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Letzte Worte, Trauerfälle

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Zitat von Kuddel7591:
Da hat jemand Blumen im KH und in der Klinik abgegeben! Wer war das! Niemand konnte sich einen Reim darauf machen. Das stand nun im Raum. Weitere fast 8 Wochen später sagte ich dann, dass ich die Blumen überbracht hatte und warum.

Warum hast du so viel Zeit verstreichen lassen bis du es erzählt hast?
Ich verstehe die Geste und alles, aber das verstehe ich nicht?

15.06.2023 00:43 • #286


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Zitat von Florentine:
Warum hast du so viel Zeit verstreichen lassen bis du es erzählt hast? Ich verstehe die Geste und alles, aber das verstehe ich nicht?

alles intuitiv entschieden und gemacht...so auch, dass ich es mitgeteilt habe.

15.06.2023 04:01 • #287


A


Letzte Worte, Trauerfälle

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F
Sieht so aus als werde mein anderer Opa seinem alten Weggefährten bald folgen.
Er isst kaum noch (heute nur 350gr Joghurt) und ist praktisch nicht mehr ansprechbar und schläft 15 Stunden und mehr am Tag.

Da ist mein Empfinden irgendwie anders. Klar bin ich traurig, aber er ist nun schon so lange in Pflege und bettlägrig, wie er es selbst sicher nicht gewollt hätte - sodass er auch schon lange nicht mehr am Familienleben teilnehmen kann oder als Gesprächspartner da ist.
Geistig scheint er schon länger weg und dieser Prozess zog sich nun über viele Jahre.
Das fühlt sich nicht so radikal und plötzlich an wie bei meinem Großvater.
Immerhin ist er noch Zuhause (auch wenn er das nicht mehr wahrnimmt) und durch zwei Ärzte in der Familie auch gut betreut, die sich im Ernstfall auch um Morphine und co. kümmern können.

Ich werde gleich nochmal hinfahren und mit ihm was singen...oder eher für ihn.

29.06.2023 14:34 • x 5 #288


Rheinländer
Mach das Florentine. Das wird allen gut tun

29.06.2023 19:06 • #289


F
Ich war da. Er war kurz wach, ich habe ihn - wie seit ich denken kann - mit meiner Grußformel Guten Tag, mein lieber Opa begrüßt und er hat kurz Guten Tag gesagt und Florentinle, hat mich also erkannt.
Das war es dann aber auch. Danach gab es nur noch Halluzinationen und andere Welten. Ein Becher Joghurt war das ganze Abendessen.
Puh.
Meine Oma driftet auch zunehmend ab. Hat mich immer wieder dieselben Sachen gefragt, aber sie kann immer noch gut antworten und Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählen.
Meine Tante war auch kurz da, sie ist Ärztin und kümmert sich sehr aufopferungs- und liebevoll um ihren Papa. Sie meinte heute war es im Vergleich zu gestern sogar ganz gut. Aber sie fragt sich trotzdem wie lange er noch aushalten muss.

30.06.2023 00:18 • x 1 #290


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Zitat von Florentine:
Ich war da. Er war kurz wach, ich habe ihn - wie seit ich denken kann - mit meiner Grußformel Guten Tag, mein lieber Opa begrüßt und er hat kurz Guten Tag gesagt und Florentinle, hat mich also erkannt. Das war es dann aber auch. Danach gab es nur noch Halluzinationen und andere ...

....was du beschreibst - ich denke an dabei an die letzten beiden Wochen meiner Mama Ende Jan./Anfang Februar diesen Jahres.

Sie verweigerte Essen/Trinken/ Medikamenten-Aufnahme, wurde daraufhin palliativ begleitet, morphin versorgt, bis sie letztlich friedlich für immer einschlief.

Für mich war wichtig - frühzeitig mit dem loslassen zu beginnen, so schwer das auch war. Ob man dann von das ist mir gelungen reden kann.... nein, auf gar keinen Fall. Heute kann ich sagen, sie gehen zu lassen, wann immer SIE dazu bereit ist, ihr das auch zu signalisieren,
dass sie zu Papa gehen kann/soll, wann immer SIE möchte, dass sie beruhigt gehen kann, war mir wichtig.

