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Leben mit Behinderung

M
Ich habe einen Bekannten, der von Geburt an starke Verkrüppelungen an Armen, Beinen, Gelenken hat und kleinwüchsig ist.

Zeit seines Lebens hatte er starke Komplexe deswegen. Heutzutage kommt er damit klar, er ist jetzt 50 Jahre alt.

Als ich ihm von meinem Liebeskummer erzählte, hat er mir auch viel von sich erzählt.

Er wünscht sich natürlich Liebe, Se x, und Zärtlichkeit, aber keine Frau wollte jemals.

Viele finden ihn total süß und lieb, flirten mit ihm, schenken ihm Nähe - aber keine lässt sich auf mehr ein.

Ich weiß nicht, was man ihm dazu sagen soll. Bin immer bemüht ihm mehr Lebensqualität zu geben, indem ich was mit ihm unternehme und so. Er hat auch Freunde, ist sehr aufgeschlossen, arbeitet, und macht regelmäßig was mit Kollegen.

Also, er hat auch Dinge, die ihn zufrieden machen.

Aber das Thema Frauen ist im Hintergrund immer präsent. Er wünscht sich das so sehnlichst und wird es einfach niemals kriegen.

Wie geht man damit um, wenn man wirklich und wahrhaftig dazu verdammt ist keine zu kriegen?

Er war früher viel im Bord., will das aber nicht mehr. Es ist auch nicht das, was er sucht. Er möchte halt normal aussehen und von einer Frau einfach geliebt werden oder so.

Bin mir da echt nicht sicher, was man ihm da Brauchbares sagen kann. Es ist einfach fürn Ar sch.

Was meint ihr?

25.11.2019 10:17 • #1


D
Was man ihm tröstenderweise sagen kann?
Bei einem so hochgezüchteten Dating-Markt haben es selbst die Normalos schon schwer.
Red Flags wohin man auch sieht, dazu ein Anspruchsdenken, das jede Bodenhaftung längst verloren hat.
Wenn schon etwas Bauchspeck, schiefe Zähne oder die falsche Haarfarbe zum persönliches Ausschluss führen, dann tun sich die Gehandicapten natürlich besonders schwer.
Die Sehnsüchte Deines Bekannten sind absolut normal und sehr verbreitet, wohl annähernd jeder Mensch wünscht sich Nähe, Verbundenheit und Sechsualität.
Nicht jeder Wunsch wird erfüllt, deshalb ist es wichtig, andere Kontergewichte zu etablieren: Freunde, Sport, Erfüllung im Beruf.

25.11.2019 10:31 • x 7 #2


A


Leben mit Behinderung

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B
Zitat von Moinsen:
. . . der von Geburt an starke Verkrüppelungen an Armen, Beinen, Gelenken hat und kleinwüchsig ist.

Eine Möglichkeit wäre sich mit Menschen zu verbinden, die mit ähnlichen Handicaps durchs Leben gehen müssen, evtl. auch den Kontakt z.B. über handicap-love.de o.ä. suchen.

Die Lebensqualität muss er sich selbst geben können, das ist sein Job, du kannst ihn dabei nur unterstützen wie er diese für sich finden kann.
Gut finde ich, daß er inzwischen gelernt hat sich so zu akzeptieren wie er ist, dann können andere das auch.

25.11.2019 10:37 • x 2 #3


M
Zitat von Dracarys:
Was man ihm tröstenderweise sagen kann?
Bei einem so hochgezüchteten Dating-Markt haben es selbst die Normalos schon schwer.
Red Flags wohin man auch sieht, dazu ein Anspruchsdenken, das jede Bodenhaftung längst verloren hat.
Wenn schon etwas Bauchspeck, schiefe Zähne oder die falsche Haarfarbe zum persönliches Ausschluss führen, dann tun sich die Gehandicapten natürlich besonders schwer.
Die Sehnsüchte Deines Bekannten sind absolut normal und sehr verbreitet, wohl annähernd jeder Mensch wünscht sich Nähe, Verbundenheit und Sechsualität.
Nicht jeder Wunsch wird erfüllt, deshalb ist es wichtig, andere Kontergewichte zu etablieren: Freunde, Sport, Erfüllung im Beruf.


