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Letzter Ausweg "Hass"? Oder was kommt danach?

S
Hey,

ich bin vor knapp einem halben Jahr von heute auf morgen sitzen gelassen worden. In Kurzform: Es gab keinen konkreten Auslöser; wir haben nie wirklich gestritten und nachdem er immer gereizter wurde und mir irgendwann auf meine Nachfragen hin nicht mehr vorspielen konnte, dass alles in Ordnung ist, kam er noch ein Mal, um mir zu sagen, dass es vorbei ist. Es lief alles ganz ruhig ab, denn ich war viel zu geschockt, um etwas zu entgegnen, und seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. 3 Wochen später gab es eine lange Mail von mir mit Erklärungen, auf die er höflich distanziert antwortete und paar Tage später stellte ich ihm seine Sachen vor die Tür. Seitdem nichts mehr.

Leider macht es mir nach wie vor mit Hochs und Tiefs schwer zu schaffen und es war bis vor kurzem noch so, dass ich immer noch stark an ihm gehangen habe bzw. ist es wohl immer noch so, auch wenn ich vom Verstand her weiß, dass ich ihm nie wieder vertrauen kann.

Eigentlich wollte ich nie eine Trennung, die im Hass endet (ok, wer will das schon?!). Aber wir sind nicht im Streit auseinander gegangen. Und dennoch hat er mich so unglaublich verletzt und mein Vertrauen missbraucht, dass ich es kaum beschreiben kann. Ich kann es bis heute kaum ertragen, auch nur sein Bild zu sehen, schaffe es aber auch nicht, ihn überall endgültig zu löschen. Ich kann nicht mehr auf Facebook gehen, weil mir immer irgendwas von ihn begegnet, was mich dann wochenlang beschäftigt, auch wenn es nur ein Wort in einem belanglosen Thema ist.

Ich weiß mir zur Zeit nicht mehr anders zu helfen, als ihn gedanklich mit dem wildesten Schimpfwörtern zu betiteln und mir regelrechten Hass gegen ihn einzureden. Kennt ihr das? Ist das zielführend oder sinnlos? Kommt nach dieser Hass-Phase endlich die Gleichgültigkeit? Oder habt ihr eine bessere Idee?

Danke Gruß
Sina

10.06.2018 13:08 • #1


Butterkrümel
Hallo Sina,

erst einmal, tut mir Leid, dass es dir gerade so schlecht geht. Ich denke, viele hier wissen, wie sich das anfühlt und wie weh das tut. Ich hoffe, es hilft dir etwas bei der Verarbeitung, etwas von einer Außenstehenden zu lesen.

Zitat von Sina2018:
Es gab keinen konkreten Auslöser


Für dich gab es keinen Auslöser. Für ihn aber schon sonst hätte er sich nicht getrennt. Das kommt natürlich als Schock, wenn der andere nie etwas gesagt hat aber das heißt nicht, dass es keine Auslöser gab.

Zitat von Sina2018:
kam er noch ein Mal, um mir zu sagen, dass es vorbei ist. Es lief alles ganz ruhig ab,


Das klingt ehrlich gesagt nach einer fairen Art sich zu trennen. Ruhig und ohne Rumeiern und Hin und Her. Das tut natürlich trotzdem weh, ich weiß.

Zitat von Sina2018:
auf die er höflich distanziert antwortete


Auch das finde ich fair von ihm, dass er dir deine Fragen versucht zu beantworten und dabei höflich ist und die Distanz wart, um dir keine falschen Hoffnungen zu machen. Er hätte auch gar nicht antworten können aber er hat sich deinen Fragen gestellt.

Zitat von Sina2018:
Trennung, die im Hass endet (ok, wer will das schon?!). Aber wir sind nicht im Streit auseinander gegangen.


Der Hass ist denke ich, normal. Es gibt da diese Theorie mit den Trauerphasen, wenn eine Beziehung zu Ende geht. Sicherlich läuft es nicht bei allen Menschen gleich ab aber Hass ist demnach eine Stufe auf dem Weg zur Akzeptanz.

Zitat von Sina2018:
schaffe es aber auch nicht, ihn überall endgültig zu löschen. Ich kann nicht mehr auf Facebook gehen, weil mir immer irgendwas von ihn begegnet, was mich dann wochenlang beschäftigt


Du hast dir die Antwort selbst gegeben. Nur du kannst dich von ihm lösen. Und da du seine Beiträge nicht ohne Schmerz lesen kannst, musst du dir selbst den Zugriff verweigern. Folge ihm nicht mehr in Social Media. Wenn du nicht auf die Buttons klicken kannst, vielleicht kann dir eine Freundin helfen? Du quälst dich nur selbst.

