlicher Weise. Mein Ex-Partner macht sich keine Gedanken um mich, um die Vergangenheit, sondern ist schon in voller Fahrt gen Zukunft. Aber ich stehe noch verlassen am Gleis und weiß nicht, in welchen Zug ich einsteigen soll. Das einzige, was ich weiß...ich muss los, ich darf den richtigen Zug nicht verpassen.
Ich richtete also eine Kontaktsperre ein, meine Fahrkarte war das; sagte lebe vorerst wohl und pass auf dich auf.
Die ersten paar Wochen waren extrem. Einfach so den ehemaligen Mittelpunkt meines Lebens zu verbannen und einen Neuen zu finden schmerzt und ist unwahrscheinlich schwierig.
Aber ich begann langsam wieder aufzustehen. Ich meldete mich in einem anderen Fitnessstudio an, traf mich wieder öfters mit Freunden zu Aktivitäten und überlegte, was wolltest Du schon immer machen, konntest du aber nicht aufgrund der Beziehung? - Umziehen!
Den Plan hatte ich schon vor uns. Legte ihn dann aber auf Eis, weil vielleicht wäre man ja zusammengezogen irgend wann (ich wurde auch darin bestärkt, den Plan ruhen zu lassen). Ja, so habe ich damals gedacht. Also hopp, dieses Projekt in Angriff nehmen und es noch ehrgeiziger gestalten: ich möchte meinen Geburtstag im Juni in meiner neuen Wohnung feiern.
So vergingen die Wochen von Januar bis März....Etwas besser schlafen können....Arbeit.....Sport.....Feiern....Etwas besser schlafen können....Arbeit....Freunde treffen....Wohnungsbesichtigung....usw.
Natürlich waren die Gedanken an Ex täglich präsent, geweint habe ich weiter, wenn auch weniger. Die Gedanken änderten sich jedoch Dank der Gespräche mit meinen Liebsten. Ad acta gelegt habe ich meine Schuldzuweisungen gegen mich selbst. Mich trifft keine Schuld an dem Aus; was mich aber weiterhin sehr beschäftigte war der mangelnde Wehmut von Ex. Es kam nämlich nichts....kein ich vermisse dich, kein Hallo, wie gehts dir? - absolute Funkstille. Klar ich wollte es so und ich sagte mir immer, die Kontaktsperre ist für dich gut, zum Loslassen. Aber so ein kleines Fünkchen Hoffnung vermisst zu werden darf man doch haben.
Auf jeden Fall wurden die rabenschwarzen Tage zu grauen Tagen. Manchmal sah ich ein Lichtlein am Ende des Tunnels. Ich hatte wieder etwas Spaß am Ausgehen, lernte neue Menschen kennen und merkte auch, dass sich andere für mich, FÜR MICH interessieren. Es war für mein Selbstvertrauen Balsam. So wirklich zulassen konnte ich es aber nicht...warum diese Person und nicht DIE Person? Egal...genieß es und heul meinetwegen auch!
Rückschläge gab es...findet mal eine Wohnung in Berlin. Grausam! So kam eine neue Baustelle in meinen Gedanken hinzu...du findest nie eine Wohnung. Ja, noch mehr Druck, aber selbstgemacht, ich weiß.
Im März schließlich, auf einer Party kam der große Paukenschlag. Ich war ganz Gewiss nicht über den Berg, aber immerhin soweit, als das ich wieder nach rechts und links schaute; nur noch jede Stunde an uns dachte und nicht jede Sekunde; auch mal Lachen konnte und mir manchmal sagte: Mensch, du bist doch toll - und das sogar im Nachgang glaubte.
Ex und ich auf einer Party; nach drei Monaten absoluter Funkstille. Naja, Kurzversion: mir wurde gesagt, wir hatten nie eine Zukunft und werden auch nie eine haben!, verschleiert du bist kein wichtiger Mensch mehr für mich und um die Unwichtigkeit meiner Person nochmals zu unterstreichen wie lange waren wir zusammen - ein oder zwei Jahre? Du weißt doch, ich habs nicht so mit Daten!.
Der Abend war für mich gelaufen; ich fiel wieder und das obwohl ich mich relativ schon gefangen hatte. Ich habe wieder diese Leere gefühlt; dieses Unnützsein. Am nächsten Tag kam natürlich eine Entschuldigung; Tage später unverhoffte Nachrichten wie es mir ginge, schöne Ostern, habe an dich gedacht.
