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Liebe - was ist das überhaupt?

S
Hallo Forengemeinde!

Vielleicht liegt es an dem doofen Novemberwetter oder an meiner Vergangenheit? In letzter Zeit mache ich mir viele Gedanken über die Liebe an sich. Gibt es die überhaupt? Oder ist sie nur eine kulturelle Erfindung, ein soziales Konstrukt?

Vielleicht spielt auch meine persönliche Geschichte und meine Erkrankung an Depressionen da hinein, denn inzwischen verliere ich den Glauben an die Liebe. Das hört sich allerdings schlimmer an, als es ist. Ich bin verheiratet und habe vor, es zu bleiben. Ich bin sozial und beruflich gut eingebettet und habe keine großen Sorgen.

Meine Erfahrungen in Sachen Liebe sind allerdings eher mau. Ich hatte keine wirklich gute Beziehung zu meinem Vater. Als erster Mann im Leben einer Frau hat er mir nicht gerade positive Erfahrungen mit auf den Lebensweg gegeben. Mit Jungs hatte ich nie viel Glück und so war ich froh, als ich mit 19 endlich meinen jetzigen Mann kennen lernte. Wir verstanden uns gut, hatten eine schöne Zeit zusammen und heirateten nach 12 Jahren Beziehung dann doch. Wir gründeten eine Familie und waren halbwegs glücklich. Natürlich gab es viele Alltagsprobleme, unser Sohn war krank. Ich gab meine Arbeit auf und war sehr eingebunden durch die familiären Verpflichtungen. Hinzu kamen meine eigenen Erkrankungen und die Krankengeschichte meiner Eltern, die inzwischen beide verstorben sind. Vor ca. 5 Jahren begegnete mir ein Mann, der sich scheinbar sehr um mich bemühte. Ich verliebte mich und verließ Hals über Kopf meine Familie. Der andere erwies sich jedoch als Luftnummer, da er mich nur als Übergangsfrau nach dem Tod seiner Ehefrau benutzte um dann sehr schnell eine andere zu seiner festen Beziehung zu machen.

Gebeugt und geläutert ging ich zurück zu meinem Mann, der mich trotz allem immernoch wollte. Jetzt, 5 Jahre später, führen wir wieder eine gute Ehe. Es ist fast so, als wäre nichts passiert. Dabei habe ich doch, mal so eben meinen Mann und meinen Sohn für den anderen verlassen. Ich habe den Verdacht, dass das alles so kam, weil so für uns alle unser bequemes Leben weiter gehen konnte.

Auch mit dem ExAm habe ich noch lange gehadert. Wie kann ein Mann so unverantwortlich handeln, eine verheiratete Frau anzubaggern. Er hat sich um mich bemüht, bis ich meine Familie für ihn verlassen hatte und fast im gleichen Moment ließ er mich fallen. Wie kann ein Vater seine Tochter so dermaßen unterdrücken, dass sie gezwungen ist ihre beruflichen Lebensträume aufzugeben, nur um ihm endlich mal zu gefallen? Wie kann er sie dann sogar von seinem Sterbebett weg schicken, weil sie seine narzisstischen Bedürfnisse irgendwann nicht mehr bedienen wollte?

Wie konnte ich als Mutter sogar meinen Sohn verlassen, nun weil ein paar Hormone mir den Verstand vernebelt hatten? Warum zog sich in dieser Situation sogar meine beste Freundin von mir zurück, anstatt mir zur Seite zu stehen oder mir mal den Marsch zu *beep*?

Warum hat sich nach alldem auch noch meine Schwester von mir zurück gezogen? Warum hatten meine Freundinnen aus der Nachbarschaft nichts besseres zu tun, als mit meiner Geschichte, die ich ihnen im Vertrauen erzählt hatte, über die Dörfer zu ziehen? Nur um endlich wieder ein Thema zu haben, über das sie klatschen und tratschen konnten!

