Abgespalten sagt der Psychologe.
Ich habe dem Fachmann vor einiger Zeit die selbe Frage gestellt.
Es hat mich auch umgetrieben. Wie kann er gehen, einfach verschwinden, dann wieder auftauchen und weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Er spaltet ab war die Antwort. Er trennt wirklich die Realitäten. Er liebt sie (was er darunter verstand) und gleichzeitig liebte er mich. Er hat wirklich beide gebraucht. Es sind für ihn völlig unterschiedliche Leben, die nichts miteinander zu tun haben.
Er liebte sie (Plural) wegen der Eigenschaften, die ich nicht hatte. An mir liebte er die Eigenschaften, die sie nicht hatten.
Als Person hat er keine geliebt. Zu mir zurück wollte er, weil ich im Vergleich am meisten zu bieten hatte. Ich war die größte Trophäe. Das meine ich nicht materiell. Es ging um andere Dinge.
Sie bewunderten ihn. Himmelten ihn an. Mit mir hat er sich gebrüstet. Häuslich, bemühte mich um seine Kinder und Enkel. War deutlich jünger als er. Laufe Modenschauen. Abitur und gute Ausbildung. Guter Beruf. Finanziell von ihm unabhängig. Ich war vorzeigbar für Familie und Kollegen. Habe mich um seine Probleme gekümmert. Ich war für ihn fast die perfekte Partnerin.
Er war es für mich nie. Er liebt nur einen Menschen. Sich selbst. Er sorgt dafür, dass es ihm gut geht. Wie, ist völlig egal. Nur das Ergebnis zählt. Ich war dabei ein wichtiger Faktor.
Für mich ist er ein ganz armer Mensch. Er hat sein gesamtes Leben auf Lügen aufgebaut. Er muss immer weiterlügen, damit das Lügengebäude nicht einstürzt. Ganz tief innendrin ist er der einsamste Mensch, den ich kenne. Traurig, ängstlich, wütend, voller Selbstzweifel.
Er hat ein Bild von sich aufgebaut in der Öffentlichkeit, für seine Familie, dass im jeden Preis geschützt werden muss. Er hat sich so in seine Lügen verstrickt, dass er keinen Ausweg mehr sieht.
Er hat eine, seine, Diagnose. Die ist nicht schön. Die ist erschreckend.
Er ist ein unsicheres, ängstliches, wütendes Kind im Körper eines Erwachsenen.
Das Wissen darum lässt mich sein Verhalten nachvollziehbar machen. In dem Kontext verstehe ich es auch.
Ich entschuldige es aber nicht. Er ist auf der Flucht vor sich selbst. Den Kampf führt er sein Leben lang. Er liegt mit sich selbst in einem Inneren Bürgerkrieg. Er hat seine Realität, seine Wahrheit. Was dem entgegen steht, entgegen läuft, spaltet er ab.
Hier gestehe ich, dass an dem Punkt mein Verstand kapituliert. Ich kann mir nicht vorstellen, sozusagen zeitgleich in mehreren Realitäten zu leben und diese auch säuberlich zu trennen. Hier versagt meine Logik.