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Leben mit Bindungsangst Eure Erfahrungen?

L
Hallo, ich habe mal eine Frage an euch:

Ich weiß, viele von euch glauben, dass es Bindungsangst nicht wirklich gibt und trotzdem würde mich interessieren, wer von euch glaubt, selbst an Bindungsangst zu leiden? Wann ist es euch bewusst geworden, dass ihr da ein Problem habt? Wie seid ihr damit umgegangen? Wie sind eure Beziehungen verlaufen? Und was hättet ihr euch von eurem Partner erwünscht (z.B. als ihr euch immer mehr distanziert habt, oder wenn euch die Nähe zu viel wurde. )?

Ich suche im Endeffekt einfach nur nach Verständnis. Ich habe schon viel im Forum gelesen und die Standard Antworten sind natürlich, dass man in einer Beziehung mit einem Bindungsphobiker nur verlieren kann und es gleich bleiben lassen sollte, das ist mir alles klar. Trotzdem sehe ich hinter jeder Person, die sich mit Bindung schwer tut, einen Mensch, der genauso wie alle anderen auch ein Bedürfnis nach Nähe und Liebe und Aufmerksamkeit hat.

Deshlab würde ich mich sehr über ein paar persönliche Erfahrungen und Einblicke von Bindungsängstlern freuen! Ich würde gerne verstehen, was in euch vor sich geht, wie ihr damit umgeht, was für euch Lösungen waren, was euch geholfen hat.

Aber natürlich auch interessant: wer von euch IST mit einer bindungsängstlichen Person in einer ERFOLGREICHEN Beziehung und was ist eurer Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg?

Vielen Dank schonmal für eure ausführlichen Antworten, ich freue mich schon darauf sie alle zu lesen!

Liebe Grüße,
logik

20.09.2022 10:18 • x 2 #1


Vienne
Ich denke, dass es sehr wohl Bindungsangst gibt.

Leider habe ich mich erst während der Beziehung mit einem Bindungsängstler konkret mit der Literatur auseinander gesetzt, da ich wirklich am Verzweifeln war.

Ich stellte dann fest, dass das Muster bei uns klassisch ablief. Obwohl ich jemand bin, der viel Freiheit in einer Beziehung braucht, begann ich plötzlich zu klammern, entwickelte ein Art Suchtverhalten. Ich begann in dieser Achterbahn dann zu flüchten...habe mit Gewalt versucht, meinen Freund zu vergessen. Jemand begann sich dann in mich zu verlieben...und habe ich plötzlich bemerkt, dass ich von passiver Bindungsangst wechselte zu aktivem Bindungsangstverhalten. Ich reagierte plötzlich ähnlich auf jemanden anderen wie mein Freund auf mich.

Zum Glück habe ich es geschafft, mich aus dieser Achterbahn zu befreien, der Mechanismus ist gestoppt. Ich werde daher erst in Zukunft bei jemanden anderen feststellen können, ob ich tatsächlich auch ein Bindungsangstproblem habe oder nicht. Aber wenn, ist es deutlich abgeschwächter als bei meinem Freund.

20.09.2022 11:46 • x 2 #2


A


Leben mit Bindungsangst Eure Erfahrungen?

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D
@logik , warum schreibst du nicht in deinem zweiten Themenstrang weiter?

20.09.2022 11:50 • x 1 #3


L
@DonaAmiga danke für die Nachfrage. die Fragen, die ich in beiden Themen stelle unterscheiden sich inhaltlich voneinander. Der andere Thread war zu fokussiert auf Trennung, hier erhoffe ich mir allgemeinere Infos.

20.09.2022 11:55 • #4


alleswirdbesser
Ich kann dir einen Ratgeber empfehlen Jeder ist Beziehungsfähig von Stefanie Stahl. Auch das Buch Jain soll gut sein zu dem Thema speziell. Da findest du sicher jede Menge allgemeine Informationen.

20.09.2022 11:59 • x 3 #5


D
Zitat von logik:
hier erhoffe ich mir allgemeinere Infos.

Und was nützen allgemeinere Infos dir im besonderen?

20.09.2022 12:06 • #6


L
@DonaAmiga bitte, wenn du mir nicht auf meine Fragen antworten kannst, dann lass es ganz. Wie schon geschrieben, erhoffe ich mir Verständnis. Du hast mir da leider nicht weiterhelfen können.

20.09.2022 12:48 • x 3 #7


Matroschka
Hallo ,

Natürlich gibt es Bindungsangst und diese kann ganz unterschiedliche Ursachen haben .

