Hallo Community
Nach wochenlangem Mitlesen eurer Geschichten und Erfahrungen wage auch ich mich nun darüber, über meine Trennung zu erzählen ich schreibe gerne ausführlich und bedanke mich vorab schon bei euch fürs Lesen und Eure Zeit. Weiters möchte ich noch sagen, dass ich es ECHT heftig finde, welch schlimme Situationen viele von euch hier teilweise beschrieben haben dagegen wirkt ein normales Verlassenwerden wie in meinem Fall schon fast harmlos ich möchte das keinesfalls auf eine Stufe stellen und weiß, dass es weit aus schlimmere Dinge im Leben gibt dennoch geht es mir im Moment nicht sehr gut und ich freue mich über euren Zuspruch, Tipps, Erfahrungen, Meinungen.
Okay, zu den Hardfacts: Meine Trennung ist inzwischen ca. 7 Wochen her, ich habe mir bewusst etwas Zeit gelassen, da man zu Beginn ohnehin ein unberechenbares Gefühlswrack ist. Ich (30) habe meine Freundin (25) vor ziemlich genau 4 Jahren kennengelernt, es hat bei uns beiden sehr schnell gefunkt, die ersten verliebten Wochen waren wie in so vielen Beziehungen ein Traum, daher stellte sich der Zustand wir sind zusammen relativ rasch ein.Da ich bei manchen eurer Geschichten gerne ein Bild zu gewissen Personen im Kopf gehabt hätte, möchte ich das hier kurz ermöglichen: Sie ist 25, 1.60m groß, asiatische Wurzeln (mütterlicherseits), sehr sportlich, schlank, zierlich, langes schwarzes Haar, charakterlich ein Sonnenschein, ein Energiebündel, stets gut drauf, frech, verspielt, direkt. Von der Reife her ist sie erwachsen, zielstrebig, hat in Mindestzeit studiert und liebt ihren Job.
Wir wohnten im ersten Jahr in getrennten Wohnungen, suchten uns danach gemeinsam unsere Traumwohnung, bezogen diese, richteten sie gemeinsam ein und lebten demnach bis zur Trennung gemeinsam. Bis auf wenige Kleinigkeiten und Ausnahmen kann ich über unsere Beziehung absolut nichts Negatives berichten. Ich bin im Bankenbereich tätig, sie ist Lehrerin. Wir haben uns im Alltag perfekt ergänzt und unterstützt, hatten freundeskreistechnisch unserer Freiheiten. Neben dem Alltag haben wir in den letzten 4 Jahren auch einige andere (positive und negative) Dinge gemeinsam durchlebt, etwa eine lange Karibikreise, diverse andere Trips in Städte, nach Spanien, Ägypten, in Thermen usw. Das Suchen und Einrichten der gemeinsamen Wohnung, einen Autokauf, den Verlust eines geliebten Haustiers. Ich habe ihr über eine schwere Phase, in der sie beruflich zwangsversetzt wurde und aus der Bahn geworfen wurde, hinweggeholfen und sie mir heuer im Sommer über eine noch viel schwerere: Mein Papa ist unerwartet mit nur 57 Jahren verstorben, sie ist wochenlang nicht von meiner Seite gewichen und war physisch und psychisch zu 100% für mich da ich werde ihr das nie vergessen.
Erwähnen möchte ich auch die familiären Verhältnisse, die meiner Meinung nach außergewöhnlich eng und alles andere als selbstverständlich waren. Zur Info: Wir leben und arbeiten in der Stadt, ihre Eltern und ihr Bruder ebenfalls (10 Minuten von uns entfernt). Ich komme vom Land, d.h. mein Elternhaus ist 3 Fahrtstunden entfernt. Von Beginn an hat sie trotz der Entfernung eine sehr enge Verbundenheit mit meiner Mama aufgebaut, sich bei uns zuhause (großes Haus, Garten, Pool, perfekter Kontrast zur Stadt) sehr wohl gefühlt. So hat es sich ergeben, dass wir innerhalb der 4 Jahre Beziehung etwa jedes zweite bis dritte Wochenende bei mir zuhause am Land verbracht haben (bzw. in den Ferien auch längere Zeit). Sie und meine Mama waren ein tolles Team, als Sohn/Freund freut einen dieser Umstand natürlich sehr. Wir waren zuletzt auch gemeinsam im Urlaub, sie telefonierten oft, machten sich oft etwas ohne mein Beisein aus und wir waren wie bereits erwähnt trotz der langen Anreise so oft es geht dort. In die andere Richtung war das Verhältnis nicht ganz so intensiv, dennoch hätte ich mir keine besseren Schwiegereltern wünschen können. Einfache Leute, sie haben mich sofort aufgenommen, geliebt und geschätzt, wir waren oft gemeinsam essen oder auf Besuch und natürlich haben sich auch meine Mama und ihre Eltern kennengelernt, super verstanden und gespürt, das passt. Mit ihrem Bruder pflege ich bis heute eine enge Freundschaft mit täglichem Kontakt und vielen gemeinsamen Unternehmungen.
