@Valerieee
Ich war bisher nur stille Mitleserin, da ich vor einigen Jahren auch in deiner Situation war und ich, was du/und was die anderen hier schreiben, sehr interessant finde.
Du bringst beim Schreiben viele Dinge ganz gut auf den Punkt, danke dafür.
Das Miteinander ist hier allgemein sehr angenehm, was ja auch eher selten in solchen Threads ist.
Wenn es um Affären geht, wird sonst vieles ja leider viel zu pauschalisiert.
Es gibt den Affärenstempel und dann werden einfach vorgefertigte Meinungen, Kritiken und teils. auch Beleidigungen rausgehauen. Den Menschen die in einer Affäre stecken werden alle Gefühle abgesprochen und diese pathologisiert. Das ist aber letztendlich für keinen zielführend und auch wenig hilfreich.
Ich denke jeder kann und sollte lieber voneinander lernen. Es bringt nichts vor allem die AF zur Hexe zur machen, wenn der Grund nicht selten ganz woanders liegt.
Es gibt zwei, drei Punkte die mir in vielen Threads immer wieder auffallen zu denen ich gerne etwas schreiben würde.
Oft wird ja geschrieben, dass die entstandenen Gefühle ja nicht echt sein können, da es keinen gemeinsamen Alltag gegeben hat/gibt.
Was dabei aber vielleicht vergessen wird ist, dass die Eheleute auch keinen gemeinsamen Alltag hatten in der ersten Zeit. Man hat mit niemandem sofort einen gemeinsamen Alltag, sondern hat Dates, schreibt viel, telefoniert viel, führt lange Gespräche, unternimmt schöne Dinge und so merkt man nach und nach, dass es passt und verliebt sich. Nicht Anderes passiert in Affären. Doch anders als Singles, können diese Verliebten dann kein Paar werden. Wären es Singles würde ihnen niemand sagen ja ja, das sind nur eure Hormone.
Auch gibt es einige Fernbeziehungen, die irgendwann sogar heiraten, bei denen es keinen wirklichen gemeinsamen Alltag gibt.
Da haben manche Affären mehr gemeinsamen Alltag, vor allem wenn der Mann unter der Woche in einer anderen Stadt arbeitet. Das gibt es ja auch genug, dass die AF von Mo-Fr mit ihm lebt und am WE ist er bei EF. Die haben sogar mehr Alltag zusammen als EF mit ihrem Mann. Und trotzdem, sogar wenn solche Geschichten über Jahre gehen, wird einfach gesagt die hatten ja nie einen gemeinsamen Alltag.
Ok Hochzeit, Kinder kriegen also Familienaufbau, das erlebt man in AFs eher nicht (außer mal ein uneheliches Kind).
Aber ansonsten kann man sich in AFs sehr gut kennenlernen und es kann sehrwohl eine ernste tiefe Liebe wachsen.
Dann lese ich ganz oft, dass die Affärenfrau sich als was Besseres fühlt als die EF.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Frauen oder auch Männer gibt, die es toll finden und es deren Selbstwert stärkt, nur die Nr. 2 zu sein. Also bei mir war das genaue Gegenteil der Fall.
Wie in so vielen Affären hat mir mein ExAM ja auch nicht wirklich Gutes von zu Hause erzählt, wenn es mal darum ging. Sicherlich war davon vieles oder gar alles gelogen.
Aber ich hatte dadurch damals eher den Gedanken, dass es mit mir ja noch weniger gut sein muss, wenn ExAM die Trennung trotzdem nicht schafft. Erst später wurde mir klar, dass das damit gar nichts zu tun hat.
Aber für mich war es damals so, dass die EF die supertolle Frau ist, die ExAM auf keinen Fall verlieren will und ich nicht gut genug, um mit mir einen Neunanfang zu wagen. Ich fühlte mich ihr gegenüber dadurch eher kleiner. Und ich könnte mir vorstellen, dass es für viele AP eher schlecht für den Selbstwert ist.
Man könnte sagen, jeder Tag Affäre ist eine Entscheidung gegen den AP.
So toll ist das nicht.
Ich hab darunter sehr gelitten. Und klar man kann ja selbst auch einfach gehen, aber oftmals ist man schon zu tief drin und/oder der AM lässt einen nicht gehen (mal kurz formuliert).
Wenn die betrogenen EF wüssten, was so mancher Mann alles veranstaltet, sich Arme und Beine ausreißt, um die Geliebte zurückzubekommen, welche Storys und manchmal gar Beweise dafür aufgetischt werden, würden sie ihnen nicht so schnell, wenn überhaupt, verzeihen.
Klar kann man sagen, die Geliebte ist selbst Schuld, weil sie dem AM glaubt. Aber eine EF glaubt dem Mann ja meistens auch und nimmt ihn zurück. Da sind AF und EF gar nicht so verschieden.
Eine AF glaubt einem AM genau aus dem Grund, wieso eine EF ihm glaubt. Er ist extrem überzeugend und sie liebt ihn.
Ich zB wollte damals gar keine Affäre mit ExAM. Es ging, so blöd es klingt, was aber auch nicht so selten ist, von ExAM aus. Da ich hier nicht noch weiter den Rahmen sprengen will, beschreibe ich es mal ganz plump.
