Langsamer Abschied von einer langjährigen Beziehung

Ich bin neu hier, lese aber schon seit einigen Tagen Eure Trennungs-Geschichten und leide buchstäblich mit bzw. erkenne ich mich in der ein oder anderen story wieder.
Nun zu meiner Geschichte: Seit 6 Wochen befinde ich mich in einem Trennungsprozeß nach 16 Jahren Beziehung. Die Trennung ging von meinem Partner aus. Mit Worten hat er die Beziehung bisher nicht beendet. Seine Handlungen sprechen aber eine andere Sprache. Sein nervöses Verhalten, sein Aktionismus in den letzten Monaten haben mich stutzig gemacht und ich habe ihn vor 6 Wochen darauf hin angesprochen. Es war ihm unangenehm und er wich aus, wirkte wie unter Druck gesetzt. Er sagte dann sowas wie, wir würden ja die letzten Jahre nur noch in einer WG wohnen. Zugegeben, das stimmt leider auch. Ich habe seit diesem Zeitpunkt öfter das Gespräch gesucht. Ihm waren diese Situation extrem unangenehm. Er wollte nicht reden. Überhaupt hat er während unserer Beziehung nie gerne über uns gesprochen. Das war auch der Knackpunkt, warum ich es irgendwann sein ließ, weil es für mich irgendwann zwecklos erschien mit ihm das Gespräch zu suchen.
Ich habe dann per Zufall herausgefunden, dass er sich in seinem Heimatbundesland bereits ein Haus gemietet hat und Küche und Möbel schon bestellt waren. Seine Tochter lebt dort auch und er ist gerade Opa geworden, zudem erhofft er sich dort beruflich mehr Erfolg.zu haben. Ich war schockiert, da er mir davon natürlich nichts mitgeteilt hat. Hätte ich es nicht herausgefunden, hätte er mich vor vollendete Tatsachen gestellt, denn seinen Abgang hat er schon Monate davor detailliert geplant. Wir wohnen hier in einem großen Haus, das wir zusammen vor 12 Jahren gebaut haben. Ich werde hier erst einmal weiter wohnen bleiben, obwohl ich bei der Finanzierung der Restschuld wirklich an meine Grenzen komme, wenn ich es alleine stemmen muss. Ich stehe alleine im Grundbuch, da er damals in einer Privatinsolvenz stand.
Jetzt mache ich mir Gedanken mit welchem Typ Mann war ich da zusammen. Hat er mich von Anfang an nur ausgenutzt und ich habe das nicht gemerkt? Für mich ist das im Moment etwas was mich am meisten interessiert. Ich will einfach wissen, ob ich vielleicht immer auf eine bestimmte Art Männer hereinfalle. Es also irgendwie ein Muster gibt.
Vielleicht könnt ihr mir da auf die Sprünge helfen .
Zur Trennung selbst, äußerte er sich so, dass er erst einmal seine Ruhe brauche.

Ja, das ist auch das was ich denke. Er ist tatsächlich jemand, der alles alleine macht. Er kommt auch sehr gut alleine im Leben zurecht. Er kann im Prinzip alles. Ich denke auch, es ist geschuldet, wie er aufgewachsen ist. Er wuchs in der früheren DDR in recht einfachen Verhältnissen bei Eltern, die beide ganztags gerbeitet haben, auf. Er war praktisch ein Schlüsselkind und wenn er nach Hause kam, lag da ein Zettel der Mutter mit Aufgaben, die er rund ums Haus zu erledigen hat.
Mich hat es schon immer gewundert, wie er mit seinen Eltern umging. Da gab es nie eine Umarmung, er redete sie mit Vater und Mutter an und alles war sehr funktionell im Umgang. Über Befindlichkeiten oder Gefühle wurde dort nie gesprochen (das sagte er mir auch). Er machte wohl immer alles mit sich selbst aus, Zuverlässig war er immer, auch als die Eltern in ein Pflegeheim kamen, kümmerte er sich. Mir gegenüber verhielt er sich auch so wie gegenüber seiner Mutter. Sobald ich sagte:Wir müssten uns mal bei Gelegenheit um das und das kümmern, stand er schon in den Startlöchern. Überhaupt war/ist er ein sehr unruhiger Mensch, wirkt wie getrieben.

Zitat von Lebensfreude:

Tut mir leid, was da gerade in deinem Leben passiert. Die Detailplanung deines Partners ist schon sehr verlogen. Und am Ende fragt man sich immer: wer ist der Fremde da vor mir? Wo ist die Liebe, die früher in seinem Blick war? Wart ihr verheiratet? Sei froh, dass du im Grundbuch für das Haus stehst. Ob das ein ...