Und nun noch kurz zum Thema 6, Wertschätzung etc.: Da ich sie bedingungslos geliebt habe, habe ich sehr viel in die Beziehung investiert und möchte mich hier auch nachträglich nicht klein machen/die Schuld bei mir suchen. Sie hat sich auf mich verlassen können, und zwar in jeder Lebenssituation. Ich war immer erreichbar, immer für sie da, wenn sie mich gebraucht hat. Regelmäßig Blumen mitgebracht, bekocht, kleine Überraschungen/Geschenke, die Arbeit hinten angestellt wenn sie krank war, ihr bis zuletzt regelmäßig gesagt, wieviel sie mir bedeutet, liebe Nachrichten, sie und ihre Freundinnen nach dem Weggehen abgeholt und sicher nach Hause gebracht, ihre beste Freundin und ihren Bruder regelmäßig zu uns aufs Land mitgenommen . ihr merkt schon, ich könnte noch 100 Sachen nennen. Abgekürzt, ich habe sie und die Beziehung nicht vernachlässigt, niemals. Das 6Leben war, da wir beide sehr spezielle, gleiche Vorlieben hatten, wunderbar, aufregend, für beide befriedigend.
Zukunftsplanung: Für uns beide war der Wunsch nach einem Baby eindeutig, wir ließen uns Zeit, die Beziehung reifen zu lassen und beschlossen letzten Winter, es ernst werden zu lassen. Sie setzte heuer im Frühling die Pille ab (da es ja bekanntlich nach jahrelanger Einnahme eine Zeit dauern kann, bis die Wirkung im Körper entschwindet) und wir waren fortan darauf eingestellt: Wenns passiert, passierts, wir haben keinen Stress dabei aber freuen uns beide darauf. Ihr seht also, es war uns beiden sehr ernst und in der jetzigen Situation muss ich natürlich heilfroh sein, dass es bisher nicht geklappt hat. Ein weiterer etwas trauriger Aspekt: Nachdem die Beziehung über fast 4 Jahre sehr gut lief, sich richtig anfühlte, nach vielen Gesprächen übers Heiraten und dem Besuch der Hochzeit ihrer besten Freundin (inkl. Trauzeugendasein) war für mich klar, ich möchte sie heiraten. Als sie im Juli mit ihrer Mama für ein paar Tage alleine Urlaub gemacht hat, war ich mehrmals beim Juwelier, habe einen Ring ausgesucht, Mama und Bruder eingeweiht und gemeinsam beschlossen, dass ich ihr heuer zu Weihnachten einen Antrag mache. Leider kam es nicht soweit, das Schicksal wollte es wohl anders. Bis heute weis sie davon nichts, da es ohnehin nichts mehr ändert.
Die Trennung: Seis wie sei, August 2019. 2 gemeinsame Urlaubswochen in der ersten genossen wir einen wunderbaren Pärchenurlaub in Spanien, sehr entspannt, viel gelacht, viele Zärtlichkeiten, kein Streit, kein Vorfall, kein gar nichts. Die zweite Woche verbrachten wir mit Erledigungen zuhause, Family und Co.
