Hallo an alle!
Gestern hatte meine Tochter ihren 13. Geburtstag ... der erste nach der Trennung. Es vergeht kein Tag an welchem wir uns nicht wegen Alltäglichkeiten in den Haaren liegen weil sie sich weigert auch nur kleinste Regeln einzuhalten, die unser Zusammenleben übersichtlicher und harmonischer gestalten könnten ... wozu auch, sie weiß mich durch meinen Job beschäftigt, ist dadurch viel alleine und nicht bereit für sich oder für unser gemeinsames Leben ein bisschen Verantwortung zu übernehmen. Ich war fast 13 Jahre als Hausfrau zuhause ... sie hatte nie die Notwendigkeit Einsatz zeigen zu müssen.
Ich habe versucht nach der Trennung für sie einen Rahmen zu schaffen der ihr weiterhin eine gewisse Stabilität gibt, halte Kontakt zu meinem Ex, was sich in Sachen ‚an einem Strang ziehen’ allerdings manchmal schwierig gestaltet. Er lebt sein Leben weiter, eingebettet innerhalb seiner Familie (die ich nicht habe!), in der Beziehung zu der Frau die zum Auslöser der Trennung wurde ... hat Sicherheiten die mir fehlen weil ich alleine bin! Meine Tochter findet dort die Familie die sie mit mir und ihrem Vater verloren hat. Ich habe den Alltag mit ihr, den Stress Job, Kind, Schule, Haushalt unter einen Hut zu bringen ... muss gegen mein schlechtes Gewissen ankämpfen wenn es immer mal wieder doch nichts Warmes oder Gesundes zu essen gibt, weil meine Zeit oder meine Energie nicht reichen. Am Wochenende verschwindet sie zu ihrem Vater ... alle zwei Wochen wie abgesprochen ... sie selbst entscheidet aber, dass sie die Wochenenden dazwischen meist auch dort verbringt. Dort gibt es keinen Alltag, dort gibts Essen gehen, unterwegs sein, Gesellschaft, keine Aufgaben die zu erledigen wären. Ich weiß, dass sie sich dort wohl fühlt, will ihr zum einen das Gefühl von Geborgenheit und Familie, dass sie dort findet nicht entziehen und lasse sie gehen (ich selbst bin nach dem frühen Tod meines Vaters mit meiner Mutter alleine aufgewachsen und fand die Situation sehr belastend) ... zum anderen bin ich, so fies sich das anhört, froh sie loszusein ... zwei Tage ohne Streit, Ruhe für mich, alleine sein und einfach die Anspannung aus mir herausheulen zu können wenn mir danach ist. Ich bin sehr mit mir selbst und meiner Situation beschäftigt.
Ich versuche Brücken zu schlagen zu meiner Tochter, die jede gemeinsame Aktivität ablehnt ... ich will das Gespräch mit ihr nicht verlieren, ich will Situationen schaffen die konfliktfrei und entspannend sind. Es gestaltet sich schwierig ... wir haben angefangen ab und zu abends Schach zu spielen, was uns gut tut.
Gestern also der 13. Geburtstag, der nicht so ablief wie die 12 davor. Morgens Kerzen, Kuchen, Geschenke ... alles schnell, bevor beide aus dem Haus müssen. Stress im Büro, dann doch noch rechtzeitig zu Hause um das gewünschte Geburtstagsessen zu kochen. Das Wissen dass der Vater ab 15h auftauchen würde um seine Tochter abzuholen ... die Idee vielleicht gemeinsam Kaffee zu trinken, was nicht ging, da seine Freundin wieder unten im Auto wartete. Also alles wieder sehr schnell und in Hektik. Kind einsammeln und weg. Eine Geburtstagsfeier ist beim Vater nicht geplant.
Mitgenommen hat meine Tochter den Bildband über Malerei den ich ihr geschenkt habe ... sie zeigt Interesse daran, spricht gerne darüber was sie in Bildern sieht ... ich wollte eine weitere Brücke zu ihr schlagen die unser Zusammenleben entspannen könnte, ich interessiere mich auch für Malerei ... es blieb keine Zeit ... sie nimmt glücklich diesen Bildband mit, um ihn am Wochenende mit der Freundin ihres Vaters anzusehen, die sich auch für Kunst interessiert.
Ich bleibe zurück mit dem Kuchen, den 13 Kerzen und dem Teddy der einsam daneben sitzt. Ich bleibe zurück mit Neid und einer Wut in mir, dass der Mann der mir in den letzten Jahre durch seine überhebliche Haltung die Reste meines Selbstbewusstseins zerschlagen hat, die ich nun mühsam zusammensammeln muss, dass er ein Leben in Liebe und Geborgenheit führen kann, eingebettet in seine Familie, während ich die letzten Reste von dem zu verlieren scheine was mir noch geblieben ist ... mit mir alleine bin.
Am Abend habe ich mit einer Flasche Prosecco, den Kerzen, ‚Loreena Mc Kennitt’ und dem Teddy den Tag der Geburt meiner Tochter alleine gefeiert.
lilac
25.01.2003 11:10 •
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