Zuletzt ging alles sehr schnell....und es liest sich sicher seltsam - es war okay, als sie dann für immer eingeschlafen war, ich den finalen Anruf bekam: Ihre Mutter ist heute Morgen friedlich eingeschlafen!. Es war in den sehr frühen Morgenstunden. Ich konnte leider nicht bei ihr
sein.... andere Patientin noch im Zimmer.

Meine beiden Geschwister - mein Bruder kam nicht damit klar, obwohl er wusste, was bevorstand. Meine Schwester - sehr reserviert verhalten, kühl, trocken. Auch sie wusste,
was kommen wird. Beide hat überrascht, dass es letztlich so schnell ging.

Inzwischen ist Mama´s Grab (neben Papa) hergerichtet, der Grabstein ist beschriftet... und wir sehen zu, dass immer ein Kerzlein brennt, die Blumen frisch sind, gegossen werden. Ich rede
mit den beiden....

Nachzutragen bleibt....keine Sekunde möchte ich missen, die ich bei meiner Mama sein konnte. Bei meinem Papa war mir das alles vergönnt.....

01.07.2023 08:48 • x 5 #291


F
Heute kam die Nachricht meiner Tante, dass er in den letzten Tagen nochmal sehr abgebaut hat und extrem unruhige und schwere Nächte hatte.
Da seine Morphintabletten nicht gemörsert werden können, hat sie ihm nun ein Morphiumpflaster aufgeklebt. Heute sei er gar nicht ansprechbar oder irgendwie anwesend.

Ich werde heute in den Urlaub fahren...das macht mir alles ein ungutes Gefühl.

12.07.2023 07:05 • #292


E
Zitat von Florentine:
Heute kam die Nachricht meiner Tante, dass er in den letzten Tagen nochmal sehr abgebaut hat und extrem unruhige und schwere Nächte hatte. Da seine Morphintabletten nicht gemörsert werden können, hat sie ihm nun ein Morphiumpflaster aufgeklebt. Heute sei er gar nicht ansprechbar oder irgendwie anwesend. Ich werde ...

Nachvollziehbar, dass das ein mulmiges Gefühl ist....die gesamte Situation.

@Florentine

2 Menschen aus dem engsten Familienkreis wurden die letzten 2 Wochen
ihres Lebens palliativ betreut und begleitet.... GsD stationär. Bei beiden in
den letzten beiden Wochen sein zu wollen/zu können, hat sich als sehr wichtig
erwiesen...für die beiden, wie für mich.

Bekannte wurden in einem Hospiz palliativ betreut und begleitet. Die engsten
Angehörigen durften bei ihnen sein...EP sogar dort übernachten.

Es kommt immer darauf an: Was ist der Wunsch des Betroffenen - zu Hause
zu sterben? Diesem Wunsch nachzukommen, ist eine Herzensangelegenheit.
Ja.. oft schwierig für die Angehörigen umzusetzen, da ja auch die med. Begleitung
zu beachten ist.

Viel Kraft wünsche ich dir und allen Angehörigen!

