Hallo liebe Foren-User,
ich finde den einleitenden Text von Shackleton unglaublich gut (hat mir auch neue Einsichten in den Vorgang Trauer gebracht).
Ich dachte mir, ich könnte vielleicht. auch etwas dazu beitragen, dass andere besser mit ihrem Kummer umgehen lässt und wollte deshalb auch etwas dazu schreiben.
Dazu muss ich sagen, dass es bei mir jetzt schon ein paar Monate her ist und ich nicht mehr in tiefster Trauerphase bin.
Das alles ist meine eigene Erfahrung und mehr kann ich natürlich auch nicht bieten. vielleicht. gibt es aber dem einen Anreiz oder dem anderen einen hilfreichen Tipp, das wäre mein Ziel hiermit.
Interpretation ist entscheidend:
Ich glaube, dass rationales Denken Gefühle (um-)leiten kann. Um das gut zu erklären muss ich etwas persönlich werden: Zwei Gedanken, die ich mir immer wieder vorsage und vor allem kurz danach vorgesagt habe waren 1. Die Trennung ist richtig und die Beziehung war richtig., 2. Die Erfahrung nimmt mir keiner mehr und das wird immer ein Teil von mir sein, egal was noch passiert.
In beiden Fällen spürt man Trauer oder anders man spürt ein sehr intensives, tiefes Gefühl. Was der Denkansatz jetzt ändert ist, wie man das Gefühl interpretiert. Es gibt die Theorie in der Psychologie (sehr präsent eigentlich sogar), dass Gefühle Interpretationen des Gehirns sind, das das passende Gefühl bezüglich der vorliegenden Informationen interpretiert und dich dann spüren lässt. Mit anderen Worten. Würdest du die selbe gefühlsmäßige Erregung erleben nur würdest dabei Fallschirmspringen. Würdest du dich aufgeregt und pumped fühlen. Was du also, um wieder zum Anfang zu kommen, ändern kannst durch dein Denken, ist die Interpretation des Gefühls. Nun geht das eben nicht zu 100 Prozent, einfach weil dem Gehirn zu viele Informationen vorliegen, die es das Gefühl als Trauer interpretieren lassen (Erinnerungen, Bilder, etc.). Aber du kannst zumindest versuchen der ganzen Information eine andere Note zu geben, oder anders, die Information etwas positiver zu gestalten. D.h. im Falle meiner beiden Gedanken zu sagen, dass 1. die Beziehung zu dem Zeitpunkt, zu dem ihr sie geführt habt, richtig und schön war, aber ein Zeitpunkt kam (und zwar der, an dem die andere Person es nicht mehr gefühlt hat), der die Trennung auch richtig und eben sinnvoll gemacht hat und 2. die schönen Erfahrungen, um die du jetzt trauerst, schöne Erfahrungen sind, die du auch niemals vergessen wirst, wenn du es nicht willst. D.h. du kannst es natürlich so sehen, dass das ganze schöne vorbei ist, aber du kannst es auch so sehen, dass du die unglaubliche Möglichkeit bekommen hast, solch schöne Gefühle einmal spüren zu können und zu wissen wie sich das anfühlt. Und damit müsste sich auch das Gefühl ändern und wenn auch nur ein bisschen. Weg von ausschließlich Trauer, hin zu teilweise auch Dankbarkeit und einem angenehmen Gefühl.
