Hallo Marien,
möglicherweise ist durch die Trennung eine PTBS entstanden bei dir (posttraumatische Belastungsstörung). Du solltest daher unbedingt fachliche Hilfe in Anspruch nehmen, gegebenenfalls eine psychosomatische Kur beantragen und dir unbedingt Hilfe suchen. Eine Freundin war zwar der Auslöser, aber der Grund für deinen Zustand liegt viel, viel tiefer. Möglicherweise in der Vergangenheit. Durch jahrelange oder jahrzehntelange Verdrängung spüren wir die Gründe oft erst in späteren Jahren und sind dann entsetzt, was mit uns passiert.
Alleine schaffst du den Kampf nicht. Und rede dir nicht ein, dass du schwach bist oder nicht belastbar. Du bist möglicherweise stärker und sensibler als ganz viele andere. Gerade die sensiblen Menschen trifft so eine Trennung besonders stark. Zu glauben, dass der Partner einem unendlich fehlt, ist sicherlich richtig. Aber glaube mir, die Ursachen liegen tiefer und länger zurück.
Daher ist eine Aufarbeitung deiner ganzen Biografie (der Verlust der Familie und deines Kindes an die Sekte) notwendig.
Als ich im Oktober 18 erfuhr, dass mein Partner nach 18 Jahren Vater von Zwillingen wird, da ging es mir wie dir. Meine ganze Welt brach zusammen. Von heute auf morgen fühlte sich mein Leben komplett unsicher an. Schwankender Boden. Ich habe mir sofort Hilfe gesucht. Als Unternehmerin ging es auch um meine Existenz, die ich nicht mehr sichern konnte wie vorher.
In der Therapie kamen Dinge heraus, die ich jahrelang vor mir selbst nicht wahrhaben wollte. Alle Ängste brachen durch. Daher weiß ich, wie du dich fühlst. Es hat jetzt 8 Monate gedauert, und ich bin noch nicht ganz durch. Aber es fühlt sich schon viel stabiler und besser an.
Und auch wenn ich dachte, ich kann ohne ihn nicht leben, das hat sich relativiert.
Mein Leben hat sich komplett verändert. Und auch ich habe mich verändert. Aber ich habe heute verstanden, dass es einen Grund hatte, dass alles zusammenbrechen musste. Und ich muss mich nicht mehr stärker geben als ich bin. Ich darf (egal ob Mann oder Frau) auch mal schwach sein und zugeben, dass ich es nicht alleine schaffe.
Dass das Leben selbst mal den stärksten herausfordert. Aber auch du wirst wieder aufstehen. Da bin ich ganz sicher. Lass zu, dass es im Moment ist, wie es ist. Aber habe keine Angst. Es wird auch eines Tages wieder besser. Ich versichere dir, dass ich wirklich ganz, ganz unten war. Ich habe viel verloren.
Aber ich habe durch diese Erfahrung auch wieder etwas gewonnen. Mehr Nähe zu mir selbst und zu der Person, die ich wirklich bin.
Ich wünsche dir alle Kraft dieser Welt, den Mut, deinen Weg weiter zu gehen und die Stärke, auch mal schwach sein zu dürfen.
Pass gut auf DICH auf.
Anna
26.05.2019 18:13 •
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