Zitat von Sina2018:
Kommt nach dieser Hass-Phase endlich die Gleichgültigkeit?


Das weiß wohl niemand, denn das ist sicherlich bei jedem anders. Bei mir z.B ging es eigentlich immer von Schock zu Nichtwahrhabenwollen zu Trauer und dann langsam zu Akzeptanz über. Die Gleichgültigkeit finde ich gar nicht so erstrebenswert, denn es gab ja auch (meistens) schöne Momente. Wenn ich für diese irgendwann dann Dankbarkeit empfunden habe, dann war es wirklich für mich 100% abgeschlossen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und empfinde, was du gerade empfindest. Das alles hilft dir bei der Verarbeitung!

10.06.2018 13:29 • x 5 #2


A


Letzter Ausweg "Hass"? Oder was kommt danach?

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Liessa
Bei mir steht bei verarbeiteten Beziehungen tatsächlich am Ende Gleichgültigkeit, teils wohlwollende Gleichgültigkeit, teils nicht so wohlwollend. Lediglich eine Ex-Beziehung hat es in die Friendzone geschafft, was aber auch ok ist.

10.06.2018 13:34 • #3


S
@ Butterkrümel, danke für deine Antwort.
Allerdings sind einige Sachen so nicht richtig, was sicher daran liegt, dass ich mich sehr kurz gehalten habe in der Vorbeschreibung. So ganz so fair, wie es bei dir ankam, war das nämlich alles nicht. Er hat mich bis zur letzten Sekunde völlig im Dunkeln stehen lassen, was sein Vorhaben angeht, und mir so z.B. 5 Tage vor Ende auf meine Nachfrage noch gesagt Alles prima, Schatz. Keine Chance für mich, zu reagieren, an etwas zu arbeiten oder etwas zu erklären. Stattdessen hat er mir Vertrauenswürdigkeit, Verlässlichkeit und Sicherheit vorgegaukelt.

Er hat sich keiner einzigen von meinen Fragen gestellt oder darauf geantwortet. Er antwortete, dass er sich für meine Mail bedankt, aber dazu nichts sagen möchte. Er hat nicht reagiert auf meine Aussage, dass ich noch so viele offene Fragen habe. Er hat bewusst den Moment genutzt als ich so geschockt war, um sich zu verpissen, damit er sich nicht mit mir und meinen Fragen auseinandersetzen muss.
Er hat mir nicht mal alle meine Sachen zurückgegeben, obwohl ich ihn freundlich darum gebeten habe, und ich ihm seinen Krempel vor den Hintern getragen habe, wofür er sich nicht mal bedankt hat.

@Liessa
Und wo auf diesem Weg war bei dir der Hass?

10.06.2018 13:59 • x 1 #4


E
Wie lange wart ihr zusammen?

10.06.2018 14:01 • #5


G
Du wirst keine Antwort erhalten. Glaub es mir und je mehr Du ihn beschimpfst umso mehr fühlt er sich bestärkt in seiner Entscheidung.

Den Hass kann ich so gut nachvollziehen, und auch bei mir geht es auf und ab aber die Kontaktsperre hilft. Es gibt Momente da möchte ich ihn nur wüst beschimpfen insbesondere weil er mich 1 Jahr betrogen hat mit jdm, der uns kannte und es auf ihn abgesehen hatte. Familie zerstört. Den Kindern erzählt, dass es gelogen wäre und er nie die Familie aufgeben will und dann ab in ihren Armen.

Sie wusste es mit der Familie, und hat trotzdem daran gearbeitet. Dennoch...es bringt nichts, weil Du ihm damit Macht gibst. Macht über Deine Gedanken, Macht über Dich.
Und obgleich die Kinder ihn bei uns hassen, weil er sie belogen hat, und denkt, er könnte jetzt lustig weitermachen ( er hat bereits andere Kinder auf die gleiche Art verlassen) versuche ich auf sie einzuwirken. Nicht weil ich gut bin! Sondern weil mich der Satz begleitet. Macht! Die soll er einfach nicht haben, weder bei den Töchtern noch bei mir. Und schön ist doch, wenn die Kinder den Kontakt halten.

Du hast vermutlich keine Kinder, daher wird es bei Dir einfacher. Lass es nicht zu! Je mehr Du es tust, umso länger dauert es und wie gesagt....Männer gewinnst Du damit nie zurück. Und wer will schon einen, der im Herzen weg ist?