Schmerzen verarbeiten:
Im großen und ganzen gibt es denke ich drei Möglichkeiten mit Schmerz umzugehen: Unterdrückung, Ablenkung, Konzentration. Es gibt die studientechnisch begründete Theorie, dass Unterdrückung sehr schlecht für die Schmerzverarbeitung ist, Ablenkung sich verhältnismäßig neutral auf die Schmerzverarbeitung auswirkt und Konzentration sehr positiv wirkt; allerdings bei physischen Schmerzen. Auf meine Frage an die Professorin zu diesem Thema, wie das mit emotionalem Schmerz wie z.B. Liebeskummer ist (ja, ich habe speziell nach Liebeskummer gefragt, weil das auch genau zu der Zeit direkt nach meiner Trennung war ), meinte sie, dass man davon ausgeht, dass es dort ganz genau so wirkt. Die Idee dahinter ist, dass zwei Prozesse in uns arbeiten. Ein bewusster Prozess und ein automatischer Prozess. Der automatische ist wie ein Suchprozess, der sich bei Schmerz auf die Suche nach Inhalten in deinem Kopf macht, die mit Schmerz zu tun haben. Der kontrollierte oder willentliche Prozess lässt dich dich mit dem Schmerz auseinandersetzen. Dieser willentliche Prozess verlangt uns aber natürlich auch Kraft ab. Im Bezug auf Schmerzen sogar gleich auf zwei Weisen. Erstens verbraucht er Reserven, weil wir uns konzentrieren müssen, um den Prozess aufrecht zu erhalten und zweitens erscheint uns der Schmerz im Moment der Konzentration selbsterklärend natürlich noch schlimmer, als wenn wir uns ablenken. Der kontrollierte Prozess erhöht aber logischerweise unsere Verarbeitung (des automatischen Prozesses und seiner Inhalte). D.h. auf Trennungsschmerz bezogen: konzentrierst du dich auf den Trennungsschmerz, wird das dir sowohl konzentrationstechnisch wie auch emotional mehr abverlangen. Auf lange Sicht wirst du es aber schneller verarbeiten und nicht so lange sensibel auf auslösende Reize (wie z.B. den Ex-Partner selbst oder ein Bild auf Facebook, etc.) reagieren. Deshalb habe ich das so gut gemacht wie ich konnte zu der Zeit. Bei mir war das viel Weinen und auch viel rational darüber nachdenken, Gefühle in Bahnen leiten (wie schon oben genannt). Es ist klar, dass du dich nicht immer damit zu 100 Prozent auseinander setzen kannst, wenn du es gerade spürst. Dann würde man ja anfangs 24/7 nur rumsitzen und sich damit beschäftigen. Und rein von deinen körperlichen (Konzentrations-)Ressourcen geht das auch eigentlich gar nicht. Ablenkung ist also auch nötig, um Energie zu sammeln (und es wirkt sich ja dieser Idee nach auch nur neutral aus, ist also nicht schlimm oder so). Das entscheidende Ding ist aber wohl, dass du dich trauen musst. Denn es ist natürlich anstrengender und es ist auch schmerzhafter, als Ablenkung. Da gibt es dann wahrscheinlich auch einfach verschiedenen Verarbeitungstypen und- strategien (eher ablenkend oder konzentrierend). Und zum Abschluss vielleicht noch, Unterdrückung ist nie gut, aber das ist denke ich irgendwo klar.
Das sind alles meine Gedanken dazu und ob das für euch klappt, müsst ihr natürlich selber herausfinden. Ziel wäre natürlich jemandem damit geholfen zu haben.
Zitat von tiffanys_Dream:Hallo Ihr Lieben,
Was ich mich allerdings frage, warum schaffen es meine Ex-Partner immer relativ schnell wieder eine neue Partnerin zu haben? Warum schließen Sie so schnell ab, ich beneide diese Menschen. ich habe keine Lust immer und immer wider die zu sein die ewig einer Liebe hinterher trauert der ich dem Anschein nach nichts o. Eher wenig bedeutete
Wie kann es sein das die eine Hälfte so lange braucht. es macht mich sehr fertig.
Hier im Forum oder gerade auch bei diesem Thread, sind ja eher Leute denen es ähnlich geht.
Sind die Menschen hier mehr in der Lage zu Lieben? Oder sind diese nur damit gestraft in die emotionale Abhängigkeit zu rutschen?
Ich bin am Ende mit meinem Latein. vielleicht habt ihr ja antworten, gerade männliche anwesende Meinungen interessieren mich!
Liebe Grüße an alle
Ich denke das sind zwei Sachen. 1. Gibt es sicher eine Präposition für sowas. Es gibt einfach Menschen, die gefühlvoller sind, sowie es Menschen gibt, die sehr logisch sind. Wichtig ist da denke ich, dass man beide Seiten der Münze sieht, die gibt es doch irgendwie immer. Im Fall der Adjektive oben: an Zurückliegendem hängend gefühlvoll/fähig Zuneigung zu schenken oder strukturiert/durchdacht kalt. 2. Ist es denke ich ganz normal, dass man mal der weniger mal der mehr verknallte ist. Bei meiner ersten Beziehung war ich der weniger verknallte, jetzt war ich eben der mehr verknallte.
In deinem Fall würde ich versuchen die positive Seite deiner Eigenschaft zu sehen. Andere werden sich fragen, warum sie sich nicht auf jemanden einlassen können, sich nicht fallen lassen, nicht so richtig lieben können. Das kannst du. Aber das hat eben auch Nachteile. Alles hat das. Schatten kommt mit Licht, wenn man es super poetisch machen will.
Freut mich auf jeden Fall, wenn ich helfen kann! DavidJG *leider noch nicht freigeschaltet*