Für die meisten passiert es nach Negativ Erfahrungen in Beziehungen , nicht nur Partnerschaftlich , sondern auch Familiär oder Freundschaftlich . Dieses passiert aus Enttäuschungen und Verletzungen heraus .

Zudem sind Charaktere einfach unterschiedlich , ich sehe mich auch lieber als Freiheitsliebend an , als Romantisch ...da muss schon einiges stimmen, dass ich da überhaupt daran denken würde oder motiviert wäre , auch in Aktion zu treten . Eine schöne Zeit miteinander haben lässt sich für mich immer ein gewisses Stück begrenzen.

Für einige passt es einfach nicht in die vorrangige Lebensplanung , sei es beruflich oder weil sie sich selbst erst anders ausleben möchten.

Der Schlüssel zum Glück ist :

Aktzeptiere den anderen so wie er ist !

Was bringt es Dir jetzt , wenn Du jemanden versuchst zu verändern , die andere Person ist keine Nuss die geknackt werden möchte oder einfach nur a ufgrund deines Empfindens vom Gegenteil überzeugt werden muss .

Bindungsängstler , brauchen Zeit , Vertrauen und in erster Linie Selbstheilung alter Wunden .

Und niemand , der versucht mit psycho Tricks an Ihnen herum zu manipulieren!

Ein weiterer Tip , sprich mit der betroffenen Person über Deine Gefühle . So kann die Person selbst entscheiden ob ein weiterer Kontakt sinnvoll wäre oder nicht und zum anderen , wäre es eine Klärung für Dich von dem Thema Abstand zu gewinnen und Dir keine falschen Hoffnungen mehr zu machen.

20.09.2022 12:52 • x 2 #8


L
@Matroschka dankeschön für deine Antwort! keine Sorge, ich will niemanden verändern, ich will nicht manipulieren, ich will mir keine Hoffnungen machen. Ich will, wie gesagt, einfach nur verstehen. Vielleicht auch, um in Zukunft richtig mit solchen Menschen umzugehen, oder sie, je nach persönlichem Befinden, zu vermeiden. Deine Hinweise und Tips nehme ich dankend an, auch wenn sie weder erfragt noch nötig gewesen wären...

20.09.2022 12:58 • #9


D
Zitat von logik:
Wie schon geschrieben, erhoffe ich mir Verständnis.

Ich habe keins, denn ich halte Bindungsangst für eine billige Ausrede für Armselige, die lediglich dazu dient, entweder
- Oberflächlichkeit und Egoismus als Lebensgrundsatz
oder
- Angst vor dem Verlassen-Werden
zu kaschieren.

Eine Ursache für solchen Schwachsinn sehe ich in der kranken, aber eben kapitalismus-typischen Eigenart, Menschen nicht als Menschen zu sehen, sondern lediglich als Produktivkräfte zur Erfüllung der eigenen materiellen und 6uellen Bedürfnisse. Funktioniert das Gegenüber nicht wie gewünscht, wird es ausgesondert, am besten mit dem Etikett Narzisst oder Borderliner oder - ganz neu im Katalog der schicken Amateurdiagnosen - toxisch.

Es geht um Praktiken - nicht um Partner.
Es geht um Neigungen - nicht um Zuneigung.
Es geht um den Beziehungsstatus für die eigene Außenwirkung und Selbstvermarktung.
Weil das kapitalistisch geprägte Denken und Empfinden nur Marktwert kennt - jedoch nicht Mensch.

Und weil man nicht will, dass das Gegenüber einen so taxiert und bewertet wie man selbst das Gegenüber, nimmt man jeden Nutzen mit, den das Gegenüber bietet, und erfindet zum eigenen Schutz die Ausrede von der ja ach so großen Bindungsangst.

20.09.2022 13:21 • x 3 #10


L
@DonaAmiga deine Meinung ist aus deiner Sichtweise mit Sicherheit sehr berechtigt, widerspricht aber all denen, die sich selbst als bindungsängstlich einschätzen würden. Und deren Meinung würde mich viel mehr interessieren, daher auch dieser Thread. Es geht nicht darum, den Begriff Beziehungsangst inhaltlich auseinanderzunehmen, sondern darum, persönliche Erfahrungen Betroffener zu lesen und zu verstehen. Vielen Dank.

