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Letzte Worte, Trauerfälle

Catalina
Zitat von maggot:
Ich denke auch, dass diese Wunde nie komplett verheilen wird.

Ist auch meine Erfahrung. Meine Oma z.B. ist vor mittlerweile 27 Jahren verstorben und sie fehlt mir immer noch manchmal.
Man lernt aber damit zu leben und zu akzeptieren, dass es da eine Lücke gibt, die niemand anderes füllen kann.

Manchmal träume ich noch von meinem Herzensmenschen und dann ist es wieder so, wie es immer war: warm, vertraut, geborgen, bei ihm konnte ich einfach ich sein. Gerade merke ich wieder, wie sehr ich ihn immer noch vermisse...

18.05.2023 14:17 • x 1 #241


maggot
@Catalina Ich hatte damals die Trennung und den Todesfall in kurzer Zeit nacheinander erlebt, das war schon ne absolut finstere Zeit. Da kann man sehen, was man alles ertragen kann. 2 Menschen einfach weg, wobei der Tod auf Dauer natürlich die größte Lücke hinterlassen hat.

18.05.2023 14:25 • x 1 #242


A


Letzte Worte, Trauerfälle

x 3


Catalina
@maggot puh, das ist natürlich doppelt heftig. Ja, man kann viel mehr ertragen, als man selber glaubt, das stimmt wohl. Und das ist vermutlich auch gut so.

18.05.2023 14:33 • x 1 #243


F
Zitat von maggot:
entschieden, dass es besser für dich ist, diese Welt zu verlassen

Vielleicht ist das auch manchmal der Fall, ich weiß es nicht.
Immer wieder mit dieser Geißel der Depression aufwachen zu müssen, immer wieder kämpfen zu müssen...ich weiß nicht, wie lebenswert dann noch Jahre oder Jahrzehnte in der Zukunft erscheinen. Oder auch nur die nächste Stunde.

Es ist eine miserable Erkrankung, die allzu oft tödlich verläuft.
Scheußlich für die Hinterbliebenen, aber auch eine Qual für viele, die jeden Morgen damit aufwachen.

Die Lücken, die der Tod reißt, sind nicht zu füllen...ich versuche, die Dinge zu betrachten, die noch da sind: die schönen Erinnerungen. Die Lust an Kreativität und dem Familienleben. Die Sehnsucht nach Meer und Bergen. Ein ehrenvolles und liebevolles Andenken zu bewahren.

20.05.2023 14:16 • x 2 #244


E
Wenn ein Mensch stirbt, der einen nah war, besonders nah war,
den man vllt. pflegerisch versorgt hat, der evtl. in einer entsprechenden
Einrichtung untergebracht war, weil die häusliche Versorgung nicht mehr
gegeben war, ist das sehr schmerzlich.

Mitte Februar verstarb meine Mutter - 94 Jahre! Wer ist einem näher,
als die eigenen Eltern? Ist eine Mutter nicht besonders nah, da sie
uns als ihr/e Kind/er zur Welt brachte?

Als der finale Anruf kam - war ich darauf vorbereitet? Ich wusste, dass
dieser ultimative Anruf kommen wird. War ich vorbereitet? An welchem
Tag wird er kommen? Der Anruf kam an einem Sonntag um 8.15 Uhr.

Tags zuvor habe ich meine Mutter noch im KH besucht, mich an dem
Samstag gegen 16 Uhr von ihr mit den Worten Mach´s gut, Mama
von mich verabschiedet - wie immer, wenn ich sie besuchte....

27.05.2023 11:47 • x 4 #245


F
Zitat von Kuddel7591:
Ich wusste, dass
dieser ultimative Anruf kommen wird.

Hast du mit deiner Mutter darüber gesprochen?

27.05.2023 12:09 • #246


E
einen Sterbenden zu besuchen - den Besuch zu dessen Lebzeiten zu machen,
ist mitunter von unschätzbarem Wert. Das gelt sowohl für den Sterbenden, als
auch für einen selbst.

Irgendwann ist dieser Mensch nicht mehr da. Dann ist es zu spät, mit ihr/ihm
zu reden, ihr/ihm zuzuhören, sie/ihn zu sehen, in ihre/seine Augen zu sehen,
sie/ihn zu berühren, zu umarmen, einfach nur bei ihr/ihm zu sein.

Später nutzt ein hätte, könnte, würde, wäre nichts mehr. Irgendwann ist es
wirklich zu spät.

So oft es ging, habe ich meine Mutter in den letzten Jahren, Monaten, Wochen
und Tagen besucht. Das habe ich für SIE getan, aber auch für mich. Ich wollte
das so.

Nach dem Tod meiner Mama war ich froh, so viel Zeit mit ihr verbracht zu haben.
Keine Sekunde möchte ich missen. Und nein - es war nicht immer einfach, bei
ihr zu sein. Dennoch...wir haben sehr viel geredet, sehr viel gelacht. Und jeder
Besuch endete mit einem positiven Moment - mit den Worten: Mach´s gut Mama!