Ganz ehrlich, ich glaube nicht mehr an Freundschaft oder Liebe! Für mich sind das leere Worthülsen geworden. Und da schließe ich mich selbst gar nicht aus. Gefühle habe ich kaum noch, außer Selbstmitleid und Erstaunen über das Verhalten meiner lieben Mitmenschen. Meine Therapeutin bearbeitet mich nun, ich solle endlich meine unglückliche Ehe beenden. Unglücklich? Was meint die damit? Wäre ich alleine glücklicher? Wohl kaum!

Tja, alles bisschen depri hier. Das gebe ich zu! Aber halb so wild. Das ist die Realität, in der ich angekommen bin. Und ich lebe gut damit. Wie seht ihr das?

27.11.2018 09:15 • #1


K
Liebe und Freundschaft sind Gefühle, die auf allerhöchster Vertrauensbasis bestehen. Missbraucht man einmal dieses Vertrauen, dann bröckelt es und das Verhältnis zum Verräter wird nie wieder so sein wie zuvor.

Dennoch ist Misstrauen und Verrat nicht die Regel.

27.11.2018 09:19 • x 2 #2


A


Liebe - was ist das überhaupt?

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Mia2
Warum kannst du nicht zufrieden sein.? Ich denke, es läuft wieder besser mit deinem Mann. Glaubst du ernsthaft ein neuer Mann kann dir mehr geben. Du möchtest deine Familie behalten, auch wenn es manchmal nicht das pure Glück gibt. Sei einfach mal dankbar, dass du die Chance hattest. Die Ansicht deiner Therapeutin teile ich nicht. Du hast dir was aufgebaut, dass schaffst du nie wieder. Die Therapeutin muss dann nicht damit leben, dass du deine Familie dann vermisst und evtl. total allein bist. Versuche zufriedener zu werden, und genieße die guten Momente mehr.

27.11.2018 09:32 • #3


E
Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten.
Unbekannt


Liebe ist nicht das was man erwartet zu bekommen, sondern das was man bereit ist zu geben.
Katharine Hepburn



und @whynot60 hat seit Jahren ein passendes Statement: Signatur... Moment
Wer Liebe und Freiheit nicht gleichermaßen schätzt, wird am Ende beides verlieren.
- Hans Maibär

27.11.2018 09:56 • x 4 #4


S
Zitat von Mia2:
Warum kannst du nicht zufrieden sein.? Ich denke, es läuft wieder besser mit deinem Mann. Glaubst du ernsthaft ein neuer Mann kann dir mehr geben. Du möchtest deine Familie behalten, auch wenn es manchmal nicht das pure Glück gibt. Sei einfach mal dankbar, dass du die Chance hattest. Die Ansicht deiner Therapeutin teile ich nicht. Du hast dir was aufgebaut, dass schaffst du nie wieder. Die Therapeutin muss dann nicht damit leben, dass du deine Familie dann vermisst und evtl. total allein bist. Versuche zufriedener zu werden, und genieße die guten Momente mehr.





Danke dir Mia2. Ich bin mir der Gefahren durchaus bewusst und werde nicht blind den Ratschlägen meiner Therapeutin folgen. Die hat gut reden mit ihrem gut bezahlten Job, ihrer gut funktionierenden Familie und Ehe und in ihrem immernoch jungen Alter. Ich lebe in einer völlig anderen Situation. Ich werde daran arbeiten, meine Ehe weiter zu verbessern und ich werde lernen wieder zufriedener zu sein. Im Moment aber staune ich über mich selbst und dass ich damals so handeln konnte, ohne mit der Wimper zu zucken. Und ich staune darüber wie egoistisch und verlogen sowohl ich als auch meine Mitmenschen handeln konnten. Da wird die Moral und große Worte wie Liebe und Freundschaft geschwungen und dabei geht es im Grunde nur jedem selbst um das größte Stück vom Kuchen.

Ganz ehrlich, mich kotzt das inzwischen an. In einem hat meine Therapeutin allerdings recht, ich werde meinem Mann mal wirklich reinen Wein darüber einschütten, wie ich unser gemeinsames Leben in weiten Teilen empfunden habe. Wie sehr ich mich von ihm unverstanden und alleine gelassen gefühlt habe und das ich jetzt nicht einfach weiter machen kann, wie vor meinem Ausbruchsversuch. Der hatte nämlich gute Gründe!

