Lebens- und Leidensgeschichte (Sehr langer Text!)

A
Erstmal Hallo an alle,

ich schreibe diesen Text, ohne ein direktes ZIEL vor Augen zu haben. Er stellt einige Bereiche meines Lebens dar, die mich kaputt gemacht haben und die, wie ich es denke, zum Scheitern meiner Beziehung geführt haben. Dieser Text war ursprünglich nur gedacht, um mir mal selbst klar zu machen, was in meinem Leben schief läuft. Eine Art Selbstreflektion, bis ich ihn irgendwann so umgeschrieben habe, als würde ich ihn direkt an meine Ex-Freundin richten.

Ich wollte diesen Text gerne IRGENDJEMANDEM mitteilen, einfach, um es mal von der Seele zu reden/schreiben. Vielleicht kann sich ja der ein oder andere in manchen Abschnitten wieder erkennen.

Ich habe den Text auch in Bereiche unterteilt, sodas jeder das lesen kann, was ihn interessiert oder auch nicht.

Ich Entschuldige mich nochmal für die enorme Länge des Textes!



Hey,

wenn du das hier liest, scheint dich meine SMS erreicht und überzeugt zu haben und ich sag einfach mal im Voraus danke dafür, dass du mir dabei hilfst, endlich mal klar zu kommen mit mir und dir. Im Folgenden wirst du einige sehr private Sachen über mich lesen, die aber alle zusammengehören, weil sie mich die letzten Monate sehr stark verändert haben. Du hast mich anders kennen gelernt, als ich mich dann in der Beziehung entwickelt habe. Es gehört wirklich VIEL dazu, mich aus der Bahn zu schmeißen, darum ist der nachstehende Text auch so lang. Ich würde dich nur bitten, mit sonst keinem darüber zu reden, weil ich dir das im Vertrauen sage und noch nicht bereit bin, da offen mit jedem drüber zu reden. Ich weiss nicht, ob DU auch etwas davon hast, wenn du dir das durchliest, schließlich geht es dabei um mich. Vielleicht kann es aber uns beiden helfen, besser nach der Trennung miteinander klar zu kommen, weil man sich gegenseitig besser versteht.

ACHTUNG: ab hier geht es los, dass ich dir ne Frikadelle ans Ohr labere und meine Lebensgeschichte erzähle (das mit der „Lebensgeschichte“ ist keine Übertreibung angesichts der Länge des Textes^^). NOCH ist es nicht zu spät das hier zu schließen und sich die Mühe zu sparen!


Ich scheine nach außen hin immer sehr gefestigt und selbstbewusst. Als ob ich wüsste, wer ich bin und wo ich im Leben stehe. Bin sehr rational und eine „starke Persönlichkeit“.

Das ist aber nur der Teil von mir, den andere wahrnehmen. Dass es IN mir vollkommen anders aussieht, bekommt so niemand mit, es sei denn, ich lasse das zu.

Wie es in mir aussieht, möchte ich als Nächstes erklären, damit man mich verstehen kann.

Ein Kapitel lasse ich hier bewusst weg, auch wenn es wichtig ist, aber es ist einfach zu privat, als dass ich es mit jemandem teilen kann (nicht einmal meine Familie weiß das).

Die erste Frage war, womit fange ich an? Ich habe mich dafür entschieden, die zeitliche Reihenfolge einzuhalten, weil das eine zum anderen geführt hat.


Mein Vater

Als ich etwa 6/7 Jahre alt war verlor mein Vater seinen Arbeitsplatz und war von da an Langzeit arbeitslos. Er hat zwar immer versucht, etwas aufzubauen, was aber nie lange gut ging und für „einfache“ Tätigkeiten war sich mein Vater zu schade. Er war sehr launig und zeitweise auch cholerisch. Meine Eltern haben sich viel gestritten und finanziell standen wir quasi vorm Abgrund. Hatten Gerichtsvollzieher im Haus, etc. Zudem hatte sich mein Vater total gehen lassen und sich um die Familie kaum gekümmert. Für seine eigenen Vergnügungen war jedoch immer Geld da. Ein Alk. hatte er obendrein auch und trank jeden Abend etliche B..

