Zitat von blaublond: Ich bin aktuell in der Phase von jemandem loskommen zu wollen, kämpfe damit schon seit 1,5 Jahren. Es läuft auch seitdem nichts mehr. Habe immer noch ordentlich Trennungsschmerz, Liebeskummer und springe immer wieder zurück auf Anfang in der Trennungsverarbeitung wegen romantischen Zwangsgedanken und verklärtem Blick. Und noch vieles mehr. Ist also alles ganz pathologisch und bei mir definitiv Limerenz, und keine normale Liebe oder Liebeskummer.
ich bin vor sechs oder sieben Jahren über den Begriff gestolpert und glaube, es gibt Gründe, warum der nach wie vor recht unbekannt ist.
Zum einen die Unterscheidung zwischen crush, verknallt, verliebt und Liebe ist ja eher so ein ja eh. Will sagen, die meisten treffen diese Unterscheidung einfach. Wenn Du Dich dazu ein bissl in der wenigen Literatur umschaust, dann stellst Du auch fest, daß eine der Hauptunterschiede der ist, daß Liebe eine eben auch selbstlose Komponente hat, etwas altruistisches während Limerance grundsätzlich egoistisch durch die eigene (S.) Bedürfnisbefriedigung motiviert ist.
Limerance, Infatuation ist das Anhimmeln des Objekts der Begierde, wie bei einem Star dessen Fan man ist. Für mich würde das eben auch bedeuten, daß, wenn ich wie eine Mutter mir selbst gegenüber ständig schimpfend auftrete und versuche mein Fandom zu verbieten, komme ich keinen Schritt weiter. Im Gegenteil.
Ich lese Dich ja schon seit einer ganzen Weile und würde Dir gerne noch zwei Aspekte anbieten:
Erstens: Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann war AM Dein Fahrlehrer. Hier ist das Ding, so gut wie alle Lehrer-Schüler Situationen sind durch unterschiedliche Machtpositionen, ein besonderen Vertrauensverhältnis und einem Über-Unterverhältnis geprägt. Es ist zudem die einzige soziale Situation, welche nicht durch einen unmittelbaren Austausch (geben und nehmen) geprägt ist, sondern immer nur einer gibt und der andere nimmt, bis dieser selbst zum Lehrenden wird.
Deshalb werden romantische Beziehungen, die in einem solchen Rahmen entstehen als unethisch verstanden und in bestimmten Fällen sogar strafrechtlich relevant.
Vielleicht habe ich das ja überlesen, aber hast Du das für Dich irgendwann mal thematisiert?
Du bist in dieses Auto gestiegen, als Lernende, eine von vornherein festgelegte Position. Er wiederum war von vornherein der Lehrende, der Beschützende.
Wird das S., dann entsteht das (!) Traumszenario für Unsicherheiten, alte Selbstwertwunden und Vaterkomplexe. Mehr weißer Ritter auf dieser sehr tiefen emotionalen Ebene geht mE nicht.
Natürlich ist ein Fahrlehrer etwas anderes als der Klassenlehrer der Oberstufe oder der Prof bei Du Deine Diss schreiben willst. Das Ding ist aber der Mechanismus dahinter ist der gleiche.
Zweitens: Es wird nie wieder so schön, wie es in Moment xyz war. Obsessive Gedanken, Spiralen, das ständig getriggert sein sind tatsächlich alles Dinge, die eine große Anzahl von Menschen betreffen. Damit bist Du nicht allein.
Der Trick ist, diese wahrzunehmen, aber von der Bewertung zu entkoppeln. Stell Dir vor, Du sitzt in einem Zug und liest ein Buch. Der Zug fährt im nächsten Bahnhof ein und es steigen einige Menschen aus und andere ein. Unter denen ist ein ganz dicker Mann und eine super laute Frau. Anstatt sich mit denen zu beschäftigen, es blöd zu finden, daß die eingestiegen sind, denen bis sie wieder aussteigen Deine Aufmerksamkeit zu geben, nimmst sie kurz wahr und dann liest Du in Deinem Buch weiter.
Das ist eine Fähigkeit, die man erlernen kann und hin und wieder trainieren muß, wie ein Muskel. Meditation und Achtsamkeitsübungen helfen dabei sehr. Was aber immer auch der erste Schritt ist, Du musst an den Glaubenssatz heran, es wird nie mehr so schön wie in diesem xyz Moment.
Schau mal, die meisten gehen nach der Trennung auch durch eine Phase der Idealisierung. In Deinem Fall aber trifft dies auf einen Lehrer, einen Beschützer mit größerem Wissen oder besseren Fähigkeiten, das ist ja nicht nur Dein Empfinden, sondern das war so. Wäre ich in dieser Situation würde ich an zwei Stellschrauben arbeiten:
A) Anerkennen, daß der seine Position Dir gegenüber ausgenutzt hat. Jemand, der das Gebiet, welches er unterrichtet, auch zum Aufriss nutzt, verhält sich mißbräuchlich und ist in meinen Augen ein Möchtegernraubvogel. (Und wir reden hier noch nicht mal davon, daß der gute Herr zudem verheiratet ist.
B) Selbstwirksamkeit stärken. Affären werfen immer irgendein Licht auf die eigene Selbstwertthematik, das wird in dem anderen Thread ja auch immer wieder beleuchtet. In Deinem Fall aber gibt es daneben eben noch diese Beschützerkomponente, ich würde an der Stelle immer wieder Dinge machen, die mir zeigen, daß ich mein eigener Beschützer bin, also Mikroabenteuer, große Abenteuer und hoch-dosiert Ängste immer wieder neu überwinden.
Limerance ist das ungesunde Festhalten an einer Schwärmerei, wenn aus einem Hügel des (leichten) Bedauerns ein Gebirge aus Ohnmacht entsteht. Limerance hat aber einen entscheidenden Vorteil, es ist Dein (!) Gebirge. Du hast es gebaut, Du kannst es abtragen!
Oder wenn Du es machst wie ich, Dich dafür entscheiden, drumherum zu gehen. Sollen die Berge doch dort stehen und sich der Wind und Regen drum kümmern, es ist nicht der einzige Weg nach Hause.