Er hat mich über Monate bearbeitet (nette Worte, Nettigkeiten, immer wieder melden u.v.m), irgendwann erzählt er stehe vor der Trennung und hat mich dann vor die Wahl gestellt, ob ich ihm und mir eine Chance für eine gemeinsame Zukunft (denn Affäre wollte ich nicht) geben möchte oder nicht. Er der seit 20Jahren verheiratete Mann drückte mir die Pistole auf die Brust, ob ich eine Zukunft mit ihm will. Er versprach auch die schnelle Trennung. Da ich selbst noch vergeben war (ü20Jahre), musste ich auch erstmal alles zu Hause regeln. Aber mein ExAM ließ sich immer mehr Zeit.
Ich merkte eigentlich schon recht schnell, dass was nicht richtig ist und wollte es beenden, schickte ihn zur Ehetherapie mit der Frau (das sagte ich ihm vorher schon, lehnte er aber immer ab).
Aber ExAM war auch da wieder sehr überzeugend mit seinen Begründungen und mit seinen Versprechen.
Leider...aber Liebe macht blind. Nur daran sieht man auch, dass eben nicht der arme AM das Opfer ist. Das sieht man ja auch nicht nur an meiner Geschichte, sondern an ganz vielen anderen.
Die AM sind es, die meistens nicht locker lassen. Die Himmel und Hölle in Bewegung setzen, dass die AF bleibt. So wie die AM wahrscheinlich auch alles erdenkliche tun, damit die EF bleibt, was die EF ja dann auch tut.
Und obwohl mein ExAM damals, nachdem er aufgeflogen ist die Ehe 2.0 gestartet hat, hält er noch heute an mir fest, Jahre später (für mich ist es aber vorbei). Damals musste ich ihn sogar blocken u.v.m.
Noch heute erzählt er mir, dass er seine Entscheidung damals bereut, er sucht immer wieder meine Nähe (da wir beruflich zu tun haben) und noch heute will er mir weismachen, dass er ja nun kurz vor der Trennung steht. Ich kann darüber nur noch schmunzeln, aber wenn seine EF das wüsste, würde sie das nicht ganz so lustig finden. Sie denkt seit Jahren es sei alles wieder gut.
Und auch da ist meine Geschichte nicht einzigartig, sondern so ist es ganz ganz oft.
Der betrogene EP denkt es sei alles wieder gut, während im allermeistens Fall der AP die AF nicht loslassen will. Diese Ehen 2.0 sind in so einem Fall leider nichts anderes als eine weitere Lüge, aufgebaut auf Lügen.
Würde mich mein EP betrügen, würde ich z.B. vor allem dann hellhörig werden, wenn der die AF besonders schlecht macht und/oder ihr die Hauptschuld gibt und/oder erzählt die AF würde ihn stalken u.v.m.
Klar gibt es auch solche irren Menschen, aber ohne Beweise wäre ich da vorsichtig.
Denn meistens ist es dann anders herum.
Die AF sind meistens die, die auch nur von vorne bis hinten belogen und vera+++t werden.
Ich glaube die wenigstens tun sich so ein Drama, so viel Kummer etc. einfach so an.
Sicherlich ist es das Schlauste es gar nicht zu einer Affäre kommen zu lassen.
Oft bauen sich die Gefühle aber über einen langen Zeitraum, manchmal auch erstmal unbemerkt, auf.
Dann noch was zum letzten Punkt der hier gerade besprochen wird...und zwar, dass wer einmal betrügt es immer wieder tut. Ich denke, dass kann man nicht so pauschalisieren.
Es gibt natürlich auch die, die den Kick suchen und die es deshalb schon nicht sein lassen können.
Aber ich glaube von diesen notorischen Fremdgehern gibt es gar nicht so viele.
Die Meisten Affären entwickeln sich ja eher ungeplant/ungewollt und dann stehen diese Menschen vor ganz viel Chaos, Leid und Kummer. Die wenigsten tun sich das ein zweites oder drittes Mal an.
Und was man bei allem auch nicht vergessen darf ist, dass Affären nicht selten auch aus Gründen entstehen die in der Ehe liegen. Nicht wenige AP sind unglücklich, lieben den EP nicht mehr, aber bleiben wegen Kindern, Haus, Geld und gesellsch. Zwang (schon allein hier im Forum gibt’s gute Beispiele dafür) bzw. gehen nur aus diesen Gründen immer wieder zurück und nicht, weil die Gefühle für den EP wieder da sind oder an der Ehe gearbeitet wurde.
Dass diese Menschen da immer wieder mal ausbrechen wundert mich nicht.
Macht sie in meinen Augen aber zu keinen Dauerbetrügern und ich glaube sogar, dass die in einer neuen Beziehung, in der es passt und sie glücklich sind, auch nicht mehr fremd gehen.
Ich glaube es gibt einige glückliche Beziehungen die aus einer Affäre entstanden sind oder wo es zwar keine Affäre gab, sich zwei Menschen aber füreinander vom EP getrennt haben.
Von denen die ich kenne, höre ich durch die Reihe weg Sätze wie „endlich bin ich glücklich“, „jetzt weiß ich was wirkliche Liebe ist“. Und die sind schon ü10 Jahre zusammen, teils sogar verheiratet.
Eine Affäre einzugehen/zu führen zeigt sicherlich einige eigene charakterliche Schwachstellen auf (u.a. Feigheit, Konfliktscheu, je nachdem Egoismus, u.ä....) aber ich würde auf keinen Fall sagen, dass jeder AP immer wieder betrügen würde.
Ein solchen Gen gibt es sicherlich nicht.
08.02.2025 09:23 •
x 6 #1522