Er fing dann auch an, über Internet mit anderen Frauen zu chatten und belästigte irgendwann auch mal eine Bekannte der Familie, die Anzeige erstattete (ich weiß noch genau, wie ich eines Morgens die Tür aufmachte und die Polizei deswegen vor der Tür stand und mit ihm reden wollten....da war ich vielleicht 11 (?) Jahre alt). Noch zu jung, um alles zu begreifen, aber alt genug, um mir Gedanken darüber zu machen.

Meine Mutter zog ihrerseits die Konsequenzen und trennte sich von meinem Vater. Der Morgen, als sie es ihm am Frühstückstisch (ich saß dabei) erzählte, dass sie sich trennen würde und auch bald ausziehe, wird mir NIEMALS aus dem Gedächtnis gehen. Ich sah, wie mein Vater zerbrochen ist und am Tisch saß und weinte, wie ein Schlosshund (das habe ich bei meinem Vater nur 3x in seinem Leben gesehen).

Als ich 14 (?) war, zogen wir dann auch aus (ich zog mit meiner Mutter). Auch, wenn mein Vater noch in XX wohnte, die erste Zeit, hatten wir wenig Kontakt. Er hatte immer wieder Freundinnen, aber nur flüchtige Geschichten. Zog dann auch mal hier und dort hin, bis er irgendwann etwas festes Gefunden hatte und nach YY zog mit einer Frau, mit der er auch noch heute zusammen ist. Er ist absolut nicht glücklich und wenn er mal wieder betrunken ist, ruft er auch (meistens meinen Bruder) an oder schreibt mir schonmal über Facebook...

Es frisst mich auf, zu sehen, wie sich mein Vater so unter Wert verkauft und in was für eine Lage er sich gebracht hat. Er verkehrt in Kreisen, denen ich auf der Straße nicht einmal guten Tag sagen würde. Ich leide wirklich extrem darunter. Kontakt haben wir nur sporadisch..man sieht sich halt an Geburtstagen oder Feiertagen. Sogar telefonieren tun wir eventuell 4-5 x im Jahr.

Ich liebe meinen Vater bedingungslos, aber das macht mich nur noch fertiger und zerfrisst mich. Er hat für alles Zeit, Geld und Interesse, aber bei seinen eigenen Kindern meldet er sich eigentlich gar nicht.


Meine Arbeit

Auch hier gibt es Probleme, die mich belasten. Ich habe dieses Fach 4 Jahre lang studiert und immer gehofft, dass es in der Praxis irgendwann anders werden würde, aber ich bin total unglücklich in ZZ. Es ist ein super Arbeitsplatz und ich würde garantiert eine steile Karriere ablegen, wenn ich dort bleiben würde. Hätte mit 27 meinen Doktortitel und könnte eine Klasse Referenz vorweisen. Aber in der Forschung herrscht ein sehr rauer Ton und extremer Druck. Von meiner Chefin wird ERWARTET (!) dass wir uns ein Beispiel an den Besten nehmen und sie übertreffen. Wir müssen uns in allen möglichen Disziplinen bilden und wehe, man erfüllt nicht ein gewisses „Maß“ an Qualität. Ich erinnere mich an eine Präsentation einer Kollegin, die regelrecht fertig gemacht wurde vor versammelter Mannschaft. Ihre Arbeit sei rufschädigend für das Institut, da würde man anderes erwarten. Zudem gibt es sehr viele innerbetriebliche politische Machenschaften, die den eigentlichen Sinn der Forschung verhindern oder erschweren. Dem will ich mich nicht beugen. Daran würde ich zerbrechen! Die Arbeit macht mir einfach nichtmal im geringsten Spaß!

Aber was bringt mir das alles, wenn es mich nicht glücklich macht?! Ich stehe vor einer ausgewachsenen Lebenskrise zur Zeit, weiß, dass es so nicht mehr weitergehen KANN, habe aber Angst davor, einen anderen Weg einzuschlagen. Natürlich bin ich noch jung, aber ich habe auch Ziele im Leben. Es gäbe zwar Alternativen, ABER woher soll ich wissen, dass mich das glücklicher machen würde? Vorausgesetzt, dass man es ÜBERHAUPT schaffen würde, dort unter zu kommen?!

Auch, wenn das für andere vollkommen klar und als keine große Sache erscheinen mag, bringt mich das an meine Belastungsgrenze. Vieles im Leben erscheint einfach, aber auf den zweiten Blick ist es nicht mehr so leicht, wie man denkt (Das wirst du an unserer Beziehung gemerkt habe).


