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Liebe oder Gewohnheit?Trennung nach 18 Jahren?

S
Hallo,
ich habe noch nie in einem Forum geschrieben, hoffe auf Erfahrungen und Sichtweisen, die mir helfen meine Situation in ihrer Komplexität besser greifen zu können und dass ich nicht verurteilt werde.

Zu meiner Situation: ich bin seit 18 Jahren mit meinem Mann zusammen. Wir waren gerade 20, als wir uns kennen lernten und wohnten beide noch zu Hause. Ich habe vorher schon Beziehungserfahrungen gemacht, für ihn ist es die erste Beziehung. Ich lebte damals in einem sehr toxischen Umfeld, bin ohne Vater allein mit einer Mutter aufgewachsen, die komplett traumatisiert war und eine Borderline Störung hat. Es waren 20 Jahre Überlebenskampf und außer Freunden gab es niemanden, der für mich da war. Dann kam mein Mann in mein Leben und hat sehr schnell gesagt du musst hier raus. Er war der erste vernünftige, den ich kennenlernte und wir sind nach 6 Monaten zusammen gezogen. Er ist ein toller Mensch! Ich erinnere mich aber daran, dass ich damals dachte das ist jetzt dein Ticket hier raus. Als ich ausgezogen bin, bin ich erstmal komplett zusammengebrochen und habe mit einer heftigen PTBS gekämpft. War dann zweimal für 6 Wochen stationär, um mich mit allem auseinandersetzen zu können. Er war immer an meiner Seite. Ich hatte ohnehin Wartezeit auf den Studienplatz. Ich stabilisierte mich, begann mein Studium, bekam in dieser Zeit 4 Kinder. Wir heirateten bevor Kinder kamen. Ich habe wie ich es gewohnt war von früher, gekämpft. Gekämpft um meinen Traum von einer glücklichen Familie zu verwirklichen. In dieser Zeit war kein Raum für großartig Freizeit, Freundschaften etc. Ich habe studiert, gelernt, Kinder bekommen. Mein Mann hat seinen Meister gemacht, wir haben uns gegenseitig immer gestützt. Er hatte auch keine einfache Kindheit, ist ein sehr introvertierter Mensch. Die Kinder und ich sind sein Leben, ich bin seine große Liebe. Wir haben ein großes Haus gebaut, ich habe mein Referendariat gemacht und eine sichere Arbeitsstelle. Plötzlich war alles erreicht. der Kampf beendet. Von außen betrachtet ist unser Leben ein Traum.

Und jetzt kommt's: ich bin nicht glücklich. Aber Warum?

Das war natürlich alles nicht so einfach und harte Arbeit in all den Jahren und ich denke, dass die Beziehung da oft zu kurz kam, man einfach funktioniert und nebeneinander her gelebt hat. Ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass ich mich sehr an ihn und seine Lebensweise angepasst habe, mich selbst irgendwie dabei verloren habe. Für ihn haben Freundschaften irgendwie keine Bedeutung, er hat auch mMn Schwierigkeiten in sozialen Situationen mit Menschen, bei der Arbeit ist er allerdings unglaublich erfolgreich und souverän. Ich bin ein sehr tiefgründiger Mensch und lege Wert auf gute Gespräche, er kann nur über alltägliches reden, das ist halt seine Persönlichkeit

Es gab dann eine Situation vor vier Jahren, die uns in eine Krise gestürzt hat. Ich hatte eine Fehlgeburt und es ging mir sehr schlecht. Ich habe mir jemanden gewünscht, der mich auch emotional auffängt und nicht nur das Einkaufen, den Haushalt übernimmt. das alles jetzt hier weiter auszuführen würde zu weit führen aber wir waren dann kurz getrennt, haben eine Paartherapie gemacht und versucht uns da raus zu kämpfen. Ich in erster Linie weil ich an meine Kinder denke.