Ich werde ihm aber jederzeit die Tür offen halten, wieder einen echten und ehrlichen Zugang zu mir zu bekommen. Ich will mich wieder auf ihn einlassen, denn er ist mein Mann, immernoch. Und er war der einzige, der selbst nach meiner gescheiterten Außenbeziehung noch zu mir stand. Paradox, aber so war es!

Ihm bin ich nun zur Ehrlichkeit und absoluten Wahrheit verpflichtet. Sogar obwohl ich weiß, dass ihn das wieder verletzen wird. Schwamm drüber und Gras wachsen lassen ist keine Option für mich, denn unter dem Schwamm kann ich mich nicht bewegen und das Gras würde mich ersticken. Entweder er reißt die Mauern, die zwischen uns stehen jetzt mit mir zusammen ein oder ich nehme die Steine und baue daraus eine Straße, die von ihm weg führen wird. Er hat die Wahl!

LG Shediaa

27.11.2018 11:35 • #5


Mia2
Du solltest ihn aber nicht überstrapazieren. Teile ihm mit, was du dir zukünftig wünscht, und wie ihr Leben wollt. Nicht dass er es irgendwann satt hat, die alten Dinge ständig zu bearbeiten. Du solltest es nicht herausfordern, denke an euren Sohn.

27.11.2018 11:49 • #6


S
Zitat von Mia2:
Du solltest ihn aber nicht überstrapazieren. Teile ihm mit, was du dir zukünftig wünscht, und wie ihr Leben wollt. Nicht dass er es irgendwann satt hat, die alten Dinge ständig zu bearbeiten. Du solltest es nicht herausfordern, denke an euren Sohn.



Nee nee, keine Sorge! Ich denke an meinen Sohn und werde meinen Mann nicht überfordern. Lieber schlucke ich weiterhin meine Citalopram und schlage mir die Nächte um die Ohren. Mein Mann ist ja schon lange ins Arbeitszimmer gezogen und kriegt davon nichts mit.

Irgendwie werde ich die nächsten 20 Jahre auch noch rum kriegen. Alles besser als alleine von Hartz4 in einer Bruchbude zu hausen.

Soviel zum Thema Liebe!

Das war jetzt bewusst provokant formuliert. Aber es trifft den Kern. Ich zahle drauf und zwar kräftig. So wird es nicht weiter gehen und ich werde nicht die nächsten Jahre im Büßerhemd verbringen. Es tut mir leid, so bin ich nicht.

27.11.2018 12:24 • x 1 #7


G
Zitat von Shediaa:
So wird es nicht weiter gehen und ich werde nicht die nächsten Jahre im Büßerhemd verbringen. Es tut mir leid, so bin ich nicht


Gibt dein Mann dir das Gefühl, du müsstest das ?

27.11.2018 13:00 • #8


S
Zitat von guest2014:
Gibt dein Mann dir das Gefühl, du müsstest das ?



Nein, ich habe das Gefühl, es würde von mir erwartet. Und wenn ich hier so quer lese im Forum, dann sehen viele betrogene Partner das ähnlich.

27.11.2018 13:16 • x 1 #9


G
Zitat von Shediaa:
Nein, ich habe das Gefühl, es würde von mir erwartet. Und wenn ich hier so quer lese im Forum, dann sehen viele betrogene Partner das ähnlich.


Wer außer dein Mann könnte das erwarten ?

Ich wurde betrogen, es ist Jahre her, es hat sehr weh, aber den gesamten Menschen habe ich deswegen nicht verteufelt.

5 Jahre sind eine lange Zeit, Zeit um wirklich Gras drüber wachsen zu lassen.

Das eigentliche Problem, liegt immernoch bei dir ?
Was brauchst du, um zufrieden zu sein ?
Was bewegt dich, dich immerwieder mit dem Thema zu befassen ?

Manchmal, muss man Dinge eben dort lassen, wohin sie gehören - in die Vergangenheit!

Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, du kannst aber das best mögliche für die Zukunft tun.