10.06.2018 14:07 • #6


S
@GAST11111111
Es geht nicht darum, ihn real zu beschimpfen. Das ist sinnlos und war auch nie ernsthaft eine Option für mich. Nicht mal in dem Umfeld, in dem wir uns kennen gelernt haben und zu dem wir beide noch Kontakt haben, habe ich bisher ein schlechtes Wort über ihn verloren, obwohl zugegeben die Versuchung da war. Aber das ist nicht mein Niveau.
Über ihn hergezogen, um die Geschichte zu verarbeiten, habe ich ausschließlich mit meinen Leuten oder hier im Forum.

Selbst wenn er sich melden und das Thema aufgreifen sollte, ist zumindest momentan mein Vorsatz gar nicht oder nur belanglos zu antworten. Ich werde mich auf keine Schlammschlacht einlassen.

Es geht mir einzig und alleine darum, ob es sinnvoll ist, ihn für mich selbst, also in meinen Gedanken, zu hassen. Wenn ich von ihm träume, ist das z.B. immer noch mit positiven Gefühlen verbunden. Das möchte ich einfach loswerden. Und da stellt sich mir gerade die Frage, ob es etwas bringt, sich Hass einzureden. Nur für mich selbst und meine Gedanken. Vielleicht hilft es, ihn loszulassen, wenn ich der Meinung bin, dass er ein Ar**** ist?

@Tanie
1 1/4 Jahr.

10.06.2018 15:10 • #7


K
Hi

er hat Dich sehr verletzt und das tut Dir sehr weh. Ich kann zwar deine menschliche Reaktion von Hass ihm gegenüber verstehen, aber es löst nicht dein Problem und lässt auch die Wunden nicht heilen.

Nein - die Lösung liegt in der Disziplin. Spüre ihm nicht nach in Social Media, räume alles weg, was Dich an ihn in Erinnerung bringt, sonst reißen die Wunden immer wieder auf und deine Verbitterung wird nicht enden.

Wünsche Dir Kraft und Mut - das schaffst Du schon.

10.06.2018 15:32 • #8


D
Seine Art sich zu trennen ähnelt der des Ghostings. Ich habe letztens ein YouTube Video zu diesem Thema angeschaut, in diesem Video hat eine Psychologin gesagt dass die Auswirkungen traumatisch auf den Betroffenen sein können.

Andererseits habe ich auch Buch zum Thema plötzlicher Trennungen ohne Aussprache gelesen. In dem Buch wurde erklärt, dass solchen Trennungen durchaus Worte und Aussprachen vorangegangen sind. Und zwar über sehr lange Zeiträume. Die Verlassenen haben diesen Worten nicht zugehört, sie sind jedes Mal an ihnen vorbei gegangen, konnten sie nicht hören, nicht auf sie eingehen, sie auch gar nicht erst erkennen. Vielleicht weil man in komplett unterschiedlichen Welten lebt, und zwar so sehr in unterschiedlichen Welten, dass man felsenfest davon überzeugt ist, dass der Verlassende einfach grundlos gegangen ist ohne gesprochen zu haben. Der Verlassende hat keinen Prozent Kraft mehr und ist so stark resigniert, dass er keinen Sinn mehr darin sieht sich zu erklären und sich auszusprechen. Vielleicht trifft das auf euch zu. Ich würde diesem Gedanken mal nachgehen.

10.06.2018 15:42 • #9


E
Nach 1,5 Jahren ohne Anzeichen und Antworten verlassen zu werden, kann einen schon mit hilflosem Schmerz, nichts anderes ist Wut auch im Grunde, zurücklassen.

Ich würde diese Gefühle ruhig zulassen, da sie meist mehr Energie freisetzen als pure Verzweiflung.

Versuche sie prodktiv zu nutzen. Maler eine Wand, putz Fenster, reiße den Teppich raus und kauf neuen, geh joggen was auch immer.

Wenn du da durch bist, kommen auch wieder andere Gefühle bzw. er wird dir schlicht egal und du bist frei für Neues.

10.06.2018 16:09 • x 1 #10


S
Konstantin, das habe ich ja schon eingestellt. Ich war seit Mitte März nicht mehr auf FB (außer um kurz zwei alten Bekannten zu schreiben) und habe seitdem auch rein gar nichts mehr von ihm gelesen oder gesehen. Vor zwei Tagen habe ich endlich seine Nummer aus meinem Handy gelöscht, damit ich sein Bild nicht mehr sehe, wenn ich meine WA-Kontakte durchgehe, und er mein Bild auch nicht mehr sehen kann. Unseren alten Chatverlauf habe ich allerdings noch, also letztlich auch seine Nummer. Den konnte ich noch nicht löschen.