Nein, wir waren nicht verheiratet. Ich war davor schon einmal verheiratet. Die Trennung war Dank Ehevertrag und keine Kinder eigentlich nur formell und wir verstehen uns heute noch ganz gut.

Zitat von whynot60:

Wie kommst Du darauf, dass hier ein bestimmtes Muster dahinterstecken könnte? Bist Du schon öfter auf diese bestimmte Art von Männern hereingefallen? Es ist ja nicht gerade außergewöhnlich, dass nach immerhin 16 gemeinsamen Jahren die Gefühlslage sich verändert hat und die Beziehung eigentlich keine ...

Zum Muster: Ich hatte bisher 3 längere Beziehungen und in jeder dieser Beziehungen ist der Mann daran gewachsen und hat sich sehr zu seinem Vorteil entwickelt. Meinen ersten längjährigen Freund hab ich aus einem unguten Umfeld befreit (Jugendtrafen, Schlägereien). Er hatte mit 6 Jahren beide Elternteile verloren und wuchs bei den Großeltern auf. Mein Ex-Mann war ein Muttersöhnchen und verwöhnt und sehr unselbständig, hatte zuvor auch noch nie eine Beziehung. Und der Jetzige war bei unserem Kennenlernen insolvent. Diese Phase dauerte die ersten 5 Jahre unserer Beziehung und während dieser Zeit bauten wir das Haus.

Zitat von VictoriaSiempre:

Die Art und Weise, wie er ohne irgendetwas zu Dir zu sagen, bereits woanders sein Leben sehr konkret neu gestaltet, kann ich mir beim besten Willen nicht schön reden. Dass sich seine Gefühle vielleicht verändert haben, dass er näher bei Tochter und Enkelkind sein möchte, ob es vielleicht eine andere Frau gibt - ...

Während der Phase seiner Insolvenz haben wir zusammen dieses Haus gebaut. Ich habe es finanziert und er hat mir Miete gezahlt. Das funktionierte all die Jahre. Seine Insolvenz resultierte aus seiner Fa., die leider aufgrund wirtschaftlicher Schieflage und mangelnder Nachfrage einfach pleite ging. Daraufhin hat ihn seine Frau verlassen und er ist in diese Region gekommen, um in einem neuen Job (der gut bezahlt wurde) zu arbeiten. Seit 10 Jahren ist er nun finanziell unabhängig und sehr engagiert in seinem Job.

Das Problem bei der Trennung jetzt ist, daß ich sie gar nicht will, daß ich noch immer an ihm hänge. Und ich habe mich zum Anfang der Beziehung da emotional nicht so stark reingehängt, da ich immer unabhängig sein wollte und im Zusammenleben waren wir immer ein gutes Team. Erst mit den Jahren habe ich mich emotional fallen lassen und an eine gemeinsame lange Zukunft geglaubt.
Leider hatte ich die letzten Jahre einige Schicksalsschläge zu verkraften. Ich wurde arbeitslos und danach war ich in seiner Fa. angestellt. Und das hat mich sehr, sehr unzufrieden gemacht und auch irgendwie unserer Beziehung geschadet, da ich immer mehr in den Müßiggang geschlendert bin. Es gab auch immer wieder häufiger Streit wegen Kleinkram. Ich dachte und hatte aber immer die Hoffnung: da kommen wir gemeinsam raus und es wird wieder besser. Aber diese Situation hat auch bei ihm Spuren hinterlassen. Außerdem geht es seiner Fa. seit einem Jahr wirtschaftlich auch nicht mehr so gut.
Zudem ist im letzten Jahr meine Stiefmutter und zugleich beste Freundin verstorben.

Zitat von Heffalump:

nun bist du es nicht mehr?

Nein, ich habe bei ihm einen Arbeitsvertrag. Das heißt ich bin abhängig von ihm.
Ich bin schon immer der Typ Augenhöhe gewesen. Das hat auch sehr lange funktioniert, bis auf das letzte Jahr.
Ich mache mir Vorwürfe, dass ich mir nicht frühzeitig einen anderen Job gesucht habe. Aber wir haben uns einen (schwierigen, second hand) Hund angeschafft (Dobermann), den ich erzogen habe. Das war viel Arbeit, bis er alltagstauglich war. Da wäre ein fulltime Job nicht drin gewesen. Wir wollten das damals beide.
Jetzt ist es für mich altersmäßig zu spät einen Job zu finden, der meiner Qualifikation entspricht. Ich bin da auch zu lange draußen. Habe es versucht, aber nur Absagen bekommen. Das ist für mich eine zusätzliche Belastung.

Zitat von Heffalump:

Das kannst du doch ändern

Versuche ich ja schon länger. Aber in meinem Beruf und in meinem Alter ist es sehr schwer etwas zu finden.