27.11.2018 13:47 • x 1 #10


S
Eigentlich wollte ich aber hier nicht mehr meine Affäre bearbeiten. Die ist lange vorbei und hat mich genug Energie und Idealismus gekostet.

Wenn ich aber heute so das Dating-geschäft betrachte und wie leichtfertig die Leute mit Begriffen wie Liebe, Freundschaft, Freundschaft+ und anderen Ab- und Unterarten der Liebe umgehen dann wundert mich das schon. Zumal das alles nichts aber auch gar nichts mit meiner Lebensrealität zu tun hat. Wie seht ihr das?

27.11.2018 13:49 • x 1 #11


G
Zitat von Shediaa:
Wie seht ihr das?


In der schnelllebigen Zeit, ganz bestimmt nicht einfach !

Ich unterscheide zwischen

Hormoneller Verelendung oder auch verblödung-:)

Und liebe die über Jahre zusammen gewachsen ist, die man nicht immer spüren kann, die einem vertrauen, Sicherheit, Geborgenheit und sowas wie ein zuhause gibt.
Sie muss gepflegt und gehegt werden, dazu benötigt man vertrauen um auch unangenehme Dinge anzusprechen.

Punkt 1, ist auch mal toll, nach Jahren total verknallt zu sein, leidenschaftlich S. zu haben und mal abtauchen in eine rosa rote Welt.....macht aber auf Dauer nicht glücklich.

Schönen Tag noch

27.11.2018 13:57 • x 1 #12


B
Hi Shediaa,

sorry aber deine Beiträge klingen unendlich traurig.


Gebeugt und geläutert ging ich zurück zu meinem Mann, der mich trotz allem immernoch wollte. Jetzt, 5 Jahre später, führen wir wieder eine gute Ehe. Es ist fast so, als wäre nichts passiert. Dabei habe ich doch, mal so eben meinen Mann und meinen Sohn für den anderen verlassen. Ich habe den Verdacht, dass das alles so kam, weil so für uns alle unser bequemes Leben weiter gehen konnte.

Du bist ausgebrochen und gescheitert weil der Neue dich doch nicht wollte.
Du bist doch nicht grundlos ausgebrochen. Du schreibst ja auch das du deinem Mann sagen willst wie du dich gefühlt hast / fühlst.

Klingt für mich als ob du es anderen immer Recht machen willst um geliebt zu werden aber dabei nie ganz glücklich bist weil das so nicht funktioniert.
Was sind das für Lebensträume die du für deinen Vater aufgeben musstest? Warum musstest du die aufgeben? Warum holst du sie jetzt nicht nach wo dein Vater tot ist und dich nicht mehr daran hindern kann? Wer bestimmt was du tun musst?

Du bist niemanden außer dir und deinem Sohn verpflichtet. Und für deinen Sohn musst du nicht an einer unglücklichen Ehe festhalten. Was vermittelst du ihm wenn du weitere 20 Jahre durchhälst, Tabletten schluckst und unglücklich bist? Was lernst du ihm dadurch? Dein Kind will glücklich sein, so wie jeder Mensch das möchte. Er spürt genau was los ist.

Ich wünsche dir alles Gute!

27.11.2018 14:00 • x 1 #13


Ricky
Technisch gesehen, nichts Anderes als größere Mengen Schokolade zu verzehren...

Ansonsten wird niemand die Frage zufriedenstellend beantworten, weil es keine einheitliche Definition gibt.

27.11.2018 14:04 • x 2 #14


S
Zitat von bravecat:
Klingt für mich als ob du es anderen immer Recht machen willst um geliebt zu werden aber dabei nie ganz glücklich bist weil das so nicht funktioniert.



Stimmt! Volltreffer! Das entspricht genau meiner bisherigen Lebenserfahrung. Jetzt werden allerdings andere Saiten aufgezogen. Ich bin gespannt, ob mein Mann da mitspielen wird.

Aber warum wird das große Wort Liebe so häufig benutzt und so selten gelebt? Warum sind so viele Menschen nur dann in der Lage zu lieben, solange der andere die eigenen Bedürfnisse erfüllt? Ist die Welt wirklich voller Narzissten?

27.11.2018 14:10 • #15


A


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