Liebe Gone,
seit meiner eigenen Trennung vor fast einem Jahr, schreibe ich selbst nicht so viel, obwohl ich das gerne öfter täte, aber das stille Mitlesen in dieser Zeit hat mir auch oft sehr sehr geholfen. Dir möchte ich schreiben, da ich mich sehr erinnert fühle und viele deiner Worte von mir sein könnten.
Es gibt hier viele Geschichten, unterschiedliche Standpunkte aus differenzierten Blickwinkeln aber bei fast allen kann man, sofern man die Entwicklung verfolgt, eine Veränderung meist zum Guten hin, erkennen. Das macht Hoffnung.
In den ersten Monaten hab ich auch versucht an meiner Familie festzuhalten, wollte nicht wahrhaben, dass er längst entschieden hatte, nicht mehr Teil meiner Vorstellung davon zu sein. Es war wie eine Dro., wenn ich ihn gesehen habe, mit ihm gesprochen habe, ja sogar darüber hinaus. Der Entzug hat mich jedes Mal unendlich viel Kraft gekostet.
Es hat gedauert bis die Kälte in seinen Augen in meiner Seele ankam.
Dann kam die berühmte Kontaktsperre, die ich wollte und durchsetzte, aber anders gab es keinen Weg mehr und gibt es für mich auch immer noch nicht.
Wir hatten ein gemeinsames Haus und haben Kinder, aber das ging.
Durch diese Entscheidung fing ich an in eine andere Richtung zu gehen - ich musste -, es war nicht leicht und ist es auch immer noch nicht, aber es war die einzige Möglichkeit die ich selbstbestimmt in dieser Situation wählen konnte.
Wenn du soweit bist und es dir möglich erscheint, versuche Abstand zu gewinnen.
Die Traurigkeit kommt in Wellen.... ja und sie überrollen dich und du kannst sie nicht aufhalten, aber du wirst sie aushalten.
Schmerzen tun weh, ja das tun sie, und du möchtest dass das aufhört, und du kannst dir nicht vorstellen wie es ohne Schmerzen ist, und plötzlich sitzt du einer guten Freundin gegenüber und lachst und deine Gedanken sind nicht bei ihm.
Dies wird immer öfter geschehen.
Es gibt eigentlich soviel zu klären und zu regeln und vielleicht lähmen dich auch Existenzängste, aber wenn du soweit bist und in kleinen Schritten, wirst du die Dinge angehen können, auf deine Art und Weise, und wenn sie geschafft sind - zeigt dir das Ergebnis was du kannst. Was in dir zum Vorschein kommt, auch ohne Partner. Versuche herauszufinden was für dich wichtig ist. Wohnsituation, Unterhalt, Arbeitsplatz, Kinderbetreuung. Versuche Prioritäten zu setzen und diese Punkte zu regeln. In einem Moment wo es dir einigermaßen gut geht.
Deine Kinder dürfen deine Gefühle sehen, wie sonst sollen sie lernen, emotionale und authentische Menschen zu sein.
Versuche ihnen zu erklären warum, und nimm ihnen die Angst, sie könnten an deinem Kummer Schuld sein. Sie werden dir nicht glauben, solltest du ihnen heile Welt vorspielen.
Deine Tränen sind wichtig, ich habe immer versucht stark zu sein, aber seit ich die Trauer und Hoffnung und Verzweiflung, bewusst zulasse, wird es besser und ich fühle mich nicht mehr so davon überrumpelt.
Denk nicht darüber nach was er hat und was er alles mit der Neuen oder Affaire tut, ihr hattet zusammen 12 Jahre und ihr habt 3 tolle Kinder - das ist ein Geschenk. Du vermisst eine Vorstellung davon, nicht den Mann sowie er jetzt ist, und wie er wohl auch in der letzten Zeit eurer Beziehung war. Und möchtest du einen Mann, dem du nicht mehr vertrauen könntest, der deine Liebe so verraten hat, dessen Liebe so austauschbar ist? Noch wirst du diese Frage wohl mit ja beantworten....
Das ist absolut in Ordnung. Vergiss die Frage nur nicht.
Du kannst dir gerade nicht vorstellen wie es für dich weitergehen wird, für dich und die Mäuse, aber mir hat da sehr geholfen einfach nur jeden Tag einzeln anzunehmen, keine Pläne zu machen. Ich stehe morgens auf und schmiere Brote, gebe Abschiedsküsschen und gehe zur Arbeit, einkaufen, Wäsche waschen, Vokabeln abhören, Wäsche wegräumen - Schlafen gehen. Dazwischen freue ich mich über Freunde, Familie, einen guten Film oder Buch und vor allem gehe ich jeden Tag raus - Wandern oder laufen - jeden Tag. Das hilft wirklich sehr.
Du kannst nur in deinem Tempo gehen und auch nur deinen Weg.
Aber ich möchte dir gerne mitgeben, dass es besser wird, es ist nicht einfach, nein überhaupt nicht, aber die Trauer wird seltener, die Schmerzen nicht mehr ganz so Aua, aber all das braucht seine Zeit.
Und alle jene, die hier eine ähnliche Geschichte haben, haben diesen Weg geschafft, mal ging es schneller, mal dauert er noch an. Mal gingen sie direkt in die nächste Beziehung, mal auf langen Umwegen zu sich selbst oder auch zurück.
Es gibt einen Weg. Es gibt deinen Weg.
Und du bist überhaupt nicht alleine.
13.10.2017 10:10 •
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