Aber ganz ehrlich, so what? Durch diese Begegnung wurde mir klar, nein - ich will nicht. Ich will nicht Spielball mehr sein. Niemand darf mich so verletzen. Ich musste meinen Stolz wieder herrichten, aber wie?
Für mich kam nur der Absch(l)ussbrief in Betracht, den ich auch abschickte. Ich teilte darin meine ganze Sichtweise mit: dass ich nicht wertgeschätzt wurde; dass mir in der Beziehung kein Platz eingeräumt wurde; dass mich die Beziehung sicherlich irgend wann aufgefressen hätte; dass ich bereit für Neues sein will, aber dazu den alten Ballast über Bord werfen muss; dass ich keinerlei Kontakt mehr möchte, auch keine Nachfragen nach dem Befinden; für immer aus und vorbei in jeglicher Hinsicht.
Und obwohl ich um keine Antwort gebeten habe, weil ich dies nur für mich gemacht habe, kam eine Nichtsagende. Man wollte mir nicht wehtun und man wird sich auf ein Hallo bei zufälligen Begegnungen beschränken, da Nachfragen mich ja nicht interessieren würden, was schade sei.
Ich antwortete nicht.
Vier Wochen ist seit diesem letzten Kontakt vergangen, aber seitdem geht's mir wieder schlechter. Ich weine öfters, schlafe schlechter. Beim Arzt war ich, habe Schlaftabletten verschrieben bekommen.
Ich reflektiere momentan anders. Klar ist der Liebeskummer noch da, ich vermisse ganz arg, aber ich denke eine neue Komponente schleicht sich ein. Das sich nichts zu zutrauen. Ich habe wahnsinnige Angst vor der Zukunft allein bzw. wieder so auf die Klappe zu fallen; mein Leben nun wirklich allein zu verantworten. Ich weiß, dass auch in einer Beziehung jeder für sich verantwortlich ist, aber sie hat mir ein Gefühl von Geborgenheit und auch Sicherheit gegeben bzw. habe ich mir das eingebildet.
Gerade daher ist nun die Enttäuschung so groß und die Angst, wieder zu scheitern oder etwas falsch zu sehen.
Meine neue Wohnung hat geklappt; seit Montag weiß ich, wo bald mein neues Zuhause sein wird.
Und Angst, irgend wie zu scheitern, mir das nicht leisten zu können oder allein dazustehen, dass brauche ich eigentlich nicht zu haben. Ich habe einen relativ sicheren Job und Menschen die zu mir stehen, für mich da sind und mir helfen. Ja es ist ein Neuanfang und der ist immer schwer.
Aber ich fühle eine Leere in mir. Ich kann mich nicht freuen....gestern kam mir der Gedanke, wenn ich mich freue wird die Enttäuschung im Nachgang nur größer, also lieber nicht freuen.
Das ist doch nicht normal. Vielleicht habe ich mir auch nur zu viel zugemutet in letzter Zeit.
Ich vermisse die Zweisamkeit mit meiner Liebe des Lebens, auch wenn sie sich so Ar. verhalten hat. Ich muss mich gerade selbst disziplinieren, um nicht wieder das Podest aufzubauen. Und ich weiß auch, dass ich es schaffen werde. Nur auf diese Momente möchte ich verzichten, in denen alles grau wird; in denen ich über die Vergangenheit grübele und sehe, wie sehr ich mich hab blenden lassen. Aber diese bösen Geister dürfen mein Leben nicht mehr bestimmen. Ich habe sie real bekämpft, sie sitzen nur noch in meinen Gedanken fest. Vergessen muss ich was war, leider auch die schönen Zeiten und offen sein für das Neue, was mich bald erwartet. Keine Vergleiche mehr, sondern mich so nehmen, wie ich bin und auch meine Bedürfnisse akzeptieren.
Loslassen ist wirklich schwierig und wie ich merke, ein ganz hartes Stück Arbeit. Es läuft leider nicht so, wie man es immer gerne hätte oder in vorgezeichneten Bahnen. Aber ich versuche mein Bestes....positiv denken!
05.05.2016 12:28 •
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