Unsere Beziehung

Als ich dich kennen gelernt habe, war ich einer der glücklichsten Menschen, die man sich vorstellen kann. NIE ging es mir in meinem Leben besser, als in der Zeit, die ich mit dir verbringen durfte. Das kommt nicht daher, dass ich dich auf einen Thron setze und in den Himmel lobe, sondern das meine ich wirklich absolut ernst. Ich hatte vor dir keine ernstzunehmende (!) Beziehung, weil mich keine überzeugen und glücklich machen konnte. Anfangs war das nur freundschaftlich, auch wenn ich zu jeder Zeit an dir Interesse hatte. Ich war mir DEINER Gefühle nie sicher und hatte Angst, dass du mich gar nicht ernsthaft haben wolltest oder nur als Übergangslösung haben wolltest (das Gefühl ist auch während der Beziehung leider nur anfangs verschwunden, aber sehr schnell wieder zurück gekommen. Ich weiss noch, wie du mal meintest, du würdest mir nicht das Gefühl geben wollen, mich anstrengen zu müssen, aber du würdest denken, dass du genau das tust. Damals habe ich das abgestritten, um dich nicht zu beunruhigen, aber du hattest recht. Ich hatte immer den wahnwitzigen Gedanken, nicht gut genug für dich zu sein und dich nicht zu verdienen. WIE blöd konnte ich bitte sein und wie wenig Selbstvertrauen kann ein Mensch haben?!...).

Du hattest mir nur sehr selten gezeigt, dass du mich liebst und dass ich dir wichtig bin. Das ist auch eine Persönlichkeitsfrage und du bist einfach kein Mensch, dem das Herz auf der Zunge liegt und der einem oft solche Zärtlichkeiten sagt. Ich bin genau das Gegenteil. Und es war falsch von mir, das auch von dir zu erwarten, anstatt dir einfach mal zu vertrauen. Keine Ahnung, warum mir das so schwer gefallen ist, ehrlich nicht! Man sollte sich nicht sagen müssen, dass man etwas für den anderen empfindet und sich freut, wenn er da ist, sondern das sollte selbstverständlich sein. In der Hinsicht habe ich VIEL zu viel nachgedacht und tot geredet, anstatt einfach mal Vertrauen zu beweisen und mit dir Geduld zu haben. Du sagtest immer, es sei damals bei dir anders gewesen und es ginge nicht mehr so leicht und dass ich dir Zeit geben müsse. Aber es fiel mir irgendwann sehr schwer dir zu vertrauen, eben weil ich durch meine ganze Vorgeschichte innerlich total unselbstbewusst geworden bin und von Sorgen zerfressen. Gerade WEIL ich so viel für dich empfand und du mich so unschätzbar glücklich machtest, hatte ich umso größere Verlustängste und Angst, in der Beziehung zu versagen (was ich letztendlich aber genau aus diesem Grund habe!). Du hattest dich aber in den selbstbewussten Stefan verliebt, der ein gestandener Mann war und sich gefestigt jedem Problem stellt. Stattdessen bin ich zum Handtaschenträger geworden und hab dir jeden Wunsch von den Lippen abgelesen und war ZU verständnisvoll. Dass man liebevoll miteinander umgeht heißt noch nicht, dass man jemandem den Ar. nachtragen muss, sondern vielmehr, dass man jemandem auch schonmal in den Ar. tritt!