Danach kam das Wochenende, das alles beenden sollte. Sie war gemeinsam mit 3 anderen Freundinnen an einen See nach Ungarn gefahren. Die ersten beiden Tage und Nächte waren normal ständige Anrufe, Fotos, ich vermisse etc., wie ich sie kenne. Am dritten Abend bzw. in der Nacht kam nichts mehr, erst am nächsten Morgen am Heimweg. Gut, zu Beginn erstmal alles unspektakulär. Sie hat einen Mann kennengelernt und sich gut mit ihm unterhalten, geplaudert, geflirtet. Sie waren zu 8. in einer großen Gruppe unterwegs, es ist nichts passiert. Da sie weiterhin Ferien hatte und ich 40h/Woche im Büro war, konnte ich die Situation zu diesem Zeitpunkt wenig beeinflussen bzw. hatte wenig Zugriff, sie war unverändert, lies sich nichts anmerken. Um die Sache abzukürzen und lt. Ihrer umfangreichen Beichte danach (im Zuge des Schlussmachens): In dieser Nacht in Ungarn komplett und ohne Kontrolle in diesen Mann verschaut, sich die Woche darauf 2 weitere Male mit ihm getroffen (Öffentlichkeit) das Wochenende darauf schließlich (unter Lügenvorwand) auch eine Nacht mit ihm verbracht. Die Frage, ob und wieviel gelaufen ist, stellte sich nicht mehr, sie kam am nächsten Tag nach Hause, hat sich zu mir gesetzt, unter Tränen alles erzählt, sie versteht es nicht (oder zumindest noch nicht), weis nicht weiter, ist komplett vernarrt und fixiert auf diesen Mann, der seit einer Woche in ihrem Leben ist. Es fühlt sich falsch an, aber sie kann nicht anders, sie möchte sich von mir trennen. Sie wird es bereuen, die Familie wird sie dafür hassen, aber sie wird es durchziehen. Kein darüber reden, keine Beziehungspause, kein gar nichts. Am Tag danach hat sie ihre Sachen gepackt, ist zu ihrem Bruder gezogen und hat unsere gemeinsame Wohnung seither nie wieder betreten.
Auf Basis eurer Meinungen kann ich euch gerne alle möglichen weiteren Infos zu allen möglichen Dingen geben, etwa wie die Situation im Moment ist, aktueller Kontakt, wie sich unsere Familien verhalten, Infos über diesen Mann etc. Also bitte stellt genug Fragen, den ich weis nicht, wo ich am besten noch Infos ergänzen soll, ich möchte euch noch soviel erzählen und soviel von der Seele schreiben
Zur mir aktuell: Wie gesagt, ich habe bewusst die erste, ganz schlimme Zeit abgewartet, vor Verfassen dieses Postings. Ich bin ein sehr ruhiger, friedlicher, selbstloser junger Mensch und ich hätte in 1000 Jahren nicht damit gerechnet, dass mir so etwas widerfährt, sie zu so etwas fähig ist. Es hat sich angefühlt wie ein Messerstich mitten ins Herz, ein Messerstich von ihr. Die Situation hat mich übermannt, überwältigt, schnell hat sich Dunkelheit um mich herum breit gemacht. Die ersten beiden Wochen waren ein einziger Mix aus weinen, Unverständnis, Verzweiflung, Schlaflosigkeit, tiefer Traurigkeit. Nach Phase 1 und nachdem ich wieder halbwegs gesellschaftsfähig war habe ich die gesamte Palette an Erstmaßnahmen durchlaufen. Reden, reden, reden, jeden zweiten Abend mit Freunden was machen, fortgehen, betrinken, 3x die Woche Fitnesscenter, Videospiele, Besuch bei einer Trennungstherapeutin, sehr viel gearbeitet, die lang ersehnte Anschaffung eines neuen Autos realisiert und und und. Daher: Ja, ich bin über das schlimmste hinweg, was aber nach wie vor da ist, ist die Leere in mir. Alles was ich tue fühlt sich nicht vollständig an, es lenkt ab aber es erfüllt mich nicht mit Freude, es ist momentan mehr ein dahinleben/belangloses durchleben der Zeit, ohne wirkliche Freude, ohne herzhaftes Lachen, ohne Wärme, Zärtlichkeit Liebe. Es sind mittlerweile 7 Wochen vergangen und ich vermisse sie noch immer so schmerzhaft intensiv, ihre Gegenwart aber vor allem die gemeinsame Zukunft, die nun nur mehr als blasse Erinnerung irgendwo im Kopf dahinschwindet.
Ich bedanke mich nochmals herzlich fürs Lesen und freue mich einen hilfreichen, befreienden Dialog mit euch.
22.10.2019 13:35 •
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