12.07.2023 07:43 • x 2 #293


Rheinländer
Hallo zusammen, ich muss mal was los werden, einfach nur damit es mal raus kann.
Heute jährt sich der Todestag meiner Mutter zum zweiten Mal. Schon seit Tagen muss ich daran denken, dass heute der Tag ist.
Ich habe meine Mutter in den Tod begleitet und mich die Jahre davor sehr intensiv um sie gekümmert.
Irgendwie kann ich noch nicht los lassen.
Heute war deshalb ein schwerer Tag für mich.
Musste heute beruflich durch Österreich und den Süden unseres Landes fahren und konnte das schöne um mich herum leider so gar nicht genießen. Die Gedanken an ihre letzten Wochen machen mich immer noch sehr traurig. Ich kann und möchte das nicht mit meinem Umfeld besprechen, merke aber wie mich das bedrückt.
In einem Zimmer bei mir Zuhause steht immer noch der ganze Papierkram von ihr. Den muss ich auch noch entsorgen und das fällt mir so schwer. Habe das Gefühl, dass wenn ich die Unterlagen weg schmeiße ich den letzten Rest von ihr auch loslasse.
Mein Kopf sagt mir, du spinnst, aber mein Herz spricht da eine ganz andere Sprache. Ich besuche immer noch ab und an Ihren Lebenspartner, der sich wacker durch das Leben schlägt, aber doch auch sehr traurig ist, dass meine Mutter nicht mehr da ist. Er hadert sehr mit dem Schicksal, dass er mit meiner Mutter schon die dritte Frau an den Tod verloren hat. Leider kann ich ihn nicht trösten, was mich auch sehr beschäftigt. Hatten heute telefoniert und er weinte am Telefon.
Ich hoffe, dass es mir morgen wieder besser geht.

14.08.2023 21:16 • x 7 #294


Jetti
@Rheinländer
Ich drücke Dich mal aus der Ferne.
So wie es sich liest, hatte Deine Mutter zu kämpfen und Ihr gemeinsam eine schwere Zeit besonders in den Wochen vor ihrem Tod.
Aber Du bist für sie dagewesen, immer schon, und dafür war sie Dir dankbar. Vielleicht kann das ein wenig ein Trost sein, dass Du ihr zu Seite gestanden hast und sie nie allein war.
Du schreibst, Du kannst Ihren Lebensgefährten nicht trösten. Aber ich denke, es wird ihm gut getan haben, heute mit Dir sprechen zu können, auch zu weinen.

Zitat von Rheinländer:
Habe das Gefühl, dass wenn ich die Unterlagen weg schmeiße ich den letzten Rest von ihr auch loslasse.

Dann bleiben die Unterlagen eben erstmal noch stehen. Irgendwann wirst Du bereit sein, auszusortieren.

Deine Mutter wird Dich Dein Leben lang begleiten auch wenn die Unterlagen eines Tages nicht mehr da sein werden. Und ganz sicher verschwindet ja nicht alles, was an sie erinnert. Fotos oder Gegenstände die eine Bedeutung für sie bzw. Eure Familie hatten, werden erhalten bleiben.

Ich habe mal gelesen, dass ein Mensch erst dann wirklich stirbt, wenn auch jene sterben, die ihn/sie kannten. Denn solange bleibt er/sie in der Erinnerung und somit auch Teil des Lebens.

14.08.2023 22:46 • x 1 #295


C
Lieber @Rheinländer, ich musste sofort weinen als ich deinen Beitrag gelesen habe.
Meine Mutter ist auch vor ca 2 Jahren mit 89 verstorben und ich war die letzten 2 Wochen jeden Tag bei ihr.

Ich habe auch noch einige Kartons von ihr auf meinem Dachboden.
Demnächst ziehe ich wahrscheinlich um, ihre Sachen nehme ich dann einfach mit.

Ich fühle sehr mit dir, fühle dich umarmt und lasse die Trauer zu, solange sie eben dauert.

Liebe Grüße
Clarinetta

14.08.2023 22:54 • x 3 #296


BrokenHeart
Zitat von Rheinländer:
Hallo zusammen, ich muss mal was los werden, einfach nur damit es mal raus kann. Heute jährt sich der Todestag meiner Mutter zum zweiten Mal. Schon seit Tagen muss ich daran denken, dass heute der Tag ist. Ich habe meine Mutter in den Tod begleitet und mich die Jahre davor sehr intensiv um sie gekümmert. Irgendwie ...

Ich kann das Ereignis des Todestages sehr gut nachvollziehen. Meine Mutter starb vor 48 Jahren.

Vergessen kann man es nie, aber die Trauer lässt nach. Sie verblasst und wird durch schöne Erinnerungen ersetzt.