Dennoch hast du dich immer mehr von mir distanziert. Wir sahen uns irgendwann nur noch 1 oder maximal 2 x in der Woche, was mir absolut zu wenig war. Du unternahmst stattdessen lieber etwas mit Freunden oder wolltest einfach nur deine Ruhe vor mir haben. Ich schob das auf den Stress an deiner Arbeit und in deinem Umfeld und wollte dir die Zeit geben, damit klar zu kommen. Ich habe aber niemals gedacht, dass es an mir liegen könnte und du wegen mir so unglücklich warst, auch wenn mir klar war, dass IRGENDWAS mit uns nicht stimmte. Ich hatte die ganze Zeit schon so ein ungutes Gefühl und merkte, dass sich da etwas anbahnte. Dann kam eine Woche in der es ganz schlimm wurde und du dich auch mal 2 Tage am Stück überhaupt gar nicht bei mir gemeldet hast (sonst ging es meist von mir aus, aber ich meldete mich einmal bewusst nicht mehr). Danach kam dann endlich wieder etwas und du wirktest das erste mal nach langem wieder richtig gelassen und fröhlich und das hatte mich so glücklich gemacht. Die ganze Woche über warst du endlich mal wieder gut drauf und so entspannt, wie ich dich kennen gelernt hatte. Doch dann der Supergau: Ich sollte eine Woche später meine Abschlussfeier des Studiums haben und mein Vater sagte mir an diesem Abend, dass er nicht kommen würde, weil ihm das zu teuer sei. Er hätte im Moment kein Geld mehr dafür. Ich war ihm selbst bei dieser Feierlichkeit nicht mehr wert, mich zu besuchen! Außerdem schrieb er mir auch kurze Zeit davor (weil er wiedermal betrunken war), wie er von seiner Freundin geschlagen würde und damit nicht mehr klar kommen würde. Er würde kaputt gehen, hätte aber Angst, sie zu verlassen, weil sie ihn sonst wegen Steuerbetrugs anzeigen und er dafür ins Gefängnis kommen würde. Ich machte mir so unglaubliche Sorgen um ihn und das hat mich regelrecht fertig gemacht. Ich war selten in meinem Leben nachdenklicher als zu dieser Zeit. Und ausgerechnet an diesem Abend hast du einen Freund in der Eifel besucht, kamst also durch XX durch, und wolltest im Anschluss kurz vorbei kommen. Ich verstand, dass du nur kurz bei ihm bleiben wolltest, aber das war ein Missverständnis. (Ich machte mir keine Gedanken, dass da irgendwas laufen würde, sondern ich machte mir nur Gedanken um dich! Du weißt, dass ich schon viel Mist durch die Feuerwehr zu sehen bekommen habe). So wurde es 21 Uhr, 22 Uhr, 23 Uhr und du meldetest dich nicht. Ich hatte Angst, dass dir was passiert war und war gleichzeitig enttäuscht, dass du dich nicht gemeldet hattest. Mir ging es so verdammt schlecht, wegen der Sache mit meinem Vater an dem Tag und der vorausgegangen Woche in der du mich so links liegen gelassen hast. Im Beruf hatte ich genau zu dieser Zeit auch großen Druck von oben bekommen und war ein Nervenwrack. Um halb zwölf warst du dann endlich bei mir und warst total gut gelaunt und hast also nicht gemerkt, wie es mir ging. Ich hatte dir ne vollkommen überzogene Szene gemacht. Ich war am Boden und sagte dir auch, dass ich mich wie ein Lückenfüller die letzte Zeit behandelt fühlte. Ich sagte einiges, was auch nicht fair war, da du wieder aus dir heraus kamst und wieder glücklicher wurdest. Ich konnte aber in diesem Moment nicht innehalten und ich bereue dieses Gespräch so unheimlich. Es wurde einiges gesagt/falsch formuliert, das ich so gar nicht meinte oder das vollkommen falsch war. Ich mache mir immer Vorwürfe deswegen. Was ich aber bis heute nicht verstehen kann und was mich nicht los lässt, ist, dass du NIE den Mund aufgemacht hast. Du hast mir nie gesagt, dass dir etwas an unserer Beziehung nicht passen würde. Du hast mich kampflos aufgegeben und vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne mir eine Chance zu geben. Deine Lieblingsphrase war „Ich weiß nicht...“. Ich fühlte mich so wie benutzt und weggeworfen. Das Spielzeug wurde langweilig. Nicht wert genug, um sich darum zu bemühen. Nichtmal wert genug, um mit mir zu sprechen, es mit mir zu versuchen, mir in die Augen zu schauen. Keine Chance wert. Ganz nett/okay, aber mehr auch nicht. Jetzt, keine 2 Monate später geht es dir offensichtlich blendend! Du strahlst bis über beide Ohren und bist überglücklich. Mit Gedanken an mich belästigst du dich vermutlich keine Sekunde mehr. Aus den Augen aus dem Sinn, bin ich dir inzwischen gleichgültig. (Ich sage nicht, dass das wirklich zutrifft, nur dass ich es so empfinde...bitte verstehe das nicht als Anschuldigung. Ich beschreibe nur die Wirkung, die es auf mich hat). Gleichgültigkeit ist eine der schlimmsten Dinge, die man einem Menschen entgegenbringen kann.

Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass mir das zumindest die Möglichkeit gegeben hat, endlich mal über mein Leben nachzudenken und etwas daran zu verändern/ meine Sichtweise zu überdenken. Und zumindest dafür bin ich dir echt dankbar. Ich liebe dich über alles, denn, WENN ich mich einmal für etwas entschieden habe, dann aus Überzeugung und aufrichtig. NIE habe ich für einen Menschen mehr empfunden als für dich. Und als du den „zerbrechlichen“ Teil von mir kennen gelernt hast, den wenig selbstbewussten, den, der ständig über alles nachdenkt, was du sagt oder tust und wie du das wohl gemeint haben könntest, hast du dich von mir distanziert, ohne zu fragen, woran das liegen könnte. Ich habe niemals einem Menschen mehr von meinem wahren ich gezeigt, als dir (das sage ich nicht einfach so daher). Ich habe dir blind vertraut und TROTZDEM habe ich dir nur einen kleinen Einblick in mein wahres ich gewährt, weil ich es dir einfach nicht sagen konnte, wie es mir geht. Ich konnt dir das auch nicht zumuten. Ich wollte immer, aber dann hattest du wieder keine Zeit oder ich wollte die schönen Momente, die ich mit dir verbracht habe dann nicht durch so ein ernstes Gespräch ruinieren. Zudem sagtest du immer, ich würde ohnehin schon ZU viel reden (das war der nachdenkliche Teil in mir, den du nicht gerade mochtest!). Hinterher ist man immer klüger und ich hätte was sagen sollen. Ich denke, dass es durchaus etwas an der Situation mit dir geändert hätte und dass du mir dabei hättest helfen können, mich zu festigen und genau der zu werden, den man von außen betrachtet in mir sieht. Ich habe viel geredet und viele Befürchtungen und Probleme angesprochen, aber leider die falschen! Du hast mir so unheimlich gut getan und das Beste in mir kurzzeitig wach gerüttelt. Ich hätte mir nur diese Chance gewünscht, aber vielleicht musste es wirklich so kommen. Ich bin der Überzeugung, dass es nur der falsche Zeitpunkt für uns beide war. Du warst noch nicht wieder in der Lage, eine feste Beziehung zu führen, die so kompliziert ist und ich war einfach nicht in der Lage, der MANN zu sein, in den du dich verguckt hast, weil ich auf mein Leben noch nicht klar komme. Außerdem war ich ein blutiger Anfänger.
Ich mache dir auch keinen Vorwurf. Du hast für dich nach kurzer Zeit gemerkt, dass diese Beziehung zu kompliziert ist und dass ich mich verändert habe. Dass ich eben nicht selbstbewusst bin. Eine Frau will einen MANN an ihrer Seite stehen haben, eine Persönlichkeit, jemanden mit Charakter! Das schien ich am Anfang auch alles zu verkörpern, aber du kannst Menschen gut einschätzen und hast ein Gespür dafür und hast schnell bemerkt, dass ich eben NICHT dieser Mensch bin, der ich zu sein schien. Das Potenzial steckt definitiv in mir, aber ich habe es bislang nicht geschafft, dieses Potenzial auch zu entfalten! Eine Frau wie du braucht jemanden an ihrer Seite, der Mitten im Leben steht und weiß, wo es lang geht. Sie braucht niemanden, der unselbstbewusst ist und sich von ihr abhängig macht und sogar seine Freunde verliert. Der sich für sie aufopfert und sie zum Mittelpunkt seines Lebens macht. Das ist etwas, das dir schnell klar geworden ist (vielleicht noch nicht einmal bewusst, wobei du definitiv bemerkt und auch angemerkt hast, dass mein Selbstvertrauen gesunken ist!). Ich bin mittlerweile der Meinung, dass DAS auch einer, wenn nicht sogar DER entscheidende Grund für die Trennung war. Ich hatte das Potenzial genau der Richtige für dich zu werden, aber habe mich nicht genug darum bemüht (schließlich hast du selbst gesagt, ich könnte stolz sein, dass ich dich von mir überzeugt bekommen habe und dass das lange niemand geschafft hat. Es gab einen Grund, warum ich dich überzeugt habe und diesen Grund würde ich gerne wieder aufleben lassen!). Darum war das auch der falsche Zeitpunkt für uns beide. Ich bin überzeugt, dass wir zusammenpassten und vollkommen glücklich werden könnten, aber dafür müsste ich mein Leben erst in den Griff bekommen, bzw. in die eigene Hand nehmen, bevor ich dich „bändigen“ kann, wie du und deine Eltern es von mir gehofft haben! Ich denke, dass ich irgendwann dazu in der Lage sein werde, aber dazu muss ich mich erst einmal selbst finden. Was DEINE Seite betrifft und OB DU uns JEMALS nochmal eine Chance geben würdest steht auf einem anderen Blatt und das ist etwas, das ich nur bedingt beeinflussen kann. Die Frage will ich jetzt auch gar nicht beantworten und sie ist zur Zeit in meiner Prioritätenliste ganz weit unten. Es geht mir hier nicht um dich oder um uns (auch, wenn das so rüberkommen mag). Es geht mir hier in erster Linie um mich selbst und dass ICH wieder zurecht komme. Dieser Text hier ist nur das Mittel zum Zweck. Ich kann an dieser Stelle nur von MIR reden. Wenn du den Hauptgewinn nicht haben willst, dann ist es deine eigene Schuld. Dir ist im Leben nicht viel Gutes über den Weg gelaufen in Sachen Beziehung, aber in mir hättest du den Jackpot gefunden. Manchmal brauchen Menschen ihre Zeit, um sich zu entwickeln und zu zeigen, wer sie sind. Dass du mir diese Zeit nicht gegeben hast, ist der einzige wirkliche Fehler, den wir begangen haben.



