@Rautha
Streitereien hatten wir auch öfters mal. Die wurden zum Teil auch wegen Kleinigkeiten oft hässlich da wir beide ziemlich emotionale Hitzköpfe waren und es aus dem Ruder lief. Das war uns aber beiden klar und sprachen uns immer aus, da wir auch beide sagten, dass Streitereien eben auch mal dazu gehören und wir ja aber ernsthaft die Beziehung führen und aufbauen wollten. Ein großes Problem aufgrund ihrer schon genannten Vorgeschichte war, und das wusste sie auch selbst, dass sie sich manchmal über Wochen hinweg in ihrem Kopf verlor. Sie grübelte dann über Wochen hinweg, reimte sich vieles zusammen und in Kombination mit ihren Plänen sah sie keinen Sinn mehr in der Beziehung. Passierte einmal letztes Jahr im Frühling. Sie wollte sich plötzlich trennen und warf mir Dinge vor die ich nie getan oder gesagt hatte oder nahm andere Aussagen von mir und zog sie komplett ins Übertriebene. Damals konnten wir allerdings nochmal alles klären, auch weil ihre vielen Pläne, die mit mir und einer WE Beziehung nicht zu vereinbaren seien, längst geklärt waren und ich beim größten Teil eh schon vor ihrem Durchdrehen mit eingeplant war. Jetzt passierte es wieder und es waren wieder viele übertriebene Unterstellungen und Vorwürfe. Dieses Mal uferten ihre Pläne aber so aus, dass es tatsächlich keinen gemeinsamen Weg mehr gab. Außerdem zerriss sie alles wofür wir standen und uns vorgestellt hatten komplett in der Luft. Sie schaffte es sogar manche unserer gemeinsamen Pläne in Vorwürfe zu verwandeln. Beinahe so als wollte sie sichergehen, dass es kein Zurück mehr geben könnte. Sie blockte auch komplett ab und ließ nicht mehr mit sich reden. Ende vom Lied war eben, dass sie keine Zukunft mehr sah und sich trotz Liebe aus Vernunft trennte. Sie entschuldigte sich zwar abends noch, dass sie mich so überrumpelt und alles im Alleingang beschlossen hatte, aber trotz ihrer Bemühungen eine Lösung zu finden, weil sie mich liebt, sähe sie keinen anderen Weg mehr.
Das mit den gemeinsamen Orten aufsuchen habe ich indirekt auch gemacht. Ich schaffte es zwar nicht raus, und vieles wäre auch viel zu weit weg gewesen, aber ich tat es mit Hilfe von Google Earth. Klingt zwar verrückt, aber ich besuchte so die Orte und erinnerte mich bewusst an alles zurück um es zu verarbeiten. War jedes Mal nicht schön und tat weh, aber am Tag drauf ging es mir etwas besser denn die Erinnerungen waren weniger präsent bzw. taten nicht mehr so weh. Trotzdem keine optimale Lösung, denn ein tatsächlicher Besuch der Orte fühlt sich natürlich ganz anders an.
Sport habe ich vor der Trennung auch mehrmals die Woche gemacht, aber seither leider kaum. Da meine Ernährung am Anfang gegen Null ging hatte ich keine Energie für Krafttraining und Joggen hat mich nur deprimiert wegen der vielen Erinnerungen an sie. Das war so unser gemeinsames Ding und sie war immer so glücklich dabei, weil sie endlich einen Freund hatte mit dem zusammen sie Sport machen konnte. Letzte Woche wollte ich zwar wieder loslegen, aber ich war jetzt eine Woche erkältet und Sport daher tabu.
Zum Thema Perspektivlosigkeit. Während meinem zweitem Bildungsweg und anschließendem Studium trat ich im Privatleben auf der Stelle, war gut acht Jahre lang solo, gute Freunde und Bekannte entwickelten sich weiter, heirateten, bekamen Kinder und/oder zogen weg. Zum Studienende blieben mir zwei, drei engere Freunde und familientechnisch mein Vater, da ich zu Beginn zu ihm zog, um das alles finanziell überhaupt durchziehen zu können. Während meiner Abschlussarbeit lernte ich im selben Institut meine jetzige Ex-Freundin kennen und so hatte ich nachdem ich direkt in Hartz4 rutschte wenigstens ein halbwegs brauchbares Sozialleben. Ich verbrachte viel Zeit mit ihr aber das genossen wir zu Beginn beide. Da sie als Doktorandin im Institut blieb, bestand auch immer noch Kontakt zu meinen früheren Kollegen, mit denen wir gerne feierten, und durch ihren großen Freundes- und Familienkreis kam ich auch hier öfters unter Menschen. Mit meinen verbliebenen Freunden hatte ich immer eher nur über Chats Kontakt. Der eine wohnt einige Stunden entfernt kann aber nie groß im Voraus planen, der andere hat selber genug Probleme am Hals und wenig Zeit. Der dritte ist eher unzuverlässig, sagt gerne kurzfristig ab oder fragt immer erst kurzfristig vorm Wochenende ob man Zeit hat. Ich war allerdings zu dem Zeitpunkt dann jedes Mal schon mit meiner Ex-Freundin verplant. Ich kann daher sogar auch nachvollziehen, dass sie den Eindruck hatte, dass sie mein einziger Lebensinhalt wäre. Stimmte wohl auch zu einem großen Teil, aber auch nicht ganz so extrem wie sie es darstellte.
