Hallo ihr Lieben
Ich lese hier schon seit einiger Zeit mit, und möchte euch allen sagen, wie sehr ich mir für euch wünsche, dass es euch bald besser gehen wird.
Meine Geschichte ist noch recht frisch. Ich war mit meinem Freund gerade mal ein Jahr zusammen. Aber wie viele von euch selbst erlebt haben - es war die grosse Liebe. Wir haben uns lange vorher als Freunde kennen gelernt, damals noch mit anderen Partnern, und unsere Freundschaft intensiviert, als wir beide nicht mehr in einer Beziehung steckten. Aus Freundschaft wurde Liebe. Und da wir unsere Ecken und Kanten ja bereits kannten, war die Liebe von Anfang an sehr stark, die Beziehung schnell sehr eng und intensiv.
Nachdem wir sowieso nur noch beieinander gewohnt haben, haben wir in den letzten Monaten nach einer gemeinsamen Wohnung gesucht. Partnerringe in Katalogen angesehen. Gerade waren wir noch im Urlaub. Und glücklich. Wir hatten beide früher schon andere Beziehungen, waren uns aber beide sehr bewusst, welch grosses Glück wir hatten, uns getroffen zu haben. Bei beiden waren noch nie im Leben so grosse Gefühle da.
Vor drei Wochen hat er mir noch einen Liebesbrief geschrieben, wie sehr er mich liebt, wie sehr ich ihn ergänze. Dass er unglaublich glücklich ist. Und mit mir alt werden will. Und dann, drei Tage später, ein dummer Streit wegen nichts. So wie wir es hin und wieder mal hatten. Wir sind zwei sture Dickköpfe und können schon mal wegen gar nix aneinander geraten. Aber am nächsten Morgen ist meist wieder alles in Ordnung, und wir fragen uns, weshalb wir unsere schöne Zeit zusammen jetzt wieder wegen einer Lappalie verschwendet haben. Nicht so dieses Mal.
Am nächsten Tag kam eine message, er wolle mich nicht sehen, wir könnten ein paar Tage später über alles reden. Nach einigem Hin und Her dann der Satz, für ihn stimme es so nicht, er wolle die Beziehung beenden. Einfach so. Als Grund gab er an, unsere Streits würden ihn zu sehr verletzen, er fühle sich dann immer ganz schlecht, und das wolle er nicht. Zur Erinnerung: Wir haben uns stets nur kurz, und über Lappalien gezofft, und das höchstens so einmal im Monat. Ansonsten waren wir ein sehr harmonisches Paar.
Ich war am Boden zerstört, konnte nicht essen, nicht schlafen, nicht arbeiten. Und fragte mich immer, was passiert war, weshalb ich keine Chance bekommen hatte. Die wollte er mir nämlich nicht geben. Er hat sein Herz komplett verschlossen. Als Hintergrund ist es vielleicht noch wichtig zu wissen, dass er aus seiner Kindheit ein Trauma mitgenommen hat. Seine Mutter hat ihn psychisch und physisch misshandelt als Kind und Teenager. Mit 16 ist er ausgezogen, seit fünf Jahren hat er gar keinen Kontakt mehr mit ihr. Er hat sich damals mit 16 geschworen, dass er nie wieder Gefühle in eine Beziehung investiert und sich nie wieder öffnet, um nicht verletzt zu werden. Das hat er eigentlich in all seinen Beziehungen durchgezogen, hat sich jüngere, unselbständige Frauen gesucht, die ihm nicht das Wasser reichen konnte. Dort hatte er die Oberhand, hat zwar mit ihnen eine Beziehung geführt, sich aber darin nicht wirklich geöffnet.
Und dann kam ich. Und er hat sich erstmals wieder geöffnet, Gefühle zugelassen, geliebt. Aber halt dementsprechend auch gelitten, wenn wir mal Streit hatten. Dabei kamen schlechte Gefühle bei ihm hoch, die ihn an früher erinnerten, wie er sagt. Das wolle er nicht mehr. Deshalb wolle er lieber alleine bleiben, zwar nicht glücklich, aber sich nicht mit Konflikten auseinander setzen. Er sei ein schlechter Mensch, beziehungsunfähig, nicht liebenswert.
Wir haben uns vor einer Woche zu einem letzten Gespräch und Klamottenübergabe getroffen. Er sah furchtbar aus. Sagt, er durchlebe noch einmal das ganze Trauma von früher, all die schlechten Gefühle, weine all die Tränen von damals nochmals. Und er müsse sich vielleicht Hilfe bei einem Therapeuten suchen, wisse aber nicht, ob die Kraft hätte, sich mit dem Dämon Mutter auseinander zu setzen. Ich habe ihm gesagt, er müsse für sich selbst entscheiden, welchen Weg er in die Zukunft gehe – den einsamen und verbitterten, oder den schmerzvollen, aber erfüllenden. Ich wäre die Frau an seiner Seite gewesen, die ihn unterstützt und ihn aufgefangen hätte.
Er meint, er fühlt sich wie ein toter Stein derzeit. Ohne Gefühle, auch für mich nicht. Er müsse jetzt erst einmal zu sich finden, Kraft sammeln. Ich lasse ihm diese Zeit, halt komplette Kontaktsperre – mal abgesehen von diesem einen Gespräch, das er wollte – nun schon seit drei Wochen. Aber es bringt mich um. Ich vermisse ihn jede Minute, weine mich in den Schlaf, nur schon morgens aufzustehen ist anstrengend, jeder Tag ein Kampf – ihr alle kennt es selber. Das Problem ist: Mein ganzes Umfeld, meine Freunde und Familie, sogar mein Therapeut (den ich seit Neustem habe) sagt, ich solle die Hoffnung nicht aufgeben. Mein Ex werde irgendwann einsehen, dass er einen grossen Fehler begangen habe. Dass er seine grosse Liebe für seine Vergangenheit geopfert hat. Dass er an diesem Trauma arbeiten muss, um den Dämon Mutter endlich aus seinem Leben zu streichen. Dass er mit mir die ideale Frau an seiner Seite gehabt habe, und mich irgendwann vermissen und zurückgewinnen möchte. Nicht jetzt, aber vielleicht in ein paar Monaten.
Nun meine Frage an euch: Habt ihr Erfahrungen mit einer solchen Situation? Ich weiss einfach nicht, ob es sich lohnt, zu hoffen. Im Moment brauche ich die Hoffnung, um morgens überhaupt aufzustehen. Und weil ich weiss, dass es nicht an mir als Person oder Frau liegt, kann ich kaum aufhören zu hoffen. Habt ihr Meinungen dazu?
Bitte entschuldigt die Länge des Textes, ich hoffe das eine oder andere Forumsmitglied mag den Beitrag trotzdem lesen und kommentieren.
Ich danke und grüsse euch
Mel
24.06.2013 10:48 •
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