In die eigene Tasche schauen:

Ich denke, dass ich dich irgendwo bedrängt habe. Dass es dir zu schnell/intensiv war und ich dir das Gefühl gegeben habe, dich in irgendeine Richtung zu drängen und dein Leben zu „planen“ ohne dich zu fragen, was du eigentlich willst. Ich finde nicht die passenden Worte gerade dafür. Ich denke nur, dass ich dir einen Druck aufgebaut habe, mit dem du nicht umgehen konntest. Das muss noch nichtmal aktiv geschehen sein. Allein durch so Dinge, wie das Abschleppen meines Wagens, das dich total gestresst hat, sodass du zitternd und bebend unter der Dusche standest. Solche Sorgen musstest du dir nicht machen, als du noch Single warst. All diese Dinge und dann noch, dass ich ständig ein „ich liebe dich“ o.ä. von dir hören wollte. Einfach Bestätigung und Aufmerksamkeit vorausgesetzt habe und habe ich diese nicht bekommen, war ich direkt enttäuscht. Niemand möchte das Gefühl haben, jemanden zu enttäuschen, nur weil man man selbst ist oder nur, weil man ihm nicht ständig sagt, wie toll man ihn findet...das ist Teenager-Gehabe! Ich habe versucht dich in eine Rolle zu zwingen und MEINE Erwartungen zu teilen, anstatt dich so zu akzeptieren, wie du nunmal bist. Zu akzeptieren, dass du Zeit brauchst und ich Geduld mit dir haben muss. Das war ein klarer Fehler. Vielleicht ein Fehler, den ich mangels Erfahrung begangen habe oder vielleicht aufgrund meiner eigenen Situation. Ich habe einfach Mist gebaut, den ich so nicht wiederholen würde. Es war eine enorm harte Lektion für mich, von der ich mich noch lange nicht erholt habe. Aber daraus gelernt habe ich jetzt schon, obwohl ich noch nicht alles begriffen habe. Ich bin klüger aus der Sache hervorgegangen (Wie war das?...Ein intelligentes und ein kluges Kind?...ich begreife jetzt erst so recht, was deine Mutter damit sagen wollte. ICH war ein intelligentes Kind und jetzt bin ich obendrein noch ein kluges). Ein großes Manko ist mein Mangel an Selbstvertrauen. Der hat es mir schwer gemacht, dich zu akzeptieren und DIR zu vertrauen. Einfach mal über den Dingen zu stehen und nicht direkt in allem was zu sehen. Mal Kontra zu geben, ohne zu befürchten, dass ich dich damit verletze oder von mir entferne und du mich nicht mehr liebst, wenn ich mal ein „Ar.“ bin. Ich weiß, warum du Bedenken hattest, dass ich vor dir noch keine ernstzunehmende Freundin hatte. Liebe ist wie Schach...wer es kann, spielt nicht mit Anfängern. Ich habe diese Beziehung total verbockt (du deinerseits aber auch) und ich weiß einfach nicht, wie man das wieder hinbiegen könnte. Ich denke immer, dass man sich nicht ohne Grund getrennt hat. ABER ich denke auch, man hat sich nicht ohne Grund aufeinander eingelassen und DAS ist der Punkt an dem ich zukünftig gerne ansetzen würde! Man hatte Gefühle füreinander und kurzzeitig haben wir uns auch geliebt. Warum soll es so absolut unmöglich sein, dass man das nicht wieder erneut schaffen und auf Dauer halten kann? Welches Argument könnte es dafür geben, diese Chance, nochmal glücklich zu werden, nicht zu nutzen?! Das verstehe ich nicht. JETZT möchte ich keine Beziehung mit dir. JETZT will ich erstmal mit mir selbst klar kommen. Was danach ist, kann ich nicht sagen, aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt?!


