Was noch gar nicht so besprochen wurde, ist , warum so viele Verheiratete überhaupt eine Affäre beginnen. Es scheinen ja etliche zu sein. Also keine Ausrutscher auf einer feuchtfröhlichen Party, wo am nächsten Tag der Katzenjammer und die Reue groß sind , sondern über zum Teil Jahre andauernde Affären, mit großer emotionaler Verbindung auch außerhalb des Bettes.
Da sehr oft der Vorwurf fällt, dass der Betreffende doch lieber erst Schluss machen soll und sich dann erst auf eine neue Frau einlassen soll (oder eben umgekehrt, bez. der Geschlechter), impliziert das doch, dass es also eine handfeste Krise in der Partnerschaft gibt, - wenn gar eine Trennung im Raum steht.
Man erwägt eine Trennung schließlich nicht aufgrund einer einmal nicht korrekt eingeräumten Spülmaschine.
Das bedeutet also, in eine Affäre stolpert niemand einfach so hinein. Es sei denn, es handelt sich um einen notorischen Fremdgänger, für den das eine Art Sport ist. Mit solch einem aber wird keine Frau, die etwas auf sich hält, zusammen sein wollen.
Es stolpert also weder die Geliebte, noch der fremdgehende Ehemann zufällig in eine Affäre. Dass der eine einfach nur ein bisschen außerehelich f*cken will und die Affärenfrau sich ihm sogleich hingibt, weil er ihr ein paar Nettigkeiten und Schmeicheleien sagt, ist ein naiver, um nicht zu sagen, primitiver Denkansatz.
Wenn ein Mensch seine Ehe und alles, was an dieser hängt und ihm auch sehr viel bedeutet, riskiert, dann sicher nicht für ein bisschen S. nebenbei und schon gar nicht, wenn es eigentlich recht ok in der Beziehung läuft. Männer geben sich in Beziehungen mit deutlich weniger zufrieden als Frauen, welche viel schneller spüren, wenn ihnen etwas fehlt.
Es muss in der Beziehung also einiges im Argen liegen. Was ja nicht schlimm ist. Es ist auch keine Schuldzuweisung an den betrogenen Part. Am Fremdgehen hat kein Betrogener Schuld, wohl aber natürlich daran, dass in der Beziehung nicht geredet wird und die Intimität immer mehr in den Hintergrund gerät. Und daran sind natürlich beide Partner schuld. Nicht der Betrogene.
Warum also dieses Gewetter gegen diejenigen, die in diese Ehekrise hineingezogen werden?
Ehekrise ist ein starkes Wort, aber meiner Meinung nach zutreffend. Besteht eine Ehe aus einem Part, der sich zu viel mit anderen Dingen befasst, selten zuhört oder ständig gestresst ist, und aus einem Part, der sich ungehört fühlt und immer mehr den Wunsch nach jemandem verspürt, bei dem er wieder er selbst sein kann, dann ist die Beziehung in der Krise. Was soll Krise sonst sein als der Zustand des gegenseitigen Entgleitens?
Meiner Meinung nach ist es längst fünf nach zwölf, wenn einer von beiden ausbricht. Das Ausbrechen beginnt nicht erst in dem Moment, in welchem eine andere Frau sich den Avancen hingibt. Sondern in dem Moment, in dem der Verheiratete vom Ausbrechen träumt.
Daher ist eine Schuldzuweisung gegen die Affärenfrau einfach nicht zielführend. Nicht sie hat den Ehemann verführt. Sondern er sie.
Ob sie auf seine Versuche mit Zurückweisung reagiert, oder nicht, ist vollkommen irrelevant. Der Wille zum Fremdgehen ist in seinem Kopf und wird nicht einfach wieder in Luft sich auflösen, wenn er bei einer Frau abblitzt. Oder bei zehn.
Außerdem wäre es traurig, wenn der Ehepartner nur deshalb bei seiner Frau bleibt , weil ihn niemand sonst ran lässt.
Außenstehende Frauen, die von verheirateten Männern angegraben werden, sind zudem nicht die Kindermädchen dieser Männer. Die Männer sind üblicherweise weit über der Volljährigkeit und können selbst Entscheidungen treffen.
Wenn sie die Entscheidung treffen, an jenem Abend nicht nachhause zu fahren, sondern zu einer anderen Frau, um dort Streicheleinheiten zu genießen, Gespräche zu führen oder wilden S. zu haben, dann hat ihn niemand mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen.
Vor dem Hintergrund, dass also jeder Erwachsene weiß, dass Langzeitbeziehungen gerne mal an Sprachlosigkeit, eingeschlafenem S. (was im Grunde auch nichts weiter als mangelhafte Kommunikation ist) und Alltagstrott leiden, und Menschen gerne den Weg des geringsten Widerstands gehen, ist es nicht wirklich einzusehen, dass ausgerechnet dem fünften Rad am Wagen die Vorwürfe gemacht werden, denn dieses hat mit den Eheproblemen am allerwenigsten zu tun.
Zum Thema Eine Affärenfrau gibt sich mit Krümeln zufrieden. Ja und nein.
Eine Affärenfrau gibt sich, zumindest am Anfang der Affäre, mit genau dem zufrieden, was diesem Leben seine Würze gibt. Begehren, Leidenschaft, Anziehung, Ekstase, Tiefe.
Das sind keine Krümel, jeder, der echte Ekstase erlebt hat, weiß das.
Erst, wenn auch die Affärenfrau anfängt, all die Dinge zu wollen, die eine Frau angeblich zu wollen hat, also Nummer 1 sein, die Einzige sein, Ansprüche haben zu dürfen, Forderungen stellen zu dürfen, abgesichert zu sein, eine Garantie auf Lebenszeit zu haben auf den Mann, und so weiter, dann fangen die Probleme an. Vor allem für sie. Aber auch für ihn, denn das hatte er ja, von dort kam er ja. Von dort ist er geflüchtet.
Aber in dem Moment, von dem an eine Affärenfrau mehr will, als das, was die Beziehung so knisternd, aufregend und wunderbar gemacht hat, degradiert sie selbst all das zu Krümeln.
Und erhebt genau das zum begehrenswerten Ziel, aus dem ihr Liebhaber weg wollte.
Ich glaube nicht, dass ein Mann große Lust darauf hat, mit mehreren Frauen ein und dieselbe Sache zu erleben. Und ganz ehrlich, eine Frau wahrscheinlich auch nicht. Deswegen haut es selten hin, dass ein Mensch nach einer Beziehung mit Kindern, Haus, Schwiegereltern, Hund, Klavierunterricht des Jüngsten, Familienurlaub, Weihnachten, Indoorspielplatz, Konfirmation... dasselbe nochmal will. Es gibt Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
Wenn der mühsame Weg des Lösens eines verheirateten Mannes aus seiner Ehe zwecks Hinführung ebendieses Mannes in eine neue Ehe/ Beziehung eingeschlagen wird, dann ist der Grund dafür meines Erachtens selten der, dass das tatsächlich der Herzenswunsch der Frau ist, sondern mehr so ein Rest ihrer Sozialisierung. Was schade ist, denn sie hat ja bereits erfahren, dass das Beste, was sie von einem Mann bekommen kann, nicht per se in einer Ehe zu finden ist.
Wenn die Ehe Frauen (oder auch Männer) lediglich dazu bringt, sich erhaben zu fühlen und wertvoller als Unverheiratete zu sein (wobei ich tatsächlich glaube, dass das ein anerzogenes Denken bei Frauen ist), dann tut mir das sehr leid.
Liebe ist, wenn Treue Spaß macht.
02.02.2025 04:10 •
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