@6rama9 und @cavecanem:
Danke für euer Interesse, dann hole ich mal etwas weiter aus, vielleicht wirds dann verständlicher.
Erstmal zu diesem Forum: Hier bin ich aufgeschlagen, weil ich durch eine Freundin draufgestoßen bin und war ganz angetan, dass es hier viele Unterforen gibt, denn wo gehöre ich denn rein? Es geht bei mir ja weder um eine Trennung noch um Liebeskummer noch um Affären noch um irgendwelche partnerschaftlichen Verzwirbelungen, die eines Psychologen bedürften (finde ich jedenfalls). Und hier habe ich mir einfach einen der aktuellsten Threads ausgesucht, der gerade durch die Decke ging und fand dort die Antworten der genannten Forumsleute recht konstruktiv und logisch, das sieht halt jeder anders und das darf auch so sein, denke ich.
Zu euren Fragen: Natürlich ist mir klar, dass man einen Menschen, der introvertiert ist, nicht ändern kann, weder an Tag 1 noch nach 3 Monaten und erst recht nicht nach 20 Jahren. Insofern hat CaveCanem vollkommen recht, wenn sie sagt, es ist nicht das, was er tut, was mich stresst, sondern das, was es mit mir tut. Das Thema Schweigsamkeit ploppt bei uns zwar immer mal wieder auf, seit wir uns kennen, aber bis vor fünf Jahren konnte ich damit sehr gut umgehen, weil wir beide Vollzeit tätig waren (er ja immer noch ist, mehr als Vollzeit, Managerleben halt) und ich einen Job hatte, der nur aus Blabla, Hektik, Reisen und Events bestand. Und ich habe ihn geliebt, diesen Job, immer interessante Leute, tolle Locations und viel erlebt. Da war ich heilfroh, wenn ich daheim keine Labertasche angetroffen habe, weil man einfach leer ist, wenn man von tagelangen Events kommt. Vor fünf Jahren kam das Homeoffice, einesteils höchst willkommen nach dem Leben im Vollgas, andererseits seeeeehr einsam. Von 100 auf Null, sozusagen.
Auf einem meiner letzten Events habe ich, kurz bevor ich ins Homeoffice gewechselt habe, einen sehr interessanten Single-Mann kennengelernt, mit dem ich bis vor zwei Jahren eine 3-jährige Freundschaft+ hatte, was ideal für mich war, weil er sehr kommunikativ war und auch gern gereist ist. Wir haben eigentlich täglich miteinander gemailt, haben Städtrips unternommen und hatten viel Spaß, das war eine schöne Zeit. Mein Mann hat sich auch gefreut, dass es mir so gut geht, weil er natürlich gemerkt hat, was das Homeoffice mit mir macht. Eifersucht ist ein Fremdwort für ihn, weil er weiß, dass ich zu ihm stehe und mich niemals für eine Affäre von ihm trennen würde, komme da, wer wolle (ich weiß schon, Pferde, die vor Apotheken kotzen, aber ich habe wirklich noch nie daran gedacht, mich von ihm zu trennen). Leider hat sich besagter Freund+ vor 2 Jahren von mir getrennt, weil er sich anderweitig verliebt hatte, was ja völlig legitim ist, aber für mich trotzdem eine harte Nuss war, weil: Homeoffice, berufliche Isolation, schweigsamer Mann.
Ich habe zwar viele Bekannte (die nicht wissen, dass wir eine offene Ehe führen, das geht sie nichts an) und eine Handvoll sehr guter Freunde (die es wissen), aber die sind natürlich auch alle eingespannt mit Partnern, Job, Kindern, etc. Jemand mit Tagesfreizeit wie ich joggt also einsam durch den Stadtpark, quatscht mit Rentnern an der Wursttheke (da könnte ich echte Romane erzählen, lol), wurschtelt sich durch den Haushalt oder surft im Internet rum, wenn nicht gerade ein Projekt ansteht. Luxusprobleme, ich weiß, aber ich kanns nicht ändern, es ist halt so. Und nach 35 Jahren im Geschirr wollte ich mich auch nicht mehr auf irgendwelche ehrenamtliche oder sonstige Tätigkeiten einlassen, bei denen man an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Ort sein musste, das hatte ich in meinem Job bis zum Abwinken.
Seit zwei Jahren treffe ich mich also vermehrt mit all meinen Freunden, die gerade Zeit haben und mit meinem langjährigen Freund+, der ein ganz reizender, kommunikativer und charmanter Kerl ist, aber natürlich ebenfalls, ähnlich wie mein Mann, ständig unter beruflichem Strom steht. Und dann kam Corona, mehr muss ich nicht sagen. Wir telefonieren zwar noch miteinander, aber alles, was so geplant war mit meinen Freunden und Freund+, ist geschreddert.
Zu meinem Mann: Wenn ich eine Liste erstellen müsste mit den berühmten Pros und Contras, dann stünden auf der Pro-Seite ganz viele Dinge, demgegenüber ein einziges Contra: Schweigen. Es ist ja nicht so, dass er gar nicht mit mir redet, aber er findet es unnötig, alles zu zerreden. Tja, wo hört jetzt kommunizieren auf und zerreden an? Da haben wir leider vollkommen unterschiedliche Ansichten. Und das wirkt sich auf unsere 6ualität aus, deswegen habe ich unser Verhältnis, was das angeht, am Anfang auch so ausgiebig beschrieben, weil wir ja nicht gerade eine 0815-Ehe führen.
LG,
Nostromo
25.04.2020 14:06 •
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