Unsere „Freunde“:

Was die Sache mit den anderen angeht aus dem Freundeskreis möchte ich dir nur noch einmal deutlich machen, dass mein scheinbarer „Rückzug“, dass ich keinerlei Kontakt mehr mit euch habe und mich so zu hause „einsperre“ nur geringfügig etwas mit dir zu tun hat, sondern ich mich bewusst so entschieden habe.

Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, aber ich kenne die meisten von ihnen seit fast 15 Jahren und kann SEHR genau ihr Verhalten einschätzen und weiss, was so manche Gesten und Dinge von ihnen zu bedeuten haben. Ich kenne andere Leute meist besser, als mich selbst (!) und VIELES von ihrem Verhalten (übrigens schon seit der Geschichte mit Christiane und Thorsten!) stößt mir gerade enorm bitter auf (bis hin zu offenen Beleidigungen gegen mich). Du kennst diese Leute erst seit ein paar Monaten (das soll nicht heissen, dass du sie nicht auch schon kennen gelernt hättest, aber trotzdem würde ich an deiner Stelle etwas nüchterner an die Sache rangehen....ich denke ehrlich, dass du da gerade etwas naiv bist (damit will ich dich nicht kränken, sondern ich spreche hier aus Erfahrung! Ich habe dieses Verhalten oft genug bei ihnen gesehen und das Ergebnis davon leider auch). Ich habe dir nicht vorzuschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast, aber ich versichere dir, dass ich das mit den besten Vorsätzen sage (das ist auch, was ich mal in einer SMS an dich damit meinte, als ich schrieb, dass ich dich nicht ins offene Messer laufen lassen möchte). Letztlich musst du selbst wissen, was du tust, früher oder später wirst du erkennen, was ich meine. FALLS ich mich täuschen sollte, umso besser, ich würde es dir wünschen, aber bislang habe ich mit meinem Bauchgefühl eigentlich meistens richtig gelegen. Und es sei dazu gesagt, dass ich mit DIESER Einschätzung nicht alleine stehe, sondern mir einige (ohne, dass ich IRGENDWAS gesagt hätte, von sich aus, genau aus dem Herzen gesprochen haben). Ich werde nicht ins Detail gehen und will jetzt nicht gegen deine Freunde hetzen, darum sei an dieser Stelle genug geschrieben.


