Hallo und guten Abend! Ich melde mich, weil ich schon lange hier lese und schreibe und weil mir nach 30 Jahren Ehe das selbe widerfuhr. Auch ich bin nur ein Mensch, der das selbe oder ein ähnliches Schicksal erleben musste. Ich habe lange gekämpft und mit der Illusion gelebt, dass es eine Wende geben könnte. Aber ich musste lernen, dass man verlorene Liebe nicht erzwingen kann, zurückzukehren. In der Partnerin, die ging, war die Liebe längst erloschen. Ich selbst lebte damals in einer vermeintlichen noch bestehenden Gemeinschaft, die sie längst begonnen hatte, Schritt für Schritt zu verlassen. Sie hatte nur vor mir versucht, das Gesicht zu wahren. Umso entsetzter war ich am Tag der Wahrheit. Seit diesem Tag sind bei mir 3 Jahre vergangen. Wer meine Geschichte kennt, weiß, dass wir (ich) es mehrfach versuchten, die Beziehung zu retten. Aber es war vergeblich. Ich träumte von dem Märchen, dass die verlorene Partnerin (und das Gefühl der Liebe in ihr) zurückkehren würde. Dabei fühlte sie sich aber wohl nicht verloren, sondern befreit. Nun, diese Erkenntnis zu erlangen, hat mich viel Zeit, Tränen und Leid gekostet. Ich habe viel verloren: Liebe, gewohnte Umgebung, materiellen Besitz...
Heute habe ich mich mit vielen Umständen arrangiert. Sehr wichtig für mich: Ich habe in meiner neuen Welt die verlorene Sicherheit zurück gewonnen: Ich komme nicht mehr nach Hause und erwarte sie - aber sie ist bei ihm und lügt mich an, wenn sie heim kommt. Ich muss seinen Geruch nicht mehr ertragen, der noch an ihr haftet, wenn sie dann endlich heim kommt. Ich muss nicht mehr die Steigerungsstufe ertragen, als sie mir es ins Gesicht sagte, dass sie bei ihm war, oder zuschauen, wenn sie sich schick anzog und zu ihm aufbrach. Das ist zu Ende. Mein Zuhause ist meine sichere Burg! Das hat mir auch ermöglicht, mein tiefes Gefühl zu ihr mir zu bewahren. Für mich allein. Das war die Basis, überhaupt weiterleben zu können, das Geschehene zu akzeptieren und anzunehmen. Wie den Tod.
Was mich trägt und das Leben farbig und schön macht, sind der Kontakt zu meinen (erwachsenen) Kindern. Sie sind unglaublich. Sie ertragen die Situation. Irgendwie. Sprachlos. Sehr selten bewertend. Ich weiß, dass sie ihre Mutter lieben und doch stehen sie auch bei mir. Sie ergreifen nicht Partei gegen sie, obwohl sie ihr Handeln nicht gut heißen. Sie versuchen, damit zurecht zu kommen. Meine, unsere Kinder sind das Beste, was wir hervorgebracht haben.
Dann sind noch meine Verwandten und Freunde. In den letzten Jahren habe ich mich sehr isoliert. Nun suche ich bewusst und intensiv, verlorene und vernachlässigte Kontakte wieder zu aktivieren. Ich besuche Junge und Alte, lade ein und werde eingeladen. Ein neues Leben, das mir eine ganz neue Perspektive auf mein Schicksal bietet. Außerdem höre ich anderen Menschen zu und erfahre, dass diese auch viel erlebt haben. So fühle ich mich nicht mehr ganz so im Mittelpunkt des schwarzen Lochs.
Was ich schon immer gern getan habe, pflege ich intensiv weiter: ich reise, so oft ich es schaffe. Was wir früher so gern gemeinsam taten, muss ich nun für mich allein neu entdecken. Mit jeder neuen Reise verblasst der Vergleich zu der früher mit ihr gemeinsam gemachten.
Ich habe sie verloren und das schmerzt nach wie vor sehr. Weil ich sie wohl immer noch liebe. Aber ich lebe mit diesem Schmerz, lasse ihn zu und versuche, meinen neuen Weg zu gehen. Bestenfalls werde ich mich eines Tages mit einem Lächeln an die lange, gute Zeit mit ihr erinnern.
Die Zeit hilft, dass es weniger weh tut. Alles, was dann kommt, macht unser Lebenswille.
Ich wünsche Dir und allen hier, dass die Seele zur Ruhe kommt. Loslassen können, sobald es möglich erscheint. Neue, ganz andere Welten kennen lernen. Alles Gute, Ulle