Als Betroffene an dich ein paar Worte:
1.: ein metastasierter Krebs ist nach heutigem Kenntnisstand NICHT heilbar. Die Chemo gibt ihr Zeit und die Überlebenschance bezieht sich vermutlich auf die 5 Jahres Grenze oder die Frau redet Unfug oder hat den Arzt falsch verstanden oder er hat sie falsch aufgeklärt.
Tatsächlich passiert es häufig, dass Patienten der Meinung sind, eine palliative Chemo würde irgendwie kurativ eingesetzt und hegen Heilungshoffnung.
2.: deine Exfreundin macht das schon richtig.
Ich habe seit 2 Jahren Brustkrebs. Beide Brüste amputiert, 2 Chemos und Bestrahlungen. Metatstasen in Leber und Lunge, 1mal operiert.
Mit geht's seit 2 Jahren beschissen. Ich habe diesen ganzen Krempel gemacht in der Hoffnung, Zeit zu gewinnen.
Aber was ist das für Zeit? rehas , Chemie. Übelkeit, Kopfschmerzen, Mundschutz tragen, noch mehr Medikamente gegen die Nebenwirkungen der Chemo, Arzt, Arzt, Arzt, Blutabnehmen ohne Ende. Immer wieder warten, Prognosen.
Es mAcht einen fertig.
Ich werde keine Chemo mehr machen, schon GAR NICHT aus Pflichtgefühl/Mitleid irgendwelchen anderen Leuten gegenuber.
Ich tue genau das, was deine Ex tut: saufen, hart feiern, Spaß haben. Fallschirmspringen, Reisen.
Das geht schneller als man denkt.
Danach Morphium, Danke sagen und Aus.
Zu dir:
Wenn ich da Wörtchen wie retten lese, kommt's mir hoch. Ist das Ironie? WOVOR denn bitte?!
Dieser ganze emotionale Krempel führt nur dazu, dass man am Ende Entscheidungen nicht für sich selbst trifft, sondern für Mama/die Kinder/den Mann.
Da ist es verdammt schwer, sich zu distanzieren und ich bin im jede Person froh an die ich nicht denken muss.
Weißt du, was noch schlimmer ist, als krank sein?
STÄNDIG jedem Leut erklären und sich RECHTFERTIGEN zu müssen, warum man sterben will.
Warum man die nächste Chemo eben NICHT will und auch keine op oder sonst was.
Dass es nicht akzeptiert wird, weil die ANDEREN Leute Angst haben und mir so quasi die Schuld in die Schuhe schieben, weil ich ja schließlich noch dies und das hätte tun können und kämpfen können, Blablabla.
In meinem Umfeld ist das zum Glück geklärt inzwischen und es fragt keiner mehr. Und es kommentiert auch keiner mehr, wenn ich mich betrinke oder den 3. Kerl in einem Monat mit nach Hause nehme und es möchte mich auch niemand mehr retten und mit zeigen, wie EIGENTLICH ein schönes Leben und eine gute Sterbezeit aussehen, damit ich in Frieden gehen kann.
Da könnte ich echt brechen bei solchen Aussagen, dass sie sich selbst schädigt usw weil all dies impliziert dass DU eine Ahnung hast davon, wie man Zeit leibevoll und sinnvoll nutzen kann wie du ja durch deine eigene Krankheit auch schreibst.
Dass es niemand weiß, bezweifle ich ebenfalls. Die Op wird ja irgendjemand mitbekommen haben, da ist man ja immer mal noch ein paar Tage im Krankenhaus und danach auch noch wochenlang im Schonmodus.
Daher: lass sie.
Im Ernst
Das ist schlimm.
Auch wenn du sagst es ist aus Liebe : du erzeugst Druck.
Das sagt nämlich die Mama auch usw. alle wollen dann nochmal schön Exklusivzeit und du als Kranker musst die brav verteilen und verbringen und auf jeden Fall auch gut finden.
Besser ist: melde dich, wenn du was brauchst.
Vielleicht in ein paar Wochen mal fragen, wie es ihr geht und ob sie Lust hat auf einen Kaffee. Wenn nicht, dann nicht.
Alles Gute!
05.08.2018 21:29 •
x 11 #50