Liebe BaB,
wie hast Du das WE überstanden? Bei Dir ist ja alles noch sehr frisch.
Ich glaube, das Schlimmste ist (für mich), dass man sich so sicher war, angekommen zu sein. Ich glaube gar nicht mal an Seelenverwandtschaft oder so, und ich halte es durchaus für möglich, dass es mehrere Richtige gibt, aber ich glaube nicht, dass es allen nach einer Trennung gelingt, wieder (oder auch: erstmalig) einen Richtigen zu finden. Und für mich glaube ich das sowieso nicht, pessimistisch, wie ich bin.
Ich fürchte, mein Beitrag wird etwas unstrukturiert, ich hoffe, das ist okay, ich schreibe einfach mal meine Gedanken nieder, pick Dir raus, was Dir weiterhilft, ignorier den Rest
Im Grunde genommen glaube ich, er macht es Dir dadurch leichter, dass er eine Neue hat. Ich will damit nicht sagen, dass es weniger weh tut. Aber ich (ich!) glaube, dass es einem dadurch leichter fällt zu sehen, dass er eben doch nicht der Richtige gewesen sein kann. (Und oh, welcher Schmerz, wenn man plötzlich gezwungen wird einzusehen, dass man sich in einem Menschen so getäuscht hat!) Wenn Du jetzt denkst, die hat gut reden (denn bei mir ist ja - soviel ich weiss - keine dritte Person im Spiel), nein, ich spreche aus Erfahrung. Als sich mein langjähriger Freund vor 8 Jahren getrennt hat, hatte er schon was mit einer Arbeitskollegin angefangen, die er dann ein Jahr später geheiratet hat - mittlerweile sind sie geschieden Ich habe ein halbes Jahr lang gelitten wie ein Schwein, war quasi arbeitsunfähig, hatte Suizidgedanken, hätte mich fast selbst eingewiesen und habe im letzten Moment die Kurve gekriegt. Aber bei all dem Schmerz spielte seine Neue keine Rolle. Ich war so wenig interessiert an ihr, dass ich bis heute ihren Nachnamen nicht weiss. Denn mir war klar - sie war nur Symptom, keine Ursache. Unsere Beziehung war - mit oder ohne sie - zum Scheitern verurteilt. (Ich habe den Typen heute noch gern, und ich denke, wir hätten zusammen glücklich werden können - aber nicht zum damaligen Zeitpunkt. Und ich glaube nicht, dass wir wirklich richtig füreinander sind.)
Dadurch, dass er direkt eine Neue hatte, konnte ich irgendwann wütend werden. Denn ich bin eigentlich niemand, der mit Hass oder Wut oder gar Rachegedanken auf eine Trennung reagiert. Ich richte alle negativen Gefühle gegen mich selbst. Selbstwertgefühl am Boden, Selbstvorwürfe ohne Ende, Selbstzerfleischung.
Ich habe auch - schon seit der Pubertät - mit Depressionen zu kämpfen. Wie geht es Dir diesbezüglich gerade? Habe ich Dich richtig verstanden, dass Du wegen der Depressionen krankgeschrieben bist?
Mein Freund war dieses WE wieder hier. Er war lieb und aufmerksam, und alles wäre okay, wenn er nicht immer wieder mit Sack und Pack abhauen würde, es nicht penibel vermeiden würde, über die Zukunft zu reden, und sich nicht gegen jeglichen Körperkontakt wehren würde. Ich weiss nicht, ob das eine Trennung auf Zeit ist oder eine vorsichtige Annäherung. Vermutlich weiss er es selbst nicht. Er weiss aber ganz sicher nicht, wie ich leide... wobei ich mich tatsächlich irgendwie an die Situation gewöhne. Es ist absurd. Wie ich das aushalte? Eine Mischung aus Sturheit, Kämpferwillen, Nicht-aufgeben-wollen. Ich bin der Meinung, dass das, was zusammengehört, auch zusammenfindet. Aber wenn er sich trennt, sehe ich die Schuld trotzdem zu 99% bei mir, weil ich seine Bedürfnisse in den letzten Jahren so vernachlässigt und ihn so schlecht behandelt habe.
Aber ich habe so ein Urvertrauen, ich weiss gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Du hattest dieses Urvertrauen sicherlich auch in Deinen Freund, so wie Du Eure Geschichte beschreibst. Ich habe noch nie in einen Menschen so ein Urvertrauen gehabt, ein Urvertrauen, dass er mich bedingungslos liebt, immer zu mir stehen wird. Selbst bei meinen Eltern hatte ich das nie - da liegt vermutlich die Wurzel meiner Verlustängste und meines beziehungsschädigen Verhaltens. Wenn dieses Urvertrauen erschüttert wird, dann ist der Schmerz so unbeschreiblich, dass man taumelt und einem buchstäblich der Boden unter den Füssen weggerissen wird. Wie man da rauskommt - wenn Du es weisst, sag es mir.
Ich lese diese Woche hier mit, schreib Dir einfach von der Seele, wie es Dir gerade geht.
monamuh
11.10.2015 18:27 •
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