Mein Problem ist,dass ich seit vier Jahren das Gefühl habe (und das liegt nicht an der Fehlgeburt, es zeichneten sich vorher schon grundlegende Probleme ab), dass wir einfach in wichtigen Punkten gar nicht zusammen passen und ich auf Dauer mit ihm nicht glücklich werde. Wir haben so viel versucht aber ich habe nur noch das Gefühl es durchziehen zu müssen bis die Kinder groß sind und es frisst mich innerlich auf. Auf der anderen Seite ist er ein wunderbarer Mensch, der mich über alles liebt und ich denke ich wäre dumm, das aufzugeben. Ich weiß nicht, ob ich ihn noch liebe oder es einfach Gewohnheit, die Sicherheit ist, die mich bei ihm hält.

Ich werde nun nochmal eine Therapie starten, um zu schauen ob es nicht andere Dinge sind als die Beziehung, die bei mir so einen Leidensdruck erzeugen. aber ich kann das so auf Dauer nicht mehr. Es ist doch auch mein Leben oder?

Danke fürs Lesen

Vor 57 Minuten • x 1 #1


Waris07
Zitat von Schnee_wittchen:
Ich werde nun nochmal eine Therapie starten, um zu schauen ob es nicht andere Dinge sind als die Beziehung, die bei mir so einen Leidensdruck erzeugen. aber ich kann das so auf Dauer nicht mehr. Es ist doch auch mein Leben oder?

Richtig erkannt.

Ich finde es gut, dass du dich entschlossen hast, mit Hilfe eines Profis deiner Unzufriedenheit, Unglücklich sein und Zweifel auf den Grund zu gehen.
Irgendetwas - was du selber aber noch nicht so richtig greifen kannst - scheint tief in dir drin zu sitzen und zu arbeiten.

Ja es ist dein Leben und es liegt an dir das Schönste und Beste daraus zu machen - für dich.
Deine Entscheidung eine Therapie zu beginnen, ist von daher ein sinnvoller Schritt in die richtige Richtung um genau da hinzukommen - wo du hinkommen möchtest.

Ich wünsche dir alles erdenklich gute auf diesem Weg, der vor dir liegt.

Vor 38 Minuten • x 1 #2


A


Liebe oder Gewohnheit?Trennung nach 18 Jahren?

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Laetitia2024
@Schnee_wittchen
Ich finde gut, dass du diesbezüglich eine Therapie machst und denke, dass du und deine Wünsche bei 4 Kindern einfach zu kurz gekommen sind. Du wirst dir darüber klar werden müssen, ob du deinen Mann noch liebst. Dass man verschiedene Sichtweisen und Herangehensweisen hat in manchen Punkten, ist normal. Das muss kein Trennungsgrund sein, zumal man soviel gemeinsam geschafft hat. Ihr könntet auch eure Beziehung öffnen und es auf eine gute Freundschaft hinauslaufen lassen. Wenn du unglücklich bist, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, um deine Situation zu ändern. Am besten, du sprichst ganz offen mit deinem Mann über deine Gefühle und darüber, wie man die Situation verändern kann, dass beide zufrieden damit sind. Die Kinder natürlich auch.

Vor 35 Minuten • x 1 #3


S
Lieben Dank. Das mit dem Öffnen der Beziehung möchte er auf keinen Fall aber ich weiß halt nicht wie ich rausfinden kann, ob ich ihn noch liebe. Natürlich ist er ein unglaublich wichtiger Mensch für mich, das wird wohl immer so sein und er weiß was in mir vorgeht...ich gerate seit längerem auch immer wieder in die Lage, dass ich merke, dass ich anderen Männern gegenüber nicht abgeneigt bin aber ich will keine Affäre. Nur kann es ja auch nicht sein, dass ich dieses Bedürfnis habe wenn ich ihn noch wirklich lieben würde denke ich..Ich weiß auch nicht wie eine Trennung funktionieren könnte und habe das Gefühl ich sitze hier einfach fest