14.08.2023 23:51 • x 3 #297


tlell
Zitat von Rheinländer:
Heute jährt sich der Todestag meiner Mutter zum zweiten Mal. Schon seit Tagen muss ich daran denken, dass heute der Tag ist.

Ich hab nicht wirklich Worte des Trostes für dich. Aber ein danke, denn du hast mich getröstet.

15.08.2023 00:23 • x 2 #298


E
Zitat von Rheinländer:
Hallo zusammen, ich muss mal was los werden, einfach nur damit es mal raus kann. Heute jährt sich der Todestag meiner Mutter zum zweiten Mal. Schon seit Tagen muss ich daran denken, dass heute der Tag ist. Ich habe meine Mutter in den Tod begleitet und mich die Jahre davor sehr intensiv um sie gekümmert. Irgendwie ...

mir wurde weich in den Knien....feuchte Augen dazu!

Jedes einzelne von dir beschrieben Detail kann ich nachvollziehen - meine Mama starb
vor 6 Monaten, fast 95 Jahre alt. Fast 10 Jahre habe ich sie versorgt/betreut/begleitet - mit Unterstützung durch Pflegedienst und guter Zusammenarbeit aller Beteiligter - außer meiner Geschwister.

Loslassen - das ist nicht irgendein Thema, das ist ein wichtiges Thema - neben der Trauer. Zu trauern ist sehr wichtig. Sie auch regelrecht auszuleben... DAS zuzulassen, was Körper, Geist, Seele, Herz, Bauch aufzeigen. Mir ging es stets darum, ALLES aufzuarbeiten, was sich auch schon VOR den 10 Jahren ereignete und speziell sich DANN in den letzten 10 Jahren alles ergab.

Stand JETZT - es waren sehr harte Zeiten. Und ja... ein bisschen Stolz ist auch dabei, dass ALLES auf den Weg gebracht zu haben - mit Hilfe der zuständigen Organisationen (KK, Pflegedienst, Pflegekasse, usw.). Private Hinweisgeber.... die waren und sind unersetzlich. Ich habe ALLE und ALLES angezapft - AUCH um meiner Willen, aber vornehmlich für meine Mama.

Wenn ich zum Friedhof gehe - ich besuche dort meine Eltern, die wieder zueinandergefunden haben. Ich rede mit ihnen, erzähle ich etwas, bete mit ihnen, versorge ihr Grab. Das alles ist für mich eine Aufgabe.

Loslassen - das begann schon zu der Zeit, als Mama in ein Pflegeheim kam, ich sie 5 mal in der Woche besuchte. Sie jammerte. Jede Minute, die ich bei ihr war...keine Minute möchte ich missen. Erzählt, geweint, gelacht, geklagt....aber IMMER mit einem positiven Eindruck, einer festen Umarmung ihr Zimmer wieder verlassen...und einem Winken! ALLES hätte jeden Tag das letzte Mal sein können. DAS gibt mir heute viel Unterstützung - auch beim Loslassen.

Was von meiner Mama im Haus zurück blieb, habe ich recht zeitnah abgearbeitet - und Bilder aufgestellt. Nein... sie ist damit nicht mehr hier, unterstützt das Loslassen allerdings zusätzlich.

DIR wünsche ich viel Kraft. Nehme ALLES so an, wie es sich für dich zuträgt. Lasse DAS zu. Es hilft, sich damit auch (wieder) befreien zu können, um EIGENES Leben (wieder)(neu) zu kreieren. Und...was du nicht versuchst, kannst du nicht einschätzen...als kleiner Tipp zum Schluss

17.08.2023 09:34 • x 2 #299


Rheinländer
Zitat von Kuddel7591:
DIR wünsche ich viel Kraft. Nehme ALLES so an, wie es sich für dich zuträgt. Lasse DAS zu. Es hilft, sich damit auch (wieder) befreien zu können, um EIGENES Leben (wieder)(neu) zu kreieren. Und...was du nicht versuchst, kannst du nicht einschätzen...als kleiner Tipp zum Schluss

Danke.

17.08.2023 14:58 • #300


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