Es ist auf jeden Fall gut, nichts mehr von ihm auf FB mitzubekommen, obwohl ich schon gerne mal wieder online gehen würde - nicht um ihn zu stalken, sondern generell. Seinen Kontakt im Handy zu löschen hat allerdings nicht wirklich die Erleichterung gebracht, wie ich gehofft hatte. Problem ist, obwohl ich mich so gut wie gar nicht mehr mit ihm befasse, denke ich immer noch ständig an ihn und die blöden Träume nerven mich auch.

derBaum, na klar ging dem etwas voraus. Klar hatte ich ein ungutes Gefühl. Aber weißt du, wenn einem gleichzeitig die Person, die man 100% liebt und der man 100% vertraut, sagt, dass alles super ist, dann ist es schwer zu erkennen, was da vor sich geht. Ich wusste, dass es ein Problem gibt, aber was sollte ich machen, wenn er mir sagt, dass alles ok ist? Ich dachte, wenn es etwas mit mir zu tun hätte oder ernsthaft wäre, würde er mit mir darüber reden zu einem Zeitpunkt, an dem es noch nicht zu spät ist. Also habe ich es mehr oder weniger so laufen lassen wie es war und gewartet, dass er rausrückt mit der Sprache und wir daran arbeiten können. Leider habe ich mich da sehr getäuscht.

Ich glaube, es steckt schlicht und einfach Feigheit und Egoismus dahinter. Sicher sehe ich das ganze alles andere als neutral, aber diesem Psycho-Ding vom armen hilflosen Verlassenden, der sich nicht mehr anders zu helfen weiß, weil seine versteckten Hinweise nicht gehört werden, dem kann ich zurzeit nicht so viel abgewinnen. Er hat einen Mund zum Reden und gerade mein Ex ist sonst alles andere als auf den Mund gefallen. Von mir aus hätte er mir auch einen Brief schreiben können oder sonstwas. Also es gibt schon Mittel und Wege.

Ich glaube, es ist ihm schlicht zu viel emotionale Arbeit, sich mit mir auseinanderzusetzen. Wahrscheinlich hat er auch Angst davor, dabei zu erkennen, wie sehr ich unter seiner Entscheidung leide und dass ihn das selbst weiter runter ziehen könnte. Da ist es doch viel einfach mit Ich bin dann mal weg. Sch*** drauf, wie der andere damit zurecht kommt.

Tanie, wenn es doch nur endlich so weit wäre. Ich habe keine Lust mehr.

10.06.2018 18:23 • x 2 #11


Liessa
Zitat von Sina2018:
Und wo auf diesem Weg war bei dir der Hass?

Hass ist mir ein zu großes Wort, das hatte ich nie. Wut ja, aber inzwischen sind mir meine Exen alle komplett egal. Selbst der Vater meiner Kinder, der vor 3,5 Jahren den Kontakt zu ihnen unter sehr traumatischen Umständen abbrach und mich mit allem alleine da stehen lässt, ist mir egal. Ok, da bin ich in meinen Gedanken jetzt nicht so wohlwollend , aber im Grundsatz interessiert es mich nicht die Bohne, wie es ihm geht.

10.06.2018 18:33 • #12


S
Ja, eigentlich ist Hass ein zu großes Wort. Aber nur Abneigung passt auch nicht wirklich.

Ich wollte ihn auch nie hassen oder sowas. Aber ich habe einfach das Gefühl, dass es Null voran geht, solange ich ihn noch in irgendeiner Form mag oder positive Gefühle mit ihm verbinde. Komisch, dass es anscheinend in dieser Richtung nicht so viele Erfahrungen gibt.

11.06.2018 15:06 • #13


E
Doch, ich hatte zeitweise auch richtig Hass- und Wutgefühle meinem Ex gegenüber.

11.06.2018 15:39 • x 1 #14


Porcelina1801
Hallo Sina,

ich kann dich sehr gut verstehen.

Auch bei mir hat es sehr lange gedauert bis ich wütend werden konnte. Die plötzliche Trennung meiner Nochfrau war für mich eigentlich eher wie ein Tod. Von einem Tag auf den anderen gab es den Menschen, der neun Jahre an meiner Seite war nicht mehr.

Ein Beispiel:
In den Wochen vor ihrer Trennung war sie irgendwie abwesend, begründete dies aber immer mit Stress auf der Arbeit. Einige Tage vor dem großen Knall war ich dann über Nacht bei Freunden, hatte wieder ein komisches Gefühl und rief sie an.

Ihre Antwort: -Es ist alles ok, mach dir nicht immer so viele Sorgen-

Vier Tage später war alles vorbei und nach ihrer Aussage war sie schon monatelang nicht mehr glücklich.


Hast du mittlerweile Momente in denen du wütend bist? Was sind das für Situationen und welche Gedanken hast du da?

11.06.2018 16:48 • #15


A


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