Liebe Maralana,
fühle dich erstmal ganz doll gedrückt. Beim lesen deines Textes standen mir ein paar Tränen in den Augen, da ich vor gar nicht all zu langer Zeit in einer ähnlichen Situation war und absolut nachvollziehen kann wie es dir gerade geht.
Ich versuche jetzt mal meine Gedanken zu ordnen:
Zitat von Maralana:Ich leide jetzt schon seit längerem unter starkem Liebeskummer, da sich gestern mein Freund von mir nach (zugegebenermaßen kurzen) 3 Monaten getrennt hat.
Eine Beziehung kann auch trotz kurzer Dauer sehr intensiv gewesen und die Gefühle sehr stark gewesen sein. Mein Ex-Freund und ich waren nicht mal ein halbes Jahr ein Paar und die Trennung war (und ist es manchmal auch heute noch) eine echte Qual.
Auch die Ansage seinerseits, dass er nicht reif für eine Beziehung ist wie du sie gern hättest kommt mir seeehr bekannt vor.
Auch da kann ich deine Verletztheit vollkommen verstehen. Man glaubt zu Beginn der Beziehung, dass beide das Gleiche (=eine ernsthafte Bindung) wollen. Nach und nach stellt sich aber heraus, dass einer der beiden sich doch noch nicht reif fühlt. Ich weiß nicht ob das geschlechterspezifisch ist... Ich glaube, Frauen sind eher bereit sich schneller auf eine ernsthafte Bindung einzulassen als Männer. Ist aber nur mein subjektives Empfinden.
Die Tatsache, dass du seine erste Freundin warst könnte auch noch eine Rolle spielen. Ich war damals auch die erste Freundin meines Ex-Freundes, und ich glaube das Konzept feste Beziehung hat ihn völlig überfordert. Er hat sich dadurch eingeschränkt gefühlt. Nach und nach sind ihm immer mehr Dinge an unserer Beziehung und an mir aufgefallen, die ihm nicht gefallen. Ich habe diese Veränderung auch bemerkt, wir wurden beide gereizter, es gab Streit und ernste Gespräche und irgendwann trennte er sich von mir.
Ich hatte auch das Gefühl, dass er mit der Trennung nicht ganz glücklich war, aber er wusste sich nicht anders zu helfen. Ich kann mir vorstellen, dass es bei deinem Freund genauso ist. Er ist überfordert. Du beschreibst ihn als sehr beschäftigt: Sport, Freundeskreis, Schule und dann noch eine Freundin. Ich kann mir vorstellen, dass er versucht alles unter einen Hut zu bringen und allem gerecht werden möchte. Er merkt, dass er das nicht schaffen wird und was macht er? Er trennt sich von dir. Denn du bist die Komponente in seinem Leben, die am kürzesten da ist. Es ist einfacher für ihn sich von dir zu trennen, als alles andere aufzugeben. Ich weiß, du verlangst das gar nicht. Aber das ist die Erklärung, die mir mein Ex damals gegeben hat. Er ist den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und hat sich von der Komponente in seinem Leben verabschiedet, die die kürzeste Zeitspanne in seinem Leben war.
Mein Ex hat gehofft, dass ihm das am wenigsten weh tun würde. Er hat aber dann doch gemerkt, dass das so nicht geht. Er hat mich vermisst und wir haben es nochmal versucht. Es hat nicht funktioniert. Das Vertrauen war weg. Ich hatte immer Angst ihn zu sehr zu beanspruchen, wollte auf keinen Fall Fehler machen und habe mich extrem um die Beziehung bemüht und habe ihm viel Freiraum gegeben. Gebracht hat das alles nichts. Nach nicht mal zwei Monaten war auch das wieder vorbei.
Auch ich habe gehofft, dass wir es zusammen schaffen würden. Genau wie du. Und mein Ex sagte bei der endgültigen Trennung auch, dass ihm die Entscheidung schwer gefallen sei, dass er mich vermissen würde und mich nicht verlieren wolle. Wir haben uns liebevoll verabschiedet, und trotzdem... Wenn einer von beiden sich nicht sicher ist und sich noch nicht reif fühlt, macht es keinen Sinn. Ich möchte dir auf keinen Fall die Hoffnung rauben, das sind nur leider meine Erfahrungen. Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich gehofft habe, dass er zu mir zurückkommt.
Lass ihm jetzt den Raum den er offensichtlich braucht. Lass ihn über das was geschehen ist nachdenken. Die Trennung ist noch so frisch, auch für ihn. Er muss jetzt seine Gedanken und Gefühle ordnen. Vielleicht habt ihr nochmal die Gelegenheit zu reden. Und vielleicht habt ihr nach eurem Abi eine Chance. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Zeit vor dem Abi wahnsinnig stressig ist. Man steht unter Druck, muss viel lernen, hat Versagensangst und muss gleichzeitig noch über seine Zukunft nachdenken. Das ist viel! Und für deinen Freund, der ohnehin in seiner Freizeit sehr eingespannt zu sein scheint, wird es noch anstrengender sein. Versuch das zu verstehen.
Vielleicht ist es wirklich so, dass wir Frauen eher bereit sind uns emotional zu binden und dafür auch Dinge aufzugeben. Ich weiß es nicht.
Mein Rat: Lass ihm Zeit. Manchmal merkt man erst was einem fehlt, wenn es nicht mehr da ist.
Und wenn er bei seiner Entscheidung bleibt, musst du das wohl oder übel akzeptieren. Argumentation und Diskussion bringen da wenig. Denn dann wäre es früher oder später sowieso zu einer Trennung gekommen, und dann doch lieber früher als später.
Ich weiß, dass es unglaublich schwer ist eine Trennung zu akzeptieren, wenn man sie selbst nicht gewollt hat. Ich weiß, dass man heulend im Bett liegt, wie ein Zombie durch die Gegend läuft und in Gedanken immer nur bei ihm ist. Jede Kleinigkeit erinnert dich an ihn und eure gemeinsame Zeit. Ich sage dir wie es ist: das wird schei.. Du wirst von ihm träumen, dir alte Fotos anschauen, ihn auf facebook stalken und so weiter.
Aber: Auch das geht vorbei. Wirklich. Versprochen. Hoch und heilig.
Es wird dauern. Bei mir dauert es immer noch. Ich bin auch noch nicht über ihn hinweg, aber es ist deutlich besser als am Anfang.
Ich wünsche dir nur das Beste. Vielleicht wendet sich alles zum Guten. Und wenn nicht, dann wird irgendwann wieder alles gut sein.
Schreib gern nochmal wenn noch etwas ist oder dir noch etwas auf der Seele brennt.
Fühl dich gedrückt.