Niemand wusste, ob es einen nächsten Besuch gegen würde - am nächsten Tag,
am übernächsten oder wann auch immer. Ich habe mich jeweils so verabschiedet,
als wäre es jeweils der letzte Besuch gewesen.

So schmerzlich ihr Tod letztlich für alle Angehörigen war - ihr Tod war eine Erlösung
im hoch betagten Alter. Dank einer Patienten-Verfügung war alles geregelt, dass
sie die letzten paar Tage palliativ begleitet ....friedlich eingeschlafen ist - für immer!

27.05.2023 12:21 • x 3 #247


E
@Florentine

...das Thema Tod wurde nicht angesprochen - nicht von mir. Ob meine Schwester
diesbezüglich mit Mama sprach, weiß ich nicht.
Mama stellte von einem auf den anderen Tag die Nahrungsaufnahme ein, trank
nichts mehr, verweigerte die orale Medikamenten-Aufnahme. Mama´s Tod war
vorher nicht absehbar. Ich habe sie vorher noch gefüttert...und da aß sie noch
wirklich gut, trank ausreichend, nahm die Medikamente zu sich, sprach mit mir,
mit meinen Geschwistern.

Für mich gibt es daher kein hätte, könnte, würde, wäre. Ich habe zu Mama´s
Lebzeiten das gemacht, was mir wichtig erschien....für SIE, wie für mich. Ich
muss mir nichts vorwerfen, bzw. vorwerfen lassen, etwas versäumt zu haben.

27.05.2023 12:30 • x 1 #248


E
Was ich noch anführen möchte - das Loslassen!

Jeder Mensch, der von uns geht, bedeutet/e uns etwas. Und wenn der Mensch nicht mehr da ist, ist er ja nicht weg. Diese Menschen werden auch nicht einfach vergessen, egal was sie
in ihrem und unserem Leben bewegt/bewirkt haben.

Meine Mama habe ich knapp 6 Jahre zu Hause versorgt, ehe sie in ein Pflegeheim kam. Das war eine sehr harte und schwierige Entscheidung. Ich konnte ihr die Pflege zu Hause nicht
mehr zukommen lassen, da nach einer heftigen Erkrankung ihrerseits eine andere Dimension
entstanden war - trotz des Pflegedienstes und der Haushaltshilfe, die unterstützend da war.

Als Mama im Pflegeheim war - sie hat sehr lange gejammert - begann für mich mit dem Einzug Mama´s ins Pflegeheim das Loslassen. Genau 3,5 Jahre war sie letztlich im Pflege-heim. Und nein.... das Loslassen wurde nicht mit jedem Tag mehr. Einen Umgang damit zu
finden, war nicht so einfach.

Was ist, wenn uns die/der Partner/in verlässt? Was ist, wenn wir jemanden verlassen? Das
Gegenüber ist ja auch nicht mehr da, egal aus welchem Grund man verlassen wird, bzw. verlassen hat. Auch da ist das Loslassen sehr sehr wichtig. Ja, das ist ein anderes Loslassen.

Loslassen müssen wir ständig irgendwas, was übrigens einen eigenen Thread wert wäre.

27.05.2023 15:27 • x 3 #249


E
Je mehr ich in diesem Thread lese - wir alle beschäftigen uns erst mit diesem Thema,
wenn es uns unmittelbar erreicht (hat). Sich mit dem Thema zu beschäftigen - ein sehr
sensibles Thema - wird überlegt, was richtig und was falsch sein könnte - im Verhalten,
beim denken, beim reden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ein richtig/falsch
nicht gibt.
Jeder Mensch geht anders mit dem Thema Tod um. Viele Menschen verdrängen das
Thema, auch wenn es sie unmittelbar erreicht/betrifft. Ich kann mich da nicht ausschließen.
MICH erreichte das Thema, als ich durch eine heftige Erkrankung selbst kurz davor war.
Es wurde Zeit, sich Gedanken über das eigene Schicksal zu machen. Und es war richtig
so...für mich zumindest.
Je mehr ich hier lese, um so normaler kommt mir das jeweilige Verhalten der Verfasser
der Posts vor. Mir erscheint sehr wichtig, dass die jeweiligen Eindrücke zum Ausdruck gebracht wurden, thematisiert wurden. Viele Eindrücke erlebe ich derzeit im Verhalten
meiner Geschwister - durch Rückzug, durch Stille, durch Schweigen, durch das meiden
des Elternhauses. Ich frage nicht nach dem WARUM. Nein... und ich stehe auch nicht
drüber. Ich erlebe die Zeit nach dem Tod unserer Mama sehr bewusst, lasse alle Gedanken zu.

Ich kann/will keine Empfehlungen aussprechen - das steht mir nicht zu. Ich kann nur mitteilen, wie es mir ging, wie es mir jetzt geht. Die Trauer ist präsent, auch wenn ich nicht weinen kann. Wenn ich ans Grab der Eltern gehe, rede ich mit ihnen, berichte ihnen, was ich denke, was ich fühle. Das Grab ist immer gut gepflegt. Das ist mir sehr wichtig - auch in der Aufarbeitung und Verarbeitung. Ich kann sagen - ich MACHE, ohne viel darüber nachzudenken, was Andere von mir denken, was sie reden, was sie fühlen (könnten). Ich bin mir gegenüber verantwortlich....sonst niemandem.

