Zitat von logik:Hallo, ich habe mal eine Frage an euch: Ich weiß, viele von euch glauben, dass es Bindungsangst nicht wirklich gibt und trotzdem würde mich ...
Hi Logik,
ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass ich bindungsängstlich bin. Ich hatte viel Sicherheit bei meinem Partner und habe ihn geliebt. In der Verliebtheitsphase ging das gut. Wobei diese auch nur relativ kurz angedauert hat (weil ich mich da auch schon früh eingeengt gefühlt habe und die Gefühle dann schnell erkalten, es aber nicht kommunizieren konnte). Außerdem haben mir einige Eigenschaften an meinem Partner gefehlt und es gab einige Situationen, wo er mich und meine Bedürfnisse ohne ersichtlichen Grund nicht priorisiert hat. Das habe ich auch angesprochen, dadurch ist mein Partner in eine ich bin nicht gut, so wir ich bin Haltung gekommen und hat sich schuldig gefühlt. Was ich nicht wollte und deswegen habe ich Situationen nicht mehr angesprochen. Das hat dazu geführt, dass ich innerlich unzufriedener wurde und aus der Beziehung langsam raus gegangen bin. Mein Partner und auch ich selber habe davon nur wenig wirklich bewusst wahrgenommen. Mein Partner hat natürlich versucht mich zu erreichen und die Nähe her zu stellen. Aber ich habe ihn nicht mehr richtig wahrgenommen und bin weiter nach hinten weg gerückt. Es war wie eine Scheibe zwischen uns, wo ich ihn nicht mehr wahrnehmen kann und wertschätzen kann, wie er ist. Ich war innerlich sehr ambivalent. Ich habe dann eine Gruppe von Leuten kennen gelernt, mit denen ich mich sehr verbunden gefühlt habe. Das was ich bei meinem Partner nur am Anfang richtig hatte und was mir in der Beziehung gefehlt hat, mir aber nicht bewusst war. Dann habe ich diese Gruppe priorisiert (Zeitlich, bei Treffen, emotional) bzw. war sehr ambivalent, weil ich wusste, dass es irgendwie nicht richtig ist und ich mich nicht wie eine gute Freundin/Partnerin verhalte. So richtig BEWUSST, was mir fehlte in der Beziehung, war mir aber nicht bzw. hatte ich kein Gefühl dazu. Mein Partner hat mir hierfür keine Grenzen gesetzt. Das hätte ich gebraucht. Es war extrem anstrengend. Ich hatte das Gefühl, ich trage die ganze Verantwortung für die Beziehung. Es wurde zu schwer, ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf steht und das war es. Er hat es beendet, ich konnte es nicht, da ich mir ihn nicht von meiner Seite wegdenken konnte. Wir haben Kontakt gehalten und ich habe ihn aber trotzdem immer auf Abstand gehalten, wenn er mir emotional wieder näher kam. Erst als er vor kurzem den Kontakt abgebrochen hat, ist mir das erste Mal bewusst geworden, dass ich eine Bindungsangst (mit dieser Person oder generell keine Ahnung) wahrscheinlich habe, denn JETZT ich hatte plötzlich wieder alle Wünsche zurück, die ich mir am Anfang mit ihm gewünscht habe. Wunsch nach Nähe, Zweisamkeit, Erlebnisse, gemeinsam was aufbauen etc.
Davor konnte ich sie nicht wahrnehmen, ich wusste nur, dass er mir ein sehr wichtiger Mensch ist. Jetzt, wo es, denke ich, endgültig gelaufen ist, sind diese Wünsche wieder da.
Natürlich habe ich jetzt extrem zu kämpfen, mit Verlustängsten, Herzschmerz, Zukunftsneuorientierung (ich habe mich immer in Sicherheit gewogen, dass wir irgendwie trotzdem zu zweit weiter gehen ) etc.
-Ich glaube was mir geholfen hätte, wäre Grenzsetzung durch ihn, damit ich ihn wieder besser wahrnehmen kann.
-Dass er sich meine Wünsche und meine Kritik anhört, es NICHT persönlich nimmt, und für sich entscheidet, was er davon vielleicht ändern kann und was nicht und es mit mir kommuniziert, sodass wir eine
Verhandlungsbasis haben.
-Dass er Zweisamkeit etc. einfordert
-Dass er Erlebnisse schafft, die verbinden und überhaupt sich mehr einbringt in die Beziehung und mehr Verantwortung übernimmt
-dass er mir Raum lässt, wenn ich mich zurück ziehe und mir zu wissen gibt, dass er da ist und ich auf ihn zukommen kann
Ich denke, das alles kann jemand nur erfüllen, wenn er UND ich weiß, dass ich bindungsanstlich bin. Was bei mir ja nicht der Fall war. Ansonsten ist es ganz normal, dass wenn sich der eine entfernt, der andere etwas näher rückt.
Im Endeffekt weiß ich nicht, ob es vielleicht ein not-so-perfect-match war. Und ob sowas überhaupt existiert. Ich bin gerade in der Verlustangst und fühle nur, dass ich ihn zurück möchte. Ich weiß, was für ein liebenswerter Mensch er ist, und dass ich seine Seele so lieb habe. Aber es scheint als brauche ich so viel mehr von ihm in einer Beziehung.