Zitat von OhneSinn2019:
Und ja davor habe ich Angst, abzurutschen weil die Krise so groß ist. Daher wende ich mich an euch. Das will ich nicht! Dafür ist das Leben zu schade. Aufgeben ist keine Option.
Aber ich zweifle einfach gerade an allem und mir. Um was ich trauern soll… mich, ihn…. Uns… meine Pläne….
Es ist glaube einfach alles zu viel.
Du hast jetzt einfach massiven Liebeskummer mit allen Begleiterscheinungen. Das ist normal, denn keiner übersteht eine Verlustsituation plus einen Zusammenbruch des Lebensplans ohne Blessuren.
Du hast Angst abzurutschen. Verständlich, aber ich glaube nicht, dass Du das wirst. Warum? Die Erklärung folgt auf dem Fuß: Das will ich nicht! Das Leben ist zu schade dafür!
Zeigt doch sehr gut, dass Du noch einen inneren Willen hast und auch Energie, die es nicht zulässt. dass Du in eine lethargische, hoffnungslose Opferrolle rutschst.
Worum Du trauern sollst? Das kannst Du nicht steuern. Du trauerst um das Komplettpaket an Verlusten, die Dir eine Neuausrichtung Deines Lebens abverlangen werden. Jetzt noch nicht, denn es muss erst mal der Schmerz durchlebt werden. Erst dann kommt so was wie Akzeptanz, dass es vorbei ist mit ihm.
Und dann kann es sein, dass die Wutphase kommt, die ebenfalls energieraubend ist, weil man permanent schlechte und heftige Gefühle hat. Wenn die Wut kommt, ist es meistens schon ein wenig besser geworden und die Wut zeigt auch eine Änderung des Blickwinkels. Du kommst von der richtigen Trauer weg und bedauerst nicht mehr so sehr die gesamte bescheidene Situation, sondern richtest den Blick auf die Beteiligten, also ihn und Dich.
Du wirst wütend auf ihn werden, weil er sich so feige und schnell vom Acker machte, dass er Dir suggerierte, dass sich Deine Wünsche mit Zusammenzug und Kind erfüllen werden und sich dann schnell mal vom Acker machte, weil ihm alles zu viel wurde. Du wirst aber auch wütend auf Dich werden, dass Du alles für ihn aufgegeben hast, während er locker und flockig im bewohnten Rahmen weiter lebte und durch die getrennten Wohnungen ja den bequemen Status quo für sich aufrecht erhalten konnte. Du wirst wütend werden, weil Du gutgläubig warst und womöglich die Augen vor seinem wahren Wesen verschlossen hast und Du wirst wütend werden, dass Du keine Anzeichen erkannt hast oder auch nicht erkennen wolltest.
Und dann kommt irgendwann die Phase stiller Akzeptanz, Es ist wie es ist. Zwar bedauerlich, aber Du wirst weiter leben und auch wieder in eine stabilere Gefühlslage kommen.
Diese Phasen haben ihre Berechtigung, sind wahrscheinlich sogar wichtig für den seelischen Heilungsprozess und sie wollen durchlebt werden.
Bei allem, was jetzt an emotionalen Verwerfungen kommt, denke immer daran, was Du hier geschrieben hast: Das Leben ist zu schade für Dauerkummer und Aufgeben ist keine Option!
Das ist sehr wichtig, damit Du auch - egal wie Dich diese Krise jetzt erschüttert und durchrüttelt - Du an Deine innere Kraft glaubst, die Dir irgendwann auch wieder da heraushelfen wird.
Alles, was er Dir gegenüber an Beteuerungen abgibt, kannst Du in die Tonne treten.
Was soll das? Es liegt nicht an Dir, sondern an mir! Danke auch, dafür kannst Du Dir jetzt auch eine Wurstsemmel kaufen.
Das sind immer dieselben saublöden Aussagen, die Verlassende von sich geben. Sie gestehen praktisch eine Schuld ein und wollen die Trennung sozialverträglicher gestalten. Als ob das irgend Jemand jemals gehofen hätte!
Er hat aber auch recht, denn ja, es liegt an ihm. Er hat kalte Füße bekommen und daher geht er jetzt in den Rückzug und bringt sich praktisch in Sicherheit.
Aber es liegt nicht nur an ihm, denn zu einer Trennung leisten immer beide ihren Beitrag. Vielleicht warst Du zu drängend, vielleicht warst Du zu einvernehmend? Vielleicht waren es eher Deine Pläne, die Du ihm überstülpen wolltest?
Wenn Du da durchgegangen bist, dann hast Du die Möglichkeit mal einen objektiven Blick auf Euch zu werfen und vielleicht wird Dir dann einiges klar, dass es sowieso nie geklappt hätte mit ihm als treusorgendem Ehemann und Vater. Vielleicht siehst Du dann auch, dass Du Dich an eine Illusion geklammert hast. Aber dafür ist es jetzt zu früh, denn jetzt toben zu viele Gefühlsstürme in Dir.
Tja, wenn einer sich selbst als bindungsängstlich bezeichnet, dann ist es auch Unsinn, ihn quasi therapieren und umpolen zu wollen. Das geht nicht, denn diese Ängste sind tief im Unterbewusstsein verankert und die kriegt man nicht weg. Du schon gar nicht als Partnerin. Aber selbst Psychotherapeuten kommen da an ihre Grenzen und Betroffene gehen meist gar nicht in eine Behandlung. Warum auch? Ihr Fluchtreflex rettet sie. Und meistens hängen sie viel weniger am Partner als umgekehrt.
Bindungsängstler übernehmen meist keine Verantwortung für sich. Sie sind eben so, fertig. Sie wissen auch durchaus, dass sie den Partner verletzen und weh tun und zwar nicht erst mit der Trennung, sondern meist schon während der Beziehung. Aber der Drang nach Unverbindlichkeit ist viel stärker als etwas wie Mitgefühl, was meistens eh unterentwickelt ist.
Und sie hassen jede Art von langfristiger Festlegung. Solange als schön unverbindlich und easy ist und ihnen nicht abverlang wird, klappt es. Aber je mehr der Partner drängt und in ihn dringen will, desto mehr größer wird ihr Unabhängigkeitsdrang, ihr Freiheitswille. Sie können nicht anders, aber sie wollen auch nicht anders. Sie machen so weiter, suchen sich irgendwann die Nächste und spulen dasselbe Programm an Unverbindlichkeit ab.
Dass er nicht sehr bindungswillig ist, hättest Du vermutlich schon viel früher erkennen können, denn die Symptome sind durchaus erkennbar. Gelegentliches Abtauchen, Wahrung der Eigenständigkeit, Raushalten des Partners aus seinen Lebensbereichen, unverbindliches Geschwurbel, unklare Aussagen und das Ablegen von Verantwortung (das habe ich so nie gesagt, das hast Du falsch aufgefasst) und damit Schuldzuweisung an den Partner der wieder mal was falsch aufgefasst hat.
Vermeidung von Treffen mit der Familie und dem Partner, weil das zu sehr nach Verbindlichkeit aussieht, eigene Pläne machen anstt gemeinsame Pläne. Probleme mit Urlaub wegen 24/7-Anwesenheit des Partners. Flucht in Arbeit (Überstunden, Nebenjob) oder in zeitaufwändige Hobbies, die er ohne den Partner betreibt usw.
Ich kann Dir eines garantieren: Den willst Du mit etwas Abstand, wenn Du erst einen klaren Blick auf ihn hast, garantiert nicht zurück. Du wirst eines Tages froh sein ihn los zu sein.