Zur Frage ab wann eine Frau über ihre Affäre weg ist, bzw. mit dem gröbsten durch kann ich dir nur meine Erfahrungen schildern. Ich denke jede Frau geht da anders mit um und jede Affäre ist ja auch unterschiedlich. Bei deiner Frau scheint es ja in erster Linie um das Gefühl des Begehrtwerdens zu gehen. Da kann ich mir vorstellen, dass sie sehr schnell damit durch ist. Und du erzähltest ja auch, dass ihr letzter AM von ihr abgesägt wurde, weil er ihr zu fordernd war. Ich denke nicht, dass er jetzt noch irgendeine Rolle für sie spielt.
Bei mir war ja die Ausgangslage eine völlig andere. Meine Ehe befand sich schon viele Jahre vorher in einer tiefen Krise, weil ich mich von meinem Mann alleingelassen, unverstanden und unterdrückt fühlte. Da er jeden Kommunikationsversuch ablehnte oder ins Leere laufen ließ, sah ich da auch wenig Hoffnung auf Besserung und hatte wohl innerlich schon resigniert. Mir war klar, dass ich aufgrund meiner finanziellen und sozialen Abhängigkeit bei ihm bleiben würde. Liebe empfand ich da aber schon längst nicht mehr.
Als ich dann gegen seinen Willen eine Umschulung absolviert hatte, die ich selbst von meinem kleinen Erbe, dass ich nach dem Tod meines Vaters erhalten hatte, finanzierte, bekam ich Oberwasser. Auch zuvor hatte ich schon Schenkungen von meinen Eltern erhalten, die mein Mann aber alle einkassierte und in unsere Immobilie steckte. Erst den kläglichen Rest konnte ich nach eigenem Ermessen ausgeben und den investierte ich eben in meinen beruflichen Wiedereinstieg. Auch unsere Kinder habe ich ja zuvor quasi alleine groß gezogen, eines davon krank, und das ohne jede Hilfe von Großeltern oder meinem Mann. Kurzum ich war seelisch und emotional über viele Jahre auf der Strecke geblieben und fühlte mich entsprechend ausgelaugt.
In meinem ersten Job nach der Umschulung gab ich dann Vollgas und erhielt endlich wieder Lob und Anerkennung. Ich blühte auf, nahm endlich auch wieder an Gewicht ab, was dann wohl den AM auf den Plan rief. Der flirtete auf der Arbeit mit mir auf Teufel komm raus und bald schon wurde sein zunächst nur beruflich begründetes Lob zu echten Anmachversuchen, die ich so in meinem Leben noch nie erlebt hatte. Da hatte ich nichts entgegen zu setzen und ich verliebte mich sehr schnell und so intensiv, wie nie zuvor. Als dann die Frau des AM starb und er als Witwer scheinbar frei verfügbar war, ging ich auf Angriff und wollte nichts sehnlicher, als diesen Mann. Ich war bereit, alles für ihn zu geben und fast hätte ich tatsächlich alles verloren.
Als er sich dann zurück zog und ich später erfuhr, dass eine andere Frau der Grund dafür war, brach für mich eine Welt zusammen. Dass er kein Kostverächter war, ahnte ich schon vorher. Hatte ich ihn doch auf frischer Tat mit einer jungen Kollegin in der Besenkammer erwischt. Das entkräftete er aber stets sehr schnell und galant und bezirzte mich mit seinen blauen Augen derart, dass ich ihm sehr schnell verzieh.
Mit dieser Frau aber war es anders. Sie war eine ernst zu nehmende Konkurrentin und sie gewann ihn schließlich für sich. Ich war es also, die abgeschossen wurde. Und dass in einer Situation in der ich frisch getrennt und somit sehr verwundbar war. Ich brach total zusammen und war nur noch ein Häuflein Elend, als mein Mann mich zurück holte.
Zu Hause erholte ich mich dann relativ schnell und ging wieder arbeiten. Der AM war sichtlich froh, dass ich ihm nun nicht mehr gefährlich werden konnte und fing bald schon wieder an, mit mir zu spielen. Darauf ließ ich mich leider mehrfach wieder ein, denn die Hoffnung, ihn doch noch gewinnen zu können war zwar völlig irrational aber leider sehr hartnäckig. Das ganze hin und her zog sich dann über 2 weitere Jahre und konnte auch durch meine Kündigung und somit räumliche Trennung vom AM nicht erstickt werden. Nur langsam wurde meine Ehe besser und nur langsam erwachten mein Verstand aus seinem Winterschlaf.
Letztlich aber war es bis heute eine reine Vernunftsentscheidung, den AM nicht mehr zu kontaktieren, meinem Mann treu zu bleiben und mein Leben in geordneten Bahnen zu führen. Schließlich weiß ich, dass mein Mann einen erneuten Fehltritt nicht mehr verziehen hätte. Je schlechter aber meine Ehe nach einigen Jahren wieder wurde, desto eher tauchte der Gedanke an den AM wieder auf. Erst nachdem ich erfuhr, dass mein Mann krank ist, konnte ich diese Gedanken wieder verscheuchen. Aber die Sehnsucht nach dem Gefühl des Begehrtwerdens bleibt. Mein Mann ist heute gesundheitlich nicht mehr in der Lage, mir dieses Gefühl zu befriedigen. Wir leben in einer Art WG, in der ich die Hauptlasten zu tragen habe. Und je mehr die Krankheit fortschreitet, desto mehr bin ich gefordert. Das ist natürlich sehr unbefriedigend und so gestatte ich mir manchmal Tagträume und die trotz allem vorhandenen schönen Erinnerungen an meine Affärenzeit. Aber es ist ganz klar, dass ich weder den AM noch irgendeinen anderen Mann ( den es durchaus hätte geben können ) wieder in mein bzw. unser Leben lasse.
Ich denke, Liebe und Treue sind eigentlich weniger Gefühle sondern Entscheidungen. Und diese Entscheidung habe ich glasklar getroffen: nämlich für meinen Mann und unsere Ehe. An dieses Gelübde, das ich mir selbst und ihm gegeben habe, fühle ich mich gebunden bis auf den heutigen Tag. Es mag sich unromantisch anhören und bestimmt ist die Liebe, die ich heute für meinen Mann empfinde, nicht das, was wünschenswert wäre. Aber ich denke, vielleicht ist genau das der Sinn des Ehegelübdes, nämlich dass man sich daran erinnert, wenn der Weg steinig wird. Auch wenn der AM trotz allem bis heute seinen Platz im hintersten, dunkelsten Winkel meines Herzens hat, so hat er keinen in meinem Leben. Mein Leben gehört meinem Mann. So habe ich es ihm versprochen und daran halte ich mich bis zum Schluss.