Die Trennung katapultierte mich dann in den Abgrund. Ich war seit über einem Jahr erfolglos auf Jobsuche und durch die Trennung verlor ich nicht nur sie, sondern auch den größten Teil meines Soziallebens. Ich verlor sie und mit ihr ihre Familie, ihren Freundeskreis und meine früheren Kollegen sind jetzt alle ihre aktuellen Kollegen, da sie ja noch an der Uni ist. Ich hatte plötzlich so gut wie nichts mehr im Leben. Arbeitslos, kaum Familie, keine Freundin, so gut wie keine eigenen Freunde. Ich bekam richtige Existenzängste.
Dass es mir jetzt im Moment gut geht liegt an den folgenden zwei Gründen. Der erste ist, dass ich Mitte der Woche eine Zusage bekam und schon ab März einen Job habe. Ich kann also zum Glück aufatmen und meine Wünsche und Vorstellungen rücken in greifbare Nähe. Ich kann endlich wieder eine eigene Zukunft planen.
Der zweite, durchaus zwiespältige, Grund ist, dass ich nach vier Wochen die Funkstille brach und ihr die Neuigkeit mitteilte. Insgeheim hatte ich zwar immer noch die irrwitzige Hoffnung, dass es alles verändern würde und es ein happy end gäbe, aber zum größten Teil wollte ich einfach, dass sie es noch weiß. Auch da sie selber bei der Trennung sagte, dass sie weiß, dass es nicht fair sei, und sie ein schlechtes Gewissen hatte mich in dieser Lebenslage hängen zu lassen. Sie bedankte sich dann auch für die Nachricht und freute sich wirklich sehr für mich. Wir schrieben anschließend sogar noch ein bisschen hin und her wie alte Freunde die sich lange nicht mehr gesehen haben.
Trotz des Gefühlschaos dass ich am Tag drauf hatte bin ich froh, dass ich es getan habe. Ich habe gemerkt, dass sie ihr eigenes Leben wieder führt. Sie stürzt sich wohl viel in die Arbeit und betreibt noch mehr Sport. Finde ich zwar ein bisschen traurig da es wieder so ist, dass sie sich immer beschäftigen muss um nicht zur Ruhe zu kommen, nachzudenken und traurig zu werden, aber das ist nicht mehr mein Problem und ich nehme es mir auch nicht heraus darüber zu urteilen. Wie es hinter den freundlichen Nachrichten aussieht weiß ich natürlich nicht, aber sie führt ihr Leben und scheint glücklich und zufrieden damit zu sein. Hat mir auf jeden Fall sehr geholfen weiter loszulassen und jetzt mein eigenes Leben in Angriff zu nehmen.
Es schwingt natürlich auch noch eine dicke Portion Traurigkeit mit. Denn viele meiner Wünsche und Pläne hatten sie beinhaltet. Aber so bin ich eben nun Mal. Wenn ich an Urlaube und größere Unternehmungen denke, berücksichtige ich immer die Freundin. Ich möchte mein Glück nun mal mit der Person die ich liebe teilen.
Aber es wir nun langsam bergauf gehen. Ich werde nach und nach ein eigenes neues Leben aufbauen und mit der Zeit wird die Traurigkeit und das Gefühl der Einsamkeit hoffentlich nachlassen. Ich werde auch einfach schauen dass ich ein eigenes Sozialleben aufbauen werde, denn ich habe durch sie bemerkt, dass ich nicht mehr der mürrische Einzelgänger sein möchte der ich vor ihr war. Ich habe auch aufgehört ständig darüber zu grübeln was in der Beziehung schief lief und werde es nicht mehr aufschreiben. Wir hatten eben einfach beide unsere Macken und fertig. Alles andere ist nicht mehr relevant. Ich werde noch einen Abschiedsbrief verfassen in dem es nur um die schönen Zeiten und Momente gehen soll. Denn das ist das, was ich mir in Erinnerung behalten möchte. Diese Momente und der Mensch mit dem ich sie teilen und verbringen konnte.
24.02.2018 20:09 •
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