Vor 6 Minuten • #4


Blindfisch
Die Frage die du dir stellen könntest wäre: Was stellst du dir unter Glück vor? Objektiv gesehen hast du etwas wovon viele Frauen nur träumen können: Einen lieben Mann der dich unterstützt (auch in der Karriere), tolle Kinder und ein großes Haus. Wie sieht dein Privatleben aus? Hast du Hobbys und Freunde? Unternimmst du auch Dinge ohne Mann und Kinder? Da solltest du dein Glück rausziehen. Als Mann sage ich jetzt mal was provokantes: Die Ehe/Partnerschaft ist nicht dafür da, die Frau glücklich zu machen. Beide haben die Aufgabe die Ehe/Partnerschaft am Laufen zu halten und nicht darauf zu warten das der Partner das eigenen Glück heran trägt. Ich vermute bei euch ein anderes Problem: du empfindet keine Anziehung mehr zu deinem Partner. Du siehst in ihn noch den guter Versorger:
Zitat von Schnee_wittchen:
ich wäre dumm, das aufzugeben

Richtig, das was er dir bietet: Sicherheit und Versorgung ist das was viele Frauen suchen wenn es um Familie geht.
Zitat von Schnee_wittchen:
Wir haben so viel versucht aber ich habe nur noch das Gefühl es durchziehen zu müssen bis die Kinder groß sind und es frisst mich innerlich auf

Es gibt noch mehr im Leben der Frau als nur den lieben netten Mann, Kinder und Sicherheit (Job, Haus,...).
Das ist das Abenteuer, das Neue, das Verbotene. Ja, ich meine einen anderen Mann, der genau das bedient was dein eigener Mann zu hause dir nicht bieten kann.

Zitat von Schnee_wittchen:
Ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass ich mich sehr an ihn und seine Lebensweise angepasst habe, mich selbst irgendwie dabei verloren habe

Wenn der Mann an deiner Seite die Nr.1 in dein Leben wäre, würdest du seinen frame folgen. Wenn du aber das Gefühl hast, sich anpassen zu müssen ist eine Qual, dann ist er nicht mehr deine Priorität.
Zitat von Schnee_wittchen:
bei der Arbeit ist er allerdings unglaublich erfolgreich und souverän

Da wo der Mann Wertschätzung und Anerkennung erhält, gibt er Gas. Wenn er zu Hause das nicht bekommt, wird er zu Hause (gerade in Langzeitbeziehungen wird vieles für selbstverständlich angesehen) dementsprechend auch weniger investieren. Es ist keine Einbahnstraße, beide sind gefragt.
Zitat von Schnee_wittchen:
Ich habe mir jemanden gewünscht, der mich auch emotional auffängt

Da gebe ich dir einen Punkt. Es ist die Aufgabe des Mannes seine Partnerin emotional aufzufangen. Aber da er auch eine schwierige Kindheit hatte, könnte es ihm schwer fallen. Seine Art dir seine Zuneigung zu zeigen ist nicht die Verständnisvolle und tröstete sondern in dem er Taten sprechen lässt: Haus, Unterstützung deiner Karriere und im Haushalt.
Zitat von Schnee_wittchen:
Die Kinder und ich sind sein Leben, ich bin seine große Liebe.

Darüber bin ich als erstes gestolpert. Es scheint das du sein lebensmittelpunkt bist. Klingt romantisch, nach Walt Disney. Aber das killt die Anziehung. In deinen Augen ist er zwar lieb und nett aber zu langweilig geworden.
Zitat von Schnee_wittchen:
aber ich kann das so auf Dauer nicht mehr. Es ist doch auch mein Leben oder?

Du selbst hast dein Leben in der eigenen Hand. Du kannst außerhalb deiner Familie schauen, was dir die Welt noch so bieten kann. Hobbys, Freunde, mehr metime. Oder sogar nachschauen ob das Gras an anderer Stelle grüner ist. Wirst du dann glücklich sein? Keine Ahnung. Du kannst aber auch mit deinem Mann an der Beziehung arbeiten. Auch deinen Beitrag zur Situation erkennen und versuchen daran zu arbeiten. Wirst du dann glücklich sein? Auch hier keine Ahnung. Vielleicht solltest du zu erst für dich definieren was dich glücklich machen würde. Und zu welchen Preis du dann bereit bist, dieses Glück dann auch zu finden. LG

Gerade eben • #5




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