Fazit:

Man sagt immer (auch wenn ich kein Freund von Floskeln bin), dass man sich erst selbst lieben muss, bevor man andere Menschen lieben kann. Und das ist sehr treffend in dem Zusammenhang. Ich stecke Mitten in einer Lebenskrise und zwar deutlich länger als es den Anschein macht (ihr denkt alle, es Läge an der Trennung von dir, aber das ist nicht korrekt). Mir geht das schon seit schätzungsweise 4-5 Jahren so. Wirklich akut sind diese Gedanken und Probleme seit etwa einem dreiviertel Jahr. Ich muss zu meiner Mitte finden, bevor ich in der Lage bin, zu der Person zu werden, die andere in mir sehen. Zu einer gefestigten Person, die sich Problemen stellen kann, zum sog. „Fels in der Brandung“. Jeder Mensch hat im Leben seine Laster zu tragen, aber man darf sich nicht von ihnen überwältigen lassen und v.a. muss man auch Entscheidungen im Leben treffen. Hauptsache man trifft sie, wie man damit umgeht und ob es die richtige war, zeigt sich erst später. Wichtig ist, dass man sich klar macht, dass KEINE Entscheidung endgültig ist und egal, was man macht, man kann sich immer umentscheiden. Nur der Weg, es dann wieder zu erreichen, wird schwieriger sein, aber durchaus möglich. Eine Garantie fürs Glück gibt es nicht, aber man kann sein Bestes dafür tun.
Ich arbeite an mir selbst und bin dabei, meine Krise zu überwinden und es in die eigene Hand zu nehmen. Das hat lange gedauert und ich brauchte erst einen gewissen Ansporn und etwas, das mich wachrüttelt, den Ar. hoch zu kriegen. Dieser Ansporn bist DU und das Chaos, das gerade in meinem Leben herrscht zu bewältigen.

Ich hoffe, dass ich im Leben eine zweite Chance bekommen werde, mit Allem reinen Tisch zu machen, wenn ich mich selbst endlich im Griff habe und ich hoffe, dass man mit mir Geduld hat und mich so akzeptieren wird, wie ich dann bin. Was dich betrifft, weiß ich nicht, ob es für uns jemals die Möglichkeit auf einen kompletten Neustart, als ob man sich gerade erst kennen gelernt hätte, geben kann. Ich bin schlecht im Verdrängen (ich will es VERARBEITEN!). Wichtig ist nur, dass ich an den Punkt ankomme, dass ich sagen kann „Hey, wenn ich mit dir nochmal zusammenkommen würde, wäre das echt ne tolle Sache, aber ich kann auch damit umgehen, wenn das nicht mehr der Fall ist. Ich hab was aus meiner Person gemacht und wenn dir diese Person nicht reicht, hey, dann bist du es selbst schuld und es hat nicht sein sollen.“

Ich bin auf dem besten Weg, diesen Punkt zu erreichen. Der Vorsatz und Ansatz ist jetzt gegeben.

12.06.2012 19:17 • #1


H
Lieber Gast ich habe deinen langen Text gelesen, obwohl ich das erst gar nicht wollte (wirklich ganz schön lang), habe mich dann aber in so vielen deiner Gedanken wiedererkannt. Ich habe auf den Rand meines Spiegels geschrieben so wie ich bin, bin ich gut genug Du solltest damit nicht warten bis du 45 bist. Ich glaube wer liebt, ist nie unabhängig von der Liebe des Anderen. Es gibt so viele Ratgeber die sagen Wer liebt der leidet nicht und die wahre Liebe will nur geben und fordert nichts. Und so zweifeln wir nur noch mehr an uns selbst, denn wenn es uns doch nur gelingen würde, uns selbst zu lieben, dann wären wir nicht so abhängig von der Liebe des Anderen. Mal wieder selber schuld, was das Selbstlieben nun wiederum nicht leichter macht. Wenn du mal ganz was anderes lesen willst - Richard David Precht Liebe ein unordentliches Gefühl Am besten in Kapitel 9 anfangen, vor allem wenn man schon von Fromm Die Kunst des Liebens gelesen hat und seit dem an sich zweifelt, ob man nicht zu viel fordert wenn man nicht nur lieben, sondern auch geliebt werden will. Ich glaube Unabhänigkeit und Liebe schließen sich aus... aber was wissen wir schon von der Liebe....Alles Gute für dich! himmelblau

12.06.2012 21:04 • #2


A
Vielen Dank himmelblau, dass du dir die Mühe gemacht und diesen Text gelesen hast.

Es ist wirklich unheimlich viel Geschreibsel und trotzdem kratzt es nur an der Oberfläche...Es tut mir zwar gut zu hören, dass du einiges in dem Text wiedererkennst, trotzdem tut es mir Leid, dass du einige dieser Dinge selber kennst :-/

Und auch danke für die Buchtipps!

LG

13.06.2012 16:41 • #3




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