Liebe Trine,
mich spricht Dein Thema an, weil ich es ganz ähnlich empfunden und erlebt habe, obwohl ich noch etwas jünger bin als Du.
Meine 3,5 jährige Beziehung ging schon öfter kurz in die Brüche und jetzt das letzte Mal. Ein on/off, ich habe zwar zum Anfang der Beziehung gedacht, dass sei der Mann mit dem ich auch Kinder haben würde wollen, aber inmitten des Chaos hab ich den Gedanken an Kinder einfach verloren.
Als nun jede zweite Kollegin in Mutterschutz geht und ich in einem Scherbenhaufen stand, ja da dachte ich nun entsetzt drüber nach, dass ich eine Versagerin ohne Ende bin. Es einfach nicht auf die Kette bekommen habe, gradezu vergessen.
Und auch wenn das Alter nicht ganz das Gleiche ist, ich fühlte genauso wie Du.
Denn ich kenne mich ja, es dauert ewig jemanden guten zu finden und---ach die sind doch eh alle schon weg und was da jetzt noch unterwegs ist, das ist doch nicht vertrauenswürdig – oder will gar keine Kinder (menr)..
Der Abend, an dem ich diese Gedanken mit richtiger Panik hatte, da war ich schon vier Wochen getrennt oder so, fing ich an wahnsinnige Bauchschmerzen zu bekommen. Ich musste sogar in die Notaufnahme und ein ellenlanger Rattenschwanz an Untersuchungen folgte. Darmentzündung, 4 Wochen krank. Ich muss nicht sagen, dass meine Verfassung mit den schlimmsten Schmerzen, die ich je hatte, erheblich mit diesen Panikgedanken zu hatte.
Da dachte ich zum ersten mal: Mein Ziel im Leben ist einfach gesund bleiben, wie konnte ich DAS vergessen und wieso habe ich mich überhaupt für eine Sekunde in Frage gestellt aufgrund von einem Mann oder irgendwelchen Konventionen und den Blick über den Gartenzaun zur schwangeren Mutti, die in ihrem Zustand doch für mich in erster Linie dafür steht, dass ihre Beziehung funktioniert.
Auch merkte ich nach dieser Zeit, dass ich meinen Hauptschmerz, dass die Beziehung zu ende war, sehr, zu stark gemischt hatte mit den Gefühlen, mit der Lebensplanung am Ende zu sein. Geradezu verwechselt bzw. verstärkt.
Denn nun, nach 9 Wochen bin ich ganz entspannt, zumindest bin ich mit dem Liebeskummer ganz gut durch, und das macht EINE MENGE aus.
Ich sehe mich mit 35 (obwohl sicher noch was gehen könnte) doch als kinderlose Frau in der Zukunft. Aber ich bin entspannt–
–weil ich:
1) ich mir mal ehrlich die Frage gestellt habe, wie wichtig mir das überhaupt war. Denn bis jetzt hat es ja einen Grund gegeben, warum ich mein Leben SO und nicht anders geführt habe. Auch habe ich nie neidisch in Kinderwägen geschaut und das Kindchenschema lässt mich relativ kalt.
2) War ich schon einmal mit einem Mann zusammen, der Kinder hatte. Ich gehe davon aus, dass das wieder passieren wird, einfach aufgrund meines Alters. Und ich empfand das damals als wunderbar. Fast wie eigene. Ich möchte da hinzufügen, dass die Eltern schon sehr lange getrennt waren.
3) Ich habe eine Menge Zeit. Die ich mit Kindern nicht hätte. Ich kann mich selbsverwirklichen. Es gibt viele Menschen, die mit dem Auszug ihrer Kinder plötzlich dastehen und gar nicht wissen, was sie auf diesem Planeten überhaupt sollen.
Ich werde mit dieser Thematik viel eher konfrontiert und werde mich finden und gelassen sein (DAS ist jedenfalls meine Lebensziel)
4) Meine Schwägerin und ihr Mann, also mein Bruder KÖNNEN gar keine Kinder bekommen. Sie haben welche adoptiert. Das ist immer eine Option, wenn Du doch das Gefühl hast, es wäre schön. Ich denke nicht, dass es wichtig ist, in seine eigenen Augen zu schauen, um sich als erfüllte Mutter zu fühlen.
Abgesehen vom letzten Punkt, ist es schon wichtig eine Unterstützung von aussen zu haben. Nun nicht nur unter glücklichen Pärchen/Familien sich zu bewegen, denn natürlich bekommt man so den Eindruck, falsch auf dieser Welt zu sein.
Da habe ich wiederrum Glück, denn viele meine Freundinnen wollen keine Kinder.
Nun, auch wenn Du Dir vielleicht doch Dein Lebensglück von der Möglichkeit Kinder zu bekommen erhofft hast, vielleicht gibt es ja doch einen Punkt oder Gedankenanstoß in diesem Text, der etwas in dir anspricht und relativiert. Eine neue Perspektive.
Da deine Trennung ja auch noch nicht lange her ist (?), ziehe in Betracht, dass die Schmerzen wenn Du an dieses Thema denkst eng an die Trennung geknüpft sind.
Begib dich nicht auf diesen (falschen) Pfad.
Liebe Grüße und Kopf hoch! Du wirst glücklich werden, mit Kind oder ohne. Und wie schon gesagt worden ist … auch mit ü40 lässt es sich noch Mutter werden.
Mila
30.11.2014 10:29 •
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