Hallo Mayo,
willkommen hier im Forum. Du wirst hier sicher Denkanstöße bekommen, denn viele unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenserfahrungen beteiligen sich hier und versuchen sich einzufühlen.
Mir kamen beim Lesen deines Beitrags zunächst Fragen:
- Was hat denn zu der körperlichen Entfernung und Entfremdung zwischen euch geführt?
Gab es ein einschneidendes Erlebnis?
Hat sich das schleichend entwickelt?
Ging die Entfernung von einem von euch beiden aus und der/die andere musste sich daran gewöhnen/sich damit arrangieren oder seid ihr beide voneinander abgerückt?
(Rein rechnerisch dürfte die Zeugung eures zweiten Kindes etwa das Ende eures intimen Kontaktes gewesen sein... hmm...)
Ich tue mich schwer damit, mir vorzustellen, dass nur die Unterschiedlichkeit eurer Persönlichkeiten dazu führen kann, körperlich so auf Abstand zu gehen?
- Spürst du keinerlei Sehnsucht nach Nähe zu deiner Frau mehr oder ist diese Sehnsucht vielleicht verschüttet unter Verletzungen und Kränkungen, die du empfindest (und sei es u. a. deshalb, weil du das Gefühl hast, euer Sohn tanzt dir aufgrund eurer unterschiedlichen Erziehungsvorstellungen auf der Nase herum)?
- Was meinst du, wie deine Frau die Situation zwischen euch empfindet? Geht sie auf dich zu? Möchte sie mehr von dir (während du aber abwehrst oder ihr aus dem Weg gehst)?
- Könntest du dir vorstellen, dass deine Liebe (die du ja mal hattest!) und Zärtlichkeit wieder erwachen könnten, wenn ihr wieder mehr Miteinander statt Gegeneinander bewerkstelligen könnt? Vielleicht seid ihr beide momentan ausgelaugt und erschöpft und müsstet besonders nachsichtig miteinander sein?
Die Zeit mit kleinen Kindern ist auf jeden Fall anspruchsvoll und Meinungsverschiedenheiten können immer wieder entstehen. Könnte es auch sein, dass du unterschiedliche Meinungen in Erziehungs- und Haushaltsdingen womöglich etwas überbewertest, auch als Kränkung empfindest, deshalb enttäuscht bist und dich innerlich und äußerlich zurückgezogen hast? (Weil eben nicht alles so rund und harmonisch läuft, wie man sich das schöne Familienleben gerne so vorstellt...)
Nur mal so als Überlegungen... nur du kannst deine Gefühlslage kennen und wissen, wie sie sich entwickelt hat. Aber da du quasi nach Weitermachen oder Aufhören fragst, ist es meiner Meinung nach wichtig, dass du deinen Gefühlen auf den Grund gehst und selbst hinterfragst, was es genau bedeutet, wenn du schreibst, dass du deine Frau nicht mehr liebst. Unterschiedlich wart ihr sicher von Anfang an... früher hatte diese Unterschiedlichkeit wohl ihren Reiz, jetzt ist sie für dich abschreckend... warum...?
Engel66 hat auf jeden Fall Recht, dass Unehrlichkeit nicht weiterhilft. Deshalb solltest du wirklich das Gespräch mit deiner Frau suchen. Vielleicht kannst du erst mal nach ihren Empfindungen fragen (wahrscheinlich geht es ihr ja auch nicht gut, wenn ihr so kühl und distanziert seid) und dann dein Unbehagen mit der aktuellen Situation äußern. Vielleicht ergibt sich sogar, dass auch du deiner Frau derzeit (oder auch schon länger) nur als Vater der Kinder wichtig bist und sie mit dir emotional nicht viel mit dir anfangen kann.
Wer weiß, wenn ihr gefühlsmäßig auf ähnlichem Stand seid, dann könntet ihr euch vielleicht zu einem WG-Leben zusammenraufen, in dem keine/r sich gezwungen fühlen muss, irgendwelche Gefühle füreinander zu heucheln, ihr aber weiterhin gemeinsam die Eltern eurer Kinder seid (vielleicht sind ja auch neue Einteilungen der Zimmer und Wohnbereiche möglich). Unternehmungen (abgesehen von Feierlichkeiten und Besonderheiten wie Einschulung oder so) könnt ihr ja dann getrennt jeweils mit den Kindern angehen. Samstags du, sonntags sie... am nächsten Wochenende anders rum... oder wie eben eure zeitlichen Strukturen sind. Vorteil: Die Kinder haben jeweils Papa oder Mama in ihrer Nähe, jeder von euch hat seine eigenen Kinder- und auch seine eigenen Frei-Zeiten. Nur mal so als Idee..., wenn es dir so wichtig ist, die Kinder täglich zu sehen.
Klar, die Erziehungskonflikte werden so nicht aus der Welt geschafft... aber das werden sie vermutlich auch bei einer Trennung nicht. Auch da könnte es zu Gezerre führen (du meinst so, deine Frau anders... unter der Woche wird es so gemacht, am WE bei dir wieder anders...), das die Kinder natürlich schnell spüren und womöglich mit der Zeit zu ihren Gunsten nutzen. So oder so kommt ihr also nicht darum herum, immer wieder eine gemeinsame Linie (als grundlegende Basis) zu finden (oder euch immer wieder übereinander zu ärgern...).
Alles Gute für dich und deine Familie.
Viele Grüße
Chiara
01.09.2011 09:56 •
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