20.09.2022 13:27 • #11


K
Ich bin mit einem Bindungsängstler in einer erfolgreichen Beziehung. Ich muss ein bisschen schmunzeln, weil weder er noch ich es offiziell so betiteln - Bindungsangst eben. Es ist hilfreich, wenn man selbst bindungsängstliche/vermeidende Anteile in sich hat und nicht alles, was der andere sagt oder tut, persönlich nimmt. Ein hoher Selbstwert sind von Vorteil und lassen sich durch das Zusammensein mit einem Bindungsängstler wunderbar kultivieren. Wenn der Selbstwert einbricht und man sich über seinen Partner definieren will, ist der Bindungsängstler über alle Berge. Man befindet sich in keiner klassischen Abhängigkeitsbeziehung - diese Art der Beziehung definiert sich über 100% Freiwilligkeit.

Mein erster Beziehungs-Versuch mit diesem Menschen ist grandios gescheitert. Im zweiten Anlauf ein halbes Jahr später, den ich gar nicht so geplant hatte, fand bei mir ein massives Umdenken statt und so ist mir dieser Mensch dann praktisch in den Schoß gefallen und er will da scheinbar auch nicht mehr weg. Unser zweiter Anlauf geht nun schon über ein Jahr, wir haben beide mehr und mehr Vertrauen aufgebaut. Er konnte über einen langen Zeitraum spüren, dass ich ihn in keinster Weise dränge und kommt deswegen Schritt für Schritt auf mich zu. Zugegebenermaßen sehr langsam. Aber doch merklich.

Wenn ich merke, er zieht sich zurück, stell ich mir eine geschlossene Haustür vor, auf der steht: Kann gerade nicht. Ich widme mich dann anderen Dingen und lasse ihn in Ruhe. In unserem Fall hat es nie länger als drei Tage gedauert, bis er wieder ins Gleichgewicht gekommen ist. Wenn man ihn kommen lässt, ist er der größte Schmusebär unter der Sonne. Beim Kuscheln klammert er sich an mich wie ein Ertrinkender an eine Boje. Ich habe hinter einer rauen Fassade selten einen so liebesbedürfrigen Menschen gesehen. Er meldet sich täglich, ruft entweder an oder schreibt witzige Whatsapps. Nicht das klassische Guten Morgen, Guten Abend Schatzimausi Herzchen- Gedöns, sondern humorvolle und persönliche Nachrichten, die mir zeigen, dass er an mich denkt. Er merkt sich alles, was ich sage, ist aufmerksam und hilfsbereit - in regelmäßigen Abständen backt er mir etwas oder macht andere kreative Geschenke.

Über das Thema Beziehung oder Bindungsangst reden wir nicht. Man muss sich mit diesem Muster schon ein bisschen auskennen und aktiv mitarbeiten, um es sicher zu navigieren. D.h. konkret das eigene Ego unter Kontrolle halten, geduldig sein und Erfüllung auch in anderen Dingen suchen, wie z.B. in Freundschaften, beruflichen Erfolgen und tollen Hobbies.

Ist das manchmal anstrengend? Ja. Ist das optimal? Vielleicht nicht. Aber 80% davon passen für mich und ich lerne extrem viel in dieser Beziehung und daher bin ich gespannt, wie weit wir noch kommen.

P.S.: Zusammenziehen, Heiraten und Kinder stehen nicht auf meiner Agenda. Das ist sicherlich ein Grund, warum ich das so entspannt sehen kann.

20.09.2022 14:30 • x 3 #12


L
@Künstlerin Dankeschön für deine Antwort! Interessieren würde mich allerdings, warum ihr nicht über das Thema Beziehung und Bindungsangst redet? Gibt es dafür einen speziellen Grund?

20.09.2022 15:02 • #13


G
Auch ich bin der Meinung, dass es Bindungsangst sehr wohl gibt, auch wenn der Begriff mehr und mehr inflationär gebraucht wird.

Der Kern der Problematik - eigentlich Nähe zu suchen, aber durch das eigene Verhalten trotzdem Distanz zu schaffen - hat mich selbst auch eine ganze Zeit beschäfigt, weil das ca. 30 Jahre lang mein Muster gewesen ist.
Letztendlich ist es mir mit ein bisschen professioneller Hilfe gelungen, die entsprechenden Selbst- und Beziehungsschemata zu reflektieren und einen anderen Umgang mit damit zu erarbeiten, zu erproben und schließlich immer mehr im eigenen Alltag zu verankern.

20.09.2022 15:13 • x 1 #14


L
@gabehcuod und wie sah oder sieht dein Umgang damit heute aus? welche Sichtweisen haben sich geändert?

20.09.2022 15:19 • #15


A


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