Trotzdem hat der Mensch ja ein unumstößliches Verlangen nach Liebe und Nähe....

Kann man ohne das glücklich sein?

25.11.2019 10:49 • x 2 #4


M
Zitat von Benita:
Eine Möglichkeit wäre sich mit Menschen zu verbinden, die mit ähnlichen Handicaps durchs Leben gehen müssen, evtl. auch den Kontakt z.B. über handicap-love.de o.ä. suchen.

Die Lebensqualität muss er sich selbst geben können, das ist sein Job, du kannst ihn dabei nur unterstützen wie er diese für sich finden kann.
Gut finde ich, daß er inzwischen gelernt hat sich so zu akzeptieren wie er ist, dann können andere das auch.


Eine behinderte Frau will er nicht...

25.11.2019 10:50 • #5


D
Zitat von Moinsen:
Eine behinderte Frau will er nicht...


Das bestätigt ja das, was ich schrieb.
Auch Dein Bekannter hat ein überzogenes Anspruchsdenken.
Es gehört zum Weg der Erkenntnis dazu, Abstriche machen zu lernen.

25.11.2019 10:57 • x 12 #6


V
Zitat von Dracarys:
Das bestätigt ja das, was ich schrieb.
Auch Dein Bekannter hat ein überzogenes Anspruchsdenken.
Es gehört zum Weg der Erkenntnis dazu, Abstriche machen zu lernen.


Problem ist aber hier tatsächlich auch logistischer Natur. Wenn du jemanden hast, der weder Arme noch Beine bewegen kann und du selbst bewegungsmäßig eingeschränkt bist, ist es manchmal schon schwierig körperliche Nähe ohne Hilfe herstellen zu können. Diese Menschen denken da sehr häufig schlicht pragmatisch.

Ich arbeite in dem Bereich und wenn hier das Thema aufkommt, sage ich meist immer genau das.

Zitat von Moinsen:
Es ist einfach fürn Ar sch.


... und bestätige damit erstmal, denn die Situation ist ja auch doof. Ich bringe aber dennoch immer mal wieder Positivbeispiele von sehr aktiven Menschen mit Handycap mit ein und spreche in entspannteren Momenten auch darüber, wie man sich mit seiner Sicht immer wieder selbst Grenzen setzt.

Es ist einfach wirklich sauschwer für diese Menschen. Meine beiden Arbeitgeberinnen sind beide wirklich überdurchschnittlich hübsch, super empathisch, intelligent noch dazu, sitzen aber eben im Rolli und haben die gleichen Probleme wie dein Freund.

LG Vidi

25.11.2019 11:15 • x 2 #7


B
Zitat von Moinsen:
Eine behinderte Frau will er nicht...

Dann brauch er sich ja nicht zu wundern, wenn eine Frau ohne Handicup ihn auch nicht will.

25.11.2019 12:31 • x 5 #8


D
Zitat von Vidi:
Diese Menschen denken da sehr häufig schlicht pragmatisch.


Ich stimme Dir zu, dass es bei Gehandicapten nochmal schwieriger wird.
Aber der Betroffene möchte die pragmatischste Lösung (Sechsarbeit) nicht nutzen, da er etwas ganz anderes sucht.
Jeder hat das Recht, zu träumen, aber das Leben ist endlich.
Wenn man also nicht bis auf's Totenbett nur träumen mag (wobei diese Variante durchaus schön und romantisch sein kann und jedem frei steht), sind Pragmatismus uns Abstriche DIE Lösung schlechthin.

25.11.2019 12:53 • x 2 #9


M
Es geht eigentlich eher um was anderes, denke ich...

Er fühlt sich minderwertig und hässlich, wünscht sich Bestätigung.

Und eben eine Frau, die ihm gefällt.

Die Frage ist, ob man sowas kompensieren kann.

Er hat ein abgeschlossenes Studium, auf das er sich bei jeder Gelegenheit was einbildet und dauernd profiliert er sich oder beweihräuchert sich selber, wenn er irgendwas macht, was eigentlich nicht mal durchschnittlich bewundernswert ist.