Es gibt kein falsch, es gibt kein richtig - jede/r entscheidet für sich, was sie/er macht, bzw.
unterlässt, was sie/er sagt, bzw. verschweigt. Besser ist es - alles rauszulassen, um Trauer zuzulassen, um später auch loslassen zu können.

28.05.2023 09:46 • x 3 #250


G
Seite 19
forenuser-die-ihr-vermisst-t47915-s270.html

Tempi


@Kuddel7591
09.08.2021 19:43 • • #278
Danke

Willkommen zurück, lieber Kuddel. Freut mich wirklich sehr.

29.05.2023 18:08 • #251


F
Zitat von Kuddel7591:
Es gibt kein falsch, es gibt kein richtig - jede/r entscheidet für sich, was sie/er macht, bzw.
unterlässt, was sie/er sagt, bzw. verschweigt. Besser ist es - alles rauszulassen, um Trauer zuzulassen, um später auch loslassen zu können.

Ja, und dafür hat mir das Thema hier schon wirklich geholfen. Weil ich kein Erfahrung damit hatte und ich oft denke, ich bin da zu emotional...keine Ahnung. Mir ist absolut unverständlich gewesen, wie meine Mama und ihre Brüder ihre Reden halten konnten, so gefasst, ohne Tränen...aber dann hab euch selber mein Lied gesungen und es war wackelig an einigen Stellen ... Aber das lief auch nur, weil ich meine Schwester mit ihrem Gedicht geopfert habe.
Wir waren unmittelbar nacheinander dran und sie meinte zu mir: Welche Reihenfolge? Und ich hab ganz schnell gesagt, dass ich zuerst möchte, denn wenn ich erst ihr Gedicht höre, muss ich weinen und dann kann ich nicht singen.
Meinte sie: oh man, das geht mir genau so.
Ich hab dann angefangen und sie sollte mein Notenblatt halten, weil wir keinen Notenständer hatten....und sie musste so weinen und hat so gezittert mit den Händen...so dass ihr Gedicht, das sich eigentlich inhaltlich um weint nicht an meinem Grab drehte, mit ganz viel Weinen unterbrochen wurde.
Das tat mir anschließend etwas leid.
Ich dachte, ich habe sie übervorteilt und hätte zurückstecken sollen...aber wer weiß sowas vorher.

Ich hab ihr anschließend gesagt, dass es mir leid getan hat. Aber sie meinte, es war schon OK und sie hat mich verstanden.

Ich arrangiere mich damit, dass es ok ist, dass ich immer noch weine und dass es OK ist, dass ich Probleme habe, meine Gefühle auszusprechen.
Ich bin da wie mein Papa. Ich mache dann eher Sachen: koche, halte den Rücken frei, fahre, hole ab usw. Mein Großpapa wusste das bestimmt. Er wusste, dass ich ihn so lieb habe, er hat meine Bilder gesehen, die ich gemalt habe und meine Lieder gehört. Dass wir im April Alle Jahre wieder gesungen haben.
Meinem Papa habe ich vorletztes Wochenende dann doch mal gesagt, dass er ein toller Papa ist und ich ihn sehr liebe. Und dann haben wir uns am Lagerfeuer in den Arm genommen und das war schön - aber das gelingt mir so selten.

Mein Großpapa fehlt mir so tief.
Es ist, als wären mir Wurzeln rausgerissen und ich hab nicht die leiseste Ahnung, wie ich es jemals verkraften soll, wenn meine Eltern gehen.
Das macht mir tierische Angst.

30.05.2023 01:27 • #252


F
Ich glaube, ich habe Angst vor dieser Kaskade: mein Großvater ist gestorben. Mein Opa und meine Omas werden folgen, da es nun Mal leider keine Ausnahmen gibt.
Und dann werden meine Eltern und meine 10 Tanten und Onkel plus deren Partner/innen folgen . Und dann meine Cousinen und ich...

Diese Kaskade hat nun zum ersten Mal für mich Gestalt angenommen - zugegeben verdammt spät mit über 40 Jahren..aber es gibt keine Ausnahmen und wie soll ich - wie? - jemals all diese fabelhaften Menschen um mich rum loslassen? Dieses enge Rudel? Ich sehe auch meine Tanten und Onkel i.d.R. so einmal pro Monat, auch meine Cousinen...wir sind eng beieinander.
Das ist mein Nest und mein Zuhause.

30.05.2023 01:38 • x 1 #253


BrokenHeart
Man nennt es auch den Lauf des Lebens ......

30.05.2023 01:43 • #254


F
Zitat von BrokenHeart:
Man nennt es auch den Lauf des Lebens .....

Ja.
Mir ist klar, dass es unabwendbar ist...alles davon.
Das ist, was mir Angst macht. Ich finde keinen Frieden in diesem Gedanken und akzeptieren kann ich das nur, weil ich es ob der Unabwendbarkeit muss. Nicht, weil ich es selbst wirklich fühle und damit einverstanden bin.

30.05.2023 01:50 • #255


A


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