Hats halt nötig ohne Ende und das scheint mir alles einzig und alleine daran zu liegen, dass er keine normale Frau kriegt.

Ich hab auch angefangen mit ihm zu trainieren, baue ihn körperlich auf, lobe ihn bei guten Sachen und so... aber bringen tut das nicht viel, außer dass es ihm danach immer ganz gut geht.

Was ja auch schön ist, aber diese grundsätzliche Problematik, die lässt sich scheinbar nicht lösen.

Ich merke das ja selber auch bei mir als Dauer-Single:

Mein Leben lang erzählen mir die Leute, dass ich clever bin, sportlich, auffallend einfühlsam, so gut reden kann, soviel drauf habe, und so.

Alles, was ich mache, das mache ich gut. Und es fällt mir leicht, das war schon immer so.

Trotzdem kriege ich keine Frau, die ich will. Ich fühle mich hässlich und abstoßend und da nutzen auch 1000 Talente nichts, das Gefühl ist da. Auch wenn es oft nur unterschwellig ist.

Das ist auch kein Thema der bösen Gesellschaft. Jeder Mann wünscht sich Nähe zu Frauen, die ihn anziehen.

Wie lebt man mit sowas? Kann man damit seinen Frieden machen?

Ich dachte vor 2 Jahren, ich hätte das getan. Aber dann kam sie und es hat mich umgehauen.

Wie muss das dann für meinen Bekannten sein? Das schleppt man doch ständig mit sich rum...

25.11.2019 13:12 • x 1 #10


B
Zitat von Moinsen:

Eine behinderte Frau will er nicht...


Warum nicht?Ist dann doch im Prinzip auch eine Form der Diskriminierung seinerseits.

25.11.2019 13:15 • x 2 #11


M
Zitat von Bones:

Warum nicht?Ist dann doch im Prinzip auch eine Form der Diskriminierung seinerseits.


Sicher, darum geht es.

Er wünscht sich normal auszusehen - andere behinderte Spiegeln das, was er hasst.

Aber ist ja auch verständlich...

25.11.2019 13:17 • x 2 #12


G
Zitat von Moinsen:
Sicher, darum geht es.

Er wünscht sich normal auszusehen - andere behinderte Spiegeln das, was er hasst.

Aber ist ja auch verständlich...


Aus welchen Gründen auch immer sich jemand ablehnt: die Selbstliebe und Selbstannahme ist halt die Eintrittskarte zur Liebe ...

25.11.2019 13:25 • x 2 #13


M
Zitat von gast5678:

Aus welchen Gründen auch immer sich jemand ablehnt: die Selbstliebe ist halt immer die Eintrittskarte ...


Und wie liebt man sich, wenn alle Frauen einen nicht lieben?

Das ist die Kernfrage...

Soll er sich vor den Spiegel stellen und sich einreden ein schöner Mann zu sein, wenn alle Frauen sich vor ihm ekeln?

25.11.2019 13:28 • #14


G
Zitat von Moinsen:
Und wie liebt man sich, wenn alle Frauen einen nicht lieben?


Selbstliebe hat ja nichts mit anderen Menschen zu tun. Es gibt unzählige Möglichkeiten daran zu arbeiten, sich selber zu akzeptieren. Eine davon ist Psychotherapie.

Zitat von Moinsen:
Soll er sich vor den Spiegel stellen und sich einreden ein schöner Mann zu sein, wenn alle Frauen sich vor ihm ekeln?


Dass sich alle Frauen vor ihm ekeln ist ja sein Glaubenssatz, seine innere, umüberprüfte Überzeugung.
Ist das wirklich wahr? Ich denke nicht.
Ich z.B. ekle mich nicht vor behinderten Menschen, im Gegenteil. Habe letztens einen auf Tinder gelikt. Mich hätte das wirklich null gestört, dass er im Rollstuhl saß und seine Hände an den Schultern sitzen. Allerdings war er so extrem voller Ängste und Erwartung von Ablehnung, dass überhaupt kein normales Gespräch zustande kam. Er hatte gar keine anderes Thema. Schade.

